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07.08.2022: Hitze im slowenischen Karst

Bei rund 36 Grad erreichen wir Ajdovščina im slowenischen Karst. Es ist ein bisschen wie man sich eine Zombie-Apokalypse vorstellt – die Straßen flirren vor Hitze, Flüsse sind ausgetrocknet, Häuser verrammelt und die Straßen ausgestorben.

Nur wir sind noch unterwegs, so als hätten wir nicht mitbekommen, dass die Welt mittlerweile untergegangen ist, wobei sich ein Spaziergang in der Sonne schon irgendwie lebensfeindlich anfühlt.

Wir wissen, dass es im Zweifel bei Euch in Deutschland gerade genauso heiß ist und wir haben – im Gegensatz zu Euch – zumindest zwei Vorteile: 1. Wir müssen nicht arbeiten 2. Die Unterkünfte hier sind alle klimatisiert. Trotzdem sind 36 Grad auch in der Freizeit ziemlich anstrengend.

Glücklicherweise denken wir trotzdem nicht „Ich möchte nach Hause“, sondern allenfalls „Warum zum Teufel sind wir eigentlich nicht am Meer?“.

Video zum Beitrag
Das Felsenfenster Otliško okno

Aufgrund der Hitze haben wir unser Programm allerdings stark abgespeckt. Heute stand eigentlich eine Tageswanderung in der Karst-Bergkette Trnovski gozd (kurz Gora) an, für die wir extra hierher gekommen sind, an. Allerdings waren selbst in den Bergen morgens schon 27 Grad.

So haben wir also die Gipfeltour gegen einen drei Kilometer langen Spaziergang zum Felsenfenster von Otlica (Otliško okno) getauscht, haben noch an einem Aussichtspunkt gehalten und sind anschließend wieder heim gefahren.

Den restlichen Tag werden wir nun mit administrativen Tätigkeiten, insbesondere der kommenden Planung, verbringen. Dazu gibt’s selbst gezüchtete Melone unserer Gastgeberin, es könnte also schlimmer sein.


Gora – Gipfel des Mali Golak

Überraschenderweise ist über Nacht keine Kaltfront über Slowenien gezogen, insoweit ist es auch am zweiten Tag in Ajdovščina immer noch heiß. Heiß bedeutet hier, dass das Thermometer morgens um 09.00 Uhr schon 30 Grad zeigt…

Aber es hilft nichts, wir sind ja schließlich nicht im Urlaub und deswegen müssen wir uns heute mal wieder ein bisschen bewegen. Außerdem stehen bald die Wanderungen in den Julischen Alpen vor der Tür und da müssen wir ja wieder fit sein.

Wir entscheiden uns, es nochmal mit dem Gipfel, dem Mali Golak, zu versuchen, wählen allerdings als Kompromiss den wirklich kürzesten Weg. Selbst dieser ist aber immer noch 9 Kilometer lang und überwindet um die 350 Höhenmeter.

Zumindest verläuft der Weg, der ungefähr bis zur Hälfte ein gut ausgebauter Forstweg ist, fast nur durch den Wald. Das ist einerseits gut, denn wir können nahezu die ganze Zeit im etwas kühleren Schatten gehen, andererseits aber auch schlecht, da es Millionen von Fliegetieren gibt, einige davon stechend, manche sicherlich auch fleischfressend.

Kai ist das egal, er wird quasi nie gestochen, aber ich ärgere mich noch mit den letzten 15 Stichen rum und bin deswegen eher weniger begeistert.

Immerhin können wir aber im Wald viele der typischen Karst-Steine entdecken.

Außer uns treffen wir übrigens auf dem ganzen Weg gerade mal 7 andere Personen, es gibt also offensichtlich kaum jemanden, der so dämlich ist, seine klimatisierte Wohnung zu verlassen und lieber wandern zu gehen.

Am Ende schaffen wir es trotz Hitze und Stechtieren auf den Gipfel und die Aussicht ist dann auch ganz nett. Am Horizont können wir sogar unser (bald) nächstes Ziel, den Triglav Nationalpark, sehen.

Nach einer kurzen Rast geht es dann zurück zum Auto und vor die Klimaanlage. Morgen ziehen wir weiter nach Osten und hoffen auf ein wenig Abkühlung.

P.S.: Wir werden übrigens eine neue Kategorie eröffnen. Sie heißt „Kai sucht…“. Bisher können wir da schon die GoPro, Deo, die Puffy-Jacke, eine Schlafhose und einen Waschbeutel einfügen. Irgendwie ist einfach immer alles verschwunden… Glücklicherweise hat sich allerdings bis auf das Deo bisher alles wieder angefunden (Anmerkung von Kai: Das Deo wurde in der Hütte geklaut).


