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27.12.2022: Von Bellingen nach Forster

Auf dem zweiten Abschnitt unseres Roadtrips, der uns von Bellingen nach Forster führt, stehen die Weihnachtstage vor der Tür.

Obwohl die Australier ebenfalls Weihnachten feiern, sind nur wenige Häuser dekoriert und auch sonst halten sich die Weihnachtsaccessoires eher in Grenzen. Zusätzlich hat es am 24. und 25. Dezember um die 31 Grad, insoweit fällt es uns irgendwie schwer richtig in Weihnachtstimmung zu kommen.

Oft sind wir ja während der Weihnachtstage genervt von dem ganzen Stress und außerdem verbringen wir die Feiertage seit vielen Jahren ohnehin nicht mehr mit unseren Familien, aber jetzt, wo wir nicht mal die Möglichkeit haben, fehlt es uns irgendwie.

Irgendwann geben wir einfach auf, uns weihnachtlich zu fühlen oder weihnachtlich zu kochen und machen das, was Weihnachten sowieso am besten ist: Wir trinken 😉

Weihnachten: Regen und das erste Känguru

Aufgrund des anhaltenden Regens war die gestrige Nacht ziemlich unangenehm: Da es im Wagen sehr schwül und stickig war, ließen wir alle Fenster herunter, was aufgrund der Luftfeuchtigkeit aber dazu führte, dass während der Nacht alles klamm wurde. Am Morgen freuten wir uns also über leicht feuchte Klamotten und eine leicht modrigen Geruch. Wir waren nicht begeistert…

Auch für den heutigen Tag war wieder Regen angesagt, so dass wir unseren Plan, den Waterfall Way weiter abzufahren, abänderten. Wir hatten einfach keine Lust bei Regen durch den Wald zu laufen und von den Aussichtspunkten hätten wir aufgrund der tief hängen Wolken im Zweifel auch nichts sehen können.

Die nahegelegenen Dangar Falls, die sich im Dorrigo National befinden, wollten wir uns allerdings anschauen, da sie auf Fotos hübsch aussahen und der Viewpoint direkt neben den Parkplätzen lag. Yasmin war wieder mit Fahren dran und – wie bereits im Springbrook National Park – war die Straße bergig, ziemlich kurvig und äußerst anspruchsvoll. Am Ende kamen wir aber trotzdem heile an 🙂

Der Wasserfall war mit seinen 30 Metern eindrucksvoll und sehr schön anzuschauen. Außerdem waren wir nahezu alleine, was uns gut gefiel.

Da es immer noch nicht zu regnen angefangen hatte, fuhren wir noch spontan zum Skywalk Aussichtspunkt, von dem man eine eindrucksvolle Sicht auf das Bellinger Tal bis zur Küste haben sollte. Dort angekommen konnten wir auf jeden Fall auf das Tal und das Meer blicken, allerdings wäre unsere Definition von “Eindrucksvoll” eine andere 😉 Nett war es aber trotzdem.

Unser nächster Halt war die Trial Bay in South West Rocks, denn dort gäbe laut der Caretakerin unseres Campgrounds viele Kängurus leben und eine schöne Küstenlandschaft solle es auch haben. Die Fahrt dorthin dauerte nur eine Stunde und als wir ankamen hatten wir nach wenigen Minuten tatsächlich Glück und sahen unser erstes Känguru.

Hier outeten wir uns auch sehr schnell als Touristen, denn niemand sonst interessierte sich dafür, alle anderen liefen unbeeindruckt weiter.

Anschließend aßen wir an einem Viewpoint in der Nähe noch kurz zu Mittag, dann fuhren wir schon weiter nach Port Macquarie, wo wir in einer kleine Stadt um die Ecke die Weihnachtstage verbringen wollten.

Zuvor mussten wir jedoch erstmal noch unsere Einkäufe für die Weihnachtszeit erledigen, wobei wir uns ein wenig Sorgen machten, ob wir um knapp 14.30 Uhr überhaupt noch irgendwas bekämen, immerhin war ja der 24. Dezember. Im Gegensatz zu Deutschland war der Supermarkt jedoch weder übermäßig voll noch leergekauft, so dass wir alle Zutaten für unsere kommenden Essen einkaufen konnten.

Im Anschluss ging es zu unserem Campground nach Wauchope (spricht man Wa-Hope), wo wir den restlichen Tag mit Kaffee und Kuchen verbrachten.

