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23.12.2022: Von Brisbane nach Bellingen

Vier Tagen und über 700 Kilometer sind wir nun schon “on the road”, trotzdem haben wir das Gefühl, dass wir von Australien noch fast nichts gesehen haben.

Das liegt vor allem daran, dass wir (zumindest derzeit noch) viel Zeit am Tag mit dem Camperleben beschäftigt sind. Da wir immer unser ganzes Zeug durch die Gegend schleppen müssen, brauchen wir sowohl zum Fertigmachen, als auch zum Abwaschen ewig. Dazu kommt dann noch Einkaufen, Kochen und Reise- und Essensplanung und am Ende ist dann vom Tag irgendwie kaum noch etwas übrig,

Bisher finden wir das Camperleben daher eher nervig und anstregend, aber vielleicht wachsen wir ja noch rein. Sofern jemand von Euch gute Essensideen zum Mittagessen und/ oder Abendessen in petto hat, die wir mit einer Pfanne, einem Topf, einem Minimum an Gewürzen und eigentlich keinen Küchenutensilien zubereiten können: Bitte her mit den Rezepten!

Canungra

Nachdem wir in Brisbane noch Einkaufen und Tanken waren, machten wir uns auf den Weg zu unserem erste Campground. Dieser lag rund 1 ½ Stunden Fahrt entfernt in der Nähe der kleinen Stadt Canungra und sollte für die nächsten zwei Tage unser Ausgangspunkt für die sich dort in der Nähe befindenden National Parks, Lamington und Springbrook, sein.

Wir kamen eigentlich ganz gut durch, waren aber nicht sonderlich schnell unterwegs. Das lag zum einen daran, dass wir uns noch an unseren Wagen und seine Größe gewöhnen und zum anderen am Linksverkehr gewöhnen mussten.

Solange es geradeaus geht, ist eigentlich alles ok, aber kurz nach dem Losfahren oder beim Abbiegen müssen wir uns schon ziemlich konzentrieren, besonders, wenn niemand vor uns fährt, der es vormacht. Dann müssen wir nämlich alleine dafür sorgen, dass wir nach dem Abbiegevorgang wieder auf der richtigen Straßenseite landen.

Erschwerend kommt noch dazu, dass wir vorher sicherstellen müssen in die richtige Richtung nach Verkehr geschaut zu haben und die letzte Hürde ist dann den Blinker zu finden. Da er sich auf der andere Seite befindet, gehen stattdessen öfter auch mal die Scheibenwischer an 😀

Zusätzlich fahren wir beide offensichtlich immer ziemlich weit am linken Fahrbahnrand oder es kommt dem Beifahrer zumindest so vor, auf jeden Fall hat dieser die meiste Zeit ziemlich viele Adrenalinstöße und Schnappatmung, da links wahlweise der Straßengraben, Seitenspiegel anderer Wagen oder Fahrbahnbegrenzungspfeiler gefährlich nahe komme.

Ansonsten aber alles kein Problem 😉

Als wir dann schließlich am Campingplatz ankamen, waren wir total geschafft, wahrscheinlich immer noch aufgrund der dreistündigen Zeitverschiebung.

Eigentlich hatten wir unsere nächsten Tage planen, aber da das Internet auf dem Platz meistens sehr langsam und häufig nicht vorhanden war, klappte das nicht. Als Folge verschliefen wir fast den gesamten Tag. Abgesehen davon, dass ich das im Campervan vorhandene Geschirr sehr gründlich gereinigt habe, machten wir nichts sinnvolles mehr.

Abends kochten wir in der vorhandenen Küche noch etwas und gingen dann erschöpft ins Bett, wobei der Vorteil in Australien ist, das Disney Plus hier wieder funktioniert, so dass wir endlich wieder interessante Serien zum Einschlafen schauen können.

Sehr gewöhnungsbedürftig war auch, dass das Platzangebot in dem Van sehr beschränkt ist. Es dauerte eine Weile, bis wir es einigermaßen geschafft hatten unsere Rucksäcke und die Lebensmittel so zu verstauen, dass wir noch an wichtige Dinge drankommen, aber andererseits nicht alles im Weg rumliegt.

