Nach der lehrreichen Woche in Santiago führte uns unser Weg 120 Kilometer nach Westen in die einst glorreiche Hafenstadt Valparaíso.
Vor Eröffnung des Panamakanals war der Hafen der Stadt neben San Francisco einer der beiden bedeutendsten Häfen an der Westküste und der erste, den die Schiffe nach der Umfahrung des berüchtigten Kap Horns erreichten, dementsprechend reich war die Stadt.
Heute ist der Hafen nicht einmal mehr der größte in Chile, dafür gilt die Stadt nun als die kulturelle Hauptstadt Chiles und der historische Stadtkern wurde 2003 zum Weltkulturerbe erklärt.
Daneben ist Valparaíso insbesondere für bunte und oft sehr gute Street Art bekannt. Sehr viele Gebäude sind mit Graffiti oder Wandgemälden verziert und bei einem Spaziergang durch die Straßen konnten wir diese ausreichend bewundern.
Daneben hat die Stadt den “Vorteil”, dass sie auf diversen Hügeln gebaut ist, was bedeutet, dass es viele Aussichtspunkte gibt, von denen wir die Aussicht auf die Stadt und den Hafen genießen konnten. Der Nachteil ist allerdings, dass man deswegen dauernd steile Straßen und/ oder Unmengen von Treppen hinaufsteigen muss.
Wie gut, dass die Chilenen dies auch nicht so prickelnd finden und deswegen diverse Aufzüge gebaut haben, mit denen man für kleines Geld die Hügel hinauffahren kann.
Aller Anfang ist… stauig
Vom Busbahnhof in Santiago ging es heute für uns in das knapp 120 Kilometer entfernte Valparaíso, wobei die Fahrt eigentlich eigentlich 1 ¾ Stunden dauern sollte. Danke eines Staus direkt hinter Santiago verlängerte sich die Fahrt jedoch um knackige 45 Minuten, so dass wir schließlich erst um 13.45 Uhr ankamen.
Positiv war allerdings, dass wir am Schalter die selben günstigen Tickets bekamen, die Yasmin in den letzten Tagen vergeblich online buchen wollte. Zudem fuhren in dem Bus außer uns nur wenige weitere Gäste mit, sodass wir die “Semi-Cama”-Sitze voll ausnutzen konnten.
Auf den ersten Blick haute uns Valparaíso dann allerdings nicht vom Hocker, denn obwohl der Name ein schönes, pittoreskes Städtchen erwarten lässt, ist die Stadt mit über 300.000 Einwohnern doch sehr groß. Aber immerhin war das Wetter sehr viel besser als in Santiago.
Mit einem Uber gelangten wir zu unserem B&B in das Viertel Cerro Allegre, dass mit sehr vielen Bars, Cafés und Restaurants aufwartete und einen sehr sympathischen Eindruck machte. Da es außerdem auf einem der vielen ziemlich steilen Hügeln liegt, waren wir sehr froh, dass wir den Weg mit unseren schweren Reiserucksäcken nicht zu Fuß unternommen hatten.
In unserem Hostal angekommen, wurden wir von dem Besitzer Rene gleich über alles aufgeklärt, was wir – mit ungefähr zwei Wochen Zeit – alles unternehmen könnten. Nun gut, so haben wir auf jeden Fall ausreichend Programm für den morgigen Tag 😀
In unserem Zimmer war es zunächst ziemlich kalt, so dass wir erstmal direkt die elektrische Heizung anwarfen und erst einmal allen möglichen Orga-Kram erledigten, bis es Zeit für das Abendessen war. Währenddessen wurde es dann nach und nach glücklicherweise auch wärmer, so dass wir gegen Ende endlich unsere Jacken ausziehen konnten.
Für das Abendessen hatten wir uns ein chilenisches Restaurant ausgesucht, dass uns vom Besitzer empfohlen wurde. Aufgrund der offenen Tür war es dort aber leider auch ziemlich kühl. Dies besserte sich – für mich – aber schlagartig, als die restauranteigene Katze dazu entschied auf meinen Schoss zu springen und sich dort breit zu machen.
Nach dem leckeren Essen gingen wir zurück in unser Hostal, wo wir den restlichen Abend verbrachten.
