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06.11.22: Annapurna Circuit – Muktinath bis Kalopani

Wir sind „auf der anderen Seite“ und das merken wir auch. Während wir immer weiter absteigen, verändert sich sowohl die Landschaft, als auch die Temperatur.

Entlang der Wege ist es nun wieder grüner und Schnee gibt es schon lange nicht mehr. Morgens und abends frieren wir nun nicht mehr so stark, wobei wir ein wenig traurig sind, dass es in den Dining Halls nun auch keine Öfen mehr gibt. Bei um die 3-5 Grad könnten wir immer noch ein wenig Wärme gebrauchen.

Die Straße ist hier – zumindest teilweise – deutlich besser ausgebaut, was wir auch an den Lodges merken. Diese sind teilweise schon sehr an westliche Hotels angelehnt und haben in der Regel Badezimmer mit (nicht besonders sauberen) Sitztoiletten und Duschen, dafür müssen wir aber die Übernachtungen nun meist auch bezahlen. Im Gegenzug sind aber immerhin die Essenspreise deutlich günstiger.

In den letzten vier Tagen sind wir über 52 Kilometer gegangen und 309 Meter auf- und 1.445 Meter abgestiegen. In vier Tagen liegen wir dann (hoffentlich) schon in Pokhara im Hotelzimmer.

Tag 13: Von Muktinath nach Kagbeni – Kagbeni oder Kack-beni
11,73 km, 66 m, 886 m, 03:22 Std.

Nach der Passüberquerung wollten wir unbedingt einen Pausentag machen. Den hatten wir uns verdient. In unserem Reiseführer wurde sehr positiv über den Kagbeni Ort geschrieben, der auch nur etwa drei Stunden entfernt lag. Da es uns in Muktinath morgens und abends zu kalt gewesen war, entschieden wir uns dafür weiter nach Kagbeni zu laufen, dort eine nette Unterkunft zu suchen und dort unseren Pausentag zu verbringen.

Um nicht auf der Jeep-Piste zu laufen, gingen wir eine alternative Route, für die wir auch einen GPS-Track hatten. Trotzdem verliefen wir uns mehrfach, da der Weg eher eine Aneinanderreihung von Trampelpfaden, die durch Weiden, Wiesen und Matsch führte, war und nicht sonderlich gut zu erkennen waren die Aussichten auf die Tempelanlage von Muktinath und die tausenden Gebetsfahnen auf dem Berg dahinter sehr schön.

Wir wollten eigentlich nur schnell nach Kagbeni kommen, darum waren wir nicht glücklich über die Verzögerungen, die sich dadurch ergaben, dafür waren die Aussichten von dieser Seite des Tals tatsächlich viel schöner: Die herbstlich gefärbten Bäume sahen vor den schneebedeckten Bergen wunderschön aus.

Außerdem kamen wir durch viele kleine, sehr ursprüngliche Dörfer, was uns ebenfalls gut gefiel. Als dann auf einer vorgelagerten Hügelkette mal wieder Gebetsfahnen aufgehängt waren, war die Szenerie eigentlich perfekt.

Nach viel zu langer Zeit kamen wir dann endlich auf eine Straße, die uns zu unserem Ziel führen sollte.

Die Dirtroad, auf der wir nun gingen, führte uns weiter bergab in eine Landschaft, die nun wüstenartig und öde war, so dass wir uns an die Steinwüsten der USA erinnert fühlten, obwohl der Hintergrund weiterhin von schneebedeckten Bergen dominiert wurde.

Obwohl wir auf der Straße gut voran kamen, zog sich der Weg in die Länge. Wir merkten die Anstrengungen der letzten Tage und waren froh, als wir endlich von oben die Häuser von Kagbeni erblickten. Trotzdem dauerte es dann noch knapp 15 Minuten bis wir endlich im Ort ankamen.

Dort checkten wir dann sogleich die hiesigen Lodges, aber das Ergebnis war frustrierend und ernüchternd: Die Unterkünfte waren für unser Gefühl entweder überteuert oder schmutzig. Außerdem hatten wir einen guten Teil des Mittags, den wir eigentlich für Entspannung vorgesehen hatten, nun für die Suche verschwendet. Nach längerem Überlegen entschieden wir uns für die Shangri-La Lodge, das uns als bester Kompromiss vorkam.

Wir bestellten Mittagessen und grummelten auf unserem Platz in der Dining Hall. Hier fiel uns auch auf, dass der erste Eindruck von den Hygieneverhältnissen deutlich nach unten korrigiert werden musste. Zudem warteten wir länger und länger auf unser Essen. Nun konnten wir uns zusätzlich zur Wohnsituation noch darüber ärgern, dass wir uns zuerst hätten duschen sollen. Nach über einer Stunde bekamen wir endlich unser Essen.