Lamington NP

Die erste Nacht im Auto lief überraschend gut: Yasmin und ich schliefen beide bis etwa sechs Uhr morgens durch, ohne zwischendurch auf die Toilette zu müssen, was in unserem gehobenen Alter etwas ist, dass nicht so häufig vorkommt 😉

Ohne Eile machten wir uns nach dem Aufstehen an den Morgenkaffee, das Frühstück und das Duschen. Nachdem dies alles erledigt war, war es bereits 09.30 Uhr. Einerseits hatten wir uns Zeit gelassen, andererseits dauert aber auch alles so furchtbar lange, wenn man auf einem Campingplatz und nicht in einem Hotel ist.

Wir fuhren in den Lamington Nationalpark, der gleich hinter unserer Campsite begann. Es ging eine kurvige Bergstraße hinauf, die, im Gegensatz zu den amerikanischen Pendants, wirklich kurvig und bergig war, was zusammen mit dem Linksverkehr für mich ganz schön anspruchsvoll und für Yasmin nervenaufreibend war.

Der Park gehört zur Gondwana World Heritage Area, da dort immer noch derselbe Urwald vorhanden ist, wie vor Millionen von Jahren auf dem Superkontinent Gondwana.

Nachdem wir den Wagen abgestellt hatten, gingen wir auf den Tree Top Walk, ein Baumwipfelpfad, auf dem wir über 30 Metern über dem Waldboden waren. Den höchste Punkt erkletterten wir über zwei Leitern, von wo wir die Baumwipfel betrachten konnten. Das Spannendste war leider der Aufstieg über die Leitern, ansonsten war der Weg nur mäßig aufregend.

Wir gingen zurück Richtung Parkplatz und kamen dabei an der Bird Feeding Area vorbei, die unser nächstes Ziel war. Dort waren bereits einige Familien dabei die bunten Papageien zu füttern und wir hatten Spaß dabei zuzusehen und Fotos zu machen. Überraschend wurde es, als ein Vogel auf Yasmins Schulter landete, als sie dem Geschehen zu nahe kam. Nach einer Schrecksekunde und einem Foto verscheuchten wir den kleinen Kerl, der dann wieder zurück zu den ausliegenden Körnern flog.

Im Anschluss gingen wir noch zwei weitere, kürzere Trails. Der Erste führte uns zu einem Aussichtspunkt, wo wir den sehr hübschen Moran Fall sehen konnten, der Zweite brachte uns dann zum Python Rock, der einen schönen Ausblick über die Landschaft bot.

Die Wege selbst führten wieder durch den Urwald und es war faszinierend anzuschauen, wie Bäume und Äste – teilweise eng umschlungen – scheinbar in alle Richtungen wachsen. Außerdem gibt es hier viele Würgefeigen, die an Bäumen emporwachsen und diesen nach und nach komplett bedecken. Am Ende stirbt und verfault der “Opferbaum” dann irgendwann, so dass die Würgefeige innen hohl ist.

Ich fand das sehr interessant, Yasmin war leider nicht ganz so begeistert, Bäume sind nicht unbedingt ihr Ding.

Der Höhepunkt auf dem Rückweg war dann, als Yasmin beinahe auf einen “Ast” trat, nur um kurz vorher noch rechtzeitig festzustellen, dass es sich um eine unterarmlange und -dicke Eidechse handelte. Ich bemerkte es erst, als sie erschreckt aufschrie und ich fast auf sie aufgelaufen war. Die Eidechse ließ sich jedoch nicht von uns beeindrucken und bewegte sich erst, als wir an ihr vorbeigingen.

Gegen 12.00 Uhr machten wir dann an einem netten Picknickplatz, von der wir auf ein hügelig gewelltes Tal sehen konnten, einen kurzen Lunch-Stopp zum Lunch . Zu Essen gab es altbewährt Wraps mit Sour Cream, Tomate, Salat und Thunfisch. Lecker.

Im Anschluss ging es wieder zurück zu unserem Campingplatz, wo nun nur noch ein weiteres Pärchen war, dass auch noch weit von uns entfernt campte. Ideal also für einen ruhigen Abend und eine erholsame Nacht.

