Küstenroute hin oder her, die Snowy Mountains, die südwestlich von Canberra liegen, hätten unabhängig davon auf unser Liste gestanden.
Wie auch schon der Namadgi National Park, gehören sie zu den Australischen Alpen, die wiederum ein Teil der Great Dividing Range sind, ein Küstengebirge, dass sich von Queensland die komplette Ostküste hinunter bis nach Victoria zieht.
Ihrem Namen alle Ehre machend, sind die Gipfel der Snowies knapp 140 Tage mit Schnee bedeckt, was sie von Juni bis Oktober zum Zentrum des Winter-Tourismus in Australien macht. Jetzt aber, im australischen Sommer, sind sie stattdessen ein wundervolles Wanderziel, das im Verhältnis zu vielen anderen Gegenden Australiens aber deutlich ruhiger ist.
Der Sonne entgegen
Nach einer lauten und dementsprechend kurzen Nacht auf dem Campground nahmen wir nach dem Aufstehen sobald wie möglich Reißaus, nicht jedoch ohne das Kai noch einen vernichtenden Blick der Spanier kassierte, für die wir offensichtlich die größten Spielverderber unter der Sonne waren. Wir trugen es mit Fassung, denn dafür fanden wir sie rücksichtslos, insoweit war also Gleichstand.
Unser Ziel heute war der Ort Jindabyne, der das Einfallstor zu den Snowy Mountains, dem höchste Gebirge Australiens, ist.
Alleine die Fahrt dorthin sollte mindestens drei Stunden dauern, zusätzlich hatten wir einen Einstiegshike von 10 Kilometern geplant, insoweit war es also ganz gut, dass wir ein wenig eher als sonst los kamen.
Während es morgens am Campground noch kühl und bedeckt gewesen war, brach kurze Zeit nach unserem Aufbruch die Sonne durch und es versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Je weiter wir fuhren, desto mehr Lust bekamen wir in der Sonne zu sitzen und zu trödeln, statt einen 10-Kilomter-Hike zu machen. Außerdem könnten wir endlich mal Wäsche waschen, was in den letzten Tages aufgrund des schlechten Wetters und des dadurch vorhandenen Mangels an Trocknungsmöglichkeiten nicht möglich gewesen war.
Wir kamen gut voran, aufgrund diverser Schleicher aber nicht so schnell wie wir wollten, insoweit war es schon fast Mittag, als wir endlich in Jindabyne ankamen. Hier beschlossen wir schließlich auch endgültig auf die Wanderung zu verzichten.
Immerhin würden wir ja morgen auch den Mount Kosciuszko, den höchsten Berg Australiens, der “grandiose” 2.228 Meter hoch ist, erklimmen, was als sportliche Einlage gegen unser maßloses Futtern erstmal reichen sollte.
Wir informierten uns im Visitor Center noch kurz über den Schneeverhältnisse auf dem Trail, sie waren machbar, anschließend fuhren wir auf Rat eines Mitarbeiters an den hier liegenden See und genossen am Ufer ein entspanntes Mittagessen.
Anschließend besorgten wir noch die restlichen Zutaten für das Abendessen, gönnten uns einen Milchshake und machen uns auf dem Weg zu unserem Campground.
Dort angekommen, suchten wir uns ein nettes Plätzchen, kümmerten uns um die Wäsche, duschten und erledigten bis zum Abendessen organisatorische Dinge. Danach mussten wir unseren Wagen noch einmal umparken, da sich auf dem riesigen, freien Gelände ein Pärchen wirklich direkt vor uns stelle, damit sie “die Farmtiere, die abends auf die Wiese kommen” sehen können. Sie waren übrigens weder 12 Jahre noch hatten sie Kinder dabei… Wir konnten es echt nicht fassen.
Am Ende parkten wir unseren Wagen einfach um, es war ja glücklicherweise genug Platz. Kai und mir ist egal wo wir stehen, das Einzige was uns interessiert, ist ein wenig Ruhe und wenn möglich Abstand zu haben zu haben.