Im Anschluss wollten wir uns endlich vom Straßenstaub befreien. Ich ging zur Dusche und drehte hoffnungsvoll den Hahn auf. Zu meiner Enttäuschung gab es jedoch nur kaltes Wasser. Ich zog mich wieder an und machte die Besitzerin auf den Zustand aufmerksam. Sie ging ins Bad und drehte mehrfach an den Armaturen herum. Nach etwa einer Minute meinte sie: „No hot water“. Anscheinend hatten die anderen Gäste das warme Wasser bereits aufgebraucht.

Für uns war das nach dem heutigen Tag und mit unserer Laune das absolute No-Go. Absolut frustriert fragten wir bei Stefan und Theresa, die ebenfalls in Kagbeni waren, nach, ob bei ihnen noch ein Zimmer frei sei und ob es warmes Wasser gäbe. Beides wurde positiv beantwortet. Kurzentschlossen zahlten wir die Rechnung für das Essen und wechselten die Lodge.

Der restliche Tag wurde besser: Die Lodge war zwar einfacher, jedoch war das Essen gut und wir hatten eine schöne Zeit mit den beiden.

Tag 14: Von Kagbeni nach Marpha – On the (dusty) road
17,04 km, 95 m, 249 m, 04:00 Std.

Nach unserer „positiven“ Erfahrung in Kagbeni waren unsere Pläne für den Ruhetag über den Haufen geworfen. Da das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mit unserem Weltreisebudget zusammen passte, wollte wir hier nicht länger bleiben. Schweren Herzens entschieden wir uns dafür die nächste Etappe nach Marpha anzugehen, das ein sehr schönes Dorf sein soll.

Beim Zusammenpacken fiel Yasmin jedoch auf, dass ihr Beutel mit den gesamten warmen Sachen nicht mehr in ihrem Rucksack war. Verwirrt suchte sie überall im Zimmer, der Beutel war jedoch unauffindbar. Daraufhin schlussfolgerten wir, dass wir ihn wohl bei unserem überhasteten Auszug gestern in der anderen Lodge vergessen haben mussten. Eilig machten wir uns fertig und gingen zur anderen Lodge. Glücklicherweise war die Türe des Zimmers offen und der Beutel noch da. Gerade nochmal Glück gehabt.

Noch in Kagbeni wollten wir auch noch Lutschpastillen für meinen Hals besorgen, da ich die gestern gekaufte Packung bereits fast aufgebraucht hatte. Leider war die „Apotheke“ aber noch zu, weswegen wir uns ohne neue Medikamente auf den etwa 17 km langen Weg nach Marpha machten.

Dieser war mehr oder weniger die gesamte Zeit identisch mit der Jeep-Piste, auf der auch noch relativ viel Verkehr war. Das machte keinen Spaß und wir konnten verstehen, weswegen uns von anderen Wanderern geraten wurde, den Bus zu nehmen.

Nach rund 2 Stunden kamen wir in Jomsom, dem größten Ort der Region und des Annapurna Circuits an und ich wollte es nochmal mit den Halsbonbons versuchen. Damit begab ich mich, ohne es zu wissen, allerdings auf eine Passierschein A38-Odyssee: Ein Einheimischer schickte mich eine Straße entlang, wo ich einen Laden mit Medikamenten in der Auslage sah. Nachdem dort niemand war, wurde ich von einem Anderen zu einer Art Krankenhaus geschickt.

Dort musste ich eine gefühlte Ewigkeit darauf warten, dass das Paar vor mir bedient wurde. Endlich an der Reihe wurde mir mitgeteilt, dass es diese Pastillen in ganz Jomsom nicht gäbe, ich könne mich aber auch von einem Arzt untersuchen lassen. Mir kam der Eindruck, dass der Apotheker dachte, dass ich COVID habe. Um einer Quarantäne zu entgehen, verabschiedete ich mich schnell.

Mittlerweile war der erste Laden auch besetzt, wo jedoch ebenfalls ein Kunde mit gletscherartiger Geschwindigkeit bedient wurde… Nach fast zehn Minuten wurde ich meine Frage nach den Pastillen los, die aber kurzerhand mit „No“ beantwortet wurde. Frustriert ging ich zu Yasmin zurück, zu der sich mittlerweile Stefan und Theresa gesellt hatten.

Gemeinsam gingen wir weiter durch Jomsom. Kurz vor Ende fanden wir dann noch eine weitere Apotheke, wo ich tatsächlich fündig wurde. Mit drei Packungen ausgerüstet, sollte der Hals in den nächsten Tagen nun hoffentlich Ruhe geben.

