Bringt Huế die Wende?
Typische Juristenantwort: “Das kommt darauf an.”
Wenn wir über unser vietnamesisches Wetterglück sprechen, dann sicherlich nicht. Hier gilt für Huế wohl eher folgendes Zitat, das uns einfach nicht mehr aus dem Kopf geht, seid wir hier angekommen sind:
“Wir haben so ziemlich jeden Regen gehabt, den es gibt. Regen mit kleinen prasselnden Tropfen, richtig schönen dicken Tropfen, Regen, der von der Seite kam und manchmal sogar Regen, der von unten nach oben zu kommen schien. Und so ein Mist es regnete sogar nachts!”
Forrest Gump
Abgesehen davon, dass wir wahrscheinlich bald Schwimmflossen entwickeln, fühlten wir uns in Huế aber deutlich wohler und der positive Eindruck von Zentralvietnam, den wir in ersten Zügen schon in Dong Hoi hatten, setzte sich hier fort.
Die Menschen waren viel freundlicher und die Sprachbarriere schien mit jeden Meter, den wir weiter in Richtung Süden zogen, dahin zu schrumpfen, so dass wir uns hier in Huế mit fast jedem auf Englisch verständigen konnten.
Hinzu kommt, dass auch das Essen sich veränderte. Es ist zwar noch nicht perfekt, aber es trifft mittlerweile deutlich mehr und immer öfter unseren Geschmack.
Inhalt
Reise in die alte Hauptstadt Vietnams
Noch bevor unser Wecker um 07.00 Uhr klingelte, wurden wir von warmen Sonnenstrahlen geweckt. Der Blick auf den Regenradar zeigte, dass es heute, an unserem Abreisetag, in Đồng Hới nicht mehr regnen sollte, dafür in Huế umso mehr. Wir folgten also nicht der Sonne, sondern dem Regen, großartig.
Nach einem Milchkaffee on the rocks und Bananenpfannkuchen mit Schokosauce gingen wir wieder auf unser Zimmer, um unsere Rucksäcke für die Fahrt vorzubereiten, bevor wir gegen 09.40 Uhr von dem local Bus abgeholt wurden.
Dieser fuhr nur zehn Minuten, um dann vor einem Imbiss stehenzubleiben. Unser Vietnamesisch ist bisher noch nicht besser geworden, insofern warteten wir schicksalsergeben darauf, dass es weiterging. Nur 40 (!) Minuten später, war es dann soweit.
Während wir dort so standen, wurde der Bus außerdem mit immer mehr Päckchen und Paketen beladen, so dass am Ende gefühlt mehr Pakete als Personen im Bus befanden. So geht also das vietnamesische DHL.
Leider war in einem der Päckchen offensichtlich auch ein Welpe, der die ganze Fahrt über herzzerreißend weinte. Als Hundeliebhaber war das für uns kaum zu ertragen, aber wir redeten uns ein, dass sein neues Zuhause liebevoll sein würde und kein Restaurant…
Da einzig erwähnenswerte an der Fahrt war – leider – der Fahrer bzw. sein Fahrstil, den man ohne Übertreibung als suizidal beschreiben konnte. Ich hatte direkte Sicht nach vorne und wurde immer wieder an unsere Fahrt nach Pokhara erinnert. Trotz seiner besten Bemühungen überfuhren wir niemanden, noch endeten wir in einem Frontalzusammenstoß bei einem Überholmanöver.
Im Laufe der Fahrt wechselte das zu Beginn sonnige Wetter auch immer mehr ins regnerische und in Huế angekommen, erwartete uns dann starker Regen. Zum Glück wurden wir mehr oder weniger direkt vor unserer Unterkunft rausgelassen, so dass wir nicht übermäßig nass wurden.
Im Hotel wurden wir, ebenso wie in Đồng Hới von einer englisch sprechenden Rezeptionistin überrascht, die uns bei einem Tee über die Sehenswürdigkeiten der Umgebung aufklärte. Wir waren begeistert!
Danach war es Zeit zum Mittagessen und wir wollten unser erstes “Huế-Gericht” probieren. Die Stadt ist nämlich berühmt für ihre Spezialitäten, die es nur hier gibt uns die einst ausschließlich den Kaiserfamilien serviert wurden. Zudem sollen die Gerichte hier in Zentralvietnam nochmal anders schmecken, als im Norden, insbesondere sollen sie würziger und schärfer sein.
