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04.07.2023: La Paz

Ab 1.000 Meter geht es los, mit jedem Meter Höhe nimmt der Luftdruck ab. Im Vergleich zur Höhe des Meeresspeigels fällt er ab einer Höhe von 2.500 Metern um 25% ab, ab einer Höhe von 4.000 Metern sogar um 40%.

Wer sich länger in Höhen über 2.500 Metern aufhält, muss sich gut akklimatisieren, ansonsten drohen mindestens Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit, die leichten Symptome der Höhenkrankheit. Zudem ist alles, was mehr als normales Spazierengehen auf ebener Strecke ist, unglaublich anstrengend. Das Herz schlägt wie verrückt und die Atmung ist erhöht.

Mit einer Höhe von 3.600 Metern ist La Paz die höchste Verwaltungshauptstadt der Welt, die direkt angrenzende Stadt El Alto legt mit 4.200 Metern allerdings nochmal eine Schippe drauf. La Paz selbst liegt in einem knapp 400 Meter tiefen Talkessel, ein Anblick der schwindelig macht, egal ob bei der Anfahrt mit dem Bus oder bei der Fahrt mit einer der bisher 10 Seilbahnen, die zum einen die verschiedenen Stadtteile, als auch La Paz und El Alto miteinander verbinden.

Dazu kommt, dass die Umgebung Hobby-Bergsteiger ohne Ende anzieht. Nahezu nirgendwo anders auf der Welt sind fünf- bis sechstausender Gipfel so einfach erreichbar wie hier. Etwas, dass wir uns ungern entgehen lassen wollten, wäre da nicht diese Lebensmittelvergiftung gewesen…

Aller Anfang ist schwer (und lang)

Es war die letzte Nacht in unserem liebgewonnen Bungalow in Putre, denn heute ging es mit dem Überlandbus nach La Paz, Bolivien.

Nach dem erneut leckeren Frühstück wurden wir von Sebastián, der uns bereits bei unseren beiden Altiplano-Touren gefahren hatte, zu der sechs Kilometer entfernten Bushaltestelle gefahren. Eigentlich hätten wir dafür noch einmal 10.000 CLP zahlen sollen, diese wurden uns jedoch aus ungeklärten Gründen erlassen. Wir vermuten, dass es daran lag, dass wir in den letzten Tagen soviel Geld hier gelassen hatten, sicher sind wir aber nicht.

Überpünktlich waren wir um kurz nach 09.00 Uhr an der “Haltestelle” – einem Schotterstreifen neben der Straße – damit wir den Bus, der gegen 09.30 Uhr ankommen sollte, auf keinen Fall verpassen würden.

Das Pünktlichkeit eine Tugend ist, die einen auf andere warten lässt, durften wir dann wieder am eigenen Leib erleben, denn der Bus kam natürlich nicht zu früh, sondern verspätete sich um eine halbe Stunde.

Wir nahmen es gelassen, waren aber nicht mehr sicher, ob wir es nun – wie von der Frau aus der Busagentur zugesagt – noch auf 15.00 Uhr nach La Paz schaffen würden.

Wir fuhren dieselbe Strecke wie bei der Tour vor zwei Tagen und konnten daher zum Abschied noch einmal den chilenische Altiplano inklusive dem Parinacota, der Laguna Cotacotani und dem Lago Chungará bewundern. Am ersten Grenzposten angekommen, drehten wir, anders als bei der Tour vorgestern, jedoch nicht um, sondern fuhren geradeaus weiter.

Kurze Zeit später merkten wir eindrücklich, dass wir uns einem vielbefahrenen Grenzübergang näherten, denn wir erreichten eine kilometerlange LKW-Schlange, die unser Busfahrer mutig auf der gegenüberliegenden Fahrspur überholte.

Für die wenigen entgegenkommenden Fahrzeuge war somit aber kein Platz mehr, so dass entweder wir oder sie zurücksetzen mussten, je nachdem, wer einer Stelle ohne Böschung näher war.

