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30.10.2022: Annapurna Circuit – Upper Pisang bis Sheree Kharka

Der zweite Abschnitt unserer Annapurna Umrundung ist vorbei. Mittlerweile haben wir 137 Kilometer und 6.743 Höhenmeter im Auf- und 3.360 Höhenmeter im Abstieg hin unter gebracht.

Von Upper Pisang führte uns der Weg stetig bergauf bis wir schließlich die ersten Nächste auf über 4.000 Meter verbrachten und sogar zum 4.919 Meter hohen Tilicho Lake aufstiegen.

Tag 6: Upper Pisang bis Bhraga – Auf der Panoramaroute
20,88 km, 747 m, 553 m, 7:35 Std.

Unser Tag begann kalt, denn in der Nacht waren die Temperaturen erstmals unter den Gefrierpunkt gefallen. Da half auch nicht, dass der Ofen in der Dining Hall noch nicht an war, als wir um 06.30 Uhr unseren Apfelporridge in Empfang nahmen.

Um kurz nach sieben machten wir uns bereits auf den Weg, denn heute stand uns ein langer und anstrengender Tag bevor. Nicht nur, dass die Luft langsam dünner wird, wir hatten auch knapp 20 Kilometer und über 700 Höhenmeter Aufstieg zu bewältigen.

Um einen Anstieg zu umgehen, stiegen wir zunächst nach Lower Pisang ab, um von dort weiterzulaufen. Am anderen Ende des Dorfes sah ich einen kleinen Tempel, den ich gerne aus der Nähe sehen wollte. Auf der Karte konnte man auch gut eine alternative Route sehen, die hinter dem Tempel über die Jeep-Piste zu einer Brücke führte, welche dann wieder auf den richtigen Weg führen würde.

Der Tempel sah von Nahem weniger gut aus, als aus der Ferne, also gingen wir schnell weiter. Als wir an der Brücke ankamen wurden wir überrascht: Es gab keine. Mehrere vorbeikommende Einheimische erklärten uns, dass wir zurück nach Lower Pisang müssten, um dieselbe Brücke über den Fluss zu nehmen, die wir bereits auf dem Hinweg zum Tempel genommen hatten. Effektiv waren wir also 20 Minuten umsonst gelaufen.

Angeknirscht gingen wir also den gesamten Weg bis zur Abzweigung zurück, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Dieser ging sehr angenehm ohne großen Höhenunterschied durch eine mit Kiefern bewachsene Ebene. Nach nicht all zu langer Zeit begann der große Anstieg nach Ghyaru. Über 350 Meter ging es recht steil nach oben. Positiv war, dass wir nun endlich in die Sonne kamen und uns nach und nach aus unseren langen Sachen schälen konnten. Außerdem waren die Blicke auf die Berge des Annapurna Massivs einfach großartig.

Oben angekommen, werden wir von einer großen Chörte begrüßt und wir gönnten uns zwei Apfeltaschen, die uns von einer freundlichen, alten Dame für kleines Geld mehr oder weniger aufgenötigt wurden. Wir genossen die Aussicht und unterhielten uns mit Richard, den wir gestern kennen gelernt hatten und der ebenfalls länger reist.

Der weitere Weg führte am Hang entlang und war sehr breit und angenehm zu gehen. Das kam uns sehr gelegen, denn so konnten wir uns voll auf die Aussicht konzentrieren, die von hier oben nochmal besser war: Swargadwari, Pisang und die Annapurna II und III, wir hatten das gesamte Massiv die ganze Zeit in unserem Blickfeld und wir machten viele Bilder.

Um ungefähr 11.15 Uhr kamen wir in Ngawal an. Obwohl es noch recht früh war, fühlten wir uns für ein Mittagessen bereit. Das erste Restaurant war uns etwas zu teuer, im zweiten konnten wir aber einen guten Preis für unsere Veggie Noodles aushandeln. Zu unserer Überraschung bekamen wir kostenlos auch noch frisches, nepalesisches Brot als Appetizer, großartig.

Nach der Mahlzeit gingen wir frisch gestärkt weiter. Der Weg war weiterhin sehr gut zu gehen und ging nun oftmals auch bergab, so dass wir zügig voran kamen, obwohl es mittlerweile schon wieder ziemlich warm geworden war.

Etwas später ging es bergab und wieder in Kieferngebiet. Der weitere Weg blieb gut zu gehen, jedoch merkte wir nun, dass wir heute schon länger unterwegs waren: Es zog sich etwas. Letztlich kamen wir in Braga an.