In der nächst gelegene Butze probierten wir daher Bún Bò Huế, eine würzige Suppe mit Rindfleisch. Sie war besser als Phở, vor allem weil sie deutlich besser gewürzt war, aber wir stellen fest: Mit Nudelsuppe kriegt man uns einfach nicht.
Nach dem Essen gingen wir dann auf schnellstem Weg wieder ins Hotel, um uns im unserem Zimmer vor dem Regen zu verstecken. Die nächsten Stunden regnete es draußen Katzen, Hunde und mehrere mittelgroße Kleintierhandlungen, weswegen wir uns dem Blog, der Reiseplanung und dem Internet widmeten.
Zum Abendessen war das Wetter nicht besser geworden, also zogen wir Regenjacken und -hosen an, um zum Restaurant unserer Wahl zu gehen.
Dort probierten wir zwei weitere Huế-Spezialitäten: Es gab Nem Lụi, in Reispapier gewickelte Fleischspieße mit Gemüse und Bánh Khoai, ein knuspriger Pfannkuchen, der mit Fleisch, Garnelen, Ei und Sprossen gefüllt ist.
Der Pfannkuchen war uns zu fettig, aber die eingerollten Fleischspieße, die uns entfernt an Wraps erinnerten, waren wirklich lecker und standen im totalen Gegensatz zu unseren bisherigen Essenserfahrungen hier.
Satt und zufrieden gingen wir im immer noch anhaltenden Regen zurück ins Hotel, wo wir müde ins Bett fielen und bei einer Scientology-Doku einschliefen.
Zeitreise in die Nguyen-Dynastie
Als wir heute morgen die Augen öffneten war ein Wunder geschehen: Der Regen hatte aufgehört und es war trocken.
Absolut motiviert machten wir uns daher nach dem Frühstück auf den Weg in die alte Palastanlage der Kaiser und der dazugehörigen Zitadelle Kinh Than.
Während der Nguyen-Dynastie zwischen dem 17. und 19 Jahrhundert war Huế die Hauptstadt des Kaiserreiches und der damalige Kaiser Gia Long und seine Nachfahren legten die Palastanlagen ab 1802 nach dem Vorbild der verbotenen Stadt in Peking an.
Im Rahmen des Vietnamkrieges wurde die Anlage zwar stark beschädigt, aber seit vielen Jahren – insbesondere seit der Palast 1993 unter den Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes gestellt wurde – kümmern sich diverse Initiativen um die Wiederaufbau.
Es ist offensichtlich, dass hier weiterhin noch viel zu tun ist, aber – kleiner Teaser – trotzdem fanden wir die Anlage wunderschön und gerade der Kontrast zwischen dem Wiederaufbau und dem Verfall hat uns besonders gut gefallen.
Bevor es mit der Besichtigung losgehen konnte, mussten wir allerdings erstmal den Weg dorthin hinter uns bringen. Budgetbewusst taten wir das zu Fuß und nicht mit dem Roller, was etwa 30 Minuten dauerte. Aber hey, es regnete ja nicht 😉
Auf dem Weg sahen wir noch einige alte Tempel, Pagoden, Statuen und ähnliches, von denen es in Huế einige gibt. Auch trafen wir – mal wieder – sehr viele festlich gekleidete vietnamesische Damen, die Fotos von sich machen ließen.
Schließlich erreicht wir dann die Palastanlage, die wir durch das sogenannte Mitteltor, das das prächtigste der insgesamt vier Eingangstore ist, betraten.
Sofort wurde es um uns herum ruhiger, denn die Straßen rund um die Palastanlage sind für den Fahrzeugverkehr gesperrt, eine echte Wohltat.
Direkt hinter dem Mitteltor stießen wir direkt auf die ersten Restaurierungsarbeiten, denn die Halle der Höchsten Harmonie, die das schönste Gebäude des Palastkomplexes sein soll, war – ähnlich wie der Hannover Hauptbahnhof viele Jahre – abgehängt und nur die Fassade auf einer Art Leinwand zu sehen.
Wir ließen uns davon jedoch nicht abschrecken und machten uns weiter auf den Weg zu den westlichen Hofkomplexen, die wir durch das nächste wundervolle Tor betraten.
Insgesamt befinden sich hier vier ummauerte Hofkomplexe hintereinander, in denen es verschiedene Pavillions und Tempel zu sehen gibt.