Springbrooks NP u. Byron Bay

Nach einer mehr oder weniger guten Nacht wollten wir am heutigen Tag zum Springbrook National Park fahren, der- wie Lamington – aufgrund seines Urwaldbestandes geschützt ist. Wie bereits am Vortag ließen wir uns Zeit, heute kamen wir aber erstaunlicherweise schon um 08.30 Uhr los.

Es wäre bestimmt auch noch etwas schneller gegangen, aber kurz nach dem Frühstück kam der Besitzer des Campingplatzes vorbei und quasselte mindestens 15 Minuten mit uns. Aufgrund des australischen Akzents verstanden wir nur die Hälfte von dem, was er sagte, aber die altbewährte Taktik “Lächeln und Winken Männer” funktionierte einwandfrei 😉

Die etwa einstündige Fahrt nach Springbrook war ereignislos, jedoch sehr kurvig und hügelig, was Yasmin, die heute fuhr, nicht besonders gefiel. Witzigerweise passiert es bei unseren Reisen sehr häufig, dass ich die schnurrgeraden Highways fahren darf und die Straßen anspruchsvoller werden, sobald Yasmin ans Steuer kommt. Karma?

Der erste Aussichtspunkt im Park war der sogenannte “Best of All Lookout”, was unserer Meinung nach die Latte sehr hoch ansetzt. Nach einem kurzen Weg durch Regenwald kamen wir an dort an und hatten eine sehr schöne, hügelige Landschaft vor uns. In der Ferne konnten wir sogar das Meer und die Stadt Gold Coast sehen, leider war es aber etwas diesig.

Anschließend wollten wir den Twin Falls Circuit Trail machen, hatten dann aber spontan keine Lust mehr auf 4 Kilometer 200 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu überwinden. Wir begnügten uns deswegen mit einem Blick auf den Wasserfall aus der Ferne, was auch hübsch war.

Die Aussicht auf den Wasserfall am Goomoolahra Lookout war nicht sehr eindrucksvoll, so dass wir es bei einem Foto beließen und schnell weiterfuhren.

Auf der Rückfahrt hielten wir noch einmal kurz an, da bei einem See immer wieder große Gruppen von toten Bäumen im Wasser standen, was absolut unwirklich und gespenstisch aussah.

Weiter ging es in Richtung Coolangatta an der Gold Cost, wo wir uns am Snapper Rocks eigentlich Surfer anschauen wollten. Außerdem gibt es hier ein “Grenz-Monument”, dass auf einer Seite in Queensland und auf der anderen in New South Wales steht.

Im Laufe der Fahrt merkten wir aber, dass wir nicht mehr ausreichend Zeit hatten, wenn wir rechtzeitig an unserem Campingplatz ankommen wollten. Wir ließen den Stopp also aus und fuhren direkt nach Byron Bay weiter. Aufgrund eines halbstündigen Staus und der Zeitverschiebung von +1 Stunden, von der wir bis kurz vorher nichts gewusst hatten, kamen wir trotzdem erst relativ spät an.

Endlich angekommen, checkten wir dann zunächst in den Campingplatz ein und machten unseren Wagen am Campspot fertig. Anschließend gingen wir noch kurz an den Strand und genossen das schöne Wetter und – zum ersten Mal in Australien – das Meer.

Wie so häufig fiel uns auf, dass uns beiden das Meer ziemlich gut gefällt und wir fragten uns, weswegen wir eigentlich nie Strandurlaub machen???

Ansonsten fanden wir das Städtchen ganz sympathisch, es erinnerte uns mit seinen Shops und Cafés etwas an Palm Beach, nur eben am Meer, aber genauso touristisch. Nach einem kurzen Einkauf waren wir auch schon wieder bei unserem Campervan auf dem Platz, wo wir uns duschten und das Abendessen zubereiteten. Im Anschluss gingen wir ins Bett.

Coffs Harbour… Oder doch nicht

Heute wollten wir einen Teil des sogenannten Waterfall Ways machen, eine Panoramastraße, die von Coffs Harbour landeinwärts bis nach Armidale führt, wobei es auf dem Weg viele Wasserfälle, Aussichtspunkte und kleinere Trails gibt.