Yasmin hatte die vorherigen Tage Stunde um Stunde damit verbracht, ein weihnachtliches Gericht zu suchen, dass wir mit zwei Gaskochern, einer Pfanne und einem Topf ohne Deckel zubereiten können, war jedoch nicht richtig fündig geworden. Aus diesem Grund gab es bei uns ganz besinnlich und im weihnachtlichen Geiste Gnocchi mit Tomaten und Sahnesauce 😀 Aber immerhin hatten wir uns dazu noch zwei sehr festlich aussehende Fertig.-Desserts gekauft.

Zur Feier des Tages tranken wir abends eine Flasche Wein und telefonierten mit unseren Familien, was irgendwie schräg war, da bei uns schon spät und Weihnachten schon nahezu vorbei, wohingegen es in Deutschland noch früher Morgen war.

Erster Weihnachtsfeiertag: Entspannung am Shelly Beach

Am ersten Weihnachtsfeiertag, an dem die Australier traditionell Weihnachten feiern, wurden wir bereits gegen 06.30 Uhr vom lauten Gekreische der Vögel geweckt. Wir drehten uns noch ein- oder zweimal um, es war jedoch zu spät, wir waren wach.

Heute wollten wir uns einen der Strände von Port Macquarie anschauen, aber als wir dort nach den morgendlichen Tätigkeiten um etwa 09.00 Uhr ankamen, waren bereits alle Parkplätze belegt. Nachdem wir ein paar mal im Kreis gefahren waren, hatten wir dann aber doch Glück und konnten ein begehrtes Plätzchen für unseren Wagen ergattern.

Entsprechend der Parkplatzsituation war auch am Strand bereits sehr viel los. Wir erfuhren später, dass es in Australien üblich ist den Vormittag des 25. mit der Familie am Strand zu verbringen und ausgiebig zu essen und dann später zu Hause weiter zu feiern.

Wir packten unsere Sachen und gingen ein Stück den dort an der Küste verlaufenden Coastal Track entlang, von dem wir ein paar schöne Aussichten auf den Shelly Beach, die Küste und weitere, leergefegte Strände hatten.

Schon nach kurzer Zeit war es allerdings so heiß, dass wir wieder kehrt machten und zurück zum Auto gingen. Da uns dann nichts besseres einfiel, dass wir tun könnten, schnappten wir uns unsere Campingstühle und setzten uns auf ein Stück Gras mit Meerblick.

Nur kurze Zeit später setzten sich Anna und Tom, ein verrentetes Ehepaar, dass vor einigen Jahren aus Sydney nach Port Macquarie gezogen war, direkt neben uns und ehe wir uns versahen waren wir in ein Gespräch verwickelt und wurden mit Weihnachtskuchen und Limonade versorgt. Mit dabei war auch Rob, der vor über 50 Jahren aus Holland ausgewandert war und mittlerweile Steine bemalt und den Strandbesuchern schenkt.

Wir verbrachten unsere Zeit mit schönem Nichtstun, am Strand spazieren gehen und den riesigen Leguanen amüsiert dabei zuzusehen, wie sie versuchten, Nahrung von den anderen Besuchern zu klauen.

Obwohl es im Laufe des Tages sehr heiß wurde, blieb es im Schatten angenehm kühl, so dass wir dort sehr angenehm einige Stunden verbrachten.

Gegen drei verließen wir den Strand um uns noch den historischen, aber noch immer genutzten Leuchtturm anzusehen. Dieser war – wie eigentlich alle Leuchttürme, die wir bisher gesehen haben – nicht besonders spektakulär, was aber Massen an indischen Touristen nicht davon abhielt, einen Selfie mit ihm zu machen.

Sehenswert war jedoch der Ausblick auf den Lighthouse Beach und die felsige Bucht hinter dem Leuchtturm.

Gegen drei fuhren wir nach Wauchope zurück, um dort, im weiteren Verlauf des Tages, zu Abend zu essen, die weiteren Stationen zu planen und eine weitere Flasche Wein zu trinken.

Zweiter Weihnachtsfeiertag: Koalas *-*

Auch heute wurden wir zeitig von dem lieblichen Gezwitscher furchtbaren Geschrei der Vögel geweckt. Ausnahmsweise war das aber auch ok, denn für heute wollten wir bereits gegen 08.15 Uhr nach Port Macquarie aufbrechen und so hatten wir sogar noch ausreichend Zeit, um den Tag mit Bananen-Pfannkuchen zu beginnen.