Gegen 10.20 Uhr kamen wir an der Grenze an, wo das große Warten begann. Zunächst verschwand der Bus-Steward für etwa 20 Minuten mit den Reisepässen aller Passagiere. Als er wieder kam, parkte der Bus vor einem kleinen Gebäude, wo wir noch einmal etwa zehn Minuten warteten.

Anschließend durften wir uns mit unserem Gepäck in eine Schlange vor dem Gebäude einreihen, nur um dort nochmal fast eine halbe Stunde zu warten. Als wir schon fast nicht mehr damit rechneten, wurde dann doch damit begonnen unsere Gruppe abzufertigen, was jedoch ebenfalls nochmal mindestens 30 Minuten in Anspruch nahm.

Als wir dann endlich Aus-, Einreise und Gepäckkontrolle erledigt hatten, mussten wir erneut 45 Minuten warten, dass unser Busfahrer irgendwelche Zollmysteriösitäten erledigt.

Nach über zwei Stunden waren wir endlich wieder in Bewegung, wobei der Fahrer nun offensichtlich versuchte, die verlorene Zeit wieder einzufahren. Dazu überholte er munter alles, was sich auf unserer Spur befand und zwang dabei mehrfach den Gegenverkehr dazu abzubremsen, er tat es nämlich nicht… Wir saßen oben in der ersten Reihe und hatten den perfekten Blick über das Geschehen und dachten uns häufiger, dass es Sitze weiter hinten vielleicht auch gut gewesen wären.

Obwohl 15.00 Uhr nicht mehr realistisch war, machten wir beständig Zeit gut, so dass wir hofften, dass wir wenigstens gegen 17.00 Uhr ankommen würden. Aber auch diese Hoffnung wurde zerschlagen, denn einerseits hielten wir in de Vororten von La Paz alle fünf Minuten an, um Fahrgäste rauszulassen und andererseits wurde der Verkehr später so schlimm, dass wir uns irgendwann kaum noch vorwärts bewegten.

Dass der große Bus überhaupt vorankam, war unseres Erachtens ein Wunder, denn der Verkehr war das absolute Chaos und erinnerte uns stark an unsere Zeit in Nepal. Rote Ampeln wurden nicht einmal mehr als freundliche Hinweise verstanden, sondern es fuhr einfach der, der zuerst in der Lücke war.

Irgendwann war es dann aber doch soweit, wir konnten unser Ziel nun in der Tiefe erkennen. Der erste Anblick von La Paz war überwältigend, denn die Strecke führte uns über die Hochebene, so dass wir die sich über das gesamte Tal ausgebreitete Stadt von oben bewundern konnten.

Um 17.30 Uhr waren wir endlich am Busbahnhof angelangt und machten uns eiligst zu Fuß auf den Weg zu unserem Hotel, das nur 15 Minuten entfernt lag. Dabei bekamen wir einen ersten Eindruck von der touristischen Fußgängerzone in der Nähe des Hexenmarktes, die uns sehr gut gefiel.

Im Hotel angekommen, wurden wir gleich mehrfach überrascht. Wir hatten sehr viel Zeit damit verbracht, die verschiedenen Hotels zu vergleichen und ein passendes zu finden. Leider hatten wir – trotz einer 9,5 bei Booking – voll ins Klo gegriffen: Das Zimmer war eiskalt, das Doppelbett durchgelegen und das zusätzliche Einzelbett steinhart, der Lärm des Marktes auf der Straße sehr gut wahrnehmbar und die Dusche setzte einerseits das gesamte Bad unter Wasser und erzeugte andererseits nur ein kleines, sehr heißes, druckloses Rinnsal von Wasser. Zudem schaute mich der Besitzer auf die Frage, ob wir ein Händehandtuch haben könnten, sehr verwirrt an…

Aufgrund des langen Tages waren wir aber so kaputt, dass wir nur noch kurz etwas im Blog bearbeiteten und uns dann ohne Abendessen zum Serie schauen ins Bett legten. Gegen 20.30 Uhr schliefen wir trotz aller Widrigkeiten sofort ein…

Hotelschwierigkeiten

Trotz des Lärms von der Straße, der noch die ganze Nacht weiterging, schliefen wir bis 07.30 Uhr und damit bis kurz vor dem Frühstück. Durch das Fenster schien bereits die Sonne herein, wodurch das Zimmer eine einigermaßen angenehme Temperatur hatte. Zudem konnten wir nun auch die schöne Aussicht genießen, die wir im vierten Stock hatten.