Bereits das erste Hotel war die im Reiseführer empfohlene “New Yak Lodge”. Es folgte das klassische Ritual, das drei Schritte umfasst: Nach dem Menü fragen und die Preise für Essen und Trinken prüfen. Klassischer Big Mac Index hier: Kosten für Dal Bhat, heißes Wasser und Apfelporridge.

Während des Preisvergleiches dann miteinander reden und Unschlüssigkeit demonstrieren. Im Anschluss fragen, ob das Zimmer umsonst ist, wenn man zu Abend isst und frühstückt und ob die heiße Dusche etwas kostet. Danach wird in der dritten Phase das Zimmer besichtigt und, falls alles passt, eingezogen.

Nach der heißen Dusche setzten wir uns in die Dining Hall und bestellten eine große Kanne Ingwertee. Nun warten wir auf das Abendessen, es gibt wie immer Dal Bhat.

Bis dahin freuen wir uns, dass endlich der Ofen angemacht wurde, denn sobald die Sonne untergegangen ist, wird es empfindlich kalt.

Tag 7: Bhraga bis Khangsar – Ein Nearo
8,24 km, 318 m, 53 m, 2:30 Std.

Heute war ein wunderbar Tag, denn es stand unser Pausentag bzw. unser Nearo (= near zero, d.h. Tag, an dem man nur wenig läuft) an.

Wir gönnten uns daher ausschlafen bis 06.30 Uhr und frühstückten anschließend in Ruhe unser Apfelporridge. Anschließend packten wir ganz in Ruhe unsere Sache zusammen und machten uns gegen kurz vor neun auf den Weg in das knapp zwei Kilometer entfernte Manang, das die größte Siedlung vor dem Pass ist.

Dort angekommen, trafen wir uns mit Richard in einer der Bäckereien und gönnten uns einen leckeren Lemon-Tea, zwei riesige Schokobrötchen und eine Apfeltasche, der Kai einfach nicht widerstehen konnte.

Während des zweiten Frühstücks kamen Kathrin und Ferdinand herein, ein deutsch-französisches Paar, dass ebenfalls auf Weltreise ist und die wir gestern kennen gelernt hatten. Beim Plaudern verging die Zeit wie im Flug und über eine Stunde später machten wir uns mit Richard auf den Weg.

Noch in Manang shoppten wir Klopapier und zeigten unsere Permits – zum mittlerweile dritten Mal – in einer Kontrollstation vor. Erst kurz nach 11.00 Uhr verließen wir das Städtchen.

Heute verlassen wir den Annapurna Circuit für einige Tage, um – auch zur Akklimatisation – einen Abstecher zum Tilicho Lake zu machen. Aus diesem Grund war unser heutiges Ziel das rund 2 Stunden entfernte Khangsar auf über 3.700 Metern, von dem wir morgen dann zu Tilicho Base Camp auf über 4.100 Metern aufbrechen.

Der Weg war nicht besonders anstrengend und die Aussichten – gerade in das Tal – waren mal wieder sehr schön, aber wenn es bergauf geht, merken wir an unserem Schnaufen nun langsam schon die Höhe. Glücklicherweise haben wir aber ansonsten keinerlei Probleme.

Um kurz nach eins kamen wir dann bereits in Khangsar an und obwohl es diesmal schon ein wenig schwieriger war, schafften wir es erneut eine kostenlose Übernachtung zu finden. Nur für die warme Duschen mussten wir dafür 200 NPR (= 1,50 EUR) pro Person zahlen.

Den Abend ließen wir mit Ingwer-Lemon Tee und – wie könnte es anders sein – Dal Bhat ausklingen, bevor wir gegen 20.30 Uhr ins Bettchen huschten.

Tag 8: Khansar bis Tilicho Lake Base Camp – Die Luft wird dünn
9,44 km, 574 m, 180 m, 3:20 Std.

Nach einer eher guten Nacht und einem nicht zu kalten Morgen, machten wir uns nach dem obligatorischen Apfelporridge gegen 08.00 Uhr auf den Weg in Richtung Tilicho Base Camp.