Unser heutiges Ziel war das Koala Hospital in Port Macquarie, wo einerseits Tiere gesund gepflegt und anschließend wieder in die Freiheit entlassen werden, andererseits aber auch Koalas dauerhaft leben, da sie aufgrund ihrer Verletzungen (meist eingeschränkte Seh- und/oder Kletterfähigkeit) in der freien Wildbahn nicht mehr überleben können.

Koalas schlafen rund 20 Stunden am Tag, aber laut den Verantwortlichen hätten wir zwischen 08.30 Uhr und 09.30 Uhr die besten Chancen sie aktiv zu sehen.

Wir kamen um 08.45 Uhr am Hospital an und wurden gleich aufgeregt von einer Volontärin begrüßt, die uns erzählte, dass die Koalas heute besonders munter seien. Außerdem habe eine im Hospital lebende Koaladame gerade ein Joey (ein Koalababy), dass sie – mit Glück – präsentieren würden. Insoweit hielt sie die Einführung sehr kurz und entließ uns dann in die Gänge des Outdoor-Krankenhauses.

Wir machten uns als erstes auf dem Weg zu der Koaladame mit Baby und hatten hier direkt Glück. Seelenruhig spazierte Wauchope Jane im Gehege von links nach rechts und zeigte uns ihr Baby von allen Seiten. Sooooooo süß, es war kaum auszuhalten.

Einige Zeit und viele Dutzend Fotos später statteten wir dann den anderen Bewohnern einen Besuch ab. Vor jedem Gehege hing ein kleines Schild, was dem Koala passiert ist und welche Verletzungen er erlitten hat.

Die meisten der Tiere wurden von Autos angefahren oder von Hunden attackiert und haben durch die Ereignisse – oft aufgrund von erlittenen Hirnschäden – ihre Sehkraft eingebüßt. Es gab aber auch Koalas, die bei Waldbränden verletzt wurden und anschließend aufgrund ihrer verbrannten Klauen nicht mehr richtig klettern konnten.

Wir fanden das sehr traurig, waren aber froh, dass die Tiere im Hospital ein neues Zuhause gefunden haben, in dem sie ihren Lebensabend verbringen können. Zudem konnten wir in dem Gehege, in dem sich die Koalas befanden, die soweit genesen sind, dass sie demnächst wieder ausgewildert werden können, ein paar kleine Joeys munter durch die Bäume klettern sehen.

Trotz ihrer Verletzungen waren die Koalas übrigens einfach nur zuckersüß und wir konnten uns gar nicht an ihnen stattsehen.

Am Ende sprachen wir noch länger mit einer der Volontärinnen, die uns viel über Koalas, ihre Lebensweise und die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, erzählte, was wir sehr interessant fanden. Über das Gespräch waren die Koalas dann auch wieder eingeschlafen und die aktive Phase war erstmal vorbei.

Nach zwei Stunden rissen wir uns dann schweren Herzen von den süßen Tierchen los, allerdings nicht ohne noch eine Spende dazulassen, denn das Hospital erhält keinerlei Gelder und fast alle Mitarbeitenden hier arbeiten ehrenamtlich.

Weihnachten ist jetzt zwar vorbei, aber falls Ihr für irgendwann mal wieder ein Geschenk sucht: Eine Koala-Adoption ist nicht sehr teuer und sichert die Verpflegung des Tieres für ein Jahr. Wir finden, dass ist eine tolle Sache und ich habe mir dies bereits von Kai zum Geburtstag gewünscht.

Die Adoption könnt Ihr unproblematisch online auf der Webseite des Koala-Hospitals vornehmen, alternativ gibt es daneben noch diverse andere Auffangstationen, die ebenfalls Adoptionen anbieten (so z.B. das Koala Hospital in Lismore)

Gut finden wir übrigens auch, dass es in den Hospitälern und wie auch in fast ganz Australien mittlerweile nicht mehr möglich ist, Koalas zu streicheln. Klar, die Tiere sind so putzig und wer möchte sie nicht anfassen, aber sie sind und bleiben Wildtiere, die Kontakt zu Menschen in Stress versetzt.

Dies gilt übrigens für alle wilden Tieren, insoweit unterstützt so etwas bitte nicht und geht im Urlaub / auf Reisen nicht Elefantenreiten, nehmt Papageien für ein Foto auf den Arm oder ähnliches.

Aber genug Werbung und erhobener Zeigefinger 😉

Nach unserem Besuch im Koala-Hospital war es nun schon deutlich später, als wir erwartet hattet, also machten wir uns fix auf die Weiterreise. Kurz hinter Port Macquarie fuhren wir nochmal von den Schnellstraße hinunter und hielten für einen kurzes Mittagssnack am Cathie Lake, der – wie die Strände von Port Macquarie – heute am letzten Weihnachtsfeiertag, welcher in Australien Boxing Day genannt wird, gut mit australischen Familien belegt war.