Wir waren bereits hungrig und freuten uns bereits auf das Frühstück, dass bei Booking von ehemaligen Gästen als außergewöhnlich bewertet war.

Wir wurden allerdings erneut überrascht und auch diesmal nicht besonders positiv. Es gab Brötchen, Marmelade und verschiedene Früchte. Dazu Rührei und Kaffee, wobei dieser auf zwei Tassen pro Gast begrenzt war, worauf wir eindeutig vom Besitzer hingewiesen wurden…

Nach dem Frühstück gaben wir unsere Wäsche in einer Wäscherei ab, suchten dann – erfolglos – einen Bankautomaten, bei dem wir keine Gebühr bezahlen mussten und eilten anschließend auf 10.00 Uhr zu unserer City-Tour, die auch kurze Zeit später direkt startete.

Auf der Tour wurde uns einiges über La Paz und die Geschichte Boliviens erzählt, wir gingen über einen riesigen Wochenmarkt, der über 35 Blocks verteilt war und anschließend durch den berühmten Hexenmarkt, wo alles mögliche für den täglichen Aberglauben, inklusive getrocknete Lamababies bzw. -föten verkauft wird.

Danach erzählte uns die Stadtführerin, dass Bolivianer sehr abergläubisch sein und zu jeglichen Anlässen der Gottheit Pachamama – der Mutter Erde – Dinge opfern würden. Die Opfergabe unterscheide sich je nachdem wie groß das Wohlwollen sei, dass man benötige.

Dementsprechend würde es zum Beispiel für den Bau eines gewöhnliches Haus ausreichen, einen Lamafötus unterhalb des Hauses zu begraben. Handele es sich jedoch zum Beispiel um ein großes Gebäude, eine Brücke oder eine Mine, dann wäre eine solche Opfergabe nicht ausreichend, man bräuchte ein Menschenopfer.

Daher ginge man auf den Hexenmarkt und würde dort eine Art Schamane ausfindig machen. Dieser wiederum würde einen Obdachlosen suchen, der dann – volltrunken, aber lebendig – als unfreiwilliges Menschenopfer im Zement oder Erdreich des Gebäudes begraben wird. Ob dies tatsächlich so stattfindet, könne sie natürlich nicht mit Gewissheit sagen, es läge aber durchaus im Bereich des Möglichen.

Unsere Lektion war auf jeden Fall, dass wir nachts nicht volltrunken und obdachlos wirkend durch La Paz ziehen werden 😉

Die Tour endete am Plaza Metropolitano Murillo, wo wir zum Abschluss noch einiges über vergangene Präsidenten Boliviens lernten.

Die Tour war insgesamt nett, aber sie fühlte sich etwas oberflächlich an. Dies lag eventuell aber auch daran, dass wir mit über 20 Leuten eine recht große Gruppe waren.

Im Anschluss wollten wir dann eigentlich zu dem in der Nähe liegenden Mirador Killi Killi gehen, was uns der Blick auf Google Maps jedoch nicht verraten hatte war, dass wir zu diesem einen etwa 60 Meter hohen Hügel hätten bezwingen müssen. Bei der Mittagshitze war uns das dann doch zu viel, so dass wir beschlossen zum Hotel zurückzukehren.

Wir waren aber bereits hoch genug, um die gegenüberliegende Hügelseite zu sehen, die komplett zugebaut war. Da die Fassaden der meisten Häuser nicht verputzt sind, haben wir immer das Gefühl auf viele, kleine Lego-Häuser zu blicken.

Auf dem Weg zum Hotel fanden wir dann endlich noch einen Bankautomaten, der uns kostenlos Geld gab und einen Supermarkt, so dass wir zwei Punkte unserer ToDo-Liste streichen konnten.

