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08.11.2023: Die zweite Woche in Somerset

Somerset, so heißt die Grafschaft im Südwesten Englands, in die uns unser Housesit geführt hat. Viel wussten wir vorab über die Region ehrlicherweise nicht, da es aber eigentlich überall irgendetwas zu sehen gibt, hatten wir, nach einigen Tagen Ruhe und Orga, trotzdem Lust, die Gegend ein wenig zu erkunden.

Insoweit besorgten wir für ein paar Tage einen Mietwagen und schafften es trotz des nahenden Sturms Ciarán noch einige Sehenswürdigkeiten zu besuchen, u.a. die beeindruckende Glastonbury Abbey, eine historische Abtei, um die sich zahlreichen Legenden und Mythen ranken, darunter auch einige von König Arthus, die riesige Kathedrale von Wells und die Cheddar-Gorge, welche tatsächlich die größte Schlucht in Großbritannien ist.

Zusätzlich haben wir dank der Sightseeing-Touren auch einiges von der Landschaft gesehen und wissen nun, dass es hier vor allem viele charmante Städtchen mit typisch englischen Steinhäusern, sanfte Hügel und grüne Tälern gibt.

Doch obwohl wir insgesamt ziemlich Glück mit dem Wetter hatten, waren wir am Ende auch nicht traurig, als es Zeit war weiterzuziehen, denn auch in England hat mittlerweile der fiese Herbst Einzug erhalten und die täglichen Hundespaziergänge ziemlich kühl und matschig gemacht.

Unterwegs mit dem Mietwagen

Da wir nicht zwei Wochen in England verbringen wollten, ohne irgendetwas von der Umgebung gesehen zu haben, besorgten wir uns am Montagabend für einige Tage einen Mietwagen. Passend zu unseren Ambitionen hatten wir dann bereits am Morgen sehr schönes Wetter, dass aber in den kommenden Tage leider immer schlechter werden sollte…

Um nach Taunton zur Mietwagenstation zu kommen, nahmen wir den Bus von der nur wenige Minuten entfernten Haltestelle und wurden gleich zweimal überrascht. Einerseits, da wir hier auch im Bus kontaktlos zahlen konnten, was verglichen mit den Varianten, die wir aus Deutschland kennen, sehr entspannt war und andererseits, weil wir seit anderthalb Jahren das erste Mal einen Busfahrer hatten, der nicht aktiv versuchte uns und sich umzubringen 😉

In Taunton angekommen spazierten wir noch zwanzig Minuten durch das Städtchen, dann kamen wir bereits bei Hertz an. Die Abholung selbst ging dann super schnell und aus Freundlichkeit – oder weil kein kleinerer Wagen verfügbar war – wurden wir sogar auf einen Kleinwagen-SUV hochgestuft.

Problematisch erwies sich aber nicht die Größe des Wagens, sondern das Schaltgetriebe, das – in Verbindung mit dem Rechtslenker – sehr ungewohnt war, denn bisher hatten wir immer Automatikautos, wenn wir auf der “falschen” Seite fahren mussten.

Mit etwas Glück kamen wir aber unfallfrei zu Hause an, wo wir von den beiden Jungs stürmisch begrüßt wurden.

Cheddar Gorge und Burnham-on-Sea

Als hätten die Hunde mitbekommen, dass wir heute etwas “Größeres” geplant hatten, kam heute morgen Keo im Schlafzimmer im oberen Stockwerk vorbei, um mich dazu aufzufordern nun doch endlich nach unten zu kommen 🙂

Den ersten Tag unserer wiedergewonnenen Mobilität nutzten wir dafür in die Cheddar Gorge, die die größte Felsschlucht im Vereinigten Königreich ist, zu fahren. Die Strecke dahin war einigermaßen abenteuerlich, da die Landstraßen hier recht schmal und außerdem von hohen Hecken eingefasst sind, was bei Gegenverkehr ab und zu spannend war.

In der Schlucht angekommen, konnten wir dann allerdings gar nicht soviel unternehmen, da für Finn, den 14-jährigen Westie, der 5 Kilometer lange Cliff Top Walk, der uns an den oberen Rand der Schlucht geführt hätte, zu lange war. Somit begnügten wir uns damit, durch sie hindurchzufahren und an ihrem Ende eine kurze Runde zu einem Steinbruch zu gehen.

Auf dem Rückweg fuhren wir einen kleinen Umweg nach Burnham-on-Sea, um dort noch ein wenig Strandfeeling zu bekommen. Hier machten wir noch einmal einen mittellangen Spaziergang und genossen, dass es immer noch nicht regnete 😉

Anschließend packten wir die Hunde wieder in den Wagen und es ging zurück nach Hause, wo wir den restlichen Nachmittag und Abend verbrachten, wobei die Doggys von dem aufregenden Tag dann auch ganz kaputt gespielt waren.

Glastonbury

Als ich heute morgen aus dem Fenster schaute, war meine erste Vermutung, dass wir heute wohl nichts unternehmen würden, so schlecht war das Wetter.