Es kam übrigens abends nur ein Yak vorbei…
Auf das Dach Australiens
Nachdem wir – trotz unserer sonderbaren Nachbarn – eine ruhige Nacht verbracht hatten, waren wir ein wenig unglücklich darüber, dass uns der Wecker heute schon zum 06.00 Uhr auf dem Bett riss.
Aber es half nichts, nach Tagen des Nichtstuns wollten wir heute wissen, ob unsere mittlerweile wieder ziemlich verweichlichten Körper noch zu gebrauchen sind. Außerdem versuchten wir ja auch immer noch das australische Alpenpanorma zu finden und wo könnte sich dieses besser verstecken, als in der Umgebung rund um den höchsten Gipfel Australiens.
Mitten in den Snowy Mountains liegt auf 2.228 Metern der Mount Kosciuszko, welcher der höchste Berg auf dem Festland des australischen Kontinents ist. Je nachdem, welche Auffassung man (bergsteigerisch) hinsichtlich der Grenzen Australiens zum asiatischen Kontinent vertritt, gehört er witzigerweise auch zu einem der 7 Summits, wie inoffiziell die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente bezeichnet werden.
Richtigerweise muss man zum australischen Kontinent geografisch wohl aber nicht nur Neuseeland und Tasmanien, sondern auch Neuguinea zählen, so dass die dort liegende Carstensz-Pyramide (Puncak Jaya) dem Mount Kosciuszko den Rang abläuft. Trotzdem wird der Berg von Seven-Summits-Sammlern nach wie vor bestiegen.
Dies klingt nun alles ziemlich anspruchsvoll, tatsächlich ist der Weg auf den höchsten Berg Australiens aber (nur) eine nette Wanderung, von der ein Teil heutzutage sogar mit dem Sessellift überwunden werden kann.
Wir selbst entschieden uns allerdings für die “anspruchsvollste” Variante, die nicht nur auf den Gipfel, sondern auf der sogenannten Main Range in einem großen Bogen durch die umliegende Umgebung führt. Für den 22 Kilometer langen Weg werden 8-9 Stunden veranschlagt.
Um 08.30 Uhr erreichten wir unseren Startpunkt am Charlotte Pass und machten uns gut gelaunt auf den Weg. Nachdem es morgens zwar noch kühl war, strahlte nun die Sonne von einem wolkenlosen Himmel und es versprach ein wundervoller Tag zu werden. Einzig der ziemlich starke Wind war auf die Dauer ein wenig anstrengend, aber immerhin würde er dafür sorgen, dass wir bei den Temperaturen nicht so schnell ins Schwitzen kamen.
Der gut ausgebaute Weg führte uns von Trailhead zunächst steil bergab, bis wir – unten angekommen – über sehr viele Felsen zweimal den Fluss überqueren mussten, anschließend begann unser erster Anstieg.
Der Weg lief sich gut und die Steigung war nicht zu steil und so erreichten wir bald den Aussichtspunkt zum Blue Lake, einem hübschen, blauen Bergsee, der im hinteren Teil von Felswänden eingefasst ist. Aufgrund der weiteren Strecke verzichteten wir jedoch darauf zum See hinab zu gehen und begnügten uns mit dem Blick von oben.
Anschließend ging es auf dem angenehmen und wenig anspruchsvollen Weg sanft weiter bergauf bis wir schließlich einen Boardwalk erreichten, der angelegt wurde, um die Vegetation vor den vielen Wanderern zu schützen. Auf diesem ging es dann mehr oder weniger eben an diversen Bergen und Bergseen vorbei.
Nachdem uns die Landschaft die letzten Tage bisher immer mehr an ein deutsches Mittelgebirge erinnert hatte, sah es heute angemessen alpin aus: Struppige Sträucher und Felsen dominieren, neben den – teilweise noch schneebedeckten – Bergen, das Landschaftsbild.
Schnee gab es übrigens nicht nur links und rechts neben uns, sondern auch das ein oder andere Mal noch auf dem Weg, so dass wir nachdem der Boardwalk irgendwann endete auch immer wieder noch vorhandenen Schneefelder überqueren mussten. Glücklicherweise drohte auf diesen kein tödlicher Absturz und so konnten wir sie ohne großes Aufsehen hinter uns lassen.