Zurück im Hotel war die Sonne weiter gezogen und das Zimmer wieder richtig kalt. Zudem waren wir mit der Bettensituation immer noch nicht einverstanden und da wir heute weniger müde waren, würden wir diese Nacht garantiert nicht besonders gut schlafen.

Ich ging also zum Hotelier und fragte, ob er uns aufgrund der beschriebenen Mängel ein anderes Zimmer geben könne. Es war jedoch kein anderes frei, zudem war ihm die Situation deutlich unangenehm, so dass er uns anbot, die restlichen Übernachtungen zu stornieren, so dass wir in ein anderes Hotel umziehen könnten.

Wir prüften die Alternativen bei Booking und entschieden uns für einen Wechsel, was am Ende stressiger, aber die absolut richtige Entscheidung war: Das neue Hotel hatte eine schön heiße Dusche mit ausreichend Wasserdruck, das Zimmer war angenehm warm, die Betten super bequem und es gab zu jeder Tages- und Nachtzeit heißes Wasser aus einem Automaten, so dass wir unseren Aufwachkaffee vor dem Frühstück trinken konnten. Nur die Lautstärke war nicht besser geworden, aber dafür haben wir ja Ohrstöpsel dabei.

Nachdem wir geduscht hatten, gingen wir noch einmal raus, um uns eine Tour für den morgigen Tag zu organisieren. Danach besuchten wir ein Rooftop-Lokal, wo wir neben der exzellenten Aussicht auch noch sehr leckeres Essen genießen durften.

Nach dem Essen holten wir noch kurz unsere Wäsche ab und machten uns anschließend in unserem kuschelig warmen Hotelzimmer gemütlich.

Laguna Charquini

Wie an Ausflugstagen üblich, durften wir auch heute etwas früher aufstehen, denn wir sollten bereits um 08.00 Uhr abgeholt werden. Nach dem obligatorischen Morgenkaffee und einer Dusche gingen wir also zum Frühstück, dass aufgrund von Bauarbeiten im hoteleigenen Restaurant im selben Rooftop-Restaurant angeboten wurde, wo wir gestern bereits zu Abend gegessen hatten.

Hier lernten wir den größten Nachteil des neuen Hotels kennen, da das Frühstück ebenfalls nicht besonders gut war. Zwar war die Auswahl an Obst größer, aber dafür war jedwedes Gebäck trocken und hart. Wir sind uns zwar immer noch nicht sicher, wie frischer Toast die Konsistenz von Zwieback haben kann, aber aufgrund der anderen Vorteile wollen wir uns nicht zu sehr beschweren 😉

Etwa eine halbe Stunde nach dem Frühstück stiegen wir in einen Minibus, wo wir mit zehn anderen Touristen durch das Zentrum von La Paz und anschließend einen der steilen Hänge hinaufgefahren wurden.

Oben angekommen ging es über diverse Schotterpisten zum ersten Aussichtspunkt, wo wir einen Blick auf den 6.090 Meter hohen Huayna Potosí werfen durften, der in jedem Reisebüro als Zwei- oder Dreitagestour angeboten wird. Spannend wäre das schon, aber uns liegt da oben einfach zu viel Schnee…

Auf der anderen Seite konnten wir noch einen schönen Blick auf die Stadt El Alto im Westen der Hochebene werfen, welche die Schwesterstadt von La Paz und seit 1985 eigenständig ist. Bis dahin war sie lediglich ein Vorort gewesen.

Für uns ging es weiter die Straße entlang, bis wir einen weiteren Halt am Cementerio de Milluni machten, wo die Toten einer nahegelegenen Mine begraben wurden.

Zudem gibt es zu diesem Ort auch eine traurige Geschichte: 1965 streikten hier Bergleute für bessere Arbeitsbedingungen. Diese bekamen sie jedoch nie, vielmehr ließ die Regierung nach einigen Tagen ihr Dorf bombardieren und tötete damit so gut wie alle Einwohner…

Für uns ging es nun weiter zu unserem eigentlichen Ziel. Auf einem Schotterparkplatz hielten wir an und begannen den 2,7 km langen Aufstieg zu der 5.024 Meter hohen Laguna Charquini.