In dem ersten Hofkomplex konnten wir neben diversen Gebäuden auch die Neun Dynastischen Urnen, die zwischen 1,9 und 2,6 Tonnen schwer sind bewundern. Der Minh-Mang-König ließ sie zwischen 1835 und 1837 gießen und ihre Verzierungen sollen die Einheit und den Wohlstand des Landes versinnbildlichen.
Während der erste Hofkomplex noch eng bebaut und die Gebäude schon überwiegend restauriert sind, fanden wir im dem zweiten Hofkomplex nur noch die Ruine eines Tempels.
Anschließend wurde es im dritten Hofkomplex aber noch mal pompös, denn hier lebte die Mutter des Herrschers und der Teil der Anlage wurde bereits aufwändig wiederhergestellt.
Und so spazierten wir entlang von Gebäuden mit anmutig klingenden Namen wie “Palast der Ewigkeit” und “Haus der Reinheit und des Lichts”, bevor wir schließlich den vierten Komplex erreichen, wo wir den Palast des Langen Lebens und eine umwerfende Gartenanlage fanden.
Besonders angetan waren wir hier mal wieder von dem bunten Eingangstor und wir nutzten die Chance uns gegenüber auf einer Bordsteinkante niederzulassen und ein wenig zu erholen.
Anschließend schlenderten wir dann über einen überdachten Durchgang weiter in die Purpurne Verbotene Stadt, wo allerdings derzeit ebenfalls sehr viel restauriert wird. Allerdings konnten wir bereits an der Ruine sehen, dass der Kien Trung Palast wundervoll gewesen sein muss.
Ansonsten gab es in dem Areal – im Vergleich zu den westlichen Hofkomplexen – nicht so viele beeindruckende Gebäude zu sehen, was insbesondere daran liegt, dass sich hier “nur” viele große Hallen befanden, von denen viele dem Regenten zum Freizeitvergnügen dienten. Allerdings gefiel uns das Königliche Theater, in dem heute sogar wieder Musikaufführungen abgehalten werden.
Bevor wir die Palastanlage dann nach fast drei Stunden wieder verließen, machten wir noch einen kurzen Abstecher in die östlichen Hofkomplexe und bewunderten dort insbesondere den schönen Co-Ha-Park.
Durch das Tor der Menschlichkeit traten wir dann wieder auf die Straße und wurden direkt mit dem niemals endenden Rollerverkehr konfrontiert. Vorbei war also die Zeit der gemütlichen auf-der-Straße-spazieren.
Die Besichtigung hatten uns ziemlich ermüdet und mittlerweile war es auch ziemlich schwül geworden, trotzdem quälten wir uns noch auf den Dong-Ba-Markt.
Auf dem typischen vietnamesischen Markt waren wir mal wieder beeindruckt wie viele Stände es in eine Markthalle schaffen und wie viele Menschen sich durch scheinbar nicht passierbare Gassen drängen können.
Nachdem wir ebenfalls ein wenig durch die engen Gänge gestreift waren, hatten wir aber bald genug von dem Trubel und machten uns auf den Rückweg zu unserem Hotel.
Nachdem wir uns dort ein wenig akklimatisiert hatten, aßen wir in einem netten vegetarischen Restaurant ein wenig zu Mittag, anschließend saßen wir den Starkregen aus, der mittlerweile eingesetzt hatte.
Glücklicherweise wurde es passend zur Abendessenszeit wieder besser. Heute verschlug es uns – wie auch gestern – zum Spezialitäten-Test in ein vietnamesische Restaurant. Diesmal testen wir Bánh bèo, gedämpfte Reiskuchen, die mit getrockneten Garnelen gekrönt sind und Bánh lọc, eine Art länglicher Knödel, der mit Fleisch und Schrimps gefüllt ist. Dazu gab es eine Schüssel Bún thịt nướng, das wir schon aus Đồng Hới kannten.
Die Knödel waren nicht ganz unser Ding, aber die Bánh bèo waren sehr, sehr lecker und die Bún thịt nướng war hier nochmal besser als in Đồng Hới.
Nach dem Essen regnete es tatsächlich immer noch nicht und so schafften wir es trocken zurück ins Hotel, wo wir relativ schnell im Bett verschwanden und zum zweiten Mal bei der Doku einschliefen.
Rollertour zu den Grabmälern der Kaiser
Nachdem der gestrige Tag unerwartet trocken gewesen war und die Wettervorhersage für den heutigen Tag gar nicht so schlecht aussah, waren wir guter Dinge, dass heute zumindest der Vormittag auch trocken bleiben würden.
