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09.05.2023: Camino Frances: Kilometer 145 bis 252

Inzwischen sind wir tatsächlich bereits 11 Tage auf dem Camino unterwegs und haben “nur noch” rund 530 Kilometer vor uns. Obwohl uns der Weg weiterhin mäßig begeistert, sind wir von der mittlerweile zurückgelegten Strecke ziemlich beeindruckt.

Zudem sind wir ganz zufrieden damit, dass wir nun auch die Streckenlängen um einiges verlängern können, ohne dadurch am Ende des Tages tausend Tode zu sterben.

Leider machte auf diesem Abschnitt Kais Knie ein wenig Probleme, allerdings versuchen wir es auf jeden Fall weiter. Auch, wenn wir natürlich einfach abbrechen und/ oder ein Stück des Weges mit Öffis überwinden könnten, ist dies nicht unser Anspruch.

Auf einer langen Wanderung gibt es immer Tage, an denen es körperlich, mental oder aufgrund äußerer Umstände, wie z.B. dem Wetter, nicht besonders gut läuft, dies ist am Ende jedoch auch die Herausforderung. Hier gilt es – wie auch im echten Leben – durchzuhalten und nicht bei der ersten Widrigkeit einfach aufzugeben, denn am Ende entscheidet bei solchen Touren (fast) immer “der Kopf” über den Erfolg.

Etappe 8: Torres del Rio bis Navarrete
32,40 km, 383 m, 371 m, 07:35 Std.

Heute war mal wieder so ein typischer Camino-Tag: Wir liefen und schwitzten über viele Kilometer, aber am Abend mussten wir ewig überlegen, was heute überhaupt passiert war. Der Grund dafür ist für uns eindeutig; es liegt daran, dass der Weg es leider immer noch nicht geschafft hat, uns zu überzeugen.

Trotzdem versuche ich jetzt mal zu rekapitulieren, was heute so passiert ist:

Wie wir es uns erhofft hatten, war die Übernachtung und das Frühstück in der kleinen Pension in Armañanzas großartig, trotzdem war es noch zu früh, als der Wecker um 06.00 Uhr klingelte. Da wir heute aber fast 33 Kilometer gehen wollten, musste es leider sein.

Nach dem leckeren Frühstück fuhr uns unser Gastgeber die anderthalb Kilometer an die Stelle zurück, wo er uns gestern aufgesammelt hatte.

Auf der Fahrt konnten wir dann auch in Erfahrung bringen, warum die Dörfer alle so ausgestorben wirken: Offensichtlich wohnen nur sehr wenige Menschen dauerhaft dort, ein Großteil sind Ferienwohnungen. So hat Armañanzas gerade mal 40 und Torres del Rio nur 14 Einwohner!

Zudem erzählte er uns, dass der heutige Abschnitt des Caminos Mata burros (= Eselstod) genannt wird, da es andauernd auf und ab geht. Mein Knie freute sich jetzt schon und bereits nach wenigen Metern fing es dann auch schon an zu schmerzen. Genau das richtige für die lange Etappe…

Im Gegensatz zu gestern trafen wir heute direkt nach dem Start wieder auf deutlich mehr Menschen. Wir vermuteten, dass viele bis nach Sansol bzw. Torres del Rio gegangen und wir nun mit allen anderen gestartet waren. Schneller waren sie jedoch nicht geworden, so dass wir bald Pilger um Pilger überholten.

Nach kurzer Zeit trafen wir eine Dame aus Flensburg wieder, die wir an den vorherigen Tagen bereits ein paar Mal gesehen hatten und gingen einige Zeit mit ihr quatschend weiter. Das war einerseits schön, da es vom Weg ablenkte, aber andererseits gingen wir dadurch deutlich langsamer als gewollt. Anders als bei uns war ihre Tagesetappe nur 20 Kilometer lang, insofern war es auch total okay, als sie bei einem Essensstand Pause machte und wir weiter gingen.

