Direkt nachdem wir am Dienstag die Nordinsel erreicht hatten, machten wir uns von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, auf den langen Weg zum Tongariro National Park.
Der Nationalpark wurde bereits 1887 gegründet, er ist damit nicht nur der älteste Nationalpark Neuseelands, sondern auch der viertälteste der gesamten Welt und er gehört sowohl zum Weltnatur-, als auch zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Der Park schützt zum einen das Bergmassiv der drei aktiven Vulkane Tongariro (1.968 Meter), Ngauruhoe (2.291 Meter) und Ruapehu (2.797 Meter) und zu anderen diverse Kulturstätten der Māori, die die Berge als heilig verehren.
Zudem liegt hier mit dem Tongariro Alpine Crossing auch eine der beliebtesten und meist frequentierten Wanderungen Neuseelands. Der Trail wurde im Jahr 2007 extra von “Tongariro Crossing” zu “Tongariro Alpine Crossing” umbenannt, um mit dem Zusatz vor den bestehenden Gefahren der Wanderung, insbesondere der plötzlichen Wetterumschwünge, zu warnen. Trotzdem versuchen sich in den Sommermonate täglich nahezu 3.000 Menschen an der Überquerung, viele von ihnen leider ohne die nötige Erfahrung, Fitness und/ oder Ausrüstung. Ein typischer neuseeländischer (Instagram-)Wahnsinn also.
Mit der Ankunft auf der Nordinsel scheint nun offensichtlich leider auch der “Endless Summer”, den wir – mit gerade mal 1 ½ Regentagen in den letzten vier Wochen – auf der Südinsel erlebt haben, nun langsam zu Ende zu gehen. Nach der Vorhersage werden wir zwar auch noch einige sonnige Tage haben, allerdings werden die Regentage wohl leider deutlich zunehmen, was auch unsere Planung um einiges komplizierter machen wird.
Inhalt
Die ersten Stunden auf der Nordinsel
Die erste halbe Stunde auf der Nordinsel verging reichlich unspektakulär: Wir saßen im FGM und warteten darauf, dass wir die Fähre verlassen durften, denn wir hatten noch eine längere Fahrt vor uns und mussten zudem noch für die nächsten Tage Essen einkaufen.
Nach besagter halben Stunde und nachdem wirklich jedes andere Auto, Gespann, Campervan, Wohnwagen und sogar ein Laster vor uns abfahren durfte, war es dann soweit, wir setzten Fuß bzw. Reifen auf die Straßen von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands.
Wirklich erhaben war es leider nicht, wir sahen von der Stadt, abgesehen von dem Highway in Richtung Norden, nämlich nichts.
Der Grund dafür war ziemlich banal: Heute und morgen sollte das Wetter noch einigermaßen schön sein, so dass wir uns dafür entschieden hatten, gleich bis in die Nähe des Tongariro Nationalparks zu fahren, um morgen dort das berühmte Tongariro Alpine Crossing wandern zu können.
In Paraparaumu machten wir nach etwa vierzig Minuten einen kleinen Tank- und Einkaufsstopp, jetzt sind wir wieder glückliche Besitzer eines Pfeifenkessels 🙂
Die restliche Fahrt verging ohne Probleme, zog sich nach dem frühen Aufstehen aber ziemlich. Besser wurde es dann auch nicht, als wir in der letzten Stunde, in hügelig-kurvigen Gelände einen sehr bedacht fahrenden Menschen vor uns hatten, der – als wahrscheinlich einziger Mensch auf Neuseelands Straßen – es leider auch nicht für nötig rauszufahren und uns netterweise vorbei zu lassen, so dass er uns, laut Google, in dieser Stunde etwa 15 Minuten Verspätung bescherte.
Erst zehn Minuten vor unserer Ankunft ergab sich eine Chance zum Überholen, die Yasmin sogleich auch nutzte. Gelohnt hat es sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich, aber es hat sich richtig gut angefühlt.