Nachdem wir Khangsar hinter uns gelassen haben, begann unser Anstieg nach Sheree Kharka. Obwohl der Weg nur mäßig bergan ging, waren wir doch schnell am schnaufen, wenn wir schneller unterwegs waren. Trotzdem kamen wir ziemlich gut voran, auf jeden Fall besser als viele der Nepalesen, die offensichtlich am vorherigen Tag aus deutliche geringeren Höhenlagen mit dem Motorrad bis nach Manang auf über 3.500 Meter gefahren waren und nun mit der dünnen Luft zu kämpfen hatten.

Einige Male wurden wir bewundernd gefragt, woher wir denn kommen, um dann zu hören „Germans are strong“ 😉 Wahrscheinlich kommen wir aber nur deswegen besser voran, weil wir uns bereits seit vier Monaten täglich viel bewegen und uns in den acht Tage auf dem Annapurna Circuit langsam an die Höhe gewöhnen konnten.

Nach rund einer Stunde erreichten wir dann den kleinen Ort Sheree Kharka, wo wir – nachdem Richard enttäuscht feststellte, dass es keinen Espresso gibt – nur eine kurze Pipi-Pause machten.

Danach führte uns der Weg in einem stetigen auf und ab weiter am Hang entlang, wobei wir schöne Aussichten in das Tal hinter uns und auf die schneebedeckten Berge vor uns genießen konnten.

Hier kamen uns dann auch die ersten Trekker entgegen, die den Aufstieg zum Tilicho Lake nicht machen konnten: Sie waren nachts im Base Camp höhenkrank geworden waren und mussten  nun absteige. Wir hoffen, dass wir davon verschont bleiben, trotzdem ist es ein merkwürdiges Gefühl immer weiter zu gehen, obwohl andere einem entgegenkommen.

Schließlich erreichten wir dann die sogenannte Landslide Area, an der es – gerade nachmittags – immer wieder zu Steinschlägen kommen soll. Wir waren allerdings noch sehr früh am Tag, deswegen hatten wir damit glücklicherweise keinerlei Probleme und konnten uns voll und ganz auf den oft steil und rutschig bergab gehenden Weg und die Aussichten konzentrieren.

Am Ende der Landslide Area war es dann nur noch ein Katzensprung bis ins Tilicho Lake Basecamp auf 4.150 Meter. Obwohl es noch sehr früh am Tag war, war hier schon viel los. Wir klapperten die vier Lodges ab, von denen zwei bereits voll waren und die anderen beiden sich – aus offensichtlichen Gründen – nicht auf freie Übernachtungen einließen.

Am Ende bekamen wir gerade noch so ein Dreierzimmer, dass wir uns heute nach mit Richard teilen.

Anschließend besuchten wir Theresa und Stefan, die gerade vom Aufstieg zum See zurück kamen und heute noch eine Nacht im Base Camp verbringen.

Nun sitzen wir in der großen Dining Hall, wo sich einige bekannte Gesichter eingefunden haben und philosophieren darüber, wo wir morgen gut (und am besten umsonst) übernachten können.

Später gibt es dann – gegen die Höhenkrankheit und für die Energie – noch ein leckeres Dal Bhat. Morgen starten wir dann gegen 3.00 Uhr morgens den Aufstieg zum See.

Tag 9: Tilicho Lake Base Camp über Tilicho Lake bis Sheree Kharka – Frieren auf fast 5.000 Metern
16,47 km, 1.065 m, 1.020 m, 9:00 Std.

Die Nacht im Base Camp war kurz und das nicht wegen der Höhenlage, sondern weil wir sehr früh zum Tilicho Lake aufsteigen wollten. Aus uns mittlerweile unbekannten Gründen geht ein Großteil der Wanderer zwischen drei und vier Uhr morgens los. Wir wollten uns dem Trend nicht widersetzen und stellten den Wecker nach etwas Diskussion auf 3.21 Uhr, wurden aber bereits gegen zwei Uhr von enthusiastischen Frühaufstehern geweckt, welche das Konzept der Nachtruhe nicht vollkommen durchdrungen hatten.

Wir ließen uns jedoch nicht von unserem Plan abbringen und so gingen Richard, Yasmin und ich erst gegen 04.00 Uhr los. Wie erwartet, war es noch dunkel und sehr kalt. Vorsorglich hatten wir uns bereits mehrere Lagen Kleidung – Merino Unterwäsche, T-Shirt, Pullover, Puffy-Jacke, Handschuhe, Buff und Mütze – angezogen und waren zu Beginn zufrieden mit der Auswahl.