Glücklicherweise fanden wir trotzdem ein Bänkchen, auf der wir unsere belegten Brote genießen konnten. Danach ging es weiter nach Forster, einer kleinen Stadt an den Great Lakes, wo wir – mal wieder – Einkäufe erledigten und es endlich schafften zwei günstige Frottee-Handtücher zu ergattern. Eine echte Wohltat im Gegensatz zu den Mikrofaserhandtüchern.

Anschließend fuhren wir weiter zu unserem Campground, der rund 10 Minuten von der Stadt entfernt liegt. Da es sich um ein christlich geführtes Camp handelt, hängen zwar an den Toilettentüren biblische Sprüche, ansonsten ist die Lage aber unschlagbar.

Der Platz wir auf der einen Seite durch den Wallis Lake begrenzt und auf der anderen Seite, nur über die Straße, vom einsamen Seven Mile Beach, der durch den Booti Booti National Park geschützt ist.

Deswegen müssen wir wahrscheinlich für ein Stück Rasen auch 40,- EUR die Nacht bezahlen.

Eigentlich waren wir nur hierher gekommen, weil es der einzige Campground war, der zwischen Port und Newcastle noch Platz hatte, aber wir hätten es schlechter treffen können.

Heute war übrigens auch das Essen kein Problem, denn wir haben erstmal die BBQ getestet, die hier nahezu überall vorhanden sind und gegrillt. Lecker, lecker, lecker!

Das Einzige, was unser Glück trübt, ist die chinesische Großfamilie inklusiver diverse Kinder, die die komplette Mittelreihe hinter uns in Beschlag genommen hat und Ruhezeiten nicht wirklich zu kennen scheint. Zumindest werden bis spät in die Nacht Autotüren geschlagen, so dass wir erst sehr spät einschlafen können.

Lazy day

Dafür, dass wir erst spät einschlafen konnten, waren wir umso früher wieder auf. Die Hauptschuld daran trugen wie immer die Vögel, den restlichen Teil die unmöglichen und rücksichtslosen Campbewohner.

Da wir nicht wirklich Zeit hatten, uns mit der Umgebung zu beschäftigen, hatten wir heute nichts besonders vor, also ließen wir den Tag in Ruhe beginnen uns warten darauf, dass die Rezeption besetzt wurde. Ziel unserer Begierde war eine andere Campsite, die 1. weiter weg von der chinesischen Familie, 2. nicht am Weg zu den Toiletten und 3. nicht gegenüber der Cabins mit den Halbwüchsigen lag.

Wir hatten Glück, die Campsite war heute frei und wir konnten später am Tag umziehen.

Danach erledigten wir viel organisatorischen Zeug, insbesondere brauchten wir mal wieder ewig für die Campsitesuche. Erst nachdem Kai zwei Stunden hin und her gesucht hatte und wir uns darauf committed hatten (mal wieder) unser tägliches Übernachtungsbudget zu überschreiten, ergatterten wir ein Plätzchen.

Gegen 11.00 Uhr liehen wir dann uns dann zwei SUPs und zogen los an den angrenzenden See. Wir waren beide noch nie Stand-up Paddeln gewesen und wollten es unbedingt mal ausprobieren, allerdings wurde unsere anfängliche Euphorie schnell getrübt. Kai konnte zwar aufstehen, fand das Paddeln aber nach knapp 15 Minuten lahm und ich verlor die Motivation schon bei den Aufstehversuchen und schipperte dann nur ein paar Meter sitzend durch die Gegend.

Noch bevor unsere Stunde um war, hatten wir die SUPs wieder am Ufer abgeladen und widmeten uns freudigeren Dingen: Dem Mittagessen.

Danach packten wir zeitnah unsere Sachen zusammen, schnappten uns unsere Campingstühle und zogen ans Meer. Dort genossen wir wir den einsamen Strand, das wundervoll blaue Wasser und das Geräusch der Wellen. Kai konnte sich schließlich auch nicht mehr beherrschen und sprang in die Fluten, während ich mich damit begnügte die Füße ins Wasser zu stecken. Alles was nicht Mittelmeer-pisswarm ist, ist mir in der Regel zu kalt.

Nach dem Strand war es Zeit zum Duschen und Abendessen, anschließend ließen wir den Abend auf unserer neuen Campsite ausklingen.

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