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12.08.2023: Salento – Im Reich der Wachspalmen und Kaffeeplantagen

Im Zentrum der kolumbianischen Andenregion auf einer Höhe von 1.200 und 2.000 Metern findet sich die sog. “Eje Cafetero”, die Kaffeeanbauregion Kolumbiens.

Inmitten der weitläufigen, hügeligen und unglaublichen grünen Landschaft liegen die vielen Kaffeeplantagen, auf denen der kolumbianische Hochland-Arabica-Kaffee angebaut wird, der mittlerweile zu einem Inbegriff von Qualität geworden ist.

Ebenfalls hier liegt Salento, eines der reizvollsten und schönsten Dörfer der Region, das nicht nur für seine bäuerliche Kultur und seine bunten Häuser bekannt ist, sondern auch, weil es direkt vor dem Valle de Cocora liegt, das mit den bis zu 60 Meter hohen Wachspalmen auch noch den Nationalbaum Kolumbiens beheimatet.

Es verwundert also nicht, dass nach der Ansicht der UNESCO genau hier in der Region “das Herz Kolumbien” zu finden ist, so dass das Kaffeedreieck seit 2011 als Weltkulturerbe geschützt ist.

Salento

Aufgrund unseres frühen Fluges klingelte der Wecker heute bereits mal wieder um 03.00 Uhr in der Nacht. Da wir aber zeitig ins Bett gegangen waren und gut geschlafen hatten, war es ausnahmsweise mal nicht ganz so furchtbar wie so oft.

Nachdem wir abfahrbereit waren, kam auch direkt unser Taxi und wir wurden pünktlich zwei Stunden vor Abflug am Flughafen abgesetzt.

Dort staunten wir nicht schlecht, als wir die endlose Schlange sahen, in der die Leute ausnahmsweise mal nicht auf den Check-In warteten, sondern darauf, dass sie die Baggage-Tags – die weißen Papierschlaufen für das Aufgabegepäck – für ihre Koffer bekamen. Wir wollten uns gerade genervt anstellen, als uns auffiel, dass unser Tarif, den wir wegen unseres Gepäck benötigt hatten, einen Fast-Check-In enthielt.

Es dauerte zwar ein wenig bis wir herausfanden, welches nun unser richtiger Schalter war, dort klappte dann aber alles problemlos und wir hatten damit das nervtötende Warten umgangen.

Die Sicherheitskontrolle ging dann mehr als schnell und auch das Boarding begann absolut überpünktlich. Schon bald saßen wir auf unseren – ebenfalls in dem Tarif enthaltenen – Premiumsitzen mit unglaublich viel Beinfreiheit und warteten auf die Flugfreigabe.

Wie so oft auf großen Flughäfen ließ diese auf sich warten, da der Flug jedoch am Ende nicht mal 30 Minuten dauerte, kamen wir trotz der knapp 30-minütigen Verspätung noch vor der Zeit an.

Nachdem wir in Bogotá bei leichtem Regen losgeflogen waren, empfing uns Armenia mit bedecktem Himmel, leicht schwülen Temperaturen und einem der kleinsten Flughäfen, an denen wir je gewesen sind. Bei der Ladung dachten wir kurz, dass wir einfach inmitten einer Bananenplantage landen würden. Immerhin fand sich dadurch auch unser Gepäck ziemlich zügig auf dem einzigen Gepäckband an.

Vom Flughafen wollten wir eigentlich mit dem Uber in die Stadt und von dort mit dem Bus weiter nach Salento fahren, direkt am Ausgang wurden wir jedoch von einem amerikanischen Pärchen abgefangen, dass uns fragte, ob wir uns ein Taxi teilen wollen.

Für nur circa 3,- EUR mehr verkürzten wir damit die Transferzeit erheblich und kamen bereits um 09.00 Uhr in Salento an.

Da unser Zimmer nicht vor 14.00 Uhr fertig sein würde, gingen wir erstmal frühstücken und verquatschten uns dort mit einem Münchner, der gerade hier Urlaub machte. Danach schlenderten wir die hübsche und von bunten Häuschen gesäumte Hauptstraße entlang und freuten uns über die vielen netten Shops und Cafés, wobei wir auch ein wenig geschockt darüber waren, wie viele Touristen hier unterwegs sind.

Nachdem es hier in Südamerika bisher überall eher ruhig war, platzt Salento gefühlt aus allen Nähten, was wir aufgrund der schwierigen Buchungssituation der Hotels vor einigen Tagen fast schon befürchtet hatten. Nun bleibt uns nur zu hoffen, dass die Umgebung weitläufig genug ist, so das sich dies alles ein wenig verläuft.