Aber wie das auf der Insel so ist, ändert sich das recht schnell. Schon nach dem Frühstück schaute ab und an die Sonner heraus und der starke Regen hatte sich in einen Niesel verwandelt, der auf unserer Fahrt nach Glastonbury ebenfalls immer weniger wurde.

Dort angekommen, hatten wir zunächst leichte Probleme bei der Parkplatzsuche, denn auf dem offiziellen Parkplatz des Klosters, das wir besuchen wollten, konnten wir – das erste Mal – nur bar und nicht mit tap-to-pay zahlen, was uns vollkommen unvorbereitet traf.

Die alternativ vorgeschlagene Online-Zahlung wollten wir aber auch nicht nutzen, denn dort hätten wir anstelle von einem gleich zehn Pfund zahlen sollen. Wir fuhren also weiter und fanden zum Glück recht nahe ein Wohngebiet, in dem wir dann komplett legal und auch kostenfrei parken konnten 🙂

Anschließend nahmen wir die Hunde und gingen den kurzen Weg zur Glastonbury Abbey, bei der sich sich um die Ruine einer ehemaligen Abtei der Benediktiner handelt und die insbesondere deswegen berühmt ist, weil sich hier die Gebeine des legendären König Arthus und seiner Gattin Guinevere befunden haben sollen.

Zufälligerweise begann gerade als wir die Tickets gekauft hatten, eine kostenlose Führung, bei der uns eine sehr euphorische Dame alle möglichen Dinge über das Kloster, das Leben der Mönche und König Arthus erzählte.

So wurde das Kloster zum Beispiel vermutlich bereits im 6. Jahrhundert gegründet und bis ins Jahr 1539 genutzt, bis es im Rahmen der Trennung der englischen von der katholischen Kirche aufgelöst und anschließend von englischen Soldaten geplündert wurde.

Nachdem die Tour vorbei war, spazierten wir noch etwas über das große Gelände und genossen, dass nun immer öfter die Sonne raus kam und wir in der Ferne bereits den blauen Himmel sehen konnten.

Außerdem war von hier bereits unser nächstes Ziel, das Glastonbury Tor, gut zu sehen.

Auf dem Weg zurück zum Wagen machten wir allerdings zunächst noch einen kurzen Stopp in einem Café, wo wir uns eine Runde Kaffee und Kuchen gönnten. Wie in den meisten Cafés, Pubs, Restaurants und weiteren Sehenswürdigkeiten in England konnten wir hier die Hunde problemlos mit hinein nehmen und sie verzogen sich artig unter den Tisch.

Anschließend fuhren wir mit dem Wagen nur ein paar Meter weiter, dann parkten wir bereits am Fuß des Hügels der als Glastonbury Tor bezeichnet wird, wobei “Tor” ein Wort keltischen Ursprungs ist, das „konischer Hügel“ bedeutet.

Auf dem Gipfel steht noch der – restaurierte – Turm der St. Michaels Kirche, die bis 1275 hier gestanden hat, wobei er heute ein beliebtes Ausflugsziel ist, da man von hier oben einen wirklich tollen Blick über die Umgebung und auf Glastonbury hat.

Oben angekommen, war es so windig, dass die kleinen Hunde leichte Probleme damit hatten, nicht weg geweht zu werden. Dies lag vermutlich an den ersten Vorboten des Sturmes Ciarán, der im Verlauf des Abends und der Nacht in unserer Region vorbeikommen und an der Küste für ziemlich hohe Wellen sorgen sollte.

Auf dem Weg hinunter war der Wind dann so schlimm, dass Finn mit seinem Fell überhaupt nichts mehr sehen konnte und daher fast gar nicht mehr voran kam. Irgendwann konnte Yasmin das nicht mehr mit ansehen und trug ihn solange den Weg hinab, bis es besser wurde. Dabei merkten wir auch, dass der alte Herr trotz seiner kleinen Größe ganz schön schwer und moppelig ist…

Wieder am Parkplatz angelangt, fuhren wir dann noch etwa zwanzig Minuten, bis wir unser nächstes Ziel, Wells, erreichten, wo wir uns noch schnell die Kathedrale anschauen wollten.

Nachdem wir den Wagen abgestellt hatten, gingen wir noch zwei Minuten und wurden, als wir durch einen Torbogen um die Ecke traten, von dem imposanten Anblick des Gebäudes am anderen Ende einer Grünanlage überrascht.

Auch die Kathedrale ist hundefreundlich. Dies fanden wir zu Beginn zwar irgendwie merkwürdig, dann aber total praktisch, immerhin konnten wir so die Hunde einfach mitnehmen und es musste uns nicht abwechseln.

Innen war die Kathedrale, wie es alte gotische Kirchenbauten meisten sind, dann auch ziemlich eindrucksvoll und anders, als manche katholischen Kirche, war diese hier auch sehr schön verziert.

Kurz nachdem wir das Gebäude betreten hatten, fing es draußen übrigens wie aus Eimern zu schütten an. Wir waren natürlich froh, dass wir es noch rechtzeitig hinein geschafft hatten, freuten uns aber nicht auf den Rückweg zum Wagen.

