Nach den Smokies und den Grayson Highlands blieben wir den Appalachen treu und machten uns auf zum New River Gorge National Park in West Virginia.
Der Park, der insbesondere für die sich hier befindende New River Gorge Bridge bekannt ist, hat erst im Jahr 2021 den National Park Status bekommen und ist damit derzeit (noch) der neuste der 63 National Parks.
Wir selbst haben der grandiosen Brücke bereits im Jahr 2016 einen wirklich kurzen Besuch abgestattet, damals haben wir den Stopp allerdings nur genutzt, um uns während einer sechsstündigen Fahrt hier zehn Minuten die Beine zu vertreten.
Seitdem haben wir immer mal wieder davon geredet, nochmal zu der Brücke zurückzukehren, zum einen, um noch mehr von der Gegend zu erkunden und zum anderen, weil wir beim letzten Mal wirklich kein einziges vernünftiges Foto gemacht haben.
Nun war es also soweit und wir haben es nicht bereut. Unsere zwei Tage vor Ort waren prall gefüllt und unsere Befürchtung, ob es neben der Brücke überhaupt genug zu sehen gibt, wurden sehr schnell zerstreut.
Canyon Rim und Bridge Walk
Heute hatten wir mal wieder viel vor, so dass – mittlerweile gewöhnen wir uns schon fast dran – der Wecker erneut um 06.00 Uhr klingelte.
Nach einem teils britisch, teils amerikanischen Frühstück – herzhaft und pappsüß – machten wir uns gegen 07.45 Uhr auf den Weg in den New River Gorge National Park, wobei wir erstmal ziemlich erschraken, als wir aus dem Motel traten. Nachdem es die letzten Tage auch morgens bereits ausreichend warm für kurze Klamotten gewesen war, war dies heute mit gerade mal 10 Grad nicht mehr besonders angenehm.
Da der Wagen allerdings eine Heizung hat und wir hofften, dass es schon bald besser werden würden, verzichteten wir darauf zurückzugehen und Jacke oder Pulli aus dem Hotelzimmer zu holen.
Auf dem Weg zum National Park machten wir noch einen kleinen Umweg in den Hawks Nest State Park, wo es eigentlich zwei nette Aussichtspunkte auf den Fluss geben soll. Wie so oft in den letzten Tagen wurden wir jedoch auch hier schon nach kurzer Zeit von dem dichten Morgennebel eingehüllt und als wir den State Park erreichten, konnten wir nahezu gar nicht sehen.
Wir hielten daher nicht einmal an und machten uns ohne Unterbrechung auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Endless Wall Trail.
Es war leider immer noch ziemlich kühl, als wir am Trailhead ankamen, aber alles Jammern half nichts. So gingen wir also leicht frierend durch den Wald und hofften, dass die ab und zu durch den Nebel scheinende Sonne uns bald aufwärmen würde.
Als wir an dem ersten Aussichtspunkt ankamen, sahen wir dann auch nicht besonders viel von der Schlucht, da sich der Morgennebel noch nicht ganz verzogen hatte. Dieses Erlebnis wiederholte sich leider an den folgenden Viewpoints, so dass wir nur sehr ausgesuchte Einblicke in die Schlucht bekamen.
Erst am letzten Stopp hatte sich die Sicht etwas aufgeklart, insgesamt war das aber nicht ganz so, wie wir es uns erhofft hatten. Da der Trail aber nicht besonders lang und auch gut zu gehen war, waren wir nicht übermäßig enttäuscht.
Im Anschluss fuhren wir die Fayette Station Road entlang, die uns zunächst hinab in die Schlucht und dort über die Nachbildung der historischen Brücke führte, die vor der Einführung der großen, vierspurigen New River Gorge Bridge für die Überquerung des Flusses genutzt wurde.
Zur damaligen Zeit dauerte das mindestens 45 Minuten, bei starkem Verkehr aber gerne auch über anderthalb Stunden. Kaum vorstellbar, wenn man heute in rund 15 Sekunden über die “neue” Brücke rauscht.
Auf dem Weg fuhren wir mehrfach unterhalb der Brücke entlang, die aus dieser Perspektive ziemlich eindrucksvoll aussah, was vermutlich daran liegt, dass sie das auch ist 😉
Mit einer Länge von über 923 Metern ist sie die drittlängste, einfache Bogenbrücke und mit 267 Metern Höhe die fünfhöchste Autoverkehrsbrücke der Welt.