Von der Hauptstraße aus gelangten wir direkt zu den Stufen, die uns innerhalb von wenigen Minuten hinauf zum Alto de la Cruz brachte, von wo wir einen nette Aussicht auf das Städtchen hatten. Von dort wiederum waren es dann nur wenige Meter bis zu einem weiteren Aussichtpunkt, von dem wir diesmal auf die umliegende Umgebung schauen konnten. Nach dem eher kargen Andenpanorama finden wir es unglaublich, wie grün es hier ist 😀

Danach hatten wir erstmal genug von weiteren Entdeckungen und schlenderten daher in unser Hotel zurück, wo wir auf der Terrasse in unglaublich bequemen Schaukelstühlen ein wenig weitere Reiseplanung machten, bis wir schließlich in unser Zimmer einchecken konnten.

Dieses entpuppte sich mit zwei Kingsize-Betten als deutlich größer, als wir es von der Buchung noch in Erinnerung hatten, aber darüber beschwerten wir uns natürlich nicht. Außerdem war die Dusche warm, alles gut also. Schade ist nur, dass das Hotel nur für eine Nacht buchbar war und wir morgen schon wieder umziehen müssen. Wir hoffen, dass wir dann ach so viel Glück haben…

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir ein wenig träge, aber fleißig im Bett, bevor wir abends noch einmal zu Essen ausgingen. Um direkt in die kolumbianische Kultur einzutauchen, bestellten wir Bandeja Paisa, angeblich eine der repräsentativsten Speisen der kolumbianischen Küche.

Dieses besteht aus einer Unmenge verschiedener Zutaten: Rote Bohnen mit Schweinefleisch, Reis, Hackfleisch, Chicharrón (= Schweineschwarte), Spiegelei, Kochbanane, Blutwurst, Avocado und Arepa (= Maisfladen).

Die Beschreibung an sich war interessant, das Gericht schmeckte uns allerdings nicht besonders gut. Vielleicht war auch das Restaurant schlecht, aber nahezu keine der Zutaten hatte irgendeinen Geschmack, es war total fad.

Mal sehen, ob wir dem Ganzen irgendwann nochmal eine zweite Chance geben, bis dahin hoffen wir erstmal weiter, dass die kolumbianische Küche uns mit etwas anderem überzeugen kann.

Valle de Cocora

Heute war mal wieder ein Ausflug angesagt, daher klingelte der Wecker sehr früh um 05.30 Uhr. Nachdem wir fertig, unsere Sache gepackt, das Frühstück vernichtet und unsere Rucksäcke in den Gepäckaufbewahrungs-Fächern verstaut waren, machten wir uns um kurz nach 07.00 Uhr auf den kurzen Weg zum Hauptplatz des Ortes, der Plaza de Bolívar.

Dort angekommen, kauften wir uns unsere Tickets für die sog. Willys, alte Jeeps, die hier als Colectivos dienen und wurden kurze Zeit später mit 11 anderen Personen, zwei vorne, acht hinten und drei draußen stehend, sadinenbüchsenmäßig in den dafür viel zu kleinen Wagen gedrängt.

Glücklicherweise dauerte die Fahrt zu unserem Ziel, dem Valle de Cocora im Parque Nacional Los Nevadas, nur knapp 30 Minuten, damit war das nicht besonders komfortabel Reiseerlebnis also nicht so schlimm.

Obwohl wir gestern an den Jeeps lange Schlangen gesehen haben, war es um die frühe Uhrzeit noch sehr ruhig und bereits nach sehr kurzer Zeit hatten wir die wenigen anderen Menschen um uns herum verloren. Voll gut!

Auf dem Wanderweg “Sendero Bosque de Palmas” stiegen wir zunächst auf einem breiten Weg bis zum offiziellen Eingang des Nationalparks hinauf. Wir zahlten die Eintrittsgebühr und freuten uns über die unglaublich gepflegte Anlage mit den vielen bunten Blumen und den ersten schönen Aussichten auf die Umgebung.

Nun ging es immer weiter bergauf in das Valle de Cocora, wo die die berühmten Quindio-Wachspalmen (Ceroxylon quindiuense), die der Nationalbaum Kolumbiens und der Grund für den Touristenansturm hier sind, wachsen.

Mit einer Höhe von 50 Metern, selten sogar auch 60 Metern, gelten sie als die höchste Palmenart der Welt, aufgrund ihren dünnen Stämmchen, die gerade mal einen Durchmesser von 20 bis 40 Zentimetern haben, wirken sie allerdings eher wackelig, als gigantisch.

