Tiere in Freiheit sind immer etwas besonderes und üben eine ganz besondere Faszination aus. Egal ob bei einer Safari in Südafrika, Puffin-Watching auf Island oder Bären-Sichtungen in den USA: Nachdem wir meist stundenlang durch die Gegend gefahren, gegangen oder auch geschippert sind und die Hoffnung immer geringer wird, ist es plötzlich soweit. Das Objekt der Begierde zeigt sich und wir sind einfach nur glücklich und begeistert und haben ein breites, nicht aufhörendes Grinsen im Gesicht.
Genauso geht es uns hier in Australien und wir können uns an den niedlichen Tierchen überhaupt nicht stattsehen. Nachdem wir mit Vögeln, Kängurus und Wombats schon öfter Glück hatten, steht ein Tier noch ganz oben auf unser Liste: Koalas in Freiheit, gesund und nicht im Hospital. Gar nicht so einfach, schlafen die Tierchen doch knapp 20 Stunden am Tag hoch in den Eukalyptusbäumen.
Doch wir wären ja nicht in Australien, wenn es nicht eine Möglichkeit gäbe, dem Glück zumindest ein wenig nachzuhelfen und damit meinen wir keinen Zoo.
Gerade Zoos und Aquarien sind das komplette Gegenteil von Tieren in Freiheit und selbst wenn die Betreiber (hoffentlich) nur das Beste im Sinn haben, so sind die Tiere trotzdem in Gefangenschaft und können nur sehr, sehr selten artgerecht gehalten werden.
Es gibt ein sehr interessantes Video von dem Tier- und Umweltschützer Robert Marc Lehmann, der unseres Erachtens gute Argumente hat, warum wir Zoos nicht unterstützen sollten (alternativ auch als Podcast bei Spotify bei KurzVorZwölf – der Umweltpostcast).
Inhalt
Wilde Koalas auf Raymond Island
Nach einer wunderbar ruhigen, erholsamen und auch einsamen Nacht auf der Rasenfläche unseres Farmstay-Campgrounds, machten wir uns morgens gemütlich fertig und fuhren los.
Nachdem wir aufgrund der Größe – oder eher Beschränktheit – unseres Kühlschrankes heute noch einmal einkaufen mussten, fuhren wir – nachdem wir noch an dem ein oder anderen Lookout in Lakes Entrance angehalten hatten – zu Raymond Island.
Yasmin hatte herausgefunden, dass auf der Insel wilde Koalas leben und diese auf einem etwa 1,2 km kurzen Loop gesehen werden können. Zudem war die Fahrt mit der Fähre für Fußgänger auch noch umsonst, perfekt also für uns als budgetbewusste Reisende 😉
Nach einer knappen Stunde kamen wir am Hafen von Paynesville an, parkten unseren Wagen und stiegen auf die Fähre, die geschickterweise alle 20 Minuten fährt. Nicht einmal fünf Minuten später standen wir auf Raymond Island, wurden zuvor vom Fährmann aber noch darauf hingewiesen, dass auf dem nächstgelegenen Baum ein Koala schlief.
Dort stand bereits eine kleine Gruppe von Schaulustigen, was den kleinen, niedlichen Klops jedoch nicht zu stören schien. Gelassen schlief er in seiner Astgabel und streckte nur ab und an sein Beinchen aus.
Nur knapp Minuten, nachdem wir weitergegangen waren, sahen wir bereits die nächsten Koalas in den Bäumen sitzen, diesmal jedoch viel höher. Auch diese bewegte sich kaum und sahen total entspannt aus.
Auf dem weiteren Weg sahen wir dann plötzlich in etwa 50 Meter Entfernung einen Schatten langsam über die Straße laufen. Der erste Gedanke war natürlich “Koala”, aber dafür war er zu klein. Wir gingen näher und der Koala stellte sich als Ameisenigel heraus, ein kleines stacheliges Vieh mit langem Rüssel.
Zunächst waren wir alleine mit dem Igel, dann kamen aber mehr und mehr Menschen und machten Fotos von ihm. Wie die Koalas auch, war er davon total unbeeindruckt, lief langsam weiter und steckte ab und zu seinen Rüssel in die Erde, um nach Insekten zu suchen. Total süß!
Nach vielen, vielen Fotos konnten wir uns endlich von dem Anblick losreißen und gingen weiter. Mittlerweile war es voller geworden, so dass wir nicht mehr selbst nach Koalas schauen mussten, sondern uns an Ansammlungen von Menschen orientieren konnten.
Trotzdem waren wir immer wieder absolut begeistert davon, wie die niedliche Wollknäuel in den Bäumen relaxten.
Neben dem Ameisenigel und den Koalas sahen wir auch noch diverse Papageien und Kookaburras, die wie immer absolut bezaubernd aussahen, aber höchst schrecklich klangen 😉
Mittlerweile waren wir wieder am Kanal zwischen Insel und Festland angekommen. Wir schlenderten Richtung Fähre zurück und sahen mehrere schwarze Schwäne.