Der weitere Weg bis nach Viana, dem ersten Dorf nach 11 Kilometern Weg, war dann durch mehrere Eindrücke geprägt: Schwüle Hitze, starke Langeweile und dem dringenden Wunsch nach einer Toilette. Beim leckeren Frühstück hatten wir uns nämlich dazu verleiten lassen mehrere große Tassen Kaffee zu trinken. Dies rächte sich nun, insbesondere da sich der Weg durch offenen Landschaften ohne größere Büsche am Wegesrand auszeichnete.

In Viana wurden wir dann endlich erlöst! Davon abgesehen wollten wir hier aber noch keine Pause einlegen, da wir bisher nur zwei Stunden gebraucht hatten. Dementsprechend ging es weiter nach Logroño, das weitere 9,6 Kilometer entfernt lag.

Der Weg war relativ eben und führte uns an vielen Feldern mit Weinreben entlang. Darüber hinaus gab es allerdings nichts, was uns von diesen weiteren zwei Stunden im Gedächtnis blieb.

Kurz vor Logroño fielen uns wie schon an vorherigen Tagen auch, die Unmengen an Pappelsamen auf, die hier entlang des Weges herumflogen. Das reinste Allergikerparadies…

In der Stadt machten wir im ersten Kaffee, dass sich anbot, Pause und aßen zwei Sandwiches mit Salat, Ei und Unmengen Mayonnaise. Dazu gab es kalte Cola, wundervoll. Der Camino macht bescheiden 😉

Witzig fanden wir übrigens, dass uns auch hier überall in der Stadt Nicht-Pilger einen fröhlich “Buen Camino”, also einen guten (Jakobs-) Weg, wünschten. Eine Dame bot uns sogar Süßigkeiten an, die wir jedoch dankend ablehnten. Wir freuen uns auf jeden Fall immer darüber und bisher machen die Spanier einen sehr positiven und freundlichen Eindruck auf uns.

Um kurz vor 13.00 Uhr machen wir uns daran die letzten 12,5 Kilometer des Wegs in Angriff zu nehmen. Die Temperaturen waren mittlerweile auf 31 Grad geklettert, was wir glücklicherweise nicht als so heiß empfanden, da einerseits ein kühler Wind blies und andererseits der Weg von Bäumen gesäumt war, die Schatten spendeten. Zudem führte er an einem Stausee entlang, der sicherlich auch dazu beitrug, die Hitze erträglicher zu machen.

Kurz vor Navarrete startete der Camino nochmal eine große Charmeoffensive, als er uns zunächst direkt an der Autobahn entlang führte, um dann kurz danach mit einer großen Baustelle und einer noch nicht genutzten Autobahnbrücke nochmal eins draufzulegen.

Wir ließen uns davon jedoch nicht beeindrucken und gingen die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft. Dort erfuhren wir, dass das Abendessen – mal wieder – erst um 19.15 Uhr beginnen sollte, für uns also eindeutig zu spät.

Da es jetzt aber noch einigermaßen früh war, gingen wir auf unser Zimmer und organisierten die Übernachtungen für die nächsten Etappen. Wie auch sonst, dauerte dies deutlich länger als gewollt, da Doppelzimmer in der Nähe des Caminos weiterhin großzügig ausgebucht waren. Zwei Stunden dauerte es, bis wir endlich Zimmer für drei weitere Etappen hatten.

Ein Grund für die Zimmerknappheit scheint übrigens zu sein, dass gerade viele Südkoreaner und Amerikaner unterwegs sind, die dieses Jahr zum ersten Mal nach COVID wieder auf dem Camino laufen können. Yay!

Später gingen wir in den kleinen Supermarkt und kauften Baguette, Schinken, Käse und Aioli, um uns Bocadillos con Jamon y Queso zu machen. Der Schwabe in mir findet das großartig, da wir dadurch Geld sparen, aber viel lieber möchte ich – und Yasmin auch – abends gerne eine richtige (warme) Mahlzeit haben. Die Hoffnung, dass das häufig passieren wird, haben wir mittlerweile aber fast aufgegeben…

Nach dem Essen verzogen wir uns dann auf unser Zimmer, schrieben diesen Blogeintrag und gingen früh ins Bett.