Danach fuhren wir zum Start des Long Point Trails, der wie der Endless Wall Trail etwa fünf Kilometer lang ist. Er führte uns komplett ohne Aussichten mit nur wenig Höhenunterschied durch den Wald und zu einem Aussichtspunkt, von dem wir einen tollen, frontalen Blick auf die New River Gorge Bridge hatten.
Wir blieben ein paar Minuten und genossen die Aussicht, dann gingen wir wieder zum Parkplatz zurück, da wir heute noch mehr Programm hatten.
Unser Weg führte uns zum Visitor Center, wo wir uns einen Magneten des Parks besorgten und anschließend auf einer der dortigen Picknickbänken unsere Wraps zubereiteten und vernichteten.
Nach dem Mittagessen schauten wir noch kurz bei dem Aussichtspunkt vorbei, der direkt neben dem Visitor Center liegt und den wir vor sieben Jahren bereits besucht hatten.
Die Aussichten waren immer noch genauso gut wie damals, jedoch blieben wir heute nicht besonders lange, da wir noch etwas vorhatten.
Der Hauptprogrammpunkt des Tages war nämlich der sogenannte Bridge Walk, wo man unterhalb der Brücke auf dem gerade mal 60 cm breiten “Catwalk” von einem Ende zum anderen geht.
Dafür fuhren wir den kurzen Weg zum Meeting Point, wo wir von unserem Guide Joshua begrüßt wurden. Da wir noch nicht vollzählig waren, warteten wir noch einige Minuten, dann ging es mit der Sicherheitseinweisung los.
Anschließend fuhren wir mit den 10 weiteren Teilnehmern zurück zum Parkplatz des Visitor Centers, von wo wir zu Fuß zum Zugang des Laufsteges gingen.
Unter der Brück wurden wir zunächst nacheinander an einem Sicherungskabel befestigt, dann ging der Spaß los: Über 900 Meter in 260 Meter Höhe und das nur auf dem schmalen Catwalk.
Wir gingen jeweils ein Stück im Gänsemarsch, dann hielten wir an und unser Guide erzählte uns etwas über die Brücke, z.B. wie sie gebaut wurde, warum sie nicht rostet oder wie man einer Taubenplage Herr geworden war.
Das Gehen selbst war am Anfang etwas gruselig, obwohl wir links und rechts ausreichend hohe Geländer hatten und mit dem Sicherungskabel verbunden waren, vor allem weil mit jedem über uns vorbeifahrenden Auto oder Lastwagen die Brücke ein wenig (mehr) wackelte.
Mit der Zeit gewöhnten wir uns jedoch daran und konnten den Spaziergang in allen Zügen genießen.
Zudem hatten sich – trotz des etwas langsamen Starts heute morgen – das Wetter glücklicherweise sehr gemacht und war zum Zeitpunkt unseres Besuches absolut fantastisch.
Die Sonne schien, wir waren mit T-Shirt und kurzen Hosen genau richtig gekleidet und wir hatten einfach eine tolle Aussicht. Besonders die Perspektive des Flusses und der Fayette Station Rapids unter uns war einmalig.
Irgendwann kurz vor der Mitte durften wir uns dann sogar hinsetzen, die Beine in der Luft baumeln lassen und den Kanu-Fahrern unter uns zusehen, die sich durch die Stromschellen des Flusses kämpften. Total nett!
Zudem war konnte ich mich auch mit der Kamera austoben, denn aufgrund der Gleichförmigkeit der Bauelemente der Brücke waren mit dem Zoom witzige Fotos möglich.
Nach anderthalb Stunden waren wir am anderen Ende angelangt und wurden mit dem Bus wieder zum Visitor Center zurück gefahren.
Hawks Nest State Park
Nachdem es dann aber erst 15.30 Uhr war, versuchten wir es auf dem Heimweg noch einmal mit dem Hawks Nest State Park, da dies nur 20 Minuten Umweg bedeutete. Wir erwartet hatte sich der Nebel auch hier gelichtet, so dass wir von dem Aussichtspunkt bei der Hawks Nest Lodge nochmal einen schönen Blick auf den New River hatten.
