Gerade mal 40 Minuten vom dem All-Inclusive-Wahn der Türkischen Riviera, der in Kemer seinen Anfang nimmt, entfernt, trotzt der kleine Ort Çıralı dem Massentourismus.
Da hier am Strand die gefährdete Meeresschildkröte Caretta Caretta ihre Eier ablegt, steht das gesamte Gebiet unter Naturschutz. Große Hotelanlagen sucht man hier daher vergeblich, als Alternative gibt es dafür aber viele kleine Pensionen, die mit ihren grünen Garten und den Orangen- und Zitronenbäumen eine unglaublich gemütliche Atmosphäre versprühen.
Über den Strand fußläufig entfernt, finden sich hier außerdem die Ruinen der antiken Hafenstadt Olympos, vor dessen Toren sich zahlreiche Baumhaushotels angesiedelt haben. Diese ziehen in erster Linie alternative Rucksacktouristen an, so dass Olympos immer noch oft als “hippy-trail hot-spot” bezeichnet wird.
Daneben zieht die Umgebung allerdings auch Wanderer und Kletterer an, denn hier beginnt/ endet nicht nur der 509 km lange Lykische Weg, sondern die vielseitigen Felswände bieten auch Kletterern alle denkbaren Schwierigkeitsgrade.
Inhalt
Die alte Hafenstadt Olympos
Unsere Unterkunft der letzten Nacht war leider nicht so gut, das Zimmer war sehr dunkel, kalt und leicht feucht. Zudem war auch das Frühstück dann leider auch nicht besonders, insofern waren wir heute – anders als meistens – ganz froh, das Hotel im Rückspiegel kleiner werden zu sehen.
Nach nur 20 Minuten kamen wir im Dorf Olympos an, das vor den gleichnamigen Ruinen liegt. Die Siedlung besteht nur aus einer Straße und laut Wikipedia leben hier nur 10 dauerhafte Einwohner, dies wird aber mit einem Vielfachen an Cafés, Restaurants, Imbissbuden, Campingplätzen und Läden mit Tourikrams wieder aufgewogen.
Für uns gab es hier keinen Grund zu halten, so dass wir direkt bis ans Ende zu den Ruinen durchfuhren. Diese waren mittelgroß und auch nett anzuschauen, mittlerweile haben wir aber auch schon einige gesehen.
Gut gefiel uns hier allerdings, dass die Anlage recht verwinkelt war und wir so abseits des Hauptweges immer wieder auf kleinen Wegen Neues erkunden konnten, was sich ein klein bisschen abenteuerlich anfühlte.
Da wir heute sonst nicht viel zu tun hatten, streiften wir gelassen durch die Steinwüste und schauten uns alles mit viel Muse an.
Als wir das Ende der Ruinen erreichten, standen wir direkt am steinigen Strand. Das Wasser war eindrucksvoll klar und wir setzten uns hin, genossen den Ausblick und das beruhigende Plätschern der kleinen Wellen des Meeres.
Links von uns konnten wir bereits Çıralı, wo wir heute und morgen übernachten werden, sehen. Zu Fuß wären es über den Strand nur 10 Minuten gewesen, mit dem Auto dauerte die Fahrt jedoch über 30 Minuten, da wir mal wieder um und über einen Berg fahren mussten.
Das Dorf Çıralı ist superniedlich, da das Gebiet aufgrund von hier Eier legenden Meeresschildkröten komplett unter Naturschutz steht. Insofern gibt es hier keine riesigen Hotelpaläste, wie sonst in der Türkei, sondern viele kleine Pensionen mit – zu dieser Zeit wunderbar duftenden – Obstgärten.
In ein eben solches checkten wir dann auch ein und verluden unsere Rucksäcke auf das Zimmer, waren aber kurze Zeit später wieder unterwegs.
Chimaira-Yanartaş
Vom Hotel fuhren wir etwa zehn Minuten zum Parkplatz von Yanartaş, wo auf einem Hügel austretendes Gas bereits seit über 2.500 Jahren brennt!
Der Weg zu den Flammen war einigermaßen gepflegt und führte uns über großen Steinstufen in knapp 15 Minuten zum Gasfeld hinauf, wo an vielen Stellen kleine Feuer aus dem Stein schlugen.
Gemeinsam mit etwa zehn anderen Besuchern betrachteten wir das Geschehen, das zwar nicht spektakulär, aber trotzdem sehenswert, weil so komplett anders, war.
Nach zehn Minuten reichte es dann aber auch und wir gingen zum Auto zurück, um nach der Heimfahrt endlich Zeit in unserem Hotelzimmer verbringen zu können.