Auf der gesamten Fahrt haben wir übrigens nur einmal angehalten, um ein Foto von einem einsamen Wasserfall aufzunehmen.
Am Campingplatz angekommen waren wir nach dem frühen Aufstehen und der langen Fahrt vollkommen durch, so dass dementsprechend nichts Großartiges mehr passierte.
Tongariro Alpine Crossing
An diesem Morgen klingelte der Wecker bereits um 05.30 Uhr, da wir heute mit dem Tongariro Alpine Crossing eines der Highlights der Nordinsel machen wollten. Die 20 Kilometer lange Wanderung führt durch ein aktives Vulkangebiet, vorbei an türkisen, geothermalen Pools und soll, laut Internet, eine der besten Wanderungen in Neuseeland sein.
Wir fuhren also um 06.45 Uhr los, um nach einer Stunde Fahrt am (schon ziemlich vollgeparkten) Parkplatz am Ende des Trails anzukommen. Von dort hatten wir einen Shuttle gebucht, der uns zum Trailhead bringen sollte, wo wir um 08.15 Uhr dann endlich die Wanderung beginnen konnten.
Gleichzeitig mit unserem Minibus kam dort ein weiteres Shuttle an, so dass wir uns mit etwa 40 bis 50 Gleichgesinnten auf den Weg machten, ein Naturerlebnis sieht anders aus.
Der erste Teil des Weges war leider nicht besonders spannend, wir gingen durch das Mangatepopo-Tal und hatten wenig Aussichten. Alleine der Blick auf den Mount Ruapehu sah gut aus, später kam noch der Mount Ngauruhoe dazu, von dem wir später noch viel mehr sehen sollten.
Am Ende des Tals stiegen wir über viele, viele Treppen hinauf auf eine höher gelegene Ebene, von der wir die blutig-rote Nordostflanke des Mount Ngauruhoe sehen konnten, die wirklich sehr gut aussah. Freunden der “Herr der Ringe”-Filme sollten ihn übrigens schon mal gesehen haben, denn er ist der Schicksalsberg, in dessen Flammen Frodo mit traurig-schmachtenden Dackelblick den Ring wirft.
Spätestens als wir an dieser Stelle die vielen Gruppen von Menschen, die sich auf dem Weg tummelten, sahen, begruben wir auch unsere Hoffnung, dass wir zu irgendeinem Zeitpunkt auf diesem Trail (zumindest halbwegs) alleine sein würden.
Hinter der Ebene ging es dann noch einmal bergauf, diesmal aber auf einem steinig, gerölligen Weg, der so manch eine/n “Influencer/in” offensichtlich vor einige Probleme stellte.
Wir selbst kamen aber ganz gut hinauf und genossen die Aussichten, einerseits zurück auf die Ebene und andererseits auf das Tal nebenan.
Oben erreichten wir dann den Red Crater, der – man wundert sich nicht – aufgrund seiner intensiven roten Farbe so heißt. Wir fanden es großartig, da nun, nach dem eher langweiligen Anfang, endlich die schönen Aussichten kommen sollten.
Nun mussten wir nur noch einen kleinen Anstieg bewältigen, um auf der anderen Seite den Ausblick auf die Emerald Pools zu haben, wobei wir zuerst einmal jedoch einen ziemlichen Schock bekamen, da hier noch einmal Hunderte von Menschen waren.
Wir hatten zwar damit gerechnet, dass auf dem Trail einige Menschen unterwegs sein würden, aber das übertraf unsere Befürchtungen bei weitem. Wir fühlten uns wie auf einem Volksfest, was für uns den eigentlich sehr schönen Ausblick auch beeinträchtigte.
