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03.09.2022: Bighorn Mountains und Devils Tower

Die erste Nacht in einem richtigen Bett nach vier Tagen im Zelt war wundervoll. Nur lenkte die Klimaanlage leider leicht ab, die alle zehn Minuten laut ratternd anlief, um den zu warm gewordenen Raum wieder abzukühlen. Davon ließen wir uns aber trotzdem nicht lange stören und sanken schnell in den wohlverdienten Schlaf

Scheinbar haben wir aber immer noch etwas Jetlag, denn um 05.00 Uhr waren wir beide schon wieder wach. Das war aber auch nicht schlecht, da wir noch einiges zu erledigen hatten, insbesondere musste der Teton Crest Trail Beitrag mit den dazugehörigen Fotos noch fertig gestellt und die Fotos und Videos auf das NAS hochgeladen werden. Bald brauchen wir Urlaub, von all dem Stress 😉

Wir nutzen die Check-Out Zeit bis zum bitteren Ende aus und ließen uns auch nicht davon stören, dass der Motel-Besitzer ab circa 08.30 Uhr vor unserem Zimmer auf und ab schlich und scheinbar darauf wartete, dass wir auscheckten… Da hatte er mit uns aber auf das falsche Pferd gesetzt.

Erledigungen in Riverton

Um 10.30 Uhr mussten wir das Motelzimmer und das Internet dann aber letztendlich doch verlassen und machten uns an die weiteren Erledigungen. Neben diversen Kleinigkeiten mussten wir auch zu Walmart, um die Nahrungsmittel für die nächsten Tage zu kaufen.

Da wir am Abend auf dem Campingplatz unser Essen selbst zubereiten würden, wollten wir Wraps mit frischen Zutaten machen. Neben Salat, Avocados, Tomaten und Zwiebeln sollte Thunfisch und eine scharfe Sauce drauf kommen. Ich hielt es für eine gute Idee auch die Bohnenpaste, die wir bereits in Mexiko gegessen hatten einzupacken, damit die Wraps sättigender sind. Yasmin war einverstanden. Erst am Abend, im Zelt, merkten wir, dass die Bohnen doch keine so gute Idee waren…

Auf der Fahrt in die Bighorn Mountains sind wir neben endlosen Weiten von “Nichts” auch noch durch den uns komplett unbekannten, aber trotzdem sehr beeindruckenden Teeter Canyon gefahren.

Außerdem sind wir durch Thermopolis gekommen, dass die größte Mineral Hot Spring der Welt besitzen soll, wenigstens stand das auf einem Hügel. Wir haben das nicht nachgeprüft, sie sah auf jeden Fall hübsch aus.

In den Bighorn Mountains angelangt fuhren wir zunächst durch den Tensleep Canyon. Ein weiteres Mal an diesem Tag waren wir von hohen Felswänden beeindruckt.

Der West Tensleep Campground hatte nur zehn Plätze und war niedlich am gleichnamigen See gelegen. Nach einem kurzen Fotostopp dort gingen wir zu unserem Platz zurück und machten uns an die abendlichen Routinetätigkeiten. Obwohl alle alle Plätze reserviert waren, befanden sich nur drei weitere Parteien mit uns auf dem Platz.

Als wir uns gegen acht schon müde ins Zelt verkrochen hatten, kam dann doch noch ein weiterer Wagen. Natürlich hatten die beiden Männer den Platz direkt neben uns und machten sich sogleich emsig daran Holz für ein Feuer zu hacken, ihr Zelt aufzubauen, Bier zu trinken usw. Unser Schicksal akzeptierend nahmen wir unsere Ohrstöpsel und konnten daraufhin trotzdem schlafen.

Der Sternenhimmel nachts war übrigens fantastisch, das wog das Minus im Komfort (kein Bett, keine Dusche) doch etwas auf.

Bighorn Mountains

Am nächsten Morgen war es herbst- und bergtypisch sehr kalt. Besonders Yasmin litt darunter und bemerkte mehrfach, dass sie keinen Bock mehr darauf hat morgens zu frieren und tagsüber zu schwitzen 😀

Das Programm für heute war sehr überschaubar, da wir uns noch von den Mehrtagestouren erholen wollten: Die Wanderung zum Mirror Lake hatte nur 10 Kilometer und ein paar hundert Höhenmeter. Der Weg ging zumeist durch Wald und manchmal durch steppige Ebenen und war einfach zu gehen. Der See war sehr schön und friedlich.

Wir hätten es auch einwandfrei in der geplanten Zeit geschafft, wären uns nicht wieder die redseligen Amerikaner in die Quere gekommen. Mindestens zehn Minuten quatschten wir auf dem Rückweg mit einem Mitwanderer über seine 92-jährige Mutter, seine deutsche Familie in Aalen und seine Kletter- und Wandertrips in der Wind River Range und Colorado. Eben Dinge, mit denen man mit komplett Fremden nach einer kurzen Begrüßung so redet.

Die anschließende Fahrt nach Gilette war “ereignislos”, wobei 180 Kilometer Fahrt durch fast menschenleere Badlands irgendwie doch beeindruckend sind. Mal wieder wurde uns dadurch die immense Weite der USA vor Augen geführt, die man wahrscheinlich erst nachvollziehen kann, wenn man sie erlebt.

Devils Tower

Der heutige Tag begann großartig, denn wir hatten ein Motel mit Frühstück! Das ist auf dieser Reise bereits einmal passiert, jedoch war das in Riverton leider enttäuschend. Heute sollte es jedoch anders sein.