Erst zum Abendessen zog es uns dann wieder vor die Tür, nur um von den Preisen in den Restaurants geschockt zu sein, die 50% bis 100% über dem lagen, war wir sonst bezahlt hatten.
Wir gingen also herum und prüften die Preise der verschiedenen Restaurants, fanden am Ende aber nur eins, dass nur ziemlich, statt absolut überteuert war.
Schön war jedoch, dass wir auf der Suche auf einen Pfau gestoßen waren, der sich für die Pfäuin auf der anderen Zaunseite hübsch gemacht hatte, was richtig gut aussah.
Zum Glück war das Essen in dem Restaurant dann aber sehr lecker, was uns dann doch noch gnädig stimmte. Zufrieden gingen wir anschließend nach Hause und genossen den restlichen Abend.
Nachts merkten wir dann, dass wir uns wieder in touristischeren Gebieten mit Urlaubern aufhielten, da eine große Gruppe von Russen bis 23.30 Uhr vor unserem Fenster am Trinken waren und dementsprechend laut war.
Klettern in Çıralı
Zu meinem Geburtstag hatte mir Yasmin damals in Neuseeland eine Rafting-Tour geschenkt. Diese fand dann aber leider nicht statt, da an den möglichen Tagen der Fluss geflutet wurde und die Touren daher nicht stattfinden konnten. Als Ersatz dafür gab es nun einen Klettertag in der Türkei.
Hier in der Gegend gibt es gleich mehrere erstklassige Klettergebiete, unter anderem auch in dem nahe bei Antalya liegenden Geyikbayırı, wir entschieden uns letztendlich für die Region rund um Olympos.
Um 09.30 Uhr trafen wir unseren Guide Güneş direkt hier im Dorf, um nach etwa 10 Minuten Spaziergang durch Gestrüpp und Dornen an den ziemlich imposant wirkenden Felswänden, die locker bis zu 25 Meter hoch waren, anzukommen.
Im angenehm kühlen Halbschatten verbrachten wir hier einen sehr schönen Tag mit Klettern und Quatschen. Die Routen waren mit 6+ bzw. 6- ziemlich anspruchsvoll und wir hätten nicht gedacht, dass wir sie schaffen würden, am Ende hat es dann aber doch (fast immer) geklappt.
Nach fast sieben Stunden waren wir komplett durch, aber auch sehr zufrieden. Durch das Gestrüpp ging es zurück in die Zivilisation, wo wir uns von Güneş, der – wie wir herausfanden – hier übrigens eine Kletterlegende ist und eine Vielzahl der vorhandenen Routen eingerichtet hat, verabschiedeten.
Nach einer großartigen Dusche im Hotel gingen wir in dasselbe Restaurant wie gestern und anschließend schnurstracks zurück ins Bett. Hier widerstanden wir der Versuchung, bereits um 18.30 Uhr erschöpft einzuschlafen, es war jedoch hart 😉
Perge und Side
Nach einer erholsamen Nacht wachten wir morgens wie erwartet mit schlimmem Muskelkater auf. Positiv war alleine, dass es Yasmin – wie immer – viel schlimmer erwischte als mich und ich die nächsten Tage damit viel Spaß haben werde 😀
Da das Wetter für heute nicht besonders gut angesagt war und die Auswahl an “normalen” und/ oder bezahlbaren Hotels an der Riviera mehr als bescheiden war, hatten wir uns aufgrund eines Schnäppchenpreises in Side in ein All-Inclusive-Hotel (Adult Only) eingebucht. In Erwartung der kommenden Völlerei waren wir darum pünktlich beim Frühstück und fuhren anschließend zielstrebig los.
Die Strecke führte uns zunächst kurvenreich durch das westliche Taurusgebirge. Wie schon auf der letzten Fahrt durch das bergige Hinterland, waren wir auch diesmal sehr begeistert und nahmen uns vor hier irgendwann nochmal Urlaub zu machen.
Der angekündigte Regen ließ dann auch nicht lange auf sich warten, wobei er zunächst scheu war und nur sehr zaghaft in Erscheinung trat. Nach dem Fahrerwechsel ging es dann richtig los und ich fuhr bei starken Schauern hinter Kemer vorbei und in die Großstadt Antalya…
Aufgrund des schlechten Wetters hatten wir eigentlich nicht damit gerechnet, dass wir heute noch die Ruinen von Perge besichtigen können, jedoch wurde es fast exakt mit unserem Eintreffen auf dem Parkplatz besser, so dass wir uns doch zum Besuch aufrafften. Schicksal?!