Wir machten uns also fertig und auf den 230 Kilometer langen Weg nach Coffs Harbour, welcher über die Küstenautobahn Pacific Highway führte und somit sehr gut zu fahren war. Es dauerte etwa eine Stunde, als es zu regnen begann, zunächst nur leicht nieselnd, dann immer stärker werdend.

Wir hatten zwar aufgrund des Wetterberichts mit Regen gerechnet, aber die Menge entsprach nicht dem, was angekündigt war. In Coffs Harbour angelangt, fuhren wir daher erstmal in den nächsten McDonalds, um den weiteren Tag umzuplanen bzw. Zeit zu schinden.

Nachdem wir in der Umgebung allerdings nichts interessantes fanden, dass wir auch im Regen tun konnten, holten wir unsere Laptops aus dem Auto und schrieben ein wenige für den Blog bzw. prüften weitere Campspots. Ganz nebenbei wollten wir uns außerdem noch an dem McDonalds-Strom bedienen, denn leider lassen sich unsere Laptops über die Autobatterie nicht laden und auf den Campsides gibt es nicht immer Strom.

Dabei bemerkte ich, dass ich unseren internationalen Stromadapter heute morgen auf unserem Campingplatz vergessen hatte. Dies war ziemlich unangenehm, da “wir” unseren ersten Adapter bereits in den USA in einem Hotelzimmer liegen lassen haben. Damals konnte ich mir noch einreden, dass Yasmin auch hätte aufpassen können, heute war es aber leider wirklich komplett meine Schussligkeit.

Zum Glück lag der McDonalds direkt neben einem Woolworths, der größten Supermarktkette in Australien, wo ich einen neuen Adapter für kleines Geld kaufen konnte. Im Anschluss setzten wir uns dann trotzdem noch in den McDonalds, tranken Kaffee und arbeiteten eine Weile.

Mittlerweile hatte der Regen aufgehört, aber wir mussten bis 16.00 Uhr in dem Showground in Bellingen, wo wir heute Nacht schlafen würden, einchecken, so dass wir keine Zeit mehr hatten irgendwelches Sightseeing nachzuholen. Dort angekommen dauerte es keine halbe Stunde, bis es wieder zu regnen anfing.

Hier machten wir Bekanntschaft mit dem größten Nachteil unseres Campervans: Bei Regen ist er nicht zu gebrauchen, da man darin wenig Platz hat und auch nicht kochen kann. Wir saßen also Stunde um Stunde auf den Vordersitzen und warteten darauf, dass das Regen, wie vom Wetterbericht angekündigt, aufhören würde.

Als es um 19.00 Uhr immer noch regnete und wir beide mehr und mehr “hangry” (Mischung aus hungry und angry) wurden und die Stimmung schon einiges hinter dem Kipppunkt war, beschlossen wir uns beim örtlichen Pizzadienst etwas zu holen. Während wir auf die Pizza warteten, passierte das Unfassbare – der Regen hörte auf!

Komplett schockiert bemerkten wir, dass es genau die richtige Zeit war, um noch dem Ereignis beizuwohnen, wegen dem wir überhaupt nach Bellingen gekommen waren. Mit einer extragroßen Ziegenkäse-Kürbis-Spinat Pizza bewaffnet fuhren wir also zur Lavender-Bridge am Fluss und warteten die letzten 15 Minuten auf die Dämmerung.

Als es langsam dunkel wurde, sahen wir flussaufwärts die ersten dunklen Schatten am Himmel in unsere Richtung fliegen. Jeden Abend fliegen hier nämlich bis zu 80.000 Flughunde den Fluss entlang, um zur Nahrungssuche aufzubrechen.

Nach nur wenigen Minuten waren aus den zehn, zwanzig Tieren unzählige geworden, die über uns, ohne viele Geräusche zu machen, hinweg flogen. Der Anblick war absolut surreal und faszinierend und wir waren die einzigen, die hier standen und dem Spektakel beizuwohnen.

Nach über einer halben Stunde war es so dunkel, dass wir die in der Anzahl nun nachlassenden Schemen nur noch schwer erkennen konnten. Wir fuhren zurück zum Campingplatz und machten unseren Wagen bettfertig.

Witzigerweise hatte sich der Tag von einer absoluten Katastrophe zum besten in Australien bisher gewandelt.

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