Zur Erklärung: Das typisch amerikanische Motel Frühstück besteht aus großen Teilen aus Zucker. Süßer Saft, süße Teilchen, Pancakes und / oder Waffeln mit Ahornsirup, labberiges Weißbrot mit Erdnussbutter und / oder Marmelade, süße Cornflakes, gezuckerte Oats (Haferflocken), süße Riegel. Das einzige Zugeständnis an gesunde Ernährung sind meist ein paar Äpfel oder Bananen, die verschämt in der hintersten Ecke stehen. Häufig bleibt deren Anzahl vorher wie nachher dieselbe.

Heute gab es auf jeden Fall ein richtiges Frühstück, dass den Erwartungen entsprach. Ich war begeistert. Dies war auch der Grund, weswegen wir nicht ganz pünktlich loskamen, da die fehlenden Kalorien von den letzten Wanderungen noch ausgeglichen werden wollten. Yasmin würde sagen, dass ich ein Zuckerproblem habe. Ich meine jedoch, dass ich einen guten Metabolismus besitze, der auch mit Kohlenhydraten perfekt zurecht kommt 🙂

Attraktionstechnisch hatten wir uns heute den Devils Tower ausgesucht, den ich schon lange besuchen wollte. Dieser ist ein über 260 Meter hoher Berg, der aus versteinerten Lavasäulen besteht. Aufgrund seiner Größe konnten wir ihn bei der Anfahrt bereits schon aus rund 30 km Entfernung sehen.

In unmittelbarer Umgebung es Towers gibt es drei Loops, die sich praktischerweise zu einem einzelnen, zehn Kilometer langen Rundweg verbinden lassen. Klar, dass wir uns dafür entschieden haben, oder?

Wir starteten also am Joyner Ridge Trailhead, um mit dem gleichnamigen Trail zu beginnen. Die 30 Grad waren einigermaßen zu ertragen, da es stark windete und wir häufig durch den Schatten der Bäume gingen. Obwohl heute der Samstag des Labour-Day-Wochenendes ist, waren wir auf diesem Teil fast alleine und konnten den Anblick des Towers ungestört genießen.

Nach einem kleinen Abstieg ging es durch die weiterhin leicht bewaldete Prairie auf den Red Beds Trail. Überrascht wurden wir durch die rote Erde und Steine, die wir während der Anfahrt zwar schon gesehen hatten, jedoch in dieser Intensität eher von Utah kennen.

Ebenfalls sehr gefallen hatte uns das Tal vor dem Tower. Der blaue Belle Fourche River schlängelte sich durch das grüne Gras, an der Seite rote Hügel und die gelbe Prairie. Die Kombination der Farben sah umwerfend aus.

Außerdem wurde nun nach und nach auch die Sicht auf den Tower besser und besser.

Da wir abgesehen vom Tower heute nichts vorhatten, gönnten wir uns eine längere Pause inklusive Snack im klimatisierten Visitor Center. Anschließend gingen wir auf den asphaltierten Tower Trail, der direkt um den Berg herumführte. Hier waren einige Menschen unterwegs, jedoch trotzdem weniger, als wir uns ausgemalt hatten.

Eindrucksvoll war der Anblick der Klettergruppen, die den Turm bezwangen. Die schnellste Besteigung jemals dauerte nur 18 Minuten, aber im Schnitt braucht man fünf bis acht Stunden für den Aufstieg. Yasmin hätte sich am liebsten gleich die Kletterausrüstung ausgeliehen, ich war etwas zurückhaltender. Wir notieren das mal unter “Ziele nach der Weltreise” 🙂

Nach der Umrundung ging es über den zweiten Teil des Red Beds und des Joyner Ridge Trails wieder zurück zum Wagen. Die Temperaturen hatten nochmal merklich angezogen und der Wind nachgelassen. Durchgeschwitzt kamen wir am Wagen an, wo ein besorgter Amerikaner Yasmin auf ihren tomatenfarbigen Kopf hinwies. Seiner Meinung nach stand sie kurz vor einem Hitzekollaps. Aus Erfahrung wissen wir aber, dass Yasmins Gesicht gerne Farbe bekommt, wenn sie sich anstrengt oder es heiß ist.

Die letzte Station war dann die sogenannte Prairie Dog Town, Haltebuchten an der Straße, von denen man Prairiehunde sehen kann.

Neben diversen Schildern wies eine leuchtend rote Aufschrift in fetten Buchstaben darauf hin, dass man diese nicht füttern solle. Trotzdem standen mehrere Amerikanerinnen dort und verfütterten Trockenfrüchte und Nüsse an sie.

Als Yasmin sie darauf hinwies, dass man das nicht tun sollte, da die Tiere dann zutraulicher werden, näher an die Straße kommen und dann leichter überfahren werden, winkten sie ab. Das würde bestimmt nicht passieren. Außerdem seien Nüsse und Trockenfrüchte ja ihre natürliche Nahrung…

Vielleicht hätten sie sich mal 5 Minuten nehmen sollen, um die riesige Hinweistafel neben ihnen zu lesen, auf der genau das stand. Bei so viel Ignoranz können wir nur das Beste für die Prairiehunde hoffen.

Davon abgesehen waren die kleinen Viecher furchtbar putzig und niedlich.

Nach einem Abschiedsblick auf den Tower, fuhren wir im Anschluss weiter nach Belle Fourche, was bereits in South Dakota liegt. Hier waren wir noch nie, insofern haben wir einen neuen Bundesstaat abgehakt. Nach dem obligatorischen Burger ist nun ein weiterer Tag vorbei.

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