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10.06.2023: Back to School in Santiago

Über eine Woche haben wir nun in Santiago de Chile verbracht, an keinem Ort waren wir in den letzten Monaten länger. Der Grund dafür war zwar hauptsächlich der Sprachkurs, allerdings haben wir und vor allem unser Körper die “Pause” auch gebraucht.

In der Zeit hier haben wir viel sehen und entdecken können und unsere Camino-Wunden sind nach und nach verheilt, so dass wir schließlich gestärkt und um einige Spanischkenntnisse reicher in die nächsten Monate unserer Reise starten können.

Der erste Schultag

Obwohl wir heute eigentlich total fit sein wollten, schliefen wir nicht besonders gut. Kai war dank eines lauten Nachbarns lange wach und ich selbst verlor um 04.30 Uhr erneut gegen den Jetlag. Wir hoffen wirklich, dass der nun bald ein Ende hat, jedoch ist er dieses Mal ziemlich hartnäckig.

Nachdem mehreren Tassen Kaffee und dem Frühstück machten wir uns an den kurzen Spaziergang, der uns zu der Sprachschule brachte, wo wir passend kurz vor Beginn der ersten Stunde ankamen.

Die ersten Minuten vergingen mit organisatorischen Dingen, danach stellten wir erneut und ein bisschen stolz fest, dass wir es in den “Intermediate-Kurs” geschafft hatten, was hier so Ende A2 bedeutet. Ebenfalls erfreut waren wir, als wir feststellten, dass mit uns nur eine weitere, sehr stille und schüchterne Teilnehmerin im Kurs war, so dass wir quasi für den Preis eines Gruppenunterrichtes Privatunterricht bekamen.

Kurz darauf kam auch bereits unser Lehrer Luis, der erfreulicherweise nicht nur sehr deutlich Spanisch, sondern auch Englisch und Deutsch sprechen konnte.

Nach 1 ½ Stunden Unterricht, lernten wir in der Pause die ersten Mitschüler aus den anderen Kursen kennen, wobei zwei von ihnen witzigerweise auch aus Deutschland kamen.

Anschließend waren nochmal 1 ½ Stunden Unterricht angesagt, danach gab es eine kleine Kennenlern- und Infoveranstaltung der Schule, wo sich dann auch die restlichen Teilnehmer, zu denen unter anderem noch eine Deutsche und eine Niederländerin gehörten, anfanden.

Nachdem der offizielle Teil vorbei war, saßen wir noch einige Zeit beisammen und quatschen, bevor wir uns schließlich gegen 14.30 Uhr auf den Heimweg machten.

Am Nachmittag passierte nicht mehr viel, wir entspannten uns mit einem Gläschen Wein auf dem Balkon in der Sonne, kochten Abendessen, erledigten noch ein bisschen Orga und gingen anschließend ins Bett. Diesmal allerdings ein wenig später, vielleicht können wir dann morgen endlich ein wenig länger schlafen.

Bellavista

Heute war die Nacht endlich besser und wir schliefen tatsächlich bis kurz nach sechs. Wir kamen entspannt in den Tag, freuten uns über die angekommene Steuerrückzahlung und machten uns später erneut auf den Weg zur Schule.

Die Stunden waren intensiv und die Zeit verflog und als der Unterricht dann vorbei war, qualmte uns ziemlich der Kopf. Aber es lohnt sich, wir kommen mit großen Schritten voran und freuen uns dabei, wie wir gerade dabei zusehen können, wir unsere Kommunikationsfähigkeit täglich besser und grammatisch immer richtiger wird.

Nach der Schule stoppten wir auf dem Heimweg zum Mittagessen bei Dominó, ein kleiner Imbiss, der uns für eine der hiesigen “Spezialitäten” empfohlen wurde und der praktischerweise nur eine Minuten von unserem Apartment entfernt liegt.

Auf dem Programm standen die sogenannten “Completos”, ein Imbiss auf den die Chilenen total wild sind und den man an jeder Ecke zu kaufen bekommt. Dahinter versteckt sich allerdings keine sonderlich exotische Speise, vielmehr handelt es sich um Hot Dogs.

Diese können hier, je nach Gusto, mit den verschiedensten Füllungen bestellt werden, wobei meisten Avocado und Tomaten im Spiel sind. Lecker!

Zufrieden kehrten wir anschließend in unser Apartment zurück und entspannten uns ein wenig bei einem Kaffee. Gegen 15.00 Uhr war dann allerdings nochmal ein wenig Aktion angesagt, denn nachdem wir nun schon einige Teile von Santiago kennengelernt hatten, wollten wir heute einen Blick auf das Szeneviertel Bellavista werfen.

Da sich dieses nur rund 20 Minuten von unserem Apartment entfernt befindet, machten wir uns zu Fuß auf den Weg und steuerten als erstes eines der Häuser von Pablo Neruda, einem chilenischen Dichter und Schriftsteller, der 1971 den Nobelpreis für Literatur gewonnen hatten, an.

Wir wussten, dass es heute geschlossen war, aber immerhin konnten wir von außen einen Blick auf das Gebäude werfen.