Einen Vorteil hatte das schlechte Wetter aber, denn mit uns waren nicht besonders viel andere Besucher auf dem Gelände.
Nachdem wir hinter dem Eingang zunächst durch ein Archäologen-Spielzimmer gingen – alte Steine und Säulenrest, fein säuberlich angeordnet – konnten wir schon bald sehen, was Perge heute ausmacht:
Richtig viele Säulen!
Sicher wissen wir es nicht, aber es schien so, als hätte man sich hier bei der Restaurierung auf die Wiederherstellung der verschiedenen Säulenstraßen konzentriert, welche eindrucksvoll lang waren und auf dem großen Gelände auch sehr gut zur Geltung kamen.
Im Gegensatz zu den Säulen hatte man an dem Wiederaufbau der Prachtbauten allerdings leider ein wenig gespart, wobei aktuell zumindest ein großes Tor restauriert wird, das bereits jetzt – trotz des Baugerüstes – ziemlich imposant wirkte.
Schön an der Anlage war auch, dass wir über einige Stufen auf eine kleine Anhöhe gelangten, von wo wir dann nochmal einen sehr guten Blick auf das gesamte Gelände hatten.
Nach anderthalb Stunden verließen wir schließlich die Anlage und sahen bereits im Auto sitzend, dass man auf der anderen Straßenseite noch in das große Theater gehen konnte.
Yasmin hatte keine Lust mehr und wollte lieber zum Schlemmen ins All-In-Hotel, so dass ich alleine “kurz” reinging.
Das Gebäude war einigermaßen gut restauriert und sehenswert, mittlerweile war es aber schon mindestens das zehnte Theater auf unserer Reise, so dass ich nicht soooo lange blieb…
Die restliche Fahrt nach Side verging recht schnell und eine Stunde später hatten wir endlich die roten Armbänder um, die uns als All-Inclusive-Gäste kennzeichneten.
Nach einem kleinen Snack im Restaurant gab es Kaffee und Kuchen, anschließend ging Yasmin in die Sauna, während ich dem wundervollen Nichtstun frönte. Nach einer kurzen Pause im Zimmer gingen wir in die Bar, wo es Wein gab und wir uns endlich mal wieder Zeit für unser Lieblings-Kartenspiel nahmen.
Wir verspielten die Zeit bis zum Abendessensbuffet, das im fünften Stock mit gutem Ausblick auf die Stadt serviert wurde.
Diese Mengen an Essen hatten wir schon seit vielen Monaten nicht mehr gesehen und es kam, was kommen musste: Ich übernahm mich so sehr, dass ich mir richtig schlecht war.
Nach einem ausgedehnten Spaziergang an der frischen Luft, einer Rennie und viel Zeit war es dann irgendwann auch wieder gut genug, dass ich mich ins Bett legen konnte, ohne zu starke Schmerzen zu haben.
Den Tag über haben wir uns zwischen den ganzen Pauschaltouristen übrigens komplett deplatziert gefühlt. Nachdem wir uns noch wenige Tage zuvor nicht mal auf Englisch verständigen konnten, sprach nun selbst die Putzfrau etwas deutsch.
Auf der Straße wurden wir von den Händlern ebenfalls auf deutsch angesprochen und alle Preise waren – praktischerweise – ausschließlich in Euro ausgezeichnet. Wir fühlten uns nicht mehr, wie in der Türkei, was schade war, da diese ja – wie wir in den letzten Wochen erfahren durften – sehr viel mehr zu bieten hat, als Sandstrand, Buffet und Straßenverkäufer.
Obwohl wir früher auch ab und zu gerne pauschal hierher geflogen waren, merkten wir jetzt, dass dies nicht mehr unsere Art zu Reisen ist.
Auf geht’s nach Kappadokien
Nach einer gut durchschlafenen Nacht genossen wir das Frühstücksbuffet, wobei ich mich etwas zurückhielt.
Entgegen dem Wetterbericht hatten wir wunderschönen Sonnenschein, was uns sehr entgegen kam, denn heute haben wir einen langen Fahrttag: Von Side ging es in fünfeinhalb Stunden durch das Taurusgebirge nach Aksaray, von wo wir morgen das Ilhara-Tal erkunden und dann weiter nach Kappadokien fahren wollen.
Mehr dazu im nächsten Beitrag 🙂
Das mir der Kletterei sieht ja krass aus, Respekt!
Bin schon sehr gespannt auf Eure Fotos und Berichte aus Kappadokien!
Vielen Dank, wir hatten auch nicht gedacht, dass wir soviel Spaß haben würden.
Und Kappadokien kann was, absolute Empfehlung 😀