Insoweit ließen wir uns von dem dunklen Himmel nicht abschrecken und brachen nach dem Frühstück -eingepackt in Regenjacken und -hosen – wie geplant mit dem Roller auf, um zwei der sieben Kaisergräber, die sich im südlichen Umland von Huế befinden, zu besuchen.
Nachdem Kai auf Phú Quốc ja schon geübt hatte, brauchte es heute für ihn keine weitere Eingewöhnungsphase und wir reihten uns mit unserem kleinen Flitzer routiniert in den dichten Stadtverkehr ein.
Zunächst war es noch trocken, aber schon nach wenigen Minuten begann es zu nieseln und dann im weiteren Verlauf auch stärker zu regnen. Wir trotzten dem Wetter und fuhren tapfer weiter, bis wir – nachdem wir mehrmals falsch abgebogen waren – nach rund 14 Kilometern endlich das Grabmal des Kaisers Minh-Mang (1791 – 1841) erreichten.
Da der Regen nicht zu stark gewesen war und wir gute Regenkleidung haben, waren wir noch halbwegs trocken, als wir vom Roller stiegen und konnten die Besichtigung des – nahezu unbesuchten – Grabmals noch fast genießen.
Die Kaisergräber sind übrigens in keinerlei Hinsicht vergleichbar mit gewöhnlichen Grabstätten, sondern die Anlagen sind riesig und sehr symbolträchtig.
Der ovale Grabkomplex von Minh-Mang ist beispielsweise dadurch gekennzeichnet, dass alle zentralen Bauwerke auf einer 700 Meter langen Achsen liegen. Diese beginnt am sogenannten Großen Roten Tor und endet am Tor vor dem Königlichen Hügelgrab, wobei beide Tore seit der Bestattung des Kaiser verschlossen sind.
Allein die Suche nach der perfekten Lage für die Grabstätte hat 14 Jahre in Anspruch genommen.
Die Bauwerke und die Anordnung der Anlage gefielen uns sehr gut, allerdings machte uns der Regen, der mittlerweile sehr stark geworden war, die Besichtigung und vor allem das Fotografieren ein wenig schwer. Wir taten aber trotzdem unser Bestes.
Als wir mit dem Grabrundgang fertig waren, war der Regen leider kein Stück besser geworden und wir entschieden, dass Warten auf bessere Zeiten wahrscheinlich auch nichts bringen würden. Also schwangen wir uns wieder auf den Roller und machten uns auf den Weg zur nächsten Grabstätte, dem Grab von Khai Dinh (1885 – 1925)
Die Fahrt war nicht lang, aber der Regen war sehr stark und beim Fahren auch ziemlich unangenehm. Durch den Wind lief uns außerdem das Wasser oben in die Regenjacke hinein und sehen konnten wir auch nicht mehr so gut. Außerdem wurden wir jedes Mal ordentlich von der Seite gebadet, wenn ein Auto oder anderer Roller auf den halb überfluteten Straßen an uns vorbei fuhr.
Total durchnässt kamen wir schließlich am Grab von Khai Dinh an, aber wir waren trotzdem froh den Weg noch auf uns genommen zu haben.
Die Anlage war ganz anders und wir fanden sie nochmal deutlich eindrucksvoller.
Das Grabmal ist aus dunkelgrauem Beton und wurde einem französischen Schloss nachempfunden.
Von der Straße aus ging es zunächst über einige Treppen hinauf zur ersten Ebene, wo sich zwei Wächterhallen befinden. Danach folgt die zweite Ebene mit der Grabstele und zwei riesigen, spitzen Obelisken.
Am Ende erreichten wir dann die oberste Ebene, wo sich das Mauseoleum befindet, dass von viele verschiedenen Architekturstilen – vom Hinduismus über den Buddhismus bis hin zur römischen und gotischen Architektur – beeinflusst wurde.
Innen ist das Gebäude dann von oben bis unten mit Bilder aus bunten Porzellan- und Glasscherben geschmückt, auf denen unter anderem Drachen, Pflanzen und Blumen abgebildet werden.
Wirklich toll!
Auch nach der Besichtigung hatte der Regen kein Erbarmen mit uns, aber da wir nun ohnehin komplett durchnässt waren, entschieden wir uns dafür unsere Tour fortzusetzen.
