Der zweite Teil unserer Galápagos-Reise sollte uns eigentlich auf die Inseln Santa Cruz und San Cristóbal führen, aber nach dem bekannten “Fährdrama”, mussten wir unsere Pläne kurzfristig ändern und uns von unserem Tag auf Santa Cruz verabschieden.
Zumindest San Cristóbal, die offizielle Hauptstadt von Galápagos, erreichten wir dann aber wie geplant und waren sofort begeistert. Dies lag allerdings nicht an dem netten Hafenort Puerto Baquerizo Moreno, sondern an den unzähligen Seelöwen, die die Insel bevölkern.
Den Tieren kann man hier nicht entkommen, sie sind einfach überall. Sie liegen auf Bänken, Treppen, mitten auf der Straße, am Strand, im Hafenbecken, auf den Handtüchern oder Schuhen von Strandbesuchern, wie gesagt einfach überall.
Ihre Geräusche, insbesondere das Grunzen der Männchen, ist allgegenwärtig, wir hörte es sogar in unser Unterkunft, die fast einen Kilometer vom Wasser entfernt lag.
Alles in allem war das wirklich verrückt, aber schön verrückt! Wann hat man schon mal die Gelegenheit die Tiere so nah in freier Wildbahn zu erleben und beim Schnorcheln von ihnen veräppelt zu werden?
Ein Viertelstag auf Santa Cruz
Wie immer wurden wir von der Mole mit einem kleinen Boot zu unserer Fähre gefahren. Anders als bei der Hinfahrt gab es diesmal aber nicht zwei längs ausgerichtete Bänke an den beiden Seiten des Schiffes, sondern es waren richtige, nach vorne ausgerichtete Sitze.
Leider war das Boot aber auch schon ziemlich voll, so dass wir fast ganz vorne sitzen mussten, was aus zwei Gründen schlecht war: Erstens sind die Bewegungen des Schiffes umso stärker, je weiter vorne man sich befindet und zweitens konnten wir nicht nach draußen schauen, so dass der Trick, sich bei Seekrankheit auf einen fixen Punkt, am besten den Horizont, zu konzentrieren, nicht funktionierte. Aber wir konnten es nicht ändern.
Pünktlich zehn Minuten zu früh fuhren wir los und hatten gleich in den ersten Minuten mehrere hohe Wellen, bei denen der Schiffsrumpf oft so abrupt nach unten ging, dass wir aus unseren Sitzen gehoben wurden. Verständlicherweise waren wir absolut begeistert, diese Vorstellung noch fast drei Stunden genießen zu dürfen.
Nach etwa einer Viertelstunde wurde es jedoch besser und die Bewegungen waren weniger stark. Das ganze war ziemlich einschläfernd und so schlossen Yasmin und ich die Augen und dösten still vor uns hin.
Die zweieinhalb Stunden vergingen dadurch super schnell und ehe wir es uns versahen, waren wir wieder in Santa Cruz. Für die 30 Meter Überfahrt in einem kleinen Kahn und die Nutzung des Anlegers waren wieder jeweils ein Dollar fällig, dann standen wir auf der Hauptstraße.
Ein Taxi sahen wir nicht, so dass wir uns zu Fuß auf den 1,2 Kilometer langen Weg zum Hotel machten. Dort angekommen, warfen wir unsere Sachen in die Ecke und gingen erneut los, um etwas zu Abend zu essen.
Nachdem ich mich nun an drei Tagen hintereinander übergeben hatte, war das für mich ein trockenes Baguette und Wasser. Yasmin beschloss einen Fastenabend einzulegen, da es in unserer Umgebung keine Restaurants gab und ihr der Weg zurück in die Stadt nach dem langen Tag zu weit war.
Wieder zurück im Hostal genossen wir eine mittelwarme-kühle Dusche, wobei der Duschkopf wie der in Copacabana aussah, also Marke Offene-Drähte-mit-leichten-Elektroschocks…
Anschließend entdeckten wir, dass Yasmin an der Lagune heute scheinbar von einer der Bremsen gebissen wurde, da sie Mitten auf der Kniescheibe einen entzündeten, angeschwollenen Stich hat, um den herum sich bereits die Haut kreisrund rötlich verfärbt hat…
Wir hoffen nun darauf, dass dies nicht so ausartet, wie bei dem letzten Bremsenstich vor einigen Jahren, wo sie sogar Antibiotika brauchte…
San Cristóbal
Obwohl unser Zimmer direkt neben der Gemeinschaftsküche des Hostals lag, war die Nacht erstaunlich ruhig und wir hatten gut geschlafen. Wie so häufig jedoch nicht besonders lange, da wir für die Fähre nach San Cristóbal bereits gegen 06.00 Uhr morgens am Hafen sein mussten. Da uns der Fußmarsch gestern nicht besonders gut gefallen hatte, nahmen wir uns ein Taxi und waren so auch überpünktlich da.