Fast direkt daneben trafen wir dann auf die Zahnradbahn, die fußfaule Besucher auf den Cerro San Cristobál, einem 300 Meter hohen Hügel, bringt. Prinzipiell waren wir schon interessiert, aber heute war die Sicht noch eingeschränkter als sonst, also verschoben wir den Besuch auf einen anderen Tag oder vielleicht sogar auf eine andere Reise. Mal schauen.

Danach streiften wir mehr oder weniger ziellos durch das Barrio, dass für seine Kunstgalerien, Juwelierläden und bunte Streetart-Häuser bekannt ist und das aufgrund der vielen Restaurants, Bars und Clubs eines der beliebten Viertel zum Ausgehen und Feiern ist.

An einem Dienstagnachmittag ging es dementsprechend in den meisten Straßen eher ruhig zu und viele der Lokalitäten waren (noch) geschlossen. Obwohl die Läden und Straßen irgendwie leicht dreckig und teilweise heruntergekommen wirkte, konnten wir den Charme des Viertels, der sich nachts hier entfalten muss, gut erkennen und wir waren uns sicher, dass wir uns hier in unserer “Sturm-und-Drang-Zeit” pudelwohl gefühlt hätten.

Zudem erfreuten wir uns an den vielen bunten Häusern und den kreativen Motiven an den Wänden.

Kurz bevor wir das Viertel dann wieder verließen, stießen wir gegenüber eines riesigen Universitätsgebäudes auf den Patio Bellavista, ein Outdoor-Komplex von diversen Restaurants, Bars und Cafés.

Bereits jetzt am Nachmittag gefiel uns das farbenfrohe und gemütliche Ambienten und wir konnten uns sehr gut vorstellen, dass man hier wunderbare Abende verbringen kann. Wirklich jede Bar und jedes Restaurant sah super aus.

Letztendlich widerstanden wir jedoch der Versuchung und kehrte ganz budgetbewusst nun wieder zu unserem Apartment zurück, nicht jedoch ohne vorher nochmal den Blick auf die imposanten Gipfel und Gletscher der Anden zu werfen, die auch heute – wie so oft – aufgrund es Dunstes leider ziemlich unscharf blieben.

Wieder daheim angekommen, war es dann schon Zeit für das Abendessen, danach stand nur noch Blogpflege und Entspannung auf dem Programm.

Cementerio General de Recoleta

Auch heute ging es nach dem Aufstehen und Frühstücken wieder in die Schule und unser Lehrer Luis ließ unsere Köpfe erneut ziemlich qualmen.

Voll mit neuem Wissen und vor allem Zeitformen flitzten wir anschließend schnell zum Mittagessen in unser Apartment. Gegen kurz nach 15.00 Uhr machten wir uns dann erneut auf den Weg zur Schule, denn von hier startete heute der gemeinsame Ausflug auf den Zentralfriedhof von Santiago.

Mit der Metro fuhren wir zum Cementerio General de Recoleta, der von Bernardo O’Higgins am 9. Dezember 1821 gegründet wurde. Dieser hat sich in den letzten 121 Jahren, insbesondere aufgrund der zwei Millionen Menschen, die hier mittlerweile begraben liegen, auf die schier unvorstellbare Größe von 86 Hektar ausgedehnt.

Auf dem Friedhof wurden und werden Menschen aller Schichten beigesetzt, wobei die Kluft zwischen ehemals Arm und Reich auch hier sogar den Tod überdauert.

Die Gräber der Armen sind sehr klein, dicht gedrängt und meist nur mit unscheinbaren Metallkreuzen, auf denen gerade einmal der Name, sowie das Geburts- sowie Sterbedatum Platz findet, geschmückt.

Die vermutlich etwas Bessergestellten hingegen liegen neben- und übereinander in bis zu fünf Stockwerken hohen “Wohnhausgräbern” (keine offizielle Bezeichnung), wobei hier sogar oft noch Platz für einen kurzen Spruch ist.

Am anderen Ende der Skala finden sich pompöse Mausoleen und gigantische Familiengräber und -gruften, die sich in ihrer Pracht gegenseitig zu überbieten versuchen.

Zudem wird auf dem Friedhof auch an die dunkle Seite der Geschichte Chiles erinnert, z.B. mit einer riesigen Marmorwand, in der die Namen von 3.000 Personen eingraviert sind, die in Folge der Machtergreifung Pinochets getötet oder “verschwunden” wurden.

Über zwei Stunden waren wir zusammen mit unseren Mitschülern auf dem Friedhof unterwegs, wobei uns unserer Exkursionsleiterin Astrid zu diversen Gräbern interessante Geschichten erzählte.

Zum Beispiel gibt es hier ähnlich zu den Heiligenfiguren in europäischen Kirchen oder Kloster Gräber, die von den Einwohnern Santiagos aufgesucht werden, um ihre Wünsche und Bitten zu äußern.

Zudem lernten wir erneut ein wenig mehr über die Geschichte Chiles, denn auf dem Friedhof ruhe nahezu alle Präsidenten Chiles, sowie diverse Prominenten und Künster.