Laut Internet sollte Lovers Leap – der zweite Aussichtspunkt den es hier gibt – aufgrund von Sturmschäden eigentlich nicht begehbar sein, jedoch war diese Information wohl nicht mehr aktuell. Wir konnten auf jeden Fall problemlos die Stufen zu dem Viewpoint hinuntergehen und erhielten noch einmal eine andere nette Perspektive auf die Schlucht.
Mittlerweile waren wir beide ausreichend hungrig, so dass wir auf dem schnellsten Wege nach Summersville zurück fuhren und direkt bei einem Restaurant einkehrten. Klassisch gab es hier für uns beide mal wieder Burger mit Pommes, die werden einfach nicht langweilig.
Danach gingen wir ins Motel zurück, wo wir den restlichen Abend mit allem möglichen verbrachten.
Grandview und Sandstone
Heute hatten wir etwas weniger Programm, so dass wir “ausschlafen” konnten, was effektiv hieß, dass Yasmin bis 06.10 Uhr und ich bis 07.00 Uhr schlief. In dieser Hinsicht sind wir wohl schon fast wieder soweit, um mit dem Arbeiten zu beginnen 😉
Nachdem wir im Motel gemütlich und kalorienreich gefrühstückt hatten, ging es mit dem Auto los zum Concho Rim Overlook, dem ersten Viewpoint des Tages.
Wir kamen nach knapp 45 Minuten Fahrt an, wobei der Overlook uns einen Umweg von etwa 25 Minuten kostete. Letztlich waren wir danach nicht ganz sicher, ob sich die zusätzlich Fahrt tatsächlich gelohnt hat, aber hübsch anzusehen war die Schleife des New Rivers auf jeden Fall.
Anschließend ging es nochmal 45 Minuten weiter zum entfernten Grandview-Bezirk des National Parks, welcher viele Jahrzehnte lang ein separater State Park von West Virginia war und erst 1990 in das Schutzgebiet der New River Gorge aufgenommen wurde.
Hier machten wir einen kleinen Rundweg, der aus einer Kombination von drei verschiedenen Trails bestand.
Der Grandview Rim Trail führte uns zunächst am Canyonrand entlang, wobei an verschiedenen Stellen Aussichtsterrassen angelegt wurden, damit die Besucher neben dem dichten Wald auch die Schlucht sehen können.
Von diesen konnten wir eine weitere Schleife des New Rivers bewundern, die uns stark an die Rheinschleife bei Boppard erinnerte.
Nach einer Weile bogen wir nach rechts auf den Castle Rock Trail ab, der uns zunächst bergab führte, um uns dann unterhalb des Rims zu unserem Ausgangspunkt zurückzuführen. Hier gab es einige eindrucksvolle Felswände, die sich vermutlich sehr gut zum Klettern eignen würden, was in diesem Bezirk jedoch verboten ist.
Kletterer brauchen trotzdem nicht traurig zu sein, denn im restlichen National Park gibt es um die 1.400 Kletterouten in allen Schwierigkeitsgraden.
Nach dem Trail kamen wir am sogenannten Main Overlook an, von der wir erneut einen netten Blick auf den Fluss bekamen, wobei wir die Aussichten, die wir zuvor während des Trails hatten, deutlich besser fanden.
Vom Main Overlook ging es weiter auf den Tunnel Trail, der uns in einer kurzen Schleife ebenfalls wieder an Felswänden entlangführte. Auch diese waren hübsch anzusehen und zudem die Heimat von daumengroßen Spinnen, die besonders Yasmin furchtbar ekelhaft fand.
Nachdem auch dieser Trail beendet war, gingen wir zurück zum Auto und fuhren zu dem nur fünf Minuten entfernten Turkey Spur Overlook, der über knapp 150 Treppen zu erreichen war. Oben angekommen merkten wir aber, dass sich die Anstrengung nicht so richtig gelohnt hatte, denn die Aussichten waren zwar nett, aber im Vergleich auch nicht so überragend.
Mit dem Turkey Spur Overlook hatten wir unser Programm im Grandview-Bezirk dann auch schon abgeschlossen und fuhren weiter zu den 50 Minuten entfernten Sandstone Falls. Auf dem Weg kamen wir immer wieder an Häusern vorbei, die lustig – und überhaupt nicht übertrieben – für Halloween geschmückt waren.