Da die Agentur Temperaturen bis zu -12 Grad angekündigt hatten, waren wir einigermaßen dick angezogen, dies war – wie wir schnell merken sollten – jedoch total unnötig, so dass wir uns während des Aufstieges nach und nach unserer Kleidungsstücke entledigten. Am Ende hatten wir noch eine Hose, T-Shirt und einen dünnen Pulli an, was vollkommen ausreichend war.

Etwa eine Stunde später und 400 Meter höher erreichten wir schließlich den See, der eine tolle türkisene Farbe hatte und zusammen mit dem dahinter liegenden Berg und Gletscher überaus hübsch aussah.

Wir blieben eine knappe Stunde dort und durften – leicht ungläubig – erleben, wie alle unsere Mitreisenden die Zeit ausschließlich damit verbrachten, Selfies von sich zu machen, statt mal für fünf Minuten das Panorama zu genießen. Aber nun gut, jeder wie er mag.

Der Weg hinunter ging dann recht flott, wobei wir auch schon beim Aufstieg glücklicherweise keinerlei Probleme mit der Höhe hatten.

Die Fahrt zurück war ereignislos und schnell vorbei. Zum Abendessen gab es leckere Pizza in einem Lokal, dass direkt gegenüber unserem Hotel lag.

Mit der Seilbahn über La Paz

Eigentlich wollten wir heute eine Tour in ein in der Nähe befindliches Tal machen, hatten dann aber gestern Abend spontan beschlossen, einfach auszuschlafen. Auf unsere alten Tage werden wir noch richtig wild 😉

Der Vormittag verging mit trockenem Frühstücksbrot, der Buchung einer Tour für morgen und der Busfahrt in die nächste Stadt und erneut Wäsche abgeben.

Um Viertel nach elf gingen wir dann los, um uns bei dem Restaurant Popular Cocina Boliviana anzustellen. In diesem werden bolivianische Gerichte neu interpretiert und sehr hochwertig zubereitet. Dies hat mittlerweile zu einer gewissen Bekanntheit geführt, so dass sich Gäste schon eine Stunde vor Öffnung anstellen, um einen der knapp 30 Plätze für den Mittagstisch zu bekommen.

Als wir um 11.30 Uhr ankamen, waren bereits vier Gruppen vor uns da und im Laufe der nächsten halben Stunde kamen noch einige weitere hinzu. Wir waren auf jeden Fall früh genug gekommen, um im ersten Schwung einen Tisch zu bekommen.

Anders als es im Internet stand, öffnete das Restaurant bereits eine halbe Stunde früher, nämlich um 12.00 Uhr. An unserem Tisch wurden wir von einem Kellner durch das Menü geführt und durften bei jedem der drei Gänge aus zwei Alternativen wählen.

Geschmacklich reichte die Skala je nach Gang von “Geht so” bis “Außergewöhnlich”, aber man kann ja nicht immer gewinnen. Insgesamt hatten wir aber viel Spaß, obwohl wir gegen Ende dann doch leicht gestresst waren, weil wir so ewig auf den Hauptgang warten mussten.

Wieder im Hotel nutze Yasmin die freie Zeit, um mit Daniela zu telefonieren, während ich versuchte ein Hotel in Copacabana zu finden, dass sowohl ruhig und warm ist und daneben auch eine funktionierende Dusche und WLAN besitzt.

Wenigstens laut den Bewertungen auf Booking schienen unsere Ansprüche zu hoch, denn keines der Hotels konnte alles bieten. Insofern entschieden wir uns für das, dass unseren Vorstellungen am nächsten kam. Wir werden erleben, wie das so wird…

Um 15.00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg, um mit den Seilbahnen zu fahren, für die La Paz berühmt ist. Praktischerweise war die erste Station nur zehn Minuten Fußweg von unserem Hotel entfernt.

Dort angekommen, wurden wir davon überrascht, dass in den Stationen und in den Seilbahnen noch Maskenpflicht besteht, scheinbar als einzigem Ort in komplett Südamerika. Yasmin hatte noch eine in ihrer Handtasche, ich musste mir in der nächstgelegenen Apotheke eine kaufen.

