Das Hauptbeben dauerte nur knapp 25 Sekunden, trotzdem war nach dem schweren Erdbeben vom 22.02.2011 in Christchurch nichts mehr wie vorher. 185 Menschen verloren ihr Leben, unzählige Gebäude fielen in sich zusammen, Straßen rissen meterweit auf und durch zerstörte Wasserleitungen wurden teile der Stadt überflutet. Eine schreckliche Naturkatastrophe, die in Neuseeland ihresgleichen sucht.
Auch heute, fast genau 12 Jahre später, sind die Folgen des Erdbebens anhand der vielen Baustellen noch gut zu erkennen. Bei einem Stadtbummel stellen wir jedoch auch fest, dass Christchurch das schreckliche Ereignis genutzt hat, um sich neu zu erfinden und so sind wir von der modernen, luftigen, grünen Stadt, die einerseits durch klare Linien und gedeckte Farben und anderseits durch einen gemütlichen Industriecharme besticht, sofort begeistert.
Erst nach unserem Stadtbummel erfahren wir aus der Presse, dass – während wir durch eine einst vom Erdbeben zerstörte Stadt spazieren – sich in der Türkei eine ähnliche, schreckliche Naturkatastrophe abgespielt hat.
Viele meiner Verwandten leben in der Nähe von Antakya und obwohl ich sie nicht kenne, macht dies das Unglück trotzdem nochmal persönlicher. Wir haben daher das Mindeste getan, was uns von hier aus möglich ist und uns an der Spendenaktion des Deutschen Roten Kreuzes beteiligt. Falls nicht ohnehin bereits geschehen, vielleicht mögt Ihr es uns ja gleichtun…
Die berüchtigte Biosecurity
Pünktlich um 12.30 Uhr Ortszeit hub unser Flieger in Hobart ab, nicht ohne nochmal eine kleine Schleife über die Insel zu fliegen und uns einen letzten, grandiosen und sehnsüchtigen Blick zu ermöglichen.
Dann war der Moment plötzlich vorbei und damit wurde es auch für uns Zeit loszulassen. Nun liegen knapp 7 Wochen Neuseeland vor uns und je näher wir unserem Ziel kamen, umso mehr stieg die Vorfreude.
Nach 3 Stunden landeten wir pünktlich auf dem Flughafen in Auckland, der glücklicherweise nach den schweren Überschwemmungen wieder geöffnet war. Davon, dass hier vor wenigen Tagen noch alles unter Wasser stand, merkten wir interessanterweise allerdings gar nichts mehr und auf dem Flughafen ging es – wie wahrscheinlich sonst auch – sehr geschäftig zu.
In Auckland hatten wir drei Stunden Zeit, um vom internationalen zum nationalen Terminal zu kommen, allerdings hatten wir in dieser Zeit viel zu erledigen: Endlich unsere letzten US-Dollar aus Siem Reap in nutzbares Geld wechseln, SIM-Karte kaufen, immigrieren, Gepäck einsammeln und schließlich die strenge Biosecurity hinter uns bringen.
Gerade bei dem letzten Punkt wussten wir nicht genau, was uns erwarten würden, denn Neuseeland hat sehr strenge Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel und andere Produkte, die ein Risiko für die Flora und Fauna des Landes darstellen könnten. Daher müssen Besucher bei Einreise alle als Risiko in Betracht kommende Produkte und Gegenstände deklarieren.
Verstöße werden streng geahndet und so kann selbst das (versehentliche) Einführen von einem Apfel oder Müsliriegeln zu einer hohen Geldstrafe führen.
Das wollten wir natürlich nicht heraufbeschwören, allerdings schleppten wir nach 7 Wochen Camping in Australien noch so einiges durch die Gegend und so deklarierten wir artig alle Gewürze, Snacks und Soßen, sowie unser komplettes Camping- und Wanderequipment in der Einreisekarte.
Als wir die Schlangen an der Biosecurity sahen, wurde uns erst einmal ganz anders und wir sahen den Flieger nach Christchurch schon ohne uns losfliegen, erstaunlicherweise ging dann alles aber doch halbwegs schnell. Nachdem wir uns nach der Vorkontrolle schon darauf einstellten mindestens das Zelt und die Wanderschuhe auspacken zu müssen, war die Hauptkontrolle dann jedoch halbwegs entspannt und unsere Sachen mussten – wie die aller Reisenden – nur durch einen Scanner.
Anschließend hatten wir noch knapp 1 ½ Stunden bis zum Weiterflug, insgesamt brauchten wir aber trotzdem noch rund 45 Minuten bis wir mit dem Shuttlebus das Terminal gewechselt, die Koffer neu aufgegeben und die nächste Sicherheitskontrolle hinter uns gebracht hatten.