Ein Tag in Valparaíso
Die Nacht in unserem Zimmer begann leider erst ziemlich spät, da unser Zimmer direkt unter den Wohnräumen der Besitzer lag und diese erst gegen 23.00 langsam zur Ruhe kamen. Bis dahin konnten fröhlich dabei zuhören, wie sie durch die Räume gingen und gefühlt alle paar Sekunden ein Schrank umfiel.
Dementsprechend war die Nacht auch viel zu schnell vorüber, als der Wecker um 07.00 Uhr klingelte. Während des absolut leckeren Frühstücks, das den Lärm der letzten Nacht mehr als entschädigte, wurden wir dann von unserem Host über das chilenische Gesundheits- und Rentensystem aufgeklärt, alles natürlich auf Spanisch. Insofern scheint die Sprachschule doch etwas gebracht zu haben 🙂
Anschließend brachen wir zu unserer Erkundungstour auf. Noch war es zwar etwas kühl, aber der Blick nach oben versprach einen wundervollen Tag.
Wir starteten in den Vierteln Cerro Alegre und Cerro Concepción, die – zusammen mit dem historischen Stadtkern – wegen ihrer historischen Gebäude Teil des Weltkulturerbes sind, wobei wir selbst uns mehr für die ganze tolle Street-Art interessierten, die hier zu finden ist.
Wir schlenderten die Straßen im Zick-Zack entlang und arbeiteten uns so den Hügel hinab, wobei wir immer mehr Kunstwerke entdeckten, die uns sehr gut gefielen und die super zu den alten und häufig etwas in die Jahre gekommenen Gebäuden passten.
Weniger gut fanden wir, dass überall sehr viele Hundehaufen herumlagen, so dass unsere Blicke leider fast genauso oft auf die Straße, wie auf die Wände gerichtet waren.
Als wir schließlich am Paseo Yugoslavo, einer Aussichtsplattform am Ende des Hügels, ankamen, hatten wir einen tollen Blick über die Bucht und die sogenannte “Unterstadt”, die sich auf Meereshöhe befindet. Vor der Besiedelung befand sich dort noch ein Strand, im Laufe der Jahrhunderte wurde er jedoch aufgeschüttet, um Platz für den Hafen und weitere Gebäude zu schaffen.
Hier trafen wir auch auf die erste Standseilbahn, die einen für 100 Pesos (ca. 11 Cent) den Hügel hinauf bzw. hinunter befördert.
Wir entschieden uns jedoch dazu, hinunter die lange und steile Treppe zu nehmen und kurz nachdem wir unten angekommen waren, erreichten wir dann auch schon das Casco Historico, den historischen Stadtkern. Im Gegensatz zu den oberen Viertel war es hier jedoch nicht mehr schäbig-nett, sondern eher ranzig und unschön. Dazu passend warnte uns ein Einwohner direkt, dass wir gut auf unsere teure Kamera aufpassen sollten…
Wir gingen weiter zum Hafen, der zwar – neben dem Tourismus – immer noch eine wichtige Einnahmequelle der Stadt ist, uns aber nicht besonders lange faszinierte.
Wir stiegen lieber schon bald über weitere Treppen den Cerro Concepción hinauf, wo wir wieder schöne Graffitis antrafen.
Zudem war das Wetter mittlerweile so gut geworden, dass ich im T-Shirt und Yasmin im leichten Pulli herumlaufen konnten. In dieser Hinsicht war es, wie so häufig, lustig zu beobachten, wie unterschiedlich die Temperatur wahrgenommen wird: Wo wir sommerlich luftig unterwegs waren, hatten die Chilenen immer noch ihre dicken Winterjacken an.
Gegen 13.00 Uhr machten wir Mittagspause im Café Zeit, einem deutschem Café, dass sich praktischerweise nur wenige Meter von unserem Hostal entfernt befand. Dort gab es sehr leckeren Kuchen, zudem unterhielten wir uns länger mit der äußerst sympathischen deutschen Besitzerin Anja.
Nach der Pause gingen wir noch einmal los, um uns ein paar Parks und Friedhöfe anzuschauen, wobei die Parks leider eher unspektakulär und die Friedhöfe bereits geschlossen waren.
Wir hatten trotzdem eine gute Zeit. Das Wetter war immer noch hervorragend und wir bekamen nicht nur noch weitere tolle Ausblicke über die Stadt, sondern konnten auch noch die obligatorische Fahrt mit einer der Standseilbahnen machen.