Das Seilbahnfahren an sich ist dann aber denkbar einfach: Neben dem Einlass zu den jeweiligen Bahnen sind Kassenhäuschen und -automaten, wo wir uns für 3 Bolivianos pro Person und Fahrt – etwa 40 Cent – Tickets besorgen konnten. Mit diesen ging es dann durch die Drehkreuze und direkt dahinter konnten wir in die Kabinen einsteigen.

Wir starteten unsere Tour auf der Linea Roja, die uns in wenigen Minuten etwa 500 Höhenmeter nach oben zur Talkante nach El Alto brachte. Die Aussicht war großartig und wir klebten an den Scheiben und schauten uns begeistert die “Spielzeugstadt” unter uns an.

Den genau das ist der Eindruck, den wir bekamen, während wir lautlos mit der Kabine immer höher stiegen: Die Stadt wirkte irgendwie unecht, ein bisschen wie ein Miniatur-Wunderland, das wir als unbeteiligte Zuschauer überschwebten.

Oben angekommen, wechselten wir zur Linea Plateada, welche am Rand von El Alto und der Abbruchkante entlang führt, so dass wir La Paz aus der Vogelperspektive betrachten konnten. Wie sich die Stadt über das gesamt Tal inklusive der Hänge ausbreitet, war ziemlich eindrucksvoll.

Mit der Linie Amarilla fuhren wir anschließend wieder in das Tal hinab, wobei wir am Ende nochmal etwa 200 Meter tiefer waren, als an unserem Startpunkt. Nach einem Umstieg auf die Linea Celeste ging es durch das Tal wieder nach oben.

Da uns das Seilbahnfahren so viel Freude bereitete, entschieden wir uns für einen kleinen Schlenker mit der Linea Blanca, der an sich zwar nicht besonders eindrucksvoll war, aber über einer Hauptstraße durch eine Hochhausschlucht führte, was uns gut gefiel.

Am Ende wechselten wir dann auf die Linea Naranja, was unsere letzte Seilbahnfahrt werden sollte. Über einen Hügel führte uns diese wieder zur ersten Station zurück und wir bekamen noch einmal einen schönen Ausblick auf La Paz

Gegen 17.15 Uhr hatten wir unsere Stadtumfahrung abgeschlossen und gingen wieder in Richtung unseres Hotels zurück, wo wir noch einmal kurz den direkt daneben liegenden Hexenmarkt besuchten, unsere Wäsche abholten und Empanadas für das Abendessen besorgten.

Der restlichen Abend verbrachten wir damit die Fotos auszusuchen und den Beitrag für den Blog zu schreiben.

Lebensmittelvergiftung statt Gipfelsturm

Der Morgen verlief zunächst unerfreulich, da ich am vorherigen Tag scheinbar etwas nicht Bekömmliches gegessen hatten, was sich ab etwa 01.00 Uhr nachts mit Durchfall äußerte. Was genau es war, konnte ich natürlich nicht sagen, jedoch vermutete ich das Schweinefleisch bzw. den Salat vom Mittagessen.

Da sich die Situation am Morgen nicht gebessert hatte und wir für heute eine Tour auf den 5.320 Meter hohen Pico Austria gebucht hatten, nahm ich ein paar Imodium zu mir und hoffte, damit das Kapitel abzuschließen. Zu diesem Zeitpunkt schien das auch zu funktionieren.

Nach dem Frühstück wurden wir mit leichter Verspätung um 08.40 Uhr von unserem Guide Roberto abgeholt und durch den morgendlichen Verkehr von La Paz und El Alto gefahren. Dieser war heute noch schlimmer, als bei unserer Anfahrt vor ein paar Tagen.

Roberto schien damit jedoch kein Problem zu haben und drängelte und hupte sich durch die engen Gassen. Sein Modus Operandi war, dass jeder Zentimeter Platz, den man seinen “Verkehrsgegnern” abtrotzen konnte, auch genutzt werden musste. Die Unfälle, die wir alle zehn Sekunden befürchteten, blieben jedoch jedes Mal aus, so dass wir nach etwa eineinviertel Stunden die Stadt verlassen hatten und auf eine holperige Dirt-Road wechselten.