Auf den Schock machten wir erstmal Mittagspause und aßen unsere Wraps. Anschließend gingen wir den gerölligen Abhang hinunter zu den Seen und schossen selbst noch ein paar Fotos. Dabei hatten wir immer diesen schönen, schwefeligen Geruch in der Nase, den ich mit Urlaub und Yasmin mit faulen Eiern assoziert.
Nach einem ziemlich steilen und rutschigen Abstieg gingen wir – am Rande des großen Kraters entlang – zu dem auf der anderen Seite liegenden, großen Blue Lake. Mit den verschiedenen Ebenen von Mount Ngauruhoe und dem Red Crater ergab der Blick zurück ein absolut großartiges Bild!
Der Blue Lake war im Vergleich nicht besonders eindrucksvoll, was jedoch eher an der spektakulären Sicht auf der anderen Seite lag, als am See selbst.
Wir gingen den Weg weiter und erreichten etwas später den Mittelpunkt der Strecke. Vor uns lag nun der lange Abstieg und wir konnten in der Ferne den Lake Rotoaira und dahinter den gewaltigen Lake Taupo sehen.
Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten war, dass wir mehr oder weniger exakt diesen Ausblick die kommenden acht Kilometer haben würden.
Der Abstieg war aufgrund des sehr gut ausgebauten Weges sehr einfach zu gehen. Uns wurde recht schnell langweilig, da sich die Aussicht nicht änderte und wir keinerlei Aufmerksamkeit auf den Weg verwenden mussten.
Fast schon joggend liefen wir den Berg hinab, der Abstieg zog sich jedoch trotzdem sehr.
Nach insgesamt knapp 5 ½ Stunden, 21 Kilometern und über 800 Meter Auf- bzw. 1.200 Metern Abstieg kamen wir dann endlich wieder an unserem Campervan an und machten uns auf den Rückweg zum Campground, wo nichts besonderes mehr passierte.
Mit einer abschließenden Bewertung des Trails an sich, taten wir uns schwer. Einerseits waren die Aussichten oben schon sehr schön und teilweise auch spektakulär, anderseits war dafür der Auf- und Abstieg, der immerhin rund 4 der 5 ½ Stunden ausmachte, ziemlich langweilig. Dazu kam dann auch noch der Volksfestcharakter, der den Eindruck nicht verbesserte.
Letzten Endes waren wir uns beide einig, dass das Gebotene den Hype nicht wirklich rechtfertigt und das wir mit diesem Wissen die Wanderung vielleicht nicht unbedingt gemacht hätten. Aber hinterher ist man ja immer schlauer 😉
Wasserfälle im Tongariro NP
Nach dem Alpine Crossing wollten wir heute den Tongariro National Park noch ein wenig abseits des Instagram-Hypes erkunden und uns ein paar Wasserfälle anschauen, bevor wir noch etwas Strecke zu unserem nächsten Ziel zu machen (mussten).
Das Wetter war zwar heute nicht perfekt, aber immerhin regnete es nicht so stark wie angekündigt, das reichte uns für unsere Endeckungstour erstmal.
Der erste Wasserfall auf unser Liste waren die Waitonga Falls, die wir nach etwa 30 Minuten Fahrt und 30 Minuten Wanderung erreichten. Leider waren sie von dem eigentlichen Viewpoint nicht besonders gut zu sehen, so dass ich hinunter zum Bach steigen musste, um dort auf Felsen balancierend das Stativ auszupacken.
Wieder am FGM angekommen, war das nächste Ziel nur wenige Minuten Fahrt entfernt. Im Gegensatz zu den vorherigen Wasserfällen mussten wir zu den Mangawhero Falls nur eine Minute gehen, großartig.
Obwohl der Aussichtspunkt diesmal besser war, waren die Wasserfälle nicht übermäßig spektakulär, im Frühjahr mit der Schneeschmelze sind sie aber bestimmt hübsch.
