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25.11.2022: Hanoi

Das Festland… Immer wieder haben wir während unserer Zeit auf Phú Quốc daran gedacht und gehofft, dass es unser “Vietnam-Trauma” beenden wird, ein bisschen vergleichbar mit Dryland bei Waterworld.

Zwei Tage waren wir nun in Hanoi und was sollen wir sagen: Es wird, aber gerade beim Essen ist weiterhin Luft nach oben und auch die Verständigung ist auf dem gelobten Festland bisher kaum besser.

Ansonsten haben wir uns in Hanoi aber sehr wohlgefühlt und die Stadt hat uns wirklich sehr gut gefallen. Zwar war es immer noch ziemlich warm und hat viel geregnet, allerdings waren die Temperaturen deutlich angenehmer als auf der Insel.

Besonders gut gefallen hat es uns im unserem Übernachtungsviertel, dem Old Quarter, dass ein Labyrinth von großen Straßen und kleinen Gassen ist, auf denen das Leben (und der Rollerverkehr) tobt und wo es unendlich viel zu sehen gibt.

Außerdem gibt es hier – im Gegensatz zu Kathmandu – wieder richtige Läden, Straßen, Bäume, Seen und sogar Verkehrsregeln, so dass wir uns wie in einer richtigen Stadt fühlen.

Letztendlich ist der Vergleich zwischen einer Stadt in einem Entwicklungsland und einer in einem Schwellenland natürlich auch nicht gerade fair, aber da wir Kathmandu gefühlt gerade erst verlassen haben, vergleichen wir trotzdem immer wieder.

Regenspaziergang durch das Old Quarter

Nach einer – warum auch immer – eher unruhigen Nacht kamen wir an unserem ersten Morgen in Hanoi nicht so richtig in die Gänge, was vielleicht auch an den eher bescheidenen Wetteraussichten für den Tag (nur Regen) lag.

Zudem möchten wir gerne unser Hotel eine Nacht verlängern, aber vor 10.30 Uhr kann uns offensichtlich niemand sagen, ob dies möglich ist.

Daraufhin beschlossen wir den Tag zunächst mit einem landestypischen Frühstück – einer Phở – zu beginnen, brauchten aber ein wenig, bis wir endlich ein entsprechendes “Restaurant” fanden. Manchmal ist es zum verrückt werden, er gibt es überall nur Phở und wenn wir dann wirklich eine wollen nirgends…

Restaurant ist übrigens immer ein sehr geflügeltes Wort: Wir essen hier fast nur an sog. Garküchen (wir sagen seit Nepal liebevoll “Butzen” dazu), kleine Straßenstände, die meist nur 1-5 Gerichte anbieten und wo wir auf winzig kleinen Plastikhockern oder Stühlen an der Straße sitzen.

Die “Butze”, die wir heute fanden, verkauft nur Phở , dafür gab es aber (fast) richtige Stühle und Tische. Bereits nach wenigen Minuten bekamen wir auch eine Sitznachbarin, eine Vietnamesin, die in den USA lebt und sofort mit dem typisch amerikanischen Smalltalk begann.

Unser Frühstück vergeht in netter Plauderei, die wir in den letzten Tagen so vermisst haben, danach kehren wir erst einmal in unser Hotel zurück. Dort erfuhren wir dann, dass wir unser Zimmer leider nicht verlängern können, also gingen wir erst einmal auf Hotelsuche und versuchten nebenbei unsere Weiterreise nach Cat Ba zu organisieren.

Nachdem dies endlich alles erledigt war, wollten wir eigentlich zum Ho-Chi-Minh Mausoleum fahren, nur um an der Bushaltestelle festzustellen, dass dieses für heute bereits wieder geschlossen ist.

Nachdem wir im Regen ausgiebig über den weiteren Tagesablauf gestritten hatten, beschlossen wir zumindest eine kurze Tour durch die Altstadt zu machen.

Diese war früher das Arbeiterviertel von Hanoi, in dem die Handwerker entsprechend ihrer Produkte/ Zünfte organisiert waren. Oft können wir dies heute noch daran erkennen, dass in einigen Straßenzügen tatsächlich (fast) nur ein Produkt (z.B. nur Stoffe oder Metall verarbeitet) hergestellt/ verkauft wird.

Aber auch sonst gibt es in der Altstadt viel zu sehen, insbesondere viele kleine Gebetstempel, die sich ganz unscheinbar zwischen den vielen Restaurants und Läden verstecken, dann von innen aber oft ziemlich prächtig sind.

Interessant und wundervoll finden wir nicht nur die Dekorationen und die Farben, sondern auch, dass hier neben Geld auch Unmengen von- sehr modernen – Opfergaben zurückgelassen werden und so ist es gar nicht unüblich, dass sich vor und neben dem “Schrein” Fanta-, Tee- und Suppendosen neben Keks- und Gebäckpackungen stapeln.

Ein wenig größer ist dann der Den Bach Temple, der – wie in der Haupthalle kaum zu übersehen ist – einem weißen Pferd gewidmet ist. Offensichtlich hat übrigens auch das Pferd Gefallen an den weltlichen Opfergaben gefunden, denn auch hier türmen sich Suppen, Kekse und diverse Getränke.