Mein Knie hat den Tag übrigens einigermaßen gut und ohne weitere Ibuprofen ausgehalten. Mal schauen, wie sich das noch so entwickelt.

Etappe 9: Navarrete bis Azofra
23,06 km, 280 m, 223 m, 05:28 Std.

Die Nacht haben wir sehr gut geschlafen, obwohl wir ab 05.00 Uhr immer wieder von den aufbrechenden Pilgern geweckt wurden, die in den Mehrbettzimmern übernachtet hatten und nun mitten in der Nacht los liefen. Da wir selbst einen recht entspannten Tag vor uns hatten, drehten wir uns nochmal um und schliefen bis 07.00 Uhr weiter.

Als wir schließlich gegen etwa 08.45 Uhr losgingen, waren wir die letzten, die noch in der Herberge waren, alle anderen waren spätestens um 07.00 Uhr los.

Wir gingen durch das morgendliche Navarrete, das, wie eigentlich alle Dörfer bisher, eine niedliche Altstadt mit einer prächtig und üppig eingerichteten Kirche beitzt.

Witzigerweise trafen wir bald schon einige der Mitwanderer, die wir gestern noch in unserer Herberge gesehen hatten, in einem örtlichen Café, wo sie offensichtlich ihr Frühstück genossen. Uns käme es ja nicht in den Sinn bereits um 07.00 Uhr die Herberge zu verlassen, nur um dann 50 Meter weiter über anderthalb Stunden beim Frühstück zu verbringen, aber jeder wie er mag.

Wir selbst hatten noch im Hotel gefrühstückt, also gab es für uns keinen Grund länger in Navarette zu bleiben.

Leider machte mein Knie schon kurz nach dem Losgehen Probleme, die längere Zeit nicht nachließen. Dies führte uns im Laufe des Tages zu der Frage, ob es Sinn macht, die Wanderung so fortzusetzen. Da ich schon immer sehr lange eine Streckenwanderung machen wollte, beschlossen wir es in den kommenden Tagen erstmal mit Ibuprofen, Tape und eventuell einer Kniemanschette zu probieren und dann in ein paar Tage nochmal schauen.

Spontan aufhören können wir ohnehin nicht, da die Zimmer auf dem Weg immer noch großzügig ausgebucht sind und wir dementsprechend mittlerweile mindestens vier Etappen im Voraus buchen müssen. Glücklich sind wir mit dieser Situation nicht, können sie aber auch nicht ändern.

Derweil führte uns der Camino ,wie bereits auch die Tage zuvor, durch die hiesigen Weinanbaugebiete, was wir prinzipiell befürworten – wer kann schon Nein zu Wein sagen – es wurde aber auch nicht abwechslungsreicher. Besser wurde es leider auch nicht, als der Weg später mehrere Kilometer parallel zu einer Autobahn verlief.

Nach einigen Kilometern mussten wir uns dann entscheiden, ob wir einen Abstecher in das Dorf Ventosa machen wollen, der uns mehrere Kilometer mehr Weg eingebracht hätte. Bei der Entscheidung kam uns die erste Regel zu Hilfe, die uns der Camino direkt zu Beginn gelehrt hat: Nebenwege, die den Weg verlängern, lohnen sich nicht, da man auf ihnen mit Sicherheit nichts zu sehen bekommt, was den Umweg wert wäre.

Nach etwa 16 Kilometern waren wir endlich in Nájera angekommen, wo wir uns zur Mittagszeit ein paar Bocadillos und zwei Cortados gönnten. Hier im Kaffee zu sitzen war tatsächlich richtig nett und gefiel uns sehr gut, wenn nur dieses dämliche Gepilgere nicht wäre…

Nachdem wir uns im örtlichen Kloster einen Stempel für unser Heftchen abgeholte hatten, machten wir uns auf den knapp sechs Kilometer langen Weg nach Azofra, wo bereits ein Zimmer auf uns wartete.

