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08.08.2023: Bogotá – Eine überraschend attraktive Hauptstadt

„Aus Bogotá will man einfach nur raus.“

Dies hatten wir im Vorfeld von Reisenden immer wieder gehört und daher überlegt, ob wir überhaupt einen Abstecher in das Zentrum machen oder den Tag, den wir bis zu unserem Weiterflug nach Armenia hier hatten, einfach im Flughafenhotel verbringen sollten.

Auf Rat von Annett und Micha entschlossen wir uns schließlich doch zu dem Abstecher und wurden überrascht: Die Innenstadt von Bogotá präsentiere sich uns als abwechslungsreich, lebhaft und durchaus sehenswert, so dass wir fast traurig waren, nur einen Tag Zeit zu haben.

Interessant war für uns auch, dass – obwohl Bogotá geografisch immer noch in den Anden liegt – wir es hier ganz „anders“ fanden, als noch in Chile, Bolivien und Peru, wo es sich zumindest irgendwie ähnlich anfühlte. Es wird nun also karibisch, was wir nicht nur an den Menschen, sondern auch direkt an der Musik – keine Panflöten mehr – und den Unmengen von exotischen Früchten an den Straßenständen gemerkt haben.

Ankommen

Unsere Ankunft in Bogotá war leider ein wenig ernüchternd, denn als wir nach draußen schauten, sahen wir, dass sich ein paar Regentropfen auf das Flugzeugfenster verirrten hatten. Nach über zwei Monaten ohne Regen wussten wir erstmal nicht, was wir von diesen Witterungsverhältnissen halten, geschweige denn was wir mit ihnen anfangen sollten…

Wir entschieden uns dafür, es zunächst zu ignorieren, denn als erstes mussten wir ohnehin die Einreise hinter uns bringen. Als wir die Ankunftshalle betraten, sahen wir erfreut, dass es jeweils verschiedenfarbig gekennzeichnete Spuren für Kolumbianer, Ausländer, Flugzeugpersonal und Diplomaten gab. Nach den teilweise chaotischen Zuständen in Lima war hier – theoretisch – also alles schön geordnet 😉

Die Praxis sah dann schnell anders aus, denn vermutlich aufgrund der sehr langen Schlange bei den Ausländern, wurden wir in die Reihe für Kolumbianer gesteckt, die zwar etwa kürzer war, aber ebenfalls noch beträchtliche Ausmaße besaß. Um die Verwirrung dann komplett zu machen, wurden nach etwa zwanzig Minuten alle Kolumbianer aufgefordert, die Schlange zu verlassen und sich bei den Diplomaten anzustellen 😀

Nach über einer Dreiviertelstunde wurden endlich unsere Pässe von einer Zollbeamtin begutachtet, wir durften zwei lächerliche Fragen beantworten und betraten anschließend offiziell Kolumbien.

Beim darauf folgenden Abholen unserer aufgegebenen Rucksäcke bemerkten wir, dass das ganze Prozedere so lange gedauert hatte, dass unser Flug nicht mal mehr auf der Kofferbandanzeige angezeigt wurde. Glücklicherweise fanden wir unsere Rucksäcke, die sich einsam auf einem der Bäder drehten, dann trotzdem relativ schnell.

Mit einem Uber ging es direkt im Anschluss zu unserem Hostel, dass sich als 17-stöckiges Vollsortiererhochhaus mit Wäscherei, Fitnesstudio, Parkplätzen, Restaurant, Kunstgalerie und Workspaces entpuppte. Auf dem Weg sahen wir noch, wie mehrere Tunnelwände offiziell von Streetart-Künstlern besprüht und bemalt wurden. In Deutschland undenkbar, hier so gewollt und erlaubt, dass sogar Teile der Straße dafür abgesperrt waren.

Im Hostel bemerkten wir schnell, dass uns zwei Dinge fehlten: Bargeld und ein Steckdosenadapter, denn leider funktioniert in Kolumbien, anders als in den restlichen südamerikanischen Ländern, die wir bisher besucht hatten, der europäische Stecker nicht.

Schuld daran war natürlich ich, da mir während dieser Reise mittlerweile schon drei Universaladapter „abhanden gekommen“ sind und wir daher nun – unglücklicherweise – ohne da standen.

Also machte ich mich zunächst auf den Weg zum nächsten Bankautomaten, der glücklicherweise auch direkt keine Gebühr verlangte. Jedoch war ich etwas unachtsam bei der Umrechnung und hob daher versehentlich über 450,- EUR ab, also viel mehr Bargeld, als wir in den nächsten Tagen brauchen würden.

Mit der vor Geldscheinen ausgebeulten Hosentasche ging ich anschließend noch in einen Elektroladen, wo mir tatsächlich – total überteuert – ein kolumbianischer Steckdosenadapter verkauft wurde. Zumindest unsere Elektrogeräte waren damit aber gerettet.

Zum Abendessen hatte wir uns ein gut bewertetes Restaurant ausgesucht, dass nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt sein sollte, wir jedoch nicht finden konnten. Zwanzig Minuten später und einer kompletten Runde um den Block erfuhren wir vom Wachmann unseres Hostels, dass sich dieses im Gebäude im obersten Stockwerk befände, aber erst morgen wieder aufmachen würde…

Also besuchten wir das nächstbeste Restaurant, wo wir mittelgute Burger und stark überfettete Pommes aßen. Anschließend ging es zurück ins Hotel, wo wir nicht mehr lange wach blieben.

Citytour durch Bogotá

Die Nacht hatten wir exzellent geschlafen, wurden aber leider schon gegen 06.00 Uhr durch die Sonne wach geküsst, die bereits früh durch die nur minderwertig verdunkelnden Vorhänge schien.