Irgendwann ist dann Mittagszeit und wir lassen uns in einem kleinen Café nieder. Hier gibt es zwei Bánh mì, außerdem probieren wir eine der Hanoi-Spezialitäten: Egg Coffee. Dabei wird – wie der Name schon vermuten lässt – der Kaffee mit einer Creme aus Ei, Kondensmilch und Zucker vermischt, was – obwohl es sich ein wenig merkwürdig anhört – absolut lecker war.

Danach gehen wir noch kurz auf den Đồng-Xuân-Markt: Dieser befindet sich in und um eine großen Markthalle, in der so ziemlich alles verkauft wird, was zu einer der beiden Kategorien “essbar” oder “rammschig” gehört. Essbar ist hier in Vietnam übrigens maximal dehnbar, so kann man hier scheinbar auch Hunde essen…

Anschließend trödeln wir noch ein wenig weiter durch die Altstadtgassen und schauen uns weitere Tempel an, bevor wir irgendwann ziemlich durchnässt wieder in unserem Hotel ankommen.

Um unseren Besuch kulturell aufzupeppen entschlossen wir – also eigentlich Kai – uns, dass international berühmte Thang Long Wasserpuppentheater anzusehen. Die Puppen befinden sich hier in einem kleinen Wasserbecken und werden mit langen Stöcken von unten bewegt. In 15 kurzen Stücken wurden kleine Geschichten, untermalt mit traditionell vietnamesischer Musik und Gesang, erzählt. Da unser vietnamesisch noch etwas Übung benötigt, konnten wir den Erzählungen leider nicht folgen. Im Anschluss waren wir dann auch nicht sicher, ob wir das Theater weiter empfehlen würden. Falls einer von Euch es aber selbst erleben möchte, es scheint gerade oder demnächst in München vorgeführt zu werden.

Abends brauchen wir dann mal wieder ewig bis wir etwas zu Essen finden, wobei wir diesmal erst Bánh cuốn, eine Art dünner Pfannkuchen, der mit Fleisch gefüllt ist, probieren. Die Röllchen sind ganz ok, aber die Portion ist so klein, dass wir danach noch genauso viel Hunger haben wie vorher. An einem anderen Stand besorgen wir uns daher noch zwei Bánh mì, die diesmal mit gegrillten Fleischspießen gefüllt sind.

Weil wir auch danach immer noch nicht richtig statt sind, nehmen wir auf dem Weg von einem Stand noch einige Quẩy, frittierte Brotsticks, mit, die ein wenig schmecken wie Schmalzkuchen und die wir dementsprechend ultra lecker finden.

Die Vietnamesen essen die Sticks eigentlich als Beilage zu ihren Suppen, da sie aber leicht süß sind, essen wir sie am liebsten pur als Dessert.

Sightseeing in Hanoi

Nach einer diesmal sehr erholsamen Nacht begann unser erster Tag mit einem Hotelwechsel. Nachdem wir unsere Rucksäcke 450 Meter weiter in dem neuen Hotel in der Lobby abgeladen hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Bustransfer nach Cat Ba und ergatterten – witzigerweise in unserem alten Hotel – ein gutes Angebot.

Danach war es erstmal Zeit zum Frühstücken und wir kehrten in einem Phở-Laden ein, den uns unsere vietnamesisch-amerikanische Tischnachbarin gestern empfohlen hatte. Als wir dort ankamen, stellten wir fest, dass das Restaurant wohl ziemlich bekannt ist, zumindest mussten wir tatsächlich anstehen, bis ein Platz für uns frei wurde.

Die Phở war dann zwar im Verhältnis nicht unglaublich günstig, dafür aber ganz lecker. Am Ende bleibt die Phở aber eine Nudelsuppe, die – zumindest bei uns – einfach keine Geschmacksexplosion auslösen will.

Danach starteten wir am Hoàn Kiếm See unsere Sightseeing-Tour. Hier besichtigten wir als erstes den Jadeberg-Tempel, einen kleinen buddhistische Tempel, der konfuzianischen und taoistischen Gelehrten gewidmet ist. Außerdem werden hier zwei präparierte Riesenschildkröten ausgestellt, die bis vor kurzem im See gelebt hatten.

Danach fuhren wir mit dem öffentlichen Bus in Richtung des Ba-Dinh-Platzes. Die richtige Linie haben wir vorher gegoogelt und dank Google Maps wussten wir auch ungefähr wo wir aussteigen müssen. Wer braucht also schon Kommunikation…

Am Ziel angekommen, gönnten wir uns im einem Café erst einmal die zweite Kaffee-Spezialität aus Hanoi: Kokosnuss-Kaffee. Wir versuchten ihn in der kalten Version und – ebenso wie der Egg-Coffee – schmeckte er unglaublich lecker. Kaffee und Smoothies laufen hier in Vietnam auf jeden Fall 🙂

Da das Ho-Chi-Minh Mausoleum freitags leider geschlossen ist und wir es gestern nicht rechtzeitig geschafft haben, mussten wir auf den Besuch hier verzichten und auch die Einsäulenpagoda konnten wir uns nicht anschauen, da der Besuch mit Shorts (natürlich nur bei Frauen) nicht erlaubt ist.