Der Weg ging zunächst leicht bergauf und dann, mal wieder, durch endlose Weinberge und -ebenen. Positiv anzumerken war, dass in der Ferne wirklich hübsche Berge das Landschaftsbild aufwerteten. Zudem ging ein kühler Wind und die Sonne versteckte sich hinter Wolken, so dass das Gehen richtig angenehm war.

Da Nájera auch das offizielle Ende der letzten Etappe war, waren mit uns nur wenige andere Pilger unterwegs, sodass wir uns fast alleine fühlen konnten.

Auf dem Weg gingen wir übrigens an einem Schild vorbei, dass besagte, dass es “nur noch” 581 Kilometer nach Santiago seien. Dabei fiel uns auf, dass wir am Ende dieser Etappe und in den letzten neun Tagen damit bereits 200 Kilometer gegangen sind. Ziemlich krass, wie wir finden!

In Azofra angekommen, wurden wir gleich von einem Schild überrascht, das besagte, dass es in dem hiesigen Restaurant bereits ab 18.00 Uhr das Pilgermenü geben sollten. Wir waren begeistert, damit würde es heute Abend endlich mal wieder etwas warmes zum Essen geben 🙂

Davor explodierten jedoch unsere Rucksackinhalte in unserem Zimmer, welches angenehm groß war und wir planten, wie bereits fast alle Tage zuvor, die kommenden Etappen. Spaß und fröhliches Pilgertum sieht anders aus.

Das Abendessen war dann lecker und reichlich, vor allem aber gab es eine komplette Flasche Rotwein für uns beide 🙂

Fröhlich angetrunken gingen wir anschließend zurück in unser Zimmer, schauten eine Serie und schliefen danach ein.

Etappe 10: Azofra bis Grañón
23,06 km, 318 m, 116 m, 05:26 Std.

Das frühe Aufstehen bekommen wir echt nicht mehr hin! Vor unserer Reise ist Yasmin noch um 05.45 Uhr mit dem Weckerklingeln aus dem Bett gesprungen, nun brauchen wir mindestens einen Kaffee und etwa 30 bis 40 Minuten, bis wir endlich aufstehen.

Dementsprechend waren wir heute erneut erst gegen 08.15 Uhr auf dem Weg, obwohl wir bereits um 07.00 Uhr aufgestanden waren. Wir kamen dann auch nur 50 Meter weit bis zum nächsten Café, wo wir erstmal nochmal eine halbe Stunde mit Frühstück verbrachten, aber dann ging es wirklich los 🙂

Mein schmerzendes Knie hatte ich gestern Abend noch mit Kinesio-Tape verarztet und heute morgen eine Ibuprofen 300 genommen. Nachdem wir losgelaufen waren, dauerte es etwa eine halbe Stunde, bis ich schmerzfrei laufen konnte, dafür hielt die Wirkung dann aber auch den kompletten Tag an, was ich sehr positiv fand.

Bis zum ersten Dorf Cirueña waren es etwa neun Kilometer, die uns leicht ansteigend durch welliges Ackerland führten. Wenigstens wurden die Weinreben weniger, was wir als enorme Abwechslung wahrnahmen. Der Camino lehrte uns erneut Bescheidenheit.

Cirueña selbst stellte sich als ein weiteres der vielen spanischen Geisterdörfer, die es hier so gibt, heraus. Abgesehen von der Bedienung in einer Raststätte, die wir für eine Porzellanpause nutzten, sahen wir nur eine andere Person, die nicht pilgerte und dass, obwohl wir durch mehrere Straßen gingen, die von neuen Reihenhäusern gesäumt waren. Wir fühlten uns ein wenig wie bei “The Walking Dead”, ein merkwürdiges Gefühl.

Das Thema der Landschaft blieb auch nach dem Dorf unverändert, wellig in verschiedenen Grüntönen. Mir gefiel das, Yasmin fand es okay.

Nach etwas über einer Stunde und sechs Kilometern später waren wir auch schon in Santa Domingo de la Calzada, dem offiziellen Ende dieser Etappe, angekommen. Hier holten wir uns einen Stempel in der Kathedrale, besichtigten sie aber leider nicht, da der Eintritt nur in Zusammenspiel mit dem Museum möglich war und fünf Euro kostete.