Kurz wurde es aufregend, da wir nicht auf der Liste des Bootes standen, dessen Name uns die Agentur mitgeteilt hatte. Es klärte sich dann aber glücklicherweise schnell auf, wir waren einfach auf eine anderen Boot angemeldet.
Nach der Gepäckkontrolle durften wir noch etwas am Pier warten, dann wurden wir wieder kostenpflichtig zu unserer Speedboat-Fähre gefahren, die um zehn nach sieben ablegte.
Vorbereitend hatten wir beide heute Seekrankheitstabletten genommen, was vermutlich auch gut war: Wir saßen wieder weit vorne und waren froh, dass wir uns nur mit dem ruppigen Wellengang und nicht mit Übelkeit herumärgern mussten.
Nach etwa zweieinhalb Stunden wurden wir endlich durch die Einfahrt in den Hafen San Cristóbals erlöst. Da wir von hier morgen mit dem Flugzeug weiter reisen werden, war das unsere letzte Fährfahrt, was uns beide nicht traurig machte.
Mal wieder zu Fuß gingen wir zu unserem Hostel, welches dieses Mal jedoch nur zehn Minuten entfernt lag. Obwohl wir schon die letzten Tage nicht besonders hochwertig untergekommen waren, war das Zimmer dieses Mal ziemlich ernüchternd: Die nur zwei Meter hohe Decke bestand, wie Wände und Boden, aus lackiertem Beton und auch das Mobiliar war mehr als einfach gehalten. Der Höhepunkt war ein Holzverschlag, welcher der Durchgang des neben uns liegenden Zimmers zu deren Badezimmer war und aufgrund dessen wir alles mitbekamen, was nebenan passierte…
Da es noch recht früh am Morgen war und wir nur diesen Tag für die Erkundung San Cristóbals hatten, ignorierten wir dies alles, liehen uns Schnorchelausrüstung vom Besitzer und gingen nach einer kurzen Verschnaufspause direkt wieder los. Unser Ziel war die zwei Kilometer entfernte Muelle Tijeretas, welche uns Giuliana und Christian empfohlen hatte.
Auf dem Weg kamen wir an der Playa Punta Carola vorbei, wo sich einige Seelöwen in der Sonne räkelten.
Wir ließen uns nicht beirren, gingen weiter und kamen alsbald an einem Aussichtspunkt an, von dem wir einen schönen Blick auf das Meer hatten. Kurze Zeit später erreichten wir dann auch die Muelle, die sich als Holzsteg an einer türkisblauen Bucht entpuppte, auf dem sich bereits ein paar Touristen angefunden hatten.
Wir ließen unsere Sachen dort liegen und gingen sofort ins Wasser, dass ziemlich kühl war und wo wir zunächst, bis auf einen riesigen Schwarm kleiner Fische nichts sahen. Das änderte sich aber nach einigen Minuten, als sich ein neugieriger Seelöwe näherte und anfing fröhlich um uns herum zu schwimmen.
Dabei kam er uns so nahe, dass wir dachten, er würde uns gleich berühren, aber dann drehte er in letzter Sekunde doch wieder ab, nur um dann hinter uns plötzlich wieder aufzutauchen. Er hatte wirklich seinen Spaß mit uns.
Für mich war das ein absolutes Highlight, wobei es sich auch leicht merkwürdig anfühlt, so ein großes Tier um einen herumschwimmen zu haben, während man selbst vergleichsweise plump im Wasser liegt.
Nach einiger Zeit wurde es uns zu kühl und wir setzten uns auf den Steg, wo uns die heiße Sonne schnell trocknete. Dort beobachteten wir einige Zeit, wie die Seelöwen mit den anderen Schwimmern spielten, was total faszinierend war und nicht langweilig wurde.
Während Yasmin genug vom Plantschen hatte, ging ich etwas später noch einmal ins Wasser und entdeckte noch einige Meeresschildkröten, die faul am Grund lagen und sich nicht bewegten.
Und auch diesmal schwammen wieder Seelöwen um mich herum, wobei diese diesmal von hinten kamen und in einem Abstand von einem Meter an mir vorbei in mein Sichtfeld schwammen, was mir einen halben Herzinfarkt bescherte.