Der Weiterflug ging dann ebenfalls wieder pünktlich und brachte uns von dem immer noch ziemlich unbeständigen und regnerischen Wetter Aucklands ins sommerliche Christchurch.
Wie immer außerhalb der europäischen Flughäfen ging hier dann alles sehr schnell. So schnell, dass wir den letzten Bus in die Stadt nicht nur erwischten, sondern sogar noch 20 Minuten auf die Abfahrt warten mussten.
Die Zeit vertrieb sich Kai damit durch den überdachten Weg vom Flughafen zum Busterminal hin und her zu huschen und die Lichtschranken, die beim Durchlaufen Licht- und Toneffekte erzeugten, zu aktivieren.
Schließlich in der Stadt angekommen, war es – auch durch die Zeitverschiebung – mittlerweile spät geworden und nach dem langen und anstrengenden Reisetag waren wir froh, als wir gegen 23.15 Uhr Ortszeit in unserem netten Hotelzimmer endlich ins Bett fallen konnten
Christchurch
Nach einer erholsamen Nacht, in der Kai endlich seine Beine mal wieder richtig ausstrecken konnte, riss uns der Wecker um 07.30 Uhr aus unseren Träumen.
Einerseits wollten wir heute, bevor es wieder in den Camper geht, zwar ausgiebig die Annehmlichkeiten unseres Hotelzimmers auskosten, andererseits lockte uns ein strahlend blauer Himmel und der Hunger aus unserem Zimmerchen.
Nachdem wir in einem Café um die Ecke gemütlich gefrühstückt hatten, machten wir uns daran die Stadt ein wenig zu erkunden.
Unser erster Stopp war die Cardboard Cathedral, in welcher gerade eine kleine Führung lief, als wir ankamen und an der wir teilnehmen konnten.
Dabei erfuhren wir zum Beispiel, dass die Kirche der Ersatz für die ChristChurch Cathedral, die bei dem Erdbeben im Jahr 2011 irreparabel beschädigt wurde, ist und mit mit den Materialen erbaut wurde, die nach dem Erdbeben noch zur Verfügung standen: Pappe, Schiffscontainer und Plastik.
Uns selbst gefiel die Kirche super. Zum einen fanden wir, dass der Architekt hinsichtlich des Baus und einiger Symboliken wirklich kreativ gewesen ist und zum anderen war es erfrischend in einer Kirche mal nicht von Prunk erschlagen zu werden. Insoweit eigentlich schade, dass das Provisorium wohl “nur” für knapp 50 Jahre benutzt werden soll.
Anschließend besuchten wir ein weites Denkmal, dass anlässlich des Erdbebens geschaffen wurde, die 185 Empty Chairs. Dabei handelt es sich um 185 verschiedenen, komplett weiße Stühle, wobei jeder Stuhl für eine der bei dem Erdbeben ums Leben gekommene Person steht.
Danach schlenderten wir die New Regents Street entlang, eine Fußgängerzone, die bereits in den 1930er Jahren errichtet wurde. Heute sind Fußgängerzonen und Shoppingmalls zwar nichts besonderes mehr für uns, aber zur damaligen Zeit war die Idee, diverse Geschäfte zu einem Gesamtkomplex zusammenzufassen sehr fortschrittlich und so gilt die New Regent Street gilt als Vorläuferin der modernen Einkaufszentren.
Mittlerweile war es mit 30 Grad wirklich heiß geworden, trotzdem wollten wir, bevor wir wieder unser Hotelzimmer genießen, noch einen Abstecher in den Botanischen Garten machen. Hier spazierten wir dann gemütlich entlang von riesigen Grasflächen, kleinen Teichen, Hainen mit einheimischen Pflanzen und gigantischen Bäumen und genossen den schönen Tag.
Danach waren wir aber wirklich müde und verschwitzt, also ging es in einem großen Bogen und durch eine weitere nette und diesmal moderne Fußgängerzone mit angrenzender Mall zurück zum Hotel.
Dort verbrachten wir die Zeit bis zum Abendessen mit duschen, Wäsche waschen und der groben Planung für die nächsten Tage. Zum Abendessen genossen wir die Annehmlichkeit in einer richtigen Stadt zu sein und gönnten uns in einer fancy Street-Kitchen Burger und Pommer. Lecker, lecker!
P.S.: Christchurch ist übrigens auch bekannt für seine umfangreiche Street-Art, die nach dem Erdbeben entstanden und überall an den Gebäudefassaden zu finden ist. Wir haben zwar darauf verzichtet, die Murals gezielt anzulaufen, sind aber während unseres Stadtbummels an einigen schönen Exemplaren vorbeigekommen.