Für einmal durchhuschen und Fotos machen, war uns das zu viel, zudem waren wir sehr hungrig und wollten endlich zu Mittag essen.

In einem Restaurant in der Fußgängerzone wurden wir fündig: Eigentlich wollten wir nur zwei belegte Brote haben, dann war der Hamburger für mich bzw. die Pommes für Yasmin aber zu verlockend. Überrascht wurden wir durch die Portionsgrößen, denn diese waren viel größer, als wir es für den Preis erwartet hatten. Wir beschwerten uns aber nicht 😉

Anschließend nahmen wir die restlichen 6,4 Kilometer nach Grañón in Angriff, wo wir heute übernachten wollten. Hier trafen wir mal wieder auf ein Phänomen, dass uns schon häufiger beschäftigte: Bänke, die in der prallen Sonne standen, während nur wenig weiter Bäume Schatten spendeten.

Wir sind absolut der Meinung, dass die Bänke viel häufiger genutzt werden würden, wenn sie klüger platziert wären. So fristen sie jedoch nur (k)ein Schattendasein. Und das macht dann 10 Cent für die Wortspielkasse 😉

In Grañón bezogen wir unsere riesige Ferienwohnung mit zwei Bädern und zwei Schlafzimmern, die aber leider nur relativ sauber war. Nach der Dusche und dem Wäsche waschen machten wir uns, wie so häufig, wieder daran, weitere Unterkünfte für die kommenden Etappen zu finden.

Wir haben mittlerweile schon sieben Tage vorgebucht und Pläne für weitere drei, jedoch ist es immer noch sehr mühselig freie Zimmer zu organisieren. Wenigstens kommen wir voran.

Anschließend gingen wir in das Dorf zurück, um Frühstück für morgen und mehr Ibuprofen für mich zu besorgen. Nachdem das erledigt war, gönnten wir uns in der einzigen Bar hier zwei Hamburger mit Cola und das schon um kurz vor 18.00 Uhr!

Satt und zufrieden gingen wir zurück zur Wohnung, wo wir den restlichen Abend verbrachten.

Etappe 11: Grañón bis Villafranca Montes de Oca
28,87 km, 351 m, 141 m, 06:48 Std.

Wenn ich den heutigen Tag mit nur einem Satz beschreiben müsste, dann wäre es: “Hat schwach begonnen und dann stark nachgelassen”. Da ich mich aber nicht auf einen Satz beschränken muss, kommt hier nun die detailliertere Zusammenfassung:

Die Nacht war gut und erholsam, obwohl der Bewohner unter uns gestern Abend scheinbar unter starken Hörproblemen litt, da er seinen Fernseher sehr laut gestellt hatte.

Leider klingelte unser Wecker aber bereits um 06.00 Uhr, da wir heute mit fast 30 Kilometern wieder einen etwas längeren Tag vor uns hatten und die Wettervorhersage ab ungefähr 12.00 Uhr Regen angesagt hatte.

Nach dem Aufstehen gaben wir uns daher wirklich Mühe und kamen bereits gegen 07.20 Uhr aus dem Haus, wo wir von gräulichem Himmel und relativ kaltem Wind begrüßt wurden.

Der Camino verlief zunächst wieder zwischen Feldern und durch mehrere kleine Dörfer. Ab und zu schaute am Vormittag noch die Sonne heraus, richtig warm wurde es jedoch nicht.

Zum Glück hatten wir bereits etwas gefrühstückt, denn eine Bar, die hungrige Pilger mit Essen versorgte, fanden wir erst nach etwa 11 Kilometern im vierten Dorf. Wir waren allerdings noch nicht so hungrig, so dass wir nur unsere letzten drei Riegel verputzten und die Örtlichkeiten nutzten.