Zu unserem letzten Stopp, den Tawhai Falls, fuhren wir dann eine ¾ Stunde und erreichten sie nach einem kurzen Spaziergang. Den schönen Blick auf die Wasserfälle konnten wir aber erst nach einigen Minuten genießen, da ein Pärchen eine angemessene Zeit brauchte, um Instagram-tauglichen Fotos zu machen, wofür sie zentral und natürlich abseits des eigentlichen Weges direkt vor den Wasserfällen posieren mussten.
Den Grund dafür hatten wir schnell erraten: Die Wasserfälle wurden bei Herr der Ringe verwendet und stellten den Drehort von Gollums Pool dar. Da führt ja quasi kein Weg dran vorbei, selbst als Gollum zu posieren…(Ironie aus).
Aber auch ohne Gollum und vor allem ohne Menschen, von den heute besuchten Wasserfällen gefielen sie uns mit Abstand am besten.
Forgotten World Highway
Im Anschluss ging für uns der Fahrtteil des Tages los, über den sogenannten Forgotten World Highway machten wir uns auf den Weg nach Whangaramomona.
Die Straße führte uns mal wieder durch die sehr pittoreske Hügellandschaft, für die die Nordinsel Neuseelands berühmt ist. Wir hielten mehrfach an, um Fotos zu schießen bzw. die Landschaft zu genießen. Außerdem hielt sich das Wetter weiterhin tapfer, mehr als ein wenig Nieselregen hatten wir bisher noch nicht.
Während der Fahrt kamen wir auch mal wieder an einem besonders eindrucksvollen Beispiel einer unterspülten Straße, sowie einem urigen Tunnel vorbei, der so schmal war, dass wir fast Sorge bekamen, dass wir mit unserem Gefährt nicht hindurchkommen würden. Später lasen wir jedoch, dass er vor einigen Jahren vergrößert wurde, damit dreistöckige (!) Viehtransporte durchfahren können, unsere Sorge war also mehr als unberechtigt.
Auch nach dem Tunnel ging weiter durch wirklich sehr schön anzuschauende Landschaften und oben auf dem Tahora Sattel angekommen, hielten wir daher noch einige Male an, um (zu viele) weitere Fotos von grünen Hügel zu machen.
Kurze Zeit später erreichten wir schließlich die Republik Wharangamomona. Unser Campground hier war zwar eher einfach, wobei uns das eigentlich immer ganz gut gefällt. Außerdem war er mit $20 für uns beide unschlagbar günstig.
Ein paar süße Hühnchen gab es auch, die waren zwar ein wenig aufdringlich, aber total niedlich.
In der Nacht fing es dann richtig an zu regnen und zwar so stark, dass Yasmin und ich ein paar Mal von dem Prasseln auf dem Dach des Monsters aufwachten.
Bis zum nächsten Morgen hatte es dann auch leider nicht aufgehört, so dass wir das heiße Wasser für den Kaffee und das morgendliche Frischmachen – erfolgreich – jeweils auf Phasen mit weniger Regen timen mussten.
So war dann auch die restliche Fahrt auf dem Forgotten World Highway durch den – zum Glück nur noch verhaltenen – Regen und Nebel zwar atmosphärisch, aber nur selten aussichtsreich. Wir nutzten die Zeit, um passend zum gerade vergangenen Weltfrauentag das Gender-Pay-Gap und das deutsche Schulsystem zu diskutieren.
Nach einer guten Stunde erreichten wir schließlich Stratford, wo der Forgotton World Highway endet. Für uns war der Tag hier aber noch nicht vorbei, mehr dazu gibt es aber erst im nächsten Beitrag.
Das vorletzte Bügelbild mit Nebel sieht wie ein Märchen aus :-)
Sorry, sollte Hügelbild heißen, die Automatik hat wieder zugeschlagen
Ja, Wälder und Nebel, eine todsichere Kombination für mystische Stimmung 😉
Als “Background” zu der Fahrt dort durch war das auch sehr stimmungsvoll und schön, nur Fotos konnte man nicht viele machen.