Auch den Koala, den wir vorhin als erstes gesehen hatten, trafen wir wieder, bewegt hatte er sich scheinbar die ganze Zeit über nicht. Überrascht wurden wir, als er sich mit einem Übermaß an Energie kurz aufrichtete, die Umgebung musterte und anschließend wieder in seine Schlafposition zurückkehrte.
Für den nur etwas über einen Kilometer langen Weg benötigten wir letzten Endes fast zwei Stunden und es war Mittag, als wir mit der Fähre wieder die andere Seite erreichten. Nun waren wir bereit fürs Mittagessen, also setzten wir uns an einen der im Uferbereich stehenden Picknicktische und bereiteten alles für unsere Sandwiche vor.
Nicht gerechnet hatten wir mit einem großen, schwarzen Schwan, der uns bzw. vielmehr unser Essen neugierig betrachtete. Nach kurzer Zeit kam er näher und ließ sich auch durch lautes Rufen nicht verscheuchen. Langsam watschelte er um den Tisch herum, um schließlich einen Meter hinter Yasmin Stellung zu beziehen und sie anzustarren.
Schwäne sehen von Weitem sicherlich majestätisch und wundervoll aus, von Nahem sind sie aber einfach nur richtig große Vögel mit großen Schnäbeln. Das dieser schwarz war und rote Augen hatte, verbesserte den Gesamteindruck nicht.
Zum Glück konnte ich ihn mit einem Stück Brot von unserem Picknicktisch weglocken, dass er aber natürlich nicht zu fressen bekam. Ich weiß, gemein. Anschließend wurden wir dann aber nur noch von den gelegentlichen Sturmböen beim Essen unterbrochen…
Die Fahrt zu unserem nächsten Campground in Foster war wieder ziemlich lang und dauerte fast drei Stunden. Auf dem Weg sahen wir, dass ein Tier auf der Straße lag, ein angefahrener Ameisenigel, der sich aber noch bewegte.
Kurzentschlossen drehten wir um und hielten, ebenso wie ein Australier, bei dem kleinen Racker an. Zusammen trugen wir ihn auf den Grasstreifen neben der Straße, so dass er nicht wieder angefahren werden würde.
Äußerlich hatte er, abgesehen von einer blutigen Kralle, zwar keine größeren Verletzungen, er wirkte aber sehr mitgenommen und kam nicht so richtig auf die Beine. Da wir aber nicht mehr für ihn tun konnten, fuhren wir angedröppelt weiter und hoffen, dass er sich von dem Unfall erholen wird.
Nachdem wir mit Campgrounds in letzter Zeit eher gemischte Erfahrungen gemacht hatten, wirkte unser heutiger eher positiv und wir hoffen inständig, dass dies auch heute nach so bleibt. Nach einer Dusche und dem Abendessen vom Grill, schrieben wir an den Beiträgen weiter, lösten Probleme mit dem Blog-Provider und tranken eine schöne Flasche Sauvignon-Blanc.
Wilsons Promontory National Park
Da wir heute in das Wilsons Promontory wollten, klingelte der Wecker bereits um 06.30 Uhr. Nach einmal snoozen und zweimal mürrisch umdrehen, standen wir auf und machten Kaffee und Frühstück. Anschließend ging es schon los zu der knapp eine Stunde entfernten Halbinsel.
Wir fuhren bis nach Tidal River, der einzigen “Siedlung” im Nationalpark, von wo wir einen Shuttlebus zum Telegraph Saddle Car Park nahmen, denn von hier startete unsere Wandung auf den Gipfel des Mount Oberon, von dem man phantastische Aussichten auf den Nationalpark haben sollte.
Auf dem Weg waren die Eindrücke erstmal nur beschränkt, es sei denn man interessiert sich für Forststraßen und Wald. Dies ist bei uns nicht der Fall, so dass wir dem Aufstieg überhaupt nichts abgewinnen konnten, zudem wurde es schnell wärmer und wir wurden von immer mehr March Flies umschwirrt.
March Flies sind die heimischen Exemplare von Pferdebremsen, die etwa so groß wie Yasmins kleiner Finger sind und bei uns ähnliche Begeisterung wie alles andere Stechgetier auslösten. Wir waren zwar mit Insektenschutz eingesprüht, jedoch schwitzten wir diesen nach und nach ab, weswegen sie immer näher kamen und wir sie genervt mit unseren Caps verscheuchten.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde waren wir oben angekommen und reihten uns in die Menge der bereits vorhandenen Touristen ein. Die Aussicht auf die Norman Bay war wirklich spektakulär und gefiel uns sehr gut.
Leider wurden wir auch hier durch die Bremsen abgelenkt, die zwar auch andere Opfer fanden, aber trotzdem auch immer wieder bei uns vorbeischauten, so dass wir uns bereits nach etwa einer Viertelstunde wieder an den Abstieg machten.