Der Weg verlief nun bis nach Belorado mehr oder weniger zwischen einer Schnellstraße und Baustellen für eine wahrscheinlich neue Autobahn entlang, was uns nicht besonders gefiel. Zudem gingen wir immer weiter dem dunkler werdenden Himmel entgegen…

Gegen 11.00 Uhr hatten wir die 15,5 Kilometer nach Belorado geschafft und holten uns in der örtlichen Kirche einen Stempel für unser Heftchen. Mittagspause wollten wir hier noch nicht machen, da es noch etwas früh war.

Hierfür hatten wir das kleine Örtchen Tosantos auserkoren, dass nur noch fünf Kilometer, also eine knappe Stunde entfernt lag.

Als wir Belorado verließen, fing es dann leider, wie angekündigt, an zu regnen, zunächst nur als leichtes Nieseln, dann jedoch immer stärker werdend. Zudem frischte der kalte Wind auf und blies uns netterweise den Regen direkt von vorne in das Gesicht.

Da der Wetterbericht nur leichten Regen versprochen hatte, zogen wir uns nur die Regenjacken, aber nicht die Regenhosen an. Dies stellte sich jedoch bald als Fehler heraus, da der Regen immer stärker wurde, wir aber kein halbwegs trockenes Fleckchen mehr fanden, um die Hosen anzuziehen.

Dementsprechend waren unsere Wanderhosen innerhalb kürzester Zeit komplett durchnässt. Zudem war uns kalt, wir hatten Hunger und eine Toilette käme auch nicht ungelegen…

Endlich in Tosantos angekommen, gab es (natürlich) weder ein Restaurant noch ein Café, in dem wir eine Pause vom Regen hätten bekommen könnten. Mangels Alternative gingen wir die zwei Kilometer nach Villambistia weiter, wobei unsere Stimmung schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Am Eingang des nächsten Ortes wurden wir von einem großen Schild begrüßt, dass uns Kaffee und belegte Brötchen in der Casa de Deseos, dem Haus der Wünsche, versprach. Wünsche hatten wir tatsächlich viele, wobei warme Getränke und Essen weit oben standen.

Leider wurden wir wieder enttäuscht, denn das Wunschhäuschen hatte vor etwa einer Stunde geschlossen und würde erst später wieder öffnen. Die fast zwei Stunden bis um 14.00 Uhr wollten wir dann allerdings nicht warten, nutzten die überdachte Terrasse aber, um endlich in unsere Regenhosen zu schlüpfen.

Glücklicherweise war am Ortsausgang dann aber doch eine Albuerge geöffnet, die auch Essen und Trinken anbot. Wir setzten uns in die warme Stube und genossen Cortados, eine Tortilla und ein Bocadillo Queso y Tomate. Zudem lernten wir einen Niederländer kennen, den wir in den vorherigen Tagen schon häufiger überholt hatten und der noch eine Bleibe für die Nacht suchte.

Zudem hatte sich hier auch unser französisches Quartett, dem wir schon seit Tagen immer wieder begegnen, mit dem wir uns nur leider nicht besonders gut verständigen können, eingefunden.

Als wir mit Essen und Aufwärmen fertig waren, wünschten wir dem Niederländer viel Glück und gingen wieder nach draußen. Mittlerweile regnete es weniger, was sehr gut zu unserer nun sehr viel besseren Stimmung passte.

Die dreieinhalb Kilometer bis Villafranca Montes de Oca vergingen dann recht schnell. Mangels Alternativen hatten wir uns ein nicht sonderlich budgetfreundliches, aber riesiges Zimmer in einem Hotel eingebucht. Hier hingen wir die nassen Klamotten zum Trocknen auf, duschten und gingen anschließend zum Abendessen.

Da die hiesige Kulinarik zur einen Hälfte aus einem in der Mikrowelle aufgewärmtem Hühnchen und zur anderen Hälfte aus labbrigen, fettigen Pommes bestand, gingen wir im Anschluss noch in den Supermarkt und gönnten uns für die Stimmung Muffins und Schokolade.

Morgen steht dann erneut ein langer Tag an und so hoffen wir auf trockenes Wetter und einen Buen Camino.

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