Als ich dem Tier nach einiger Zeit zu langweilig wurde und es sich entfernte, schwamm ich zurück zum Steg und ließ mich wieder in der Sonne trocknen, während wir den Seelöwen beim Faxen machen zuschauten.
Nach fast zwei Stunden hatten wir genug und gingen den Weg zurück, wobei wir uns immer wieder über das absolut traumhaft schöne, türkisene Wasser freuten.
Es war noch immer nicht spät, gerade mal halb drei, so dass wir an der Playa Mann eine Pause machten und unsere Handtücher ausbreiteten. Hier nahmen wir zunächst eine Empanada und einen Fruchtsaft zu uns, dann ging Yasmin schnorcheln.
Ich passte auf unsere Sachen auf und war nach ihr dran, wobei ich, im Gegensatz zu Yasmin, nur wenig Fische sah. Dafür waren aber mal wieder einige Seelöwen am Strand, die spielen wollten…
Wir blieben etwa anderthalb Stunden, dann war der Strandtag leider auch schon vorbei. Wir gingen zurück zum Hostal, genossen kurz das extralangsame Internet und machten uns dann auf den Weg zum Abendessen.
Nachdem wir uns einige Restaurants angeschaut hatten, machten wir den Fehler, uns in einem Fischrestaurant zwei Burger zu bestellen. Diese schmeckten ekelhaft und zudem befanden sich in meinem Pattie auch noch kleine, knochenartig harte Stückchen…
Nach der Hälfte des Essens hatten wir genug, bezahlten ohne Trinkgeld zu geben und gingen. An einem Bäckereistand holten wir uns noch ein paar sehr süße Teilchen und gingen anschließend im Sonnenuntergang an der Hafenpromenade entlang.
Hier trafen wir mal wieder auf Seelöwen, die die letzten Sonnenstrahlen genossen und dabei richtig niedlich aussahen.
Etwas weiter entdeckten wir dann noch eine Herde, diesmal mit mehreren Babys, von denen eines ungelenk in der Brandung spielte. Wie bereits zuvor standen wir viele Minuten hier und schauten dem Kleinen zu, unglaublich süß 🙂
Danach gingen wir ins Hostel zurück, wo wir nach zwei Folgen “The Bear” bald einschliefen.
Abschied nehmen
Heute war bereits unser letzter Tag auf den Inseln, aber da unser Flug erst um 13.00 Uhr startete, schliefen wir aus und nutzten die – nicht besonders großzügige – Checkout Zeit bis 09.30 Uhr voll aus.
Danach gingen wir zurück zum Hafen und genossen ein unglaublich leckeres Frühstück, Brötchen mit Guacamole und pochierten Eiern. Dabei wurden wir von mehreren forschen und scheinbar sehr hungrigen Vögelchen beobachtet, die immer wieder erfolglos versuchten, uns etwas von unserem Essen zu stibitzen.
Etwa zwei Stunden vor Abflug ließen wir uns von einem Taxi zum Flughafen fahren, wobei die Fahrt nur knapp fünf Minuten dauerte. Dort angekommen checkten wir ein, gaben unsere Reiserucksäcke ab und gingen durch die Security zum Gate. Das alles dauerte nicht besonders lange, da der Flughafen sehr, sehr klein ist.
Wie klein, wurde uns klar, als wir vom Gate ein Flugzeug sahen, dass in etwa dreißig Metern Entfernung parkte und aus dem Passagiere ausstiegen.
Unsere Maschine durften wir später dann überpünktlich boarden und ohne Verspätung verließen wir dann San Cristóbal.
Im Nachhinein betrachtet hätten wir uns für die Galapagos-Inseln vielleicht noch ein wenig mehr Zeit nehmen sollen, um einen kompletteren Eindruck zu bekommen und gerade auf Santa Cruz und San Cristóbal noch mehr Zeit zu haben.
Andererseits hätten wir dann aber auch die ein oder andere Tour mehr machen müssen, was mit unserem Weltreisebudget ein wenig schwierig war, da sie relativ teuer sind. Immerhin können wir so später noch einmal hier herkommen und noch viele Dinge sehen.
Also so wie sich das liest seid ihr bestimmt nicht das letzte Mal auf den Galapagos Inseln.
Auf den Fotos sieht das alles wunderbar aus.
Kein Wunder dass es auch das Paradies genannt wird.
Viel Spass im Urwald.
Das vermuten wir auch, denn mit Isabela und San Cristóbal hatten wir zwar etwas Zeit auf zwei der größeren Inseln, aber vieles kann man nur sehen, wenn man mehrere Tage auf einem Schiff ist. Irgendwann in der Zukunft mal 🙂
Viele Grüße aus Quito