Auf dem weiteren Weg nach Marpha legten Stefan und Theresa eine Rast ein und wir lernten alleine den berüchtigten Wind kennen, der ab dem späten Vormittag mit Sturmstärke durch das Tal zieht. Leicht vornüber gebeugt kämpften wir uns durch die letzten zwei Kilometer, bis wir endlich in Marpha erreichten.

Hier prüften wir mal wieder jede Lodge, fanden aber keine, die uns umsonst übernachten lassen wollte. Leicht angenervt entschieden wir uns für das Paradise Guest House, in dem die Übernachtung – wie in den meisten anderen Lodges auch – 500 NPR, etwa vier Euro, kosten sollte.

Glücklicherweise waren die Essenspreise hier aber viel günstiger, als in vielen der bisherigen Lodges, so dass wir am Ende wohl nicht viel mehr ausgeben als sonst.

Am Nachmittag stießen dann auch noch Stefan und Theresa wieder zu uns, so dass wir wieder einen schönen Abend miteinander verbrachten. Später entschieden wir auch, dass wir unseren Pausentag morgen hier in Marpha verbringen werden.

Tag 15: Pause in Marpha

Den neuen Tag starten wir mit Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück mit Theresa und Stefan. Anschließend schmissen wir den zweiten Teil unserer Wäsche in das Waschbecken und versuchten notdürftig ein wenig unser Equipment vom Staub und Dreck der letzten Wochen zu reinigen.

Danach stand ein Bummel durch die Straßen Marphas an. Der kleine Ort liegt im Kali-Dandaki-Tal, dem tiefsten Tal der Welt und wird durch eine Felsnische von den starken Winden, die hier ab dem späten Vormittag aufziehen und die wir gestern schon kennenlernen durften, geschützt.

Dominiert wird das steinerne Dorf wird von dem Nyingma-Kloster, welches wir auch gleich als erstes ansteuern. Hier gibt es Gebetsmühlen und vom Dach einen tollen Blick auf das Dorf und das Gandaki-Tal.

Anschließend schlenderten wir entlang der mit vielen Gebetsfahnen geschmückten Hauptstraße und durch die engen Gassen und genossen die ersten Sonnenstrahlen des Tages.

Da Marpha berühmt für seine Apfel- und Aprikosenprodukte ist, ließen wir es uns auch nicht nehmen an einem der vielen Stände getrocknete Früchte und Saft zu kaufen.

Anschließend verschlägt es uns auf das Dach unserer Unterkunft, wo wir uns um unsere Flüge nach Indien kümmern. Dadurch das wir in den letzten Tagen kaum Internet hatten und nicht buchen konnten, müssen wir nun einen fast 100% höheren Preis pro Person zahlen, als noch vor einigen Tagen. Das nervt uns zwar sehr an, aber leider können wir daran nichts ändern, also buchen wir zähneknirschend den Flug.

Danach trösten wir uns mit Ingerwertee und Apple Crumble.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Familien-Telefonaten, Weltreiseplanung und Blogpflege. Morgen steigen wir dann wieder in das Wanderleben ein und hoffen, dass der Erkältung und dem restlichen Körper die kleine Pause gutgetan hat.

Tag 16: Von Marpha nach Kalopani – Das Brückendrama
23,27 km, 148 m, 310 m, 06:30 Std.

Die Nacht war wunderbar. Yasmin und ich haben beide von acht Uhr abends bis sechs Uhr morgens durchgeschlafen. Etwa zwei Minuten vor dem Wecker sind wir aufgewacht, großartig.

Nach dem Frühstück und dem Begleichen der überraschend kleinen Rechnung – wir haben uns die letzten beiden Tag nicht zurück gehalten – ging es los. Unser heutiges Tagesziel lautete Kalopani, welches üppige 22 Kilometer entfernt lag. Der Weg dahin ist aber glücklicherweise ziemlich eben, insofern gab der Reiseführer nur sechs Stunden Gehzeit an.

Nachdem Yasmin bereits drei Wochen um die flauschigen Wollmützen herumgeschlichen war, die es hier gibt, konnte sich sich heute – nach etwas gutem Zureden – nicht mehr zurück halten. Wir kauften in einem der tibetischen Souvenirläden eine graues Exemplar und mindestens zehn Minuten lang konnte Yasmin nicht aufhören zu grinsen.