Nanos – Auf den Gipfel Pleša

Am nächsten Morgen um 09.30 Uhr zeigte das Thermometer beim Anlassen des Autos 33 Grad an. Wir dachten, dass das so nicht stimmen kann und dass das bestimmt daran lag, dass der Wagen direkt in der Sonne stand. Das stimmte auch, nach etwa 10 Minuten Fahrt hatte es sich beruhigt und war auf kühle 31 Grad gefallen…

An unserem Ziel, dem Nanos-Gebirgszug, angekommen stellte sich dann die Frage, ob es Sinn ergibt, bei nun nur noch 29 Grad eine Gipfel-Wanderung mit etwa 600 Höhenmetern zu beginnen. Uns kamen bereits die ersten Slowenen entgegen, die die Wanderung bereits abgeschlossen hatten. Die hatten das Wetter scheinbar besser im Blick gehabt.

Yasmin war zwar nicht überzeugt, ging dann aber trotzdem mit. Unter sanften Gemaule kämpften wir uns den zunächst wald- und gebüschreichen und anschließend felsigen Weg hinauf. Zum Glück war heute ein sehr windreicher Tag, weswegen wir immer wieder anhalten konnten um uns von den Böen abkühlen zu lassen.

Davon abgesehen war der Weg zwar steil, aber schön abwechslungsreich und bot überwältigende Ausblicke. Aufgelockert wurde er durch ein paar Kletterpassagen, manche mit Kabeln.

Hier haben wir auch wieder den „slowenischen Normalweg“ angetroffen, den wir im letzten Urlaub schon lieben gelernt haben:

Gewöhnlich gehen Wege, die einen Berg hinaufführen in Serpentinen, so dass die Steigung durch mehr Strecke ausgeglichen wird. In Slowenien scheint sich jedoch häufiger der Effizienzgedanke durchgesetzt zu haben: Hier führt die Strecke oft ohne Rücksicht auf Verlust einfach schnurgerade den Berg hinauf. Das ist oft vielleicht kürzer, aber trotzdem nicht immer die beste Idee…

Immerhin kennen wir nun das slowenische Wort dafür und können solche Wege entlarven. Sofern Ihr irgendwann einmal das Wirt „strma“ (= steil) auf einem Wegweiser lest, solltet Ihr Euch auf einen slowenischen Normalweg gefasst machen.

Oben angekommen wurden wir dann richtig ausschweifend und gönnten uns ein Radler an der Hütte. Und das, obwohl wir doch auch noch Wasser dabei hatten. Mal schauen, wie lange das Budget unter diesen Umständen halten wird. Außerdem bemerkte ich dann, dass ich neben Riegeln und einem belegten Brot auch noch meinen Laptop den Berg hochgeschleppt hatte. Naja, so hatte er dann auch mal etwas Auslauf.

Nach einer kurzen Pause ging es auf dem „einfachen“ Weg wieder hinab. Diese war zwar weniger steil, dafür aber fast ebenso felsig.

Am Abend waren wir dann nochmal ausschweifend: Obwohl wir ein Kochfeld in unserem Zimmer haben, entschlossen wir uns dazu, in der angeschlossenen Pizzeria zu essen. Die Pizza war riesig und lecker. Morgen werden wir dann aber wieder was kochen. Fürs Gewissen.


Križna jama u. Rakov Škocjan

Heute über Nacht ist ein Wunder passiert, es ist abgekühlt. Als wir heute morgen unsere Unterkunft verlassen haben, hatte es nur noch 17 Grad. Wirklich herrlich.

Ehrlich gesagt, wäre es uns gerade heute aber eigentlich egal gewesen, denn wir hatten eine 2-stündige Höhlentour in der gerade mal 8 Grad warmen Križna jama gebucht.

Vor der Tour gab es erst einmal für alle Gummistiefel und Taschenlampen zum Umhängen, so dass wir uns schon ein bisschen wie echte Höhlenforscher gefühlt haben. Dies wurde noch dadurch verstärkt, dass wir nur eine Gruppe von 12 Personen waren und es in der Höhle keinerlei künstliches Licht gibt.

Die Križna jama übrigens zählt zu den schönsten Wasserhöhlen Sloweniens, wobei wir heute von dem Wasser nur bedingt viel gesehen haben. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit war nämlich der unterirdische Fluss, genauso wie die meisten Pools und Seen ausgetrocknet.

Trotzdem war die Tour wirklich sehr interessant und die Höhle imposant anzuschauen. Zudem haben in der Höhle einst die Höhlenbären ihren Winterschlaf verbracht, so dass man in dem „Bärenstollen“ auch heute noch viele ihrer Überreste finden kann.

Nett war auch die kleine Bootstour auf dem „Ersten See“, der dafür gerade so noch ausreichend Wasser hatte.

Nachdem wir zurück an der Oberfläche waren, ging es noch weiter zur Schlucht Rakov Škocjan, in der man viele der typischen Karsthöhlen und – brücken finden kann. Für den 6 km langen Rundweg waren wir heute allerdings zu faul, daher haben wir uns auf die kurze Wege zu den wichtigsten Highlights beschränkt.

Nun ist schon der nächste Tag wieder um und morgen geht es für uns in Richtung Triglav. Zuerst müssen wir uns jetzt aber etwas zum Abendessen besorgen, denn – trotz der besten Vorsätze – klappt das Kochen wieder nicht. Als Langzeitreisende haben wir nämlich heute erst gemerkt, dass Sonntag ist und die Läden daher geschlossen haben…

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