Wir fuhren also zurück in die Stadt und steuerten dort zunächst den Altar für Himmel und Erde an. Dort angekommen, stellten wir allerdings fest, dass die Anlage ziemlich groß und mehr als nur ein kurzer Fotospot ist. Da wir keine Lust mehr hatten noch ewig im Regen herumzuspazieren, ließen wir die Altarstätte daher aus und fuhren weiter zur Từ Hiếu Pagoda.
Leider entpuppte sich die Navigation mit Google als sehr ungenau und obwohl wir wirklich (fast) bemüht waren, konnten wir nicht herausfinden, wo genau sich die Pagode befindet.
Wir fanden einen Parkplatz und ein Gebäude daneben, waren aber unsicher, ob wir richtig waren. Im Hotel stellen wir fest: Das war nicht die Pagode, aber nun gut 😉
Mittlerweile war es knapp 13.00 Uhr und wir waren seid 4 Stunden im strömenden Regen unterwegs, wir hatten genug. Die restlichen Sehenswürdigkeiten von Huế werden wir damit zwar wahrscheinlich nie sehen, aber das nahmen wir in Kauf. Wir fuhren noch schnell zur Bank und dann ins Hotel, wo wir einige Zeit damit verbrachten unsere triefenden Klamotten sinnvoll aufzuhängen.
Danach flitzen wir nochmal in das vegetarische Restaurant und aßen eine Kleinigkeit zum Mittag, anschließend sahen wir dem Regen lieber vom Hotelbett aus zu.
Zum Abendessen waren wir dann aber nochmal motiviert, zogen uns – total vietnamesisch – geliehene Regencapes über und fuhren durch den strömenden Regen zu einem butzigen Restaurant, dass angeblich das beste Nem Lụi in Huế geben sollte. Außerdem wollten wir dem Pfannkuchen nochmal eine Chance geben.
Letztendlich fanden wir das Nem Lụi nur ok und der Pfannkuchen war auch hier so fettig, dass wir ihn nicht essen konnten. Wir hatten uns also ganz umsonst durch den Regen gequält. Unzufrieden machten wir uns auf den Heimweg und gönnten uns im Hotel zur Wiedergutmachung noch ein paar Kekse.
Danach war es dann endlich Zeit für die heiße Dusche und das Bett. Heute schafften wir dann auch die Doku zu Ende.
Ein Tag in der DMZ
Heute am unseren letzten Tag in Huế wollten wir ein wenig mehr in die neuere und traurigere Geschichte Vietnams einsteigen und dafür einen Ausflug in die sogenannte DMZ (Demilitarised Zone – Entmilitarisierte Zone) machen.
Während der Vietnamkrieges von 1955 bis 1975 verlief dort am Ben Hai Fluss die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam und das Gebiet war das Meistumkämpfte des gesamten Landes. Nirgendwo sonst sind so viele Bomben gefallen und so viele Menschen gestorben.
Heute gibt es hier viele Orte, die besichtigt werden können und obwohl der Ausflug im Verhältnis ziemlich teuer war, fanden wir es richtig und wichtig das ehemalige Kriegsgebiet zu besuchen und uns mit der Zeit zu beschäftigen, die nicht nur Vietnam und die hier lebenden Menschen geprägt hat, sondern auch das Leben vielen Amerikaner.
Leider haben während COVID nahezu alle Anbieter ihre Touren in die DMZ eingestellt, so dass es derzeit nur noch eine einzige Tour gibt, die 400% (!) teurerer ist, als die Touren, die noch von COVID angeboten wurden. Wir entschieden uns daher, stattdessen lieber ein Auto mit Fahrer zu mieten, was immer noch über unserem Budget, trotzdem aber etwas günstiger war.
Der Fahrer holte uns 09.00 Uhr morgens bei mittelkatastrophalem Wetter ab. Unser erster Stopp nach anderthalb Stunden war der ehemalige amerikanische Stützpunkt Doc Mieu. Auf dem Hügel, wo er sich befand, wurde von den Vietnamesen ein riesiges Monument errichtet. Obwohl Doc Mieu im Internet als Touristenattraktion beschrieben war, war der Stützpunkt geschlossen, so dass wir schon nach wenigen Minuten weiter fuhren.
Sieben Kilometer später erreichten wir unseren zweiten Halt, die ehemalige Grenzbrücke Hien Luong am Ben Hai River, die 1967 im Krieg zerstört und 1975 rekonstruiert wurde. Sie wird heute allerdings nicht mehr benutzt, sondern dienst als Teil eines kleinen Freilichtmuseums als Mahnmal.