Trotz der anmutenden Instabilität können die Palmen über mehrere hundert Jahre alt werden, allerdings ist ihr Bestand mittlerweile stark zurückgegangen, was insbesondere an der sich ausbreitenden Landwirtschaft und der Viehzucht liegt.

Selbst hier im Nationalpark, wo die Bäume geschützt sind, können wir sehen, wie die Pferde und Kühe auf den weitläufigen Weiden zwischen den Palmen grasen und dabei sicherlich auch den ein oder anderen Keimling vernichten. Dies ist auch der Grund, warum die Wachspalmen von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources als “gefährdet” eingestuft wird.

Entlang des Weges und von zwei Aussichtspunkten, die unseren stetigen Aufstieg als nette Pausenpunkte unterbrechen, gab es schöne Ausblicke in das Tal und auf die Palmen, wobei sich diese aufgrund ihrer Höhe wirklich schlecht als Fotomotive eignen 😉

Kurz nach dem zweiten Aussichtspunkt tauchte der Weg dann in den dichten Wald ein, wo wir nun – geschützt von der schon ziemlich warmen Sonne – immer weiter aufsteigen. Aufgrund der kühleren Temperaturen kommen wir gut voran und schneller als gedacht erreichten wir schließlich die Finca La Montaña, die das Ende des Aufstieges kennzeichnet.

Wir hielten uns hier nur solange auf, bis der kleine Kolibri, den wir in den Blüten entdeckt hatten, nach wenigen Minuten wieder verschwunden war und machten uns anschließend an den ersten Teil des Abstieges.

Nun ging es zunächst ziemlich steil bergab, da der meiste Teil der Strecke aber trocken und nicht besonders steinig war, war es halbwegs ok.

Schließlich erreichten wir dann die Gabelung, an der die Möglichkeit bestand einen knapp 700 Meter kurzen Abstecher zum Kolibrireservat Acaime zu machen. Wir waren uns erst nicht sicher gewesen, da wir aber mehr als gut in der Zeit waren, entschieden wir uns dafür.

Der Anstieg war nochmal anstrengend, aber wir brauchten trotzdem nicht allzu lange und schon bald hatten wir das Reservat erreicht.

Noch war es hier – wie bisher auf der gesamten Wanderung – sehr ruhig und so konnten wir in Ruhe die vielen kleinen, hübschen Vögelchen beobachten, die immer wieder die zur Verfügung gestellten Tränken ansteuerten.

Wir haben zwar schon das ein oder andere Mal Kolibris gesehen, aber noch nie so viele und noch nie so aus der Nähe und so waren wir froh, dass wir den Abstecher noch gemacht haben. Insbesondere die schnellen Flügelschläge mal ganz aus der Nähe zu beobachten war wirklich interessant und wir konnten uns gar nicht mehr losreißen.

Zudem war in dem Eintritt, der mit knapp 20.000 COP p.P. (= 4,50€), gar nicht so günstig war, noch ein kostenloser Kakao enthalten, wozu – typisch kolumbianisch – ein Stück Käse gereicht wurde.

Beim Chocolate con queso wird der Käse verkrümmelt, im Kakao versenkt und anschließend mit Gabel oder Löffel rausgefischt und gegessen. Klingt eklig, war aber eigentlich ganz lecker. Dazu gab es die Empanadas, die wir gestern noch besorgt hatten und fertig war unser kleiner Mittagssnack.

Wir blieben fast eine Stunde, dann war es Zeit sich an den Rückweg und den weiteren Abstieg zu machen. Da es mittlerweile auch voll geworden war, war das allerdings auch in Ordnung.

Wieder an der Gabelung angekommen, führte uns der weitere Weg zunächst am Fluss entlang durch den Wald, wobei wir auch immer wieder ziemlich abenteuerlich aussehende Brücken überqueren mussten.

Der Weg war meist ok, aber insbesondere aufgrund der Horden von Menschen, die sich mittlerweile hier angefunden hatten, waren wir froh, als wir den Pulk endlich hinter uns gelassen hatten.

Schließlich traten wir aus dem Wald heraus und entlang von Weideland ging es nun zum Ausgangspunkt zurück, den wir nach insgesamt 12 Kilometern, 652 Höhenmetern und knapp vierdreiviertel Stunden erreichten. Wir waren damit also inklusive einer einstündigen Pause bei den Kolibris immer noch deutlich schneller, als die angekündigten fünf bis sechs Stunden.