Wir hatten dann aber Glück, denn als wir die Kathedrale verließen, bekamen wir nur noch ein paar kleinere Tröpfchen ab, die dunkeln Wolken aber waren Größtenteils bereits weiter gezogen. Außerdem schaute die Sonne kurz hinter den Wolken hervor, was die Kathedrale sehr dramatisch beleuchtete.

Für uns ging es danach zurück nach Hause, wo wir die Hunde kurz ablieferten und anschließend noch Zutaten für eine Hollandaise-Pizza kauften. Diese schmeckte dann leider aber nicht so gut wie damals in Deutschland, aber trotzdem fanden wir dies besser, als nach dem langen Tag noch zum Essen zu fahren, was wir eigentlich geplant hatten.

(K)ein Strandtag

Heute mussten wir den Wagen wieder abgeben, so dass wir eigentlich geplant hatten noch ein paar der Strände an der Küste im Süden in Dorset und Devon anzufahren, allerdings machte uns der Sturm Ciarán einen Strich durch die Rechnung.

Er war als potentiell schlimmster Oktobersturm seit über 50 Jahren angekündigt und wir hatten bereits einiges an Horrormeldungen und -warnungen am Vortag gelesen und gehört, vor allem aber sollte man auf jeden Fall der Küste fernbleiben.

In der Nacht hatten wir dann zwar abgesehen von etwas Wind nicht viel mitbekommen, aber am Morgen regnete und windete es trotzdem noch relativ stark. Dementsprechend fielen unsere Pläne wortwörtlich ins Wasser, was wir aber auch nicht als so schlimm empfanden.

Wir machten uns daher einen einigermaßen entspannten Morgen und fuhren anschließend zum Einkaufen in das ein paar Kilometer entfernte Chard, wo es einen besser bestückten Tesco gibt. Danach sammelten wir die Hunde ein und fuhren ans andere Ende von Ilminster, wo wir – damit sie und wir nicht so dreckig wurden – auf einem einigermaßen befestigten Weg mit ihnen spazieren gingen.

Wieder zu Hause drehten wir uns noch anderthalb Mal im Kreis, dann brachten wir den Wagen zurück nach Taunton, was zum Glück ohne verkehrstechnische Probleme klappte. Danach ging es mit dem Bus wieder zurück nach Ilminster, wo ich am Abend noch mit Philipp und Oliver telefonierte, aber davon abgesehen nichts mehr passierte.

Die letzten Tage

Die letzten Tage verbrachten wir sesshaft in Ilminster, wobei die Zeit, obwohl wir keinerlei Programm hatten, wie im Flug vergingen. Wir kümmerten uns um die Hunde, hielten das Haus in Schuss und verbrachten die wohl ruhigste Zeit seit anderthalb Jahren.

Unterstützt hat uns dabei auch das Wetter, denn mittlerweile waren die Temperaturen auch hier ziemlich herbstlich geworden, so dass die Spaziergänge mit den Hunden nicht immer Spaß machten.

Vermissen werden wir die beiden Racker aber trotzdem. Insbesondere Finn, der aussieht wie ein Mini-Eisbär oder ein kleiner Wombart, ist einfach nur zuckersüß, auch wenn er eher dickköpfig bzw. charakterstark ist. Eventuell hat ihn Yasmin darum besonders ins Herz geschlossen 😉

Rückkehr der Hausbesitzer

Am Dienstag Nachmittag kamen dann Derek und Sue von ihrer Kreuzfahrt auf den Kanaren zurück.

Abends gingen wir noch gemeinsam ins Pub, wo wir uns jeweils die Geschehnisse der letzten Wochen erzählten und das ein oder andere Pint tranken. Wieder daheim, fielen wir direkt ins Bett, denn wir wollten ja fit sein für unseren Flug nach Wien am nächsten Abend.

Auf zum letzten Stopp

Nach einer eher unruhigen Nacht verbrachten wir noch einen netten Vormittag mit Derek, Sue und den Hunden, wobei wir abgesehen vom Rucksack packen und von Sue verpflegt zu werden, nichts mehr zu tun hatten.

Um 12.30 Uhr war es dann Zeit für den Abschied von Finn, Keo und Sue, da diese zuhause blieben, als Derek uns zum Bahnhof in Yeovil fuhr.

Von hier brachte uns der Zug mit einem Umstieg in London Clapham Junction zum Flughafen Gatwick. Die Gepäckaufgabe und die Sicherheitskontrolle ging dann so schnell, dass wir noch mehr als zwei Stunden auf unseren Flug warten mussten.

Die Zeit nutzten wir, um etwas zu Abend zu essen und diesen Beitrag fertig zu stellen.

Da wir nicht viel gereist sind und nur ein paar Eindrücke von England bekommen haben, verzichten wir auf eine Auflistung von Dingen, die wir gemocht bzw. nicht gemocht haben. Wir haben aber fest gestellt, dass wir gerne noch mal her kommen möchten, um Großbritannien besser kennen zu lernen.

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