Nach einiger Zeit im Bett und einem ersten Kaffee duschten wir uns, packten unsere Sachen und lagerten sie im Gepäckraum des Hostels ein, denn da wir morgen per Flugzeug weiterreisen würden, hatten wir für heute Nacht ein Hotel in der Nähe des Flughafens gebucht.

Anschließend frühstückten wir gemütlich in einem Café nebenan und gingen auf 10.00 Uhr zum Treffpunkt der heutigen Free-Walking-Tour, wobei wir uns die Zeit bis zum Beginn damit vertrieben, uns über das zuckersüße Lama zu freuen, das von seinem Besitzer immer noch links nach rechts durch die Touristen geführt wurde.

Pünktlich um 10.15 Uhr machten wir uns dann auf den Weg, wobei ich aufgrund der Gruppengröße von über 30 Personen zunächst vermutete, dass die Tour eventuell etwas schwierig werden könnten. Meine Bedenken wurden jedoch recht bald zerstreut, insbesondere da der Guide sehr gut Englisch konnte, wortgewandt war und zudem einen kleinen Lautsprecher benutzte.

Zu Beginn gab es zunächst viele Infos zur Geschichte Kolumbiens und Bogotás, wobei wir bereits hier auf die häufig gewalttätigen Historie stießen.

Beispielsweise wurde im Jahr 1948 der Präsidentschaftskandidat Jorge Gaitan auf offener Straße ermordet, was zu mehrtägigen Protesten führte, in dessen Rahmen mehrere hundert Gebäude niedergebrannt wurden. Beendet wurden sie erst durch das Einschreiten des Militärs, wodurch allerdings auch über 2.000 Menschen starben.

Etwas später erreichten wir La Candelaria, den ältesten Stadtteil Bogotás, wo wir zunächst an einem Marktgebäude stoppten. Hier gab es erstmal ein kleines Gläschen Chicha zu probieren, ein klassisches alkoholische Getränk, das bereits von den Inkas konsumiert wurde und in mehreren Varianten in verschiedenen südamerikanischen Ländern existiert.

Interessant war, dass aufgrund einer über mehrere Jahrzehnte dauernden Negativkampagne einer deutschen Brauerei, das einstige Nationalgetränk in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts immer weniger getrunken und letztlich in den 50-iger Jahren sogar verboten wurden. Obwohl das Verbot theoretisch immer noch besteht, wird es mittlerweile jedoch wieder oft verkauft und auch gerne getrunken.

Der Geschmack erinnerte uns an Traubensaft und es schmeckte uns ziemlich gut.

Auf dem weiteren Weg kamen wir auch noch an einigen Graffitis vorbei, für die Bogotá berühmt ist. Wie auch bereits in vielen anderen südamerikanischen Städten, fanden wir auch hier oft richtige Kunstwerke an den Wänden, die das Stadtbild unserer Meinung nach sehr verschönern.

Einer unserer letzten Stopps war dann die große Plaza de Bolívar, an welche die verschiedenen Regierungsgebäude Kolumbiens angrenzen. Auch hier gab es eine blutige Geschichte, denn 1985 wurde das Gebäude des Verfassungsgerichts von einer Rebellengruppierung gestürmt und die sich darin befindenden Personen als Geiseln genommen.

Die Regierung entsandte daraufhin das Militär, welches das Gebäude mit Panzern belagerte und schließlich nach anderthalb Tagen stürmte, wobei Dutzende Menschen ihr Leben ließen.

Anschließend endete die Tour, die uns nicht nur sehr gut gefallen hatte, sondern aufgrund derer wir auch Lust bekommen hatten, etwas mehr Zeit hier in Bogotá zu verbringen. Dieses Mal wird das aufgrund unserer Reisepläne leider nichts, aber wir brauchen ja auch noch Ziele für unsere Zeit nach der Weltreise.

Wir gingen in Richtung unseres Hotels zurück und kamen, nachdem wir noch zwei Kirchen von innen besichtigt hatten, wieder an dem Goldmuseum vorbei, wo die Tour heute morgen gestartet war. Hier werden tausende Kunstwerke aus der Zeit vor der spanischen Eroberung ausgestellt und laut dem Guide solle sich ein Besuch sehr lohnen.

Der Eintritt war mit etwas über einem Euro sehr günstig und wir hatten noch etwas Zeit, bevor wir in unserer nächstes Hotel einchecken konnten, so dass wir uns den Spaß gönnten.

Das Museum war ganz witzig, jedoch sind wir in dieser Hinsicht ziemliche Banausen und gingen recht schnell durch die drei Stockwerke. Mit mehr Interesse hätten wir hier sicherlich ein paar Stunden verbringen können, so begnügten wir uns aber mit einem Quickie.

Danach holten wir unsere Rucksäcke aus dem Hostel und fuhren mit einem Uber zu unserem Flughafenhotel. An der Rezeption erfuhren wir dann zu unserem Leidwesen, dass der kostenlose Flughafenshuttle, der ein Grund für die Buchung des teuren Hotels, immerhin ein Hilton Inn, gewesen war, erst ab 05.00 Uhr morgens fahren würde. Da unser Flug aber bereits um 06.30 Uhr losgehen würde, war dies für uns zu spät, so dass wir uns wohl oder übel ein – wahrscheinlich überteuertes – Taxi werden leisten müssen.

Nach dem Einchecken gingen wir einigermaßen zeitnah zum Abendessen und verbrachten den restlichen Abend im Hotelzimmer.

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