Hier blühte Roberto noch einmal richtig auf und fuhr in fahrwerksverachtender Geschwindigkeit zu unserem Ziel, ein paar Häuschen und einem “Parkplatz” am Ende eines Tales. Hier bezahlten wir 40 Bolivianos Eintritt und machten uns auf den Weg. Etwas über fünf Kilometer und 900 Höhenmeter lagen nun bis zum Gipfel des Pico Austrias vor uns.

Der Weg ging zunächst leicht steil aufwärts an einem kleinen See vorbei, in dessen Hintergrund wir bereits die eindrucksvollen Berge der Condoririgruppe sehen konnten.

Nach etwa einer halben Stunde hatten wir einen Aussichtspunkt erreicht, von wo wir einen schönen Blick auf die Laguna Chiar Khota hatten, die sich direkt unterhalb der Berge befindet.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits seit einiger Zeit immer stärker werdende Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, so dass ich langsamer und langsamer wurde und Yasmin mich immer häufiger mit besorgtem Blick ansah.

In der Hoffnung auf Besserung nahm ich zwei Buscopan, dann machten wir uns an den weiteren Aufstieg.

Leider hielten die Schmerzen an und wurden schubweise immer schlimmer, so dass wir uns schweren Herzens nach insgesamt 300 Höhenmetern dazu entscheiden den Weg abzubrechen und wieder hinabzusteigen.

Wir gingen allerdings nicht den direkten Weg zurück, sondern machten einen Umweg über die Lagune, wo wir uns ans Ufer setzten und uns unser Guide das Mittagessen servierte. Es gab Reis mit Hühnchen und Gemüse, was – laut Yasmin – ganz lecker schmeckte. Ich stocherte nur lustlos darin herum und aß vier Löffelchen Reis.

Aber ganz unabhängig davon: Die sich im Wasser spiegelnden Berge sahen absolut großartig aus und der Pico Austria ist für einen eventuell späteren Besuch auf jeden Fall vorgemerkt.

Auch nach der längeren Mittagspause ging es mir nicht besser, so dass ich auf dem anschließenden Rückweg nur gebeugt hinter Yasmin und Roberto hinterher schleichen konnten.

Der vorläufige Höhepunkt war, dass ich mir etwa zehn Minuten vor dem Auto das Frühstück und Mittagessen noch einmal durch den Kopf gehen ließ, wobei ich es nicht so genau nahm und auch meinen rechten Schuh und das Hosenbein verzierte…

Danach ging es mir aber nur kurz besser, so dass ich mich am Parkplatz erstmal auf den staubigen Boden legte, was sich ganz gut anfühlte.

Der Sitz des Minibusses ließ sich glücklicherweise komplett nach hinten verstellen, so dass ich halb liegend die sehr unangenehme Fahrt über die – gefühlt jetzt noch viel holperigere – Piste über mich ergehen ließ. Da ich allerdings weiterhin starke Magenkrämpfe hatte, ließ ich mich etwas später von Yasmin dazu überzeugen eine 600er Ibuprofen zu nehmen.

Nach der dreiviertelstündigen Folterpiste waren wir endlich wieder auf Asphalt angekommen und die Ibuprofen fing an zu wirken, so dass ich die restliche Fahrt halb dösend verbrachte und nur aufwachte, wenn Roberto mal wieder über eine der Bodenschwelle fuhr, die es in El Alto immer wieder gibt.

Nach insgesamt zwei Stunden Fahrt waren wir endlich wieder in unserem Hotel, wo ich mich aufs Bett legte und zunächst kurz schlief, während Yasmin die Rucksäcke ausräumte, sich duschte und trockenes Brot von einem Straßenverkäufer holte.

Mit dem Brot und einem kleinen Fläschchen Pfirsichsaft, dass wir noch von einer anderen Tour herumliegen hatten, ging es mir dann langsam besser und der restliche Abend war dann wieder okay, aber auch nicht besonders erwähnenswert.

In der Hoffnung nun das Schlimmste hinunter mit zu haben, gingen wir – erschöpft von dem Tag – sehr früh ins Bett.

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