Zudem lagen direkt auf dem Weg am Straßenrand auch noch zwei Viewpoints vorbei, die uns – überraschenderweise – Ausblicke auf den New River boten. Da beide aber nur mäßig spektakulär waren und es mittlerweile auch schon sehr heiß geworden war, blieben wir jeweils nicht lange und fuhren schnell weiter.
Es war bereits 13.20 Uhr, als wir an Parkplatz der Sandstone Falls erreichten, von wo uns ein Holzsteg zu den Wasserfällen führte. Der Fluss ist an dieser Stelle fast 460 Meter breit, insofern gab es viele verschiedene Stellen, an denen wir kleinere und größere Wasserfälle bewundern konnten.
Da dieser Herbst in den USA derzeit allerdings ungewöhnlich heiß ist und es schon seit mehreren Wochen nicht richtig geregnet hat, waren die Wassermassen weniger eindrucksvoll, als sie eigentlich sein sollten.
Uns gefielen sie jedoch trotzdem ganz gut, wobei auch hier wieder die Frage war, ob sich die lange Fahrtzeit wirklich gelohnt hat.
Nach den Sandstone Falls war es dann Zeit sich auf den Rückweg zum Motel zu machen, wobei die Fahrt dieses Mal nicht über die schöne ausgebaute Interstate ging, sondern wir auf kurvigen Holterpisten anderthalb Stunden durch die Wälder fuhren.
Eine halbe Stunde bevor wir schließlich am Motel ankamen, machten wir noch einen kurzen Abstecher in den Babcock State Park, der direkt auf dem Weg lag. Neben allen möglichen Outdooraktivitäten die hier gemacht werden können, kommen viele Besucher vor allem wegen der alten Mühle, die hübsch anzusehen am Fluss liegt.
Während Yasmin leicht gelangweilt am Ufer saß, tobte ich mich mit Stativ und Filter aus und machte Foto um Foto, bis ich mich mach rund fünfzehn Minuten endlich losreißen konnte. Mittlerweile war es auch spät geworden und abgesehen von den gewöhnlichen Tätigkeiten am Abend wollten wir heute auch noch Wäsche waschen.
Kurz vor Summersville kamen wir, wie auch in den letzten Tagen, am Summersville Lake State Park vorbei. Obwohl wir ihn immer nur vom Highways aus gesehen haben, sah der See mit den hohen Felswänden richtig gut aus und wir konnten uns gut vorstellen, dort auch mal ein wenig Zeit zu verbringen. Mit Sicherheit beim nächsten Mal, wenn wir in der Gegend sind 😉
Im Motel angekommen, bemerken wir, dass die beiden hoteleigenen Waschmaschinen außer Betrieb waren und nur der Trockner noch funktionierte, na super. Da gerade Yasmin wäschetechnisch bereits im Reservebetrieb lief, wuschen wir die notwendigen Klamotten für die nächsten beiden Tage notdürftig im Waschbecken, zufrieden waren wir darüber aber nicht.
Zum Abendessen gingen wir zu Applebee’s, wo wir dank eines Specials zusätzlich zu unseren Burgern mit Pommes noch einen Teller mit Boneless Chicken Wings bekamen, welche sowohl frittiert, als auch mit BBQ-Sauce überzogen waren. Zusätzlich gab es dann noch ein Ranch-Dressing zum Dippen… Verhungern werden wir hier auf jeden Fall nicht 😀
Den restlichen Abend verbrachten wir satt und zufrieden im Motelzimmer.
Toller Bericht. So schön sind die Südstaaten. Schleppt ihr eigentlich alle eure erworbenen Magnete mit euch mit? Die wiegen ja auch was.
Die Burger und pommes sind ja wohl euer Lieblingsabebdessen geworden.
Liebe Grüße aus der Heimat
Burger und Pommes waren schon immer unser Lieblingsessen, nur können wir dieser Leidenschaft hier viel ungestörter frönen, da diese in 85 Prozent aller Restaurants in ausreichend guter Qualität angeboten werden 😀
Wir schleppen nicht mehr alle Magneten mit uns herum, die wir im Laufe der Reise gekauft haben, sondern haben diese, mit anderen Souvenirs, immer mal wieder zu Yasmins Mutter geschickt. Denn sonst hättest Du Recht und wir würden bestimmt mehrere Kilo an unnötigem Zeugs mit uns herumschleppen 🙂