Am Grab von Salvador Allende, dem letzten Präsident vor Pinochet, machten wir noch ein Gruppenfoto, anschließend wurde es schnell dunkel.

Mit der anbrechenden Dunkelheit verließen wir den Friedhof und gingen zurück zur Metro. Eigentlich hatten wir noch vor in einer sehr bekannten Bar einen Cocktail zu trinken, für den Santiago berühmt ist, entschieden uns dann aber aufgrund der späteren Stunde dagegen.

Gegen 19.00 Uhr kamen wir in unserer Wohnung an und holten uns beim Pizzadienst gegenüber noch etwas zu essen. Anschließend passierte nicht mehr viel und wir gingen ins Bett.

Orga und so

Heute war tatsächlich schon Donnerstag und damit schon unser vorletzter Schultag. Ändern tat sich dadurch allerdings nichts, auch heute mussten wir wieder fleißig sein und intensiv arbeiten. Ganz schön anstrengend, vor allem, weil wir das ja gar nicht mehr gewohnt sind.

Am Ende verging auch dieser Unterrichtstag wie im Flug und ehe wir uns versahen, waren wir mal wieder auf dem Rückweg nach Hause. Dort angekommen, stand als erstes Wäsche waschen auf dem Programm, wobei es in dem Gebäude, in dem unser Apartment ist, glücklicherweise einen Waschraum gab.

Die dafür notwendige Waschkarte bekamen wir von unserem Vermieter, kurz danach taten erst die Waschmaschine und anschließend der Trockner ihren Dienst.

Wir selbst kümmerten uns währenddessen um einige wichtige organisatorische Tätigkeiten, vor allem mussten wir ein wenig unsere Weiterreise planen/ buchen. Leider kamen wir aufgrund der immer wieder nicht funktionierenden Seite der Busunternehmer aber nicht soweit, wie wir gehofft hatten.

Nachdem die Wäsche fertig war, war es fast schon Zeit zum Abendessen und da wir keine Lust hatten weit zu gehen/ fahren, landeten wir schließlich in einem kleinen Imbiss nur einige Minuten von unserem Apartment entfernt.

Es gab leckere Burger und leider kalte Pommes, danach kehrten wir schnell nach Hause zurück, wo außer weiterer Orga und Blogpflege auch nichts besonderes mehr passierte.

Letzter Schultag & Intercambio

Nun war es also soweit, der letzte Tag in der Schule war gekommen. Anders als früher am letzten Schultag hieß dies jedoch leider nicht, dass wir uns auf die faule Haut legen konnten, sondern auch heute kannte Luis keine Gnade mit uns.

Schließlich hatten wir es dann aber doch geschafft und nach einem Abschiedsfoto konnten wir dann unsere Abschlusszertifikate entgegennehmen, die uns tatsächlich das Erreichen des magischen Levels B1 bescheinigten. Nun müssen wir das Gelernte nur noch in Sprache umwandeln 😉

Von der Schule aus flitzten wir schnell nach Hause, nur um uns von dort nochmal auf den Weg in die Mall zu machen. Kai wollte sich gerne gerne eine zweite “Stadthose” zulegen, leider waren wir aber trotz der schier unglaublichen Auswahl nicht erfolgreich.

Wieder daheim gab es dann noch schnell Abendessen, anschließend machten wir uns ein letztes Mal auf dem Weg in die Schule, denn heute Abend stand das Intercambio auf dem Programm. Dabei werden Personen mit verschiedenen (Mutter)Sprachen in kleine Gruppen eingeteilt, in denen sich dann erst in einen, dann in der anderen Muttersprache unterhalten wird.

Kai und ich waren diesmal getrennt, aber trotzdem beide jeweils mit einer weiteren Deutschen und einem Chilenen in einer Gruppe. Die ersten knapp 45 Minuten unterhielten wir uns auf Spanisch, anschließend wechselte die Konversation in Englische. Da der Gesprächspartner von Pauline und mir allerdings ebenfalls sehr gut Englisch sprach, blieben wir in unser Gruppe einfach im Spanischen.

Der Austausch machte wirklich Spaß und freuten uns darüber, dass wir es mittlerweile schon ziemlich gut schaffen eine normale Konversation zu führen und vor allem zu verstehen, danach waren wir aber sehr, sehr müde.

Erst um 21.00 Uhr waren wir wieder daheim und wir fielen quasi sofort ins Bett.

Es geht weiter

Obwohl wir gestern Abend mehr als müde waren, schliefen wir – warum auch immer – nicht besonders gut. Vielleicht, weil es heute schon wieder Zeit war weiterzuziehen. Die Tage hier sind wirklich wie im Flug vergangen…

Nachdem wir uns aus dem Bett gequält und gefrühstückt hatten, verfrachteten wir unser ganzes Zeug wieder in die Rucksäcke und machten uns um kurz nach zehn auf den Weg zur Metrostation Pajaritos.

Dort angekommen, besorgten wir uns – ganz Oldschool – am Schalter von Condor unsere Bustickets nach Valparaíso und waren kurze Zeit später dann schon on the road.

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