On the road again
Die zweite Nacht war leider weniger erholsam als die erste, denn unser Zimmernachbar hatte die ganze Nacht seinen Fernseher so laut, dass ich – trotz Ohrstöpseln – nur sehr wenig schlafen konnte. Selbst auf das Klopfen des Rezeptionisten an seiner Tür reagierte er nicht, so dass wir nichts anderes tun konnten, als zu versuchen das Ärgernis auszublenden. Bei Yasmin klappte das recht gut, bei mir nicht besonders.
Am nächsten Morgen mussten wir trotzdem recht früh aufstehen, da wir noch unsere Rucksäcke zu Ende packen, frühstücken und mit dem Bus zum Flughafen fahren mussten, wo wir von einem Shuttle abgeholt und zur lokalen Filiale von Jucy gebracht wurden.
Nach einiger Verwirrung, wo unser Campervan abgeblieben war, fanden sie ihn am Ende doch wieder und so konnten wir rund 1 ½Stunden später mit unserem Toyota Hiace weiter fahren, wobei es zunächst erstmal nur zum nächstgelegenen Supermarkt ging, wo wir uns Proviant für die nächsten Tage besorgten.
Schon nach wenigen Minuten Fahrt erkannten wir die erheblichen Unterschiede zwischen unserem neuen Gefährt zu Liselotte : Es ist viel älter und hat schon fast 300.000 km auf dem Buckel, es bietet sehr viel weniger Platz im Innenraum und ist weder geräusch-, wärme- noch kälteisoliert. Außerdem müssen wir nun jeden Tag das Bett wieder neu auf- und abbauen. Dafür fährt es sich aber eher wie ein normales Auto und nicht wie ein Laster und ist viel wendiger. Das ist auf den ersten Blick aber auch das einzige positive.
Insgesamt haben wir in Sachen Komfort auf jeden Fall wieder einen deutlichen Schritt zurück gemacht und wir waren nicht besonders begeistert, dass dieses Gefährt nun für die kommenden 44 Tage unser Zuhause sein sollte. Anders ausgedrückt: Der größere Wohnwagen hat uns verdorben 🙁
Vom Supermarkt in Christchurch nahmen wir statt der direkten Strecke, die Scenic Route 72, die uns als erstes zur Rakaia Gorge, wo Gletschermehl den Fluss in das klassische türkisblau färben sollte, brachte. Während der Fahrt wurden wir allerdings von den starken Winden hin und her geworfen, was etwas von den eigentlich schönen Landschaften ablenkte.
Am Rakaia Gorge angelangt, stellten wir fest, dass der Fluss aktuell eher milchig weiß und nicht türkisblau war. Es gab also nicht viel zu sehen, weswegen wir schnell weiter nach Geraldine, unserem angepeilten Übernachtungsort, fuhren.
Dort angekommen, spülten wir erstmal das komplette Geschirr, wischten die Schränke aus und fegten den Boden, so dass der Wagen so sauber war, wie wir es bei dem Alter hinbekommen konnten. Dann räumten wir alles einigermaßen sinnvoll ein, sind aber noch nicht 100% zufrieden mit dem Ergebnis.
Anschließend kochten wir Abendessen, duschten und kümmerten uns um die folgenden Reisetage, sowie um den Blog. Sehr sicher wird der morgige Tag besser werden, wenn wir wieder ausgeschlafener sind und uns mehr ans neue Auto gewöhnt haben, wobei wir unsicher sind, ob man sich jemals an die Augenkrebs-Farbe gewöhnen kann…
Ich schätze mal, das neue Mobil wird Kermit heißen, bei der Farbe.
Ich mal gespannt auf die nächsten Bilder.
Bis dann und gute Fahrt im Froschmobil.
Danke 🙂 Kermit wäre mehr als naheliegend, aber wahrscheinlich wird sich der Name eher an unserem Gefühl dem Wagen gegenüber orientieren. Momentan sind wir daher bei Sch…karre, Dreckschleuder, Schrotti usw.
Aber wer weiß, vielleicht wird es noch Liebe auf den 100. Blick…
Passt auf Euch auf, hab Euch lieb!
Kermit passt auf jeden Fall !
Ihr bekommt keinen Augenkrebs, müsst halt die Augen zukneifen, nur die Falten werden dadurch mehr 🙂
Der einzige Vorteil an der Farbe ist, dass wir sie nicht sehen müssen, wenn wir drin sitzen 😛
Davon abgesehen fahren hier so viele von denen rum, dass wir uns auf Parkplätzen trotzdem merken müssen, wo wir geparkt haben. Insgesamt also nur Nachteile 😉