Wir verließen Marpha über die Jeep-Piste und wechselten nach etwa zehn Minuten über eine Brücke die Flussseite. Die Landschaft war hier sehr viel netter, als auf der Straße. Wir waren nicht mehr zwischen Abhang und Fluss eingezwängt und liefen zwischen Apfelplantagen entlang. Natürlich war es auch schön, nicht mehr auf einer staubigen Straße von Mopeds, Autos und Lastwagen überholt zu werden 😉

Nach ungefähr zwei Stunden sollten wir in Tukuche ankommen. Dort versprach der Reiseführer eine holländische Bäckerei, die sehr gut sein solle. Um das breite, teilweise trockene Flussbett zu überqueren, solle man Holzbrücken nutzen, die über den Fluss führen. An der Stelle angekommen, wurden unsere naiven Hoffnungen jedoch enttäuscht: Brücken gab es hier keine!

Kurze Zeit suchten wir noch nach Stellen, an denen man einigermaßen trocken über die zwei bis vier Meter breite Stellen gelangen konnte, gaben jedoch bald auf.

Um trotzdem nach Tukuche zu gelangen, mussten wir den Weg nun etwa einen Kilometer zurück gehen, um über eine richtige Hängebrücke auf die Straße zu gelangen. Leicht angenervt taten wir dies und folgten anschließen der Straße in das Dorf hinein.

Gleich zu Beginn begrüßte uns das Schild der Bäckerei. Obwohl wir aufgrund der Brücken schon 30 Minuten hinter dem „Zeitplan“ waren, wollte ich trotzdem gerne schauen, ob dort ein zweites Frühstück auf mich und Yasmin wartete. Doch auch hier wurden wir enttäuscht: Die Bäckerei entpuppte sich als normaler Laden, Gebäck war hier nicht vorhanden.

Wir gingen weiter durch Tukuche, um am anderen Ende – wieder über Brücken – auf die andere Flussseite zurück zu gelangen. Was sich mancher wohl schon denken wird, traf uns zu dem Zeitpunkt doch irgendwie überraschend: Auch die Holzbrücken auf hinteren Seite von Tukuche waren nicht (mehr) vorhanden…

Wir ergaben uns unserem Schicksal und gingen die Jeep-Piste weiter. Ein kurzer Blick auf Google Maps verriet uns, dass unsere Etappe, wenn auch die nächste Brücke nicht vorhanden sein sollte und wir der Straße folgen müssten, auf knapp 27 Kilometer anwachsen würde. Wow!

Wir kamen um kurz vor zwölf im nächsten Dorf – Lamjung – an. Dort aßen wir erstmal zu Mittag, vegetarische Chowmeins, die wir auf günstige 500 NPR für uns beide runter handeln konnten.

Im Anschluss war auch die Stimmung wieder besser und – oh wunder – wir konnten den Fluss überqueren. Scheinbar sind die Einwohner von Lamjung etwas motivierter darin, gruselige Holzbrückchen über Fl+ße mit starker Strömung wieder zu errichten.

Der weitere Weg ging angenehm im Halbschatten von Bäumen auf der anderen Flussseite entlang und wir genossen es sehr wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Außerdem waren die Blicke auf die Berge von hier viel besser.

Etwa eine Stunde später wechselten wir wieder auf die andere Flussseite, diesmal weil wir kurz vor unserem Ziel Kalopani waren.

Wir waren etwas angespannt, da wir keine Lust hatten, wieder endlos viele Lodges abzuklappern, diesmal sollten wir aber Glück haben: Bereits die zweite Lodge ließ sich von 1200 NPR auf akzeptable 500 NPR für das Zimmer runterhandeln. Dafür bekamen wir zwei Betten in einem großen Zimmer mit separaten Bad inklusive Badewanne, Dusche und Wasserkocher. Unser bestes Zimmer bisher!

Zudem konnten wir in Kalopani tatsächlich neuen Instant-Kaffee kaufen – ein Traum.

Nach der Dusche und dem Waschen der Wäsche kochten wir uns daher erstmal einen Kaffee und genossen dazu ein paar Kokos-Kekse, dann machten wir uns daran, unsere nächsten Flüge zu buchen. Dies wollten wir eigentlich bereits seit einer Woche erledigt haben, aber fehlendes WLAN und ausgebuchte oder stark verteuerte Flugstrecken vereitelten dies. Heute klappte aber auch das, so dass wir nun auch Flüge von Vietnam nach Australien. Yay 😀

Beim Abendessen wurden wir dann auch noch vom bisher besten Dal Bhat unserer Tour überrascht. Vielleicht weil wir so begeistert waren, wurde uns freiwillig noch einen dritten Nachschlag angeboten, was selten passiert. Wir waren aber schon so satt, dass wir leider ablehnen mussten.

Danach huschten wir auf unser Zimmer, machten uns bettfein und sind nun in unseren Schlafsäcken und schreiben den Beitrag zu Ende.

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