Auch an der Rücke wurde ein großes Denkmal errichtet, dass uns bereits auf der Fahrt mit dem Bus nach Huế aufgefallen war. Mit Flip-Flops gingen wir im Nieselregen über die schlüpfrige Brücke und besuchten anschließend das dazugehörige Museum.
Aus deutscher Sicht wirkte die überpatriotische und sozialistische Darstellung der Taten der Vietnamesen während des Krieges etwas eigenartig, aber das ist uns schon bei anderen Gelegenheiten aufgefallen.
Auf der anderen Seite der Straße stand dazu passend noch ein großer Flaggenpol mit einer sehr großen vietnamesischen Flagge, sowie ein weiteres Kriegsdenkmal. Nachdem etwa einer zwanzig Minuten hatten wir alles gesehen und machten uns auf den Weg zu unserem letzten Stopp, den Vịnh Mốc-Tunneln.
Die Vịnh Mốc-Tunnel sind ein 2,8 Kilometer langer Tunnelkomplex, den die Einwohner des gleichnamigen Dorfes während des Vietnamkrieges gegraben haben, um sich so vor den ständigen Bombenangriffen der amerikanischen Truppen zu schützen: Alleine hier im Grenzgebiet wurden pro Einwohner im Laufe des Krieges circa 7 Tonnen Bombenmaterial abgeworfen.
Auf der Anlagen konnte wir – neben einem Kriegsmuseum – auch einen Teil, der alten Tunnelanlage besichtigen.
Die Tunnel, in denen etwa 300 Personen lebten, besitzen drei Stockwerke, die bis zu 30 Meter tief gehen und sogar über ein Krankenhaus und ein Theater verfügten. Im Gegensatz zu draußen, wo die Luft durch den Regen schon fast angenehm kühl war, wurde es in den Tunneln mit jedem Schritt wärmer und schwüler.
Zudem hatten die Erbauer wohl nicht den durchschnittlichen Mitteleuropäer im Sinn, als sie die Tunnel entwarfen: Yasmin kam noch gut zurecht, ich musste mich jedoch ständig bücken und streifte auch ab und an die Wände.
Unterbrochen wurde die klaustrophobische Erfahrung durch mehrere Ausgänge, die an das Meer führten. Viel Zeit verbrachten wir dort jedoch nicht, da es immer noch ergiebig regnete. Über sehr ungleichmäßige Treppen gelangten wir immer tiefer in die Tunnel. Auf beiden Seiten befanden sich kleinere Nischen, die wohl die Wohnräume gewesen waren. Kaum vorstellbar, dass hier Menschen über Jahre gelebt hatten.
Wir beide waren froh, als wir durch den letzten Tunnel endlich wieder an die Oberfläche und die frische Luft kamen. Mit unserem Taxi fuhren wir anschließend wieder nach Huế zurück, wo es immer noch in Strömen regnete. Davon unbeeindruckt gingen wir aus dem Hotel noch einmal los und besorgten uns frittierte Bananen und eine weitere vietnamesische Kaffeevariante: Cà phê muối, Kaffee mit Salz.
Am Abend trafen wir uns mit Anett und Micha, die mittlerweile auch in der Stadt angekommen waren, zum Abendessen. Für unsere Verhältnisse wurde es später, so dass wir erst gegen neun Uhr ins Bett kamen. Nach zwanzig Minuten des Doku-Films “The Imposter” schliefen wir ein.
So langsam geht’s ja aufwärts, es regnet nicht dauernd, das Essen ist häufiger genießbar und die Sehenswürdigkeiten werden immer farbiger. Die Dachverzierungen sind traumhaft, wirklich eine andere Welt. Ich wünsche Euch, daß Vietnam sich weiterhin positiv entwickelt.
Ja, hier im Zentrum gefällt es uns viel besser. Das liegt auch zu einem großen Teil daran, dass die Leute hier etwas Englisch sprechen, so dass man sich wenigstens ein bisschen verständigen kann.
Aber regnen tut es hier mehr als sonst wo: Noch nie habe ich irgendwo soviel Regen erlebt, wie hier in Hue 😀
Wir sind froh über Regenjacke und -hose und sehen es als Übung für Neuseeland, wobei wir natürlich hoffen, dass das unnötig sein wird…