Das gigantische Mausoleum konnten wir allerdings, ebenso wie den Präsidentenpalast aber wenigstens von außen betrachten.

Vorbei an diversen riesigen und stark bewachten Gebäuden, die wahrscheinlich irgendwelche Regierungsgebäude sind, ging es weiter zum nächsten Tempel, diesmal dem Quán Thánh Tempel, der Hauptgottheiten des Taoismus gewidmet ist. Hier gibt es auch eine vier Meter hohe und vier Tonnen schwere Statue, die sehr sehenswert ist.

Anschließend führte uns unser Weg zur Thăng Long Zitadelle, die wir allerdings nicht von innen besichtigten. Dafür verbrachten wir jedoch einige Zeit im Vorraum des Ticket-Schalters, da hier eine kleine, wundervolle bunte Ausstellung zum Tết Trung Thu (= Mondfest) aufgebaut ist.

Unser fast letzter Stopp war dann der Văn Miếu-Quốc Tử Giám, der sogenannte Literaturtempel, wobei der Name ein wenig irreführend ist, denn die Anlage diente tatsächlich nie religiösen Zwecken.

Vielmehr ist der “Tempel” die erste Akademie des Landes, in der zwischen 1076 und 1915 die Söhne der chinesischen Mandarine und verschiedene Hochbegabte der bürgerlichen Aristokratie unterrichtet wurde.

Danach waren wir wirklich kaputt – wir hatten ganz vergessen wie anstrengend Stadttouren sein können – also machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Hotel. Zuvor machten wir aber noch eine ganz kleinen Schlenker zur St.-Josephs-Kathedrale.

Die neugotische Kirche aus dem 19. Jahrhundert, die als Kathedrale der römisch-katholischen Erzdiözese Hanoi dient, wirkt für uns hier zwar irgendwie ein wenig fehl am Platz, aber nun gut.

Im Hotel angekommen, checkten wir in unser Zimmer ein und entspannten uns noch ein wenig, dann war jedoch schon wieder Zeit zum Abendessen. Im Laden nebenan gab es Bún chả mit Nem cuốn (= Sommerrollen), es schmeckt okay.

Danach hatten wir wie immer noch Hunger, zogen aber zunächst los zur Tạ Hiện, die auch Beer-Street genannt wird. Hier ist der Name wieder Programm, denn in der kleinen, enge Gasse ist eine Bar neben der anderen und die Angestellten versuchen – oft ziemlich aufdringlich – die Besucher davon zu überzeugen, dass es bei Ihnen am besten sei. Obwohl es noch nicht sehr spät ist, ist hier schon die Hölle los, wenn wundert es bei Bierpreisen von circa 1,- EUR.

Auch wir ließen uns in einer der vielen Bars auf den kleinen Höckerchen nieder uns tranken zwei Bier, den ersten Alkohol seit wir Deutschland verlassen haben. Sitzend auf der Straße konnten wir dann wunderbar das Getummel auf der Straße beobachten.

Da die Höckerchen auf Dauer aber nicht wirklich gemütlich sind und Bier eben Bier ist, zogen wir relativ bald weiter. Unser nächstes Ziel: Der Hanoi-Nachmarkt, der nur Wochenende stattfindet. Wir hatten eigentlich gedacht, dieser sei so ähnlich wie der auf Phú Quốc, hier gab es allerdings tatsächlich nur Klamotten und anderen Kleinkram, den niemand gebrauchen kann. Schön war aber, dass die Straßen mit dem Markt für den Verkehr gesperrt waren und wir daher ausnahmsweise mal ganz entspannt schlendern konnten.

Auf dem Weg bewunderten wir außerdem nochmal die “Restaurant-Szene” von Hanoi. Überall sind kleine Stände, die typisches vietnamesisches Streetfood verkaufen und meist nur 1-2 Gerichte anbieten. Dabei funktionieren die “Speisekarte” so, dass vorne das Gericht (z.B. Miến für Glasnudeln, Phở für Nudelsuppe oder Bún für Reisnudeln) steht und dahinter die Beilage/ Füllung (z.B. Gà für Huhn, Bò für Fleisch oder riêu für Krabbe). Das Essen wird dann je nach Wunsch entweder zum Mitnehmen verpackt oder auf einem der winzig kleinen Stühle/ Höckerchen gegessen.

Obwohl wir geschmacklich immer noch keine richtigen Fans sind, das Prinzip an sich finden wir großartig.

Am Ende erreichen wir dann den Hoàn Kiếm See und stellten fest, dass – aufgrund einer Marathons – auch hier die Straße gesperrt war. Wie viele, viele andere nutzten wir daher die Chance gemütlich auf der Straße zu spazieren und gönnten uns zur Feier des Tages noch irgendwelche süßen Bällchen.

Danach war es spät geworden und wir flitzten schnell ins Hotel, denn morgen früh ist es dann schon Zeit weiterzuziehen.

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