Kurz vor Ende wurde es dann nochmal ein wenig knackiger, denn wir mussten über viele Felsstufen nochmal einiges an Höhenunterschied hinter uns bringen, danach erreichten wir jedoch die Abzweigung zum Gipfel.
Für die ein Kilometer lange Strecke von der Abzweigung zum Gipfel, die mit 25 Minuten angegeben war, brauchten wir 12 Minuten und so standen wir nach knapp dreieinhalb Stunden und 13 Kilometern auf der höchsten Stelle Australiens – zusammen mit etwa 50 anderen Besuchern.
Nach einigen Gipfelfotos machten wir uns an unser Mittagessen, da wir mittlerweile sehr ausgehungert waren und setzten uns zufällig neben ein älteres österreichisches Ehepaar, das uns sogleich in ein Gespräch verwickelte.
Wir genossen die Ausblicke und machten uns etwa eine halbe Stunde später an den Abstieg, welcher mit neun Kilometer nicht nur erheblich kürzer, sondern auch sehr viel angenehmer zu gehen war, da er die ganze Zeit auf einer Wirtschaftsstraße bergab ging.
Leider wurden wir den gesamten Weg von Fliegen und Mücken terrorisiert, was den eigentlich netten Weg sehr anstrengend machte, da wir mehr oder weniger konstant mit unseren Trekkingstöcken herum wedeln mussten, um die Viecher zu vertreiben.
Besonders schade war das, da auch hier die Aussichten wirklich nett waren, allerdings konnten wir aufgrund der Plagegeister kaum stehenbleiben um ein Foto zu machen.
Endlich wieder am Parkplatz angekommen, waren wir sehr zufrieden, einerseits, da wir uns nun endlich nicht mehr mit den Stechviechern rumärgern mussten und andererseits, da wir für die gesamte Strecke inklusive der Mittagspause weniger als sechs Stunden gebraucht hatten, was deutlich weniger war, als die veranschlagten acht bis neun Stunden. Wir können es also doch noch 😉
Wir fuhren zurück zum Campingplatz, wo wir uns noch ein wenig um die weitere Streckeneinteilung hier in Australien kümmerten. Da wir uns vorgenommen haben, nicht mehr so viel Zeug in uns reinzustopfen gab es dazu nur Kaffee, ohne Kuchen… 🙁
Nach dem Abendessen saßen wir dann noch ein wenig draußen, verzogen uns aber nicht zu spät in unser Auto, insbesondere da wir auch hier von Mücken und anderen ekeligen Tieren genervt wurden.
Abenteuer Dirtroad
Nach einer ruhige Nacht, in der uns spät abends sogar noch ein Känguru auf dem Campground besucht hatte, klingelte der Wecker heute erst um 06.30 Uhr.
Wir hatten es nicht furchtbar eilig, allerdings mussten wir heute einiges an Strecke zu fahren, denn nach einigen Tagen in den Bergen, sollte unser Tag nun wieder in der Nähe der Küsten enden.
Auf dem Weg wollten wir noch einen kurzen Stopp bei den Buchan Caves machen, für die wir bereits vor einigen Tagen Tickets für die 12.15 Uhr Tour gekauft hatten. Da wir 30 Minuten vorher da sein sollten und die Fahrtzeit von Google mit 2 ½ Stunden veranschlagt wurde, hatten wir beschlossen, dass wir spätestens um 09.15 Uhr losfahren müssen.
Als wir dann – unglaublicherweise – schon gegen 08.30 Uhr abfahrbereit waren, überlegten wir noch, ob wir vielleicht noch einkaufen sollten, entschieden dann aber, dass wir dies verschieben und die Wartezeit an den Höhlen zur Not damit totschlagen würden, dass wir ein paar Campgrounds abtelefonieren.
Es war ein wunderschöner Tag und wir machten uns guter Dinge auf den Weg. Bereits nach wenigen Kilometern wurde dann die Straße jedoch schlechter und schlechter uns es folgte ein tiefes Schlagloch nach dem anderen. Wir dachten uns zunächst nicht viel dabei, schließlich hatten wir dies die letzten Tage immer mal wieder erlebt, dann hörte allerdings plötzlich der Asphalt auf.