Wieder am Parkplatz angekommen, hatten wir Glück, dass einer der Willys bereits fünf Minuten später abfuhr. Diesmal brauchten wir hinten auch bloß zu sechst sitzen, was deutlich angenehmer war. Schnell waren wir wieder in Salento, wo wir unsere großen Rucksäcke einsammelten und in unser neuer Hotel umsiedelten.

Dort angekommen, wurde erstmal geduscht, danach schlenderten wir zurück ins Zentrum und gönnten uns eine überteuerte, kalte Kaffeespezialität und ein wenig Gepäck. Wir erreichten gerade wieder unser Hotel, als es wie verrückt zu regnen begann. Glück gehabt.

Den restlichen Nachmittag entspannten wir uns im Bett und gingen erst zum Abendessen nochmal raus. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und wir schafften den Weg trocken. Heute gab es xxx.

Danach passierte nicht mehr viel und wir gingen zeitig ins Bett.

Kaffeetour auf der Finca El Ocaso 

Da wir heute keine tagesfüllenden Aktivitäten geplant hatten, begannen wir den Tag mit Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück.

Anschließend verzogen wir uns zunächst erst einmal wieder in unser Zimmer zurück, wo wir noch einige wichtige To-Dos unserer Reiseplanung erledigten und das ein oder andere Telefonat führten.

Zudem schafften wir es uns für einen weiteren Housesit – dieses Mal in Köln – “zu qualifizieren”, was uns sehr freute 🙂

Um die Mittagszeit herum machten wir uns auf den Weg zum Hauptplatz, wo wir uns einen kleinen Mittagssnack gönnten und uns für eine Kaffeetour auf der Finca El Ocaso anmeldeten.

Salento liegt nämlich nicht nur kurz vor dem Parque Nacional Los Nevados, sondern auch inmitten der grünen Hügel der sog. “Zona Cafeteria”, dem Kaffee-Zentrums Kolumbiens und Touren auf einer der Fincas gehören hier quasi zum Pflichtprogramm.

Kurze Zeit später hoppelten wir dann im Jeep – mal wieder wie Sardinen eingequetscht – zur Finca El Ocaso, die wir nach rund 20 Minuten erreichten.

Nachdem alle Gäste eingecheckt waren, startete dann auch direkt unsere Führung, zunächst mit einigen Grundlagen über Kaffee: Wo wurden die ersten Kaffeepflanzen entdeckt, wo wird er angebaut, welche Länder exportieren am meisten, welche Arten von Kaffebohnen gibt es usw.

Danach machten wir einen Spaziergang zu den Kaffeepflanzen, wo wir, nachdem wir gelernt hatten, wie sie wachsen, selbst losziehen und Kaffeebohnen ernten durften, ganz kolumbianisch mit der Hand. Momentan war zwar nicht Erntezeit, weswegen die meisten Bohnen noch grün waren, aber ein paar reife rote und gelbe Bohnen fanden wir dann trotzdem. Ein netter Spaß.

Anschließend ging es weiter im Prozess, nachdem wir unsere Bohnen auf Schädlinge untersucht und sogar kurz angelutscht hatten, kam unsere “Ernte” in eine Maschine, die die Bohnen von ihrer Schale trennte. Obwohl dies heute in der Regel automatisch passierte, nutzten wir hier ganz traditionell die manuelle Variante.

Danach besuchten wir noch die Trocknungshäuser und die hauseigene Rösterei, wobei wir hier auch noch die Unterschiede der verschiedenen “Kaffeearten” und der unterschiedlichen Qualitäten lernten. Bezeichnet fanden wir, dass die Bohnen ersten Grades nahezu komplett exportiert werden und die des zweiten Grades im Land bleiben und von der Bevölkerung getrunken wird.

Nun waren wir fast am Ende der Tour, aber der wichtigste Teil stand noch aus: Die Verkostung. Nachdem alles über die verschiedenen Kaffeebrühmethoden erläutert war, brühten wir uns endlich selbst einige Tassen Kaffee, natürlich der guten Qualität, auf.

Danach war die Führung, die wir sehr informativ und kurzweilig fanden, auch schon wieder vorbei und wir kehrten mit dem Willy nach Salento zurück, wobei Kai diesmal die stehende Position bevorzugte und die meiste Zeit damit beschäftigt war, den in die Straße hineinragenden Ästen auszuweichen.

Wieder in Salento angekommen, passierte nicht mehr viel. Wir holten unsere Wäsche aus der Wäscherei, vernichteten einen Burger mit Pommes zum Abendessen und packten unsere Sachen für morgen vor.

Abends waren wir dann – wie immer – so müde, dass wir zeitig ins Bett gingen.

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