Gegen 15.30 Uhr kehrten wir wieder in unser Zimmer zurück, wobei ich kurz darauf noch einmal losging, um ein Speedcubing-Turnier zu besuchen, auf das uns ein paar andere Gäste am Abend zuvor aufmerksam gemacht hatten.
Sinn dieser Sportart ist es, einen Rubik-Würfel in minimaler Zeit zu lösen, so dass alle Würfelseiten jeweils einfarbig sind. Das Ganze war dann – wie zu erwarten – ziemlich nerdig und am Ende war ich nicht sicher, ob ich es faszinierend oder verstörend finden sollte, dass Menschen jahrelang trainieren, um in dieser Disziplin besser zu werden.
Genau heute wurde übrigens bei einem anderen Turnier ein neuer Weltrekord aufgestellt: Der Spieler Max Park schaffte es, einen Würfel innerhalb von 3.13 Sekunden zu lösen…
Nach einer Viertelstunde war meine Neugier ausreichend befriedigt und ich kehrte ins Hostal zurück, wo wir uns um diversen Orgakram kümmerten.
Zum Abendessen ging es noch einmal ins Café Zeit, wo wir Chorrillana Alemana aßen. Dies ist ein typisches chilenisches Gericht, das aus Pommes, Weißwurst, gebratene Zwiebel, Sauerkraut und Spiegelei besteht und uns bereits mehrfach, mehrfach empfohlen wurde. Obwohl sich die Kombination für uns zunächst etwas merkwürdig anhörte, war es sehr lecker.
Wieder im Hostal angekommen, nahm uns der Besitzer gleich erneut in Beschlag und erzählte uns von seinen Urlaubsplänen in der Atacama-Wüste. Anschließend gab es erneut noch ein wenig politische Bildung. Das Thema heute “Die Probleme Chiles aufgrund übermäßiger Armutsmigration”.
Nach etwa einer ¾ Stunde konnten wir uns lösen und verschwanden in unser Zimmer, wo wir ziemlich bald im Anschluss ins Bett gingen.
Zurück nach Santiago
Auch heute ließ es sich Rene nicht nehmen, uns während des abermals sehr leckeren Frühstücks, über ein Thema aufzuklären. Dieses Mal ging es um Peru, den Machu Picchu und chilenische Musik. Etwas später kam auch noch seine Frau Claudia dazu und gemeinsam gaben sie uns Reisetipps für den Norden Chiles und erzählten von ihrer letzten Reise dorthin.
Danach packten wir unsere Sachen zusammen und mussten Abschied nehmen. Auch wenn es sich vielleicht nicht so angehört hat, waren wir total begeistert von dem B&B und fanden die Gespräche mit Rene super interessant und sehr kurzweilig. Dabei haben wir sehr viel über Chile gelernt und auch unser Spanisch gut anwenden können.
Mit einem Uber fuhren wir zum Bahnhof, wo wir auch gleich noch etwas Bargeld für die Bezahlung unseres Hotels in San Pedro de Atacama besorgten. Immerhin hatten wir diesmal mehr Glück und brauchten dafür “nur” 6,50€ Gebühr zahlen.
Die Busfahrt verlief dieses Mal ohne Stau oder sonstige Probleme, so dass wir nach 1 ¾ Stunden wieder in Santiago ankamen. Dort kauften wir noch ein paar Brötchen zum Frühstücken ein und nahmen erneut ein Uber zum Flughafen.
Hier kamen wir wieder im La Quinta unter, dass wir bereits bei der Anreise genutzt hatten und die Betten waren immer noch groß und superbequem wie vor zwei Wochen. Netterweise durften wir bereits um 13.00 Uhr einchecken, so dass wir den ganzen Nachmittag faul herumliegen konnten.
Mangels Alternative aßen wir auch im Hotel zu Abend, was zwar unser gesamtes Essensbudget für einen Tag verschlang, dafür aber auch sehr lecker und natürlich komfortabel war.
Morgen heißt es dann früh aufstehen, denn unser Flug nach Calama, der nächst größeren Stadt vor San Pedro, geht bereits um kurz vor acht.
Sehr interessant. Schöne und eindrucksvolle Fotos.
Gute Weiterreise und liebe Grüße
Vielen Dank 🙂