Mit Dirtroads kennen wir uns eigentlich aus, also fuhren wir unerschrocken weiter, allerdings wurde die Straße von Kilometer zu Kilometer schlechter und war irgendwann so schlimm, dass wir nur noch im Schneckentempo voran kamen. Satt der von Google angenommenen 80 km/h waren wir allenfalls mit 40 km/h unterwegs, so dass wir dabei zusehen konnte, wie sich unsere Ankunftszeit gnadenlos nach hinten verschob.
Einige Zeit hofften wir noch, dass die Straße irgendwann wieder besser werden und wir die Zeit aufholen würden, aber dem war nicht so. Zudem machten wir uns mehr und mehr Sorgen, dass es so schlimm werden würde, dass wir irgendwann nicht mehr weiterfahren könnten und umdrehen müssten.
Nachdem uns bisher keine anderen Autos begegnet waren, trafen wir irgendwann an einer kleinen Einbuchtung vier Mädels, die mit einem Ranger gesprochen hatten, der ihnen gesagt hatte, dass die Straße zwar nicht schlimmer werden würden, aber eben auch nicht besser… Yay!
Wir quälten uns tapfer weiter und waren – trotz der Situation – zwischendurch immer wieder begeistert, wie wundervoll die Landschaft war, durch die wir gerade fuhren. Teilweise verlief die Straße hoch über dem Tal und wir hatten wundervolle Ausblicke in das Tal, auf endlose bewaldete Berge und auf die Seen und Flüsse unter uns. Aufgrund des Zeitverzuges hielten wir allerdings nur einmal an, um ein Foto zu machen, welches der Landschaft nicht gerecht wurde.
Irgendwann mitten im Nirgendwo bekamen wir dann tatsächlich Netz und konnten bei der Höhle anrufen. Sie verschoben uns auf auf die Tour um 13.00 Uhr, was bei uns ein wenig den Druck rausnahm, so dass wir im folgenden Verlauf ein wenig entspannter waren.
Schließlich wurde die Straße dann auch endlich ein wenig besser, was nicht hieß, dass sie nicht mehr eng, kurvig und steil war, sondern nur, dass es nun nur noch vereinzelt tiefe Schlaglöcher gab. Wir kamen besser voran und irgendwann hatten wir tatsächlich wieder Asphalt unter den Rädern.
Glücklich, das Schlimmste nun überstanden zu haben, kamen wir gegen 12.15 Uhr und damit nach 3 ¾ Stunden, statt der veranschlagen 2 ½ Stunden bei den Höhlen an. Danke Google! Und danke an die Australier, die es nicht geschafft haben, am Anfang der Straße ein Warnschild aufzustellen!
Um 13.00 Uhr startete dann unsere Tour in die Royal Cave, die eine von mehreren Höhlen ist, die sich rund um den Ort Buchan finden. Obwohl wir schon viele Höhlen gesehen haben, gefiel uns die Royal Cave sehr gut, insbesondere weil wir hier wirklich viele schöne Formationen sehen konnten. Aber auch der sehr enge und teilweise niedrige Weg, der uns durch das Höhlensystem führte, war ziemlich beeindruckend.
Schade fanden wir allerdings, dass viele Teile der Höhle mit einem Zaun abgehangen waren, wahrscheinlich um die Formationen davor zu schützen, dass Besucher sie anfassen. Wäre es nicht viel schöner, wenn Menschen sich vernünftig und respektvoll verhalten würden und die Höhle nicht eingezäunt werden müsste???
Nach dem knapp 45-minütigen Höhlenbesuch machten wir uns dann auf den weiteren Weg nach Lakes Entrance, wo wir nun unsere Einkäufe nachholten. Anschließend fuhren wir weiter zum unserem Campground, der nochmal 30 Minuten von dem Ort entfernt lag.
Hier standen wir alleine auf einer riesigen Wiesen und genossen den restlichen Nachmittag die Ruhe und Einsamkeit.
Die Unterwelt ist schon was Besonderes
Ja, finden wir auch, bisher haben uns die Höhlen auf unserer Reise nicht enttäuscht.