Wir durchquerten das Basecamp unter einem wunderschönen Sternenhimmel und begannen den Anstieg. Vor uns sahen wir bereits die Lichter der vor uns Gestarteten, welche wie auf einer Perlenschnur aufgereiht aussahen.

Bereits nach kurzer Zeit merkte ich, dass meine Handschuhe viel zu dünn waren und meine Hände empfindlich kalt wurden. Nach einem kurzen, unerfolgreichen Experiment mit Socken steckte ich meine Hände für die Rest des Aufstieges in meine Jackentaschen.

Yasmin ging es ebenfalls nicht gut, sie hatte seit letztem Abend Halsschmerzen. Trotzdem wollte sie die Wanderung nicht verpassen, hatte aber die ganze Zeit Probleme dem Hals und einer laufenden Nase.

Trotzdem kamen wir sehr gut voran und waren schneller als die meisten. Aufgrund eines Feiertages waren auch sehr viele Nepalesen auf dem Trail, die häufig sehr angestrengt wirkten.

Je höher wir stiegen, desto kälter wurde es. Zudem kam nach einiger Zeit auch ein eisiger Wind auf, der die gefühlte Temperatur auf unter zehn Grad minus trieb. Yasmin und ich zogen uns zusätzlich noch unsere Windjacke über, was eine Zeit lang half, trotzdem waren unsere Hände und Zehen sehr kalt, so dass Yasmin schon überlegte, wann Finger wohl anfangen abzufrieren.

Von der lebensverachtenden Kälte abgesehen, war die Aussicht auf die gefrorenen Berge sehr beeindruckend. Leider konnten wir die Aussicht aber aus den gegebenen Umständen nicht besonders genießen.

Wir litten und froren uns die knapp 850 Meter Höhenunterschied hoch und waren froh, als wir nach einer ewig scheinenden Dämmerung auch endlich Sonnenstrahlen auf dem Weg vor uns sahen. Zu dem Zeitpunkt waren wir kurz vor dem See.

Am See angekommen gingen wir sofort in die Schutzhütte, die an dessen Rand lag. Dort verbrachten wir einige Zeit um uns aufzuwärmen, was jedoch nur bedingt funktionierte. Alle paar Minuten ging ich vor die Türe um ein Fotos zu machen, ging aber aufgrund der Temperaturen immer wieder schnell zurück.

Nach etwa einer halben Stunde hatten wir keine Lust mehr in der Hütte zu frieren und machten uns auf den Rückweg. Trotz der Sonne war es immer noch sehr kalt, so dass wir uns – immer noch in voller Montur – auf den Rückweg machten.

Der Weg bergab war weniger anstrengend, als der Hinweg, jedoch kamen uns nun Massen von Wanderern, meist Nepalesen, entgegen. Zudem ist es einfacher einen verschneiten und/ oder vereisten Weg bergauf, als bergab zu gehen. Leider rutschte Yasmin dann auch noch aus und landete auf ihrem Trekking-Stock, so dass dieser in der Mitte auseinanderbrach.

Nach zweieinhalb Stunden waren wir endlich wieder im Basecamp angelangt, wo wir uns ein verspätetes Frühstück – gebratene Veggie-Nudeln – gönnten und uns anschließend – nach etwa einer Stunde – auf den Weg zurück nach Sheree Kharka machten.

Wir gingen wieder durch die Landslide Area, die immer noch großartig aussah. Wir waren so begeistert, dass wir wahrscheinlich dieselben Fotos noch einmal machten.

Dieses Mal wurde es jedoch ein wenig aufregender: An mehreren Stellen sahen wir kopfgroße Felsbrocken den Abhang hinunter- und über den Weg schießen. Davor und dahinter saßen Gruppen von Wanderern, welche denjenigen, die durch diese Passage gingen zuriefen, wann sie loslaufen sollten.

Nachdem wir nur knapp mit unserem Leben davon gekommen waren und die Landslides hinter uns gelassen haben, blieb nun nur der normale Wanderweg, der aber wenigstens erneut wundervolle Aussichten bot.

Trotzdem waren wir mittlerweile sehr müde, so dass sich der Rückweg ziemlich zog.

Bei der ersten Lodge auf dem Weg, die noch ein paar Minuten vor Sheree Kharka lag, schlugen wir gleich zu. Nach einer Dusche und dem Waschen unserer Kleidung sitzen wir nun in der Dining Hall und warten – wie immer – auf unser Dal Bhat.

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