Wieder am Parkplatz angekommen, hatten wir das Shuttle gerade verpasst, so dass wir 30 Minuten auf den Nächsten warten mussten. Wir vertrieben uns die Zeit damit, mit ein paar Holländern zu reden und – befriedigenderweise – Bremsen zu töten.
35 sehr lange Minuten später war der Bus immer noch nicht da und ein Blick auf den Fahrplan offenbarte, dass dieser aufgrund einer Frühstückspause auch erst in weiteren 25 Minuten kommen würde. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, waren wir begeistert.
Schließlich doch wieder in Tidal River angelangt, gab es erstmal Sandwiches zum Mittagessen, um den Schock zu verarbeiten, dass wir – obwohl wir für den acht Kilometer langen Hike nur knapp 1 ½ Stunden gebraucht hatten – aufgrund des Shuttlebus-Dramas insgesamt drei Stunden unterwegs waren.
Auf dem Rückweg zum Campground hielten wir dann noch an diverse Lookouts und Buchten an, die alle wirklich wunderschön waren. Leider gab es aber an keinem etwas Schatten, so dass wir uns damit begnügten, das türkisfarbene Wasser und den goldenen Sand sehnsüchtig anzuschauen.
Eigentlich waren wir immer der Meinung, dass Strände sich ziemlich ähnlich sind, Sand und Meer in verschiedenen Variationen eben. Australien hat uns aber gezeigt, dass das nicht so ist, denn so ziemlich alle Buchten und Strände, die wir hier gesehen haben, waren auf ihre Art einzigartig und schön.
Die Rückfahrt ging dann schnell vorbei und wir waren gegen 15.00 Uhr wieder auf dem Campingplatz. Hier genossen wir eine zuvor gekaufte Wassermelone mit Fertig-Eiskaffee, bei den Temperaturen eine gute Kombination.
Danach passierte nicht mehr besonders viel und wir schafften es zeitig ins Auto zu krabbeln.
Pinguin Parade auf Phillip Island
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Trödelei, da unser einziger Programmpunkt erst heute Abend um 20.00 Uhr stattfinden sollte. Zu diesem Zeitpunkt kehren nämlich hunderte von Pinguinen auf Phillip Island vom Jagen in ihre Höhlen am Strand zurück, ein Schauspiel, das wir uns nicht entgehen lassen wollten.
Das Wetter am Morgen passte auf jeden Fall zu unseren Plänen, denn über Nacht hatte es zu nieseln begonnen und es sollte erst im Laufe des Mittags etwas schöner werden. Dementsprechend beeilten wir uns nicht, frühstückten gemütlich und duschten sogar noch einmal.
Nach diversen Erledigungen setzten wir uns noch in Wonthaggi in ein Café und genossen die freie Zeit. Anschließend checkten wir extra früh in unserem Campground ein, wuschen Wäsche und aßen Sandwiches zu Mittag. Der restliche Tag ging schnell vorüber, hauptsächlich mit dem Planen der weiteren Reise.
Abends fuhren wir dann zur sogenannten Pinguin Parade in den nahegelegenen Phillip Island Nature Park. Dieser ist auf der gleichnamigen Insel gelegen und schützt eine Kolonie von ca. 32.000 Zwergpinguinen, von denen jeden Abend mehrere Hundert bis Tausend von der Jagd auf dem Meer auf die Insel zurückkehren.
Auf dem Weg schauten wir noch bei ein paar Viewpoints vorbei, die mal wieder die sehr eindrucksvolle Küste demonstrierten.
Wir haben nun endlich auch Kängurus in nennenswerter Menge gesehen, bisher waren es immer nur einzelne Exemplare, aber auf Philip Island fanden wir dann endlich eine ganze Horde.
Außerdem gibt es hier so witzige große, graue Gänse, die immer direkt neben der Straße sitzen und so aussehen, als ob sie einem gleich vors Auto springen wollen…
Am Ende harrten wir an den Viewpoints jedoch nicht zu lange aus, da wir etwa eine Stunde vor dem erwarteten Erscheinen der Pinguine auf dem Gelände sein wollten, einerseits um die Ausstellungen zu betrachten, andererseits um noch gute Sitzplätze zu bekommen.
Etwa eine Dreiviertelstunde saßen wir dann auf der Tribüne am Strand und ließen uns vom mittlerweile sehr kühlen Wind durchblasen. Unterhalten wurden wir durch die Seemöwen, die in größerer Menge über den Menschen kreisten und auf Essbares hofften.
Als die Dämmerung schon recht weit fortgeschritten war, konnten wir – also ich, Yasmin sieht nachts in etwa soviel wie ein Maulwurf – einige graue Schemen am Strand erkennen.
Im Verlauf der folgenden zwanzig Minuten machten sich dann ab und an Gruppen von etwa 20 Pinguinen auf den Weg über der Strand in die Büsche. Richtig sehen konnte selbst ich das aber leider nicht, denn mittlerweile war es schon arg dunkel und die kleinen Schatten waren nur als Pinguine zu erahnen.
Etwas enttäuscht warteten wir auf den großen Ansturm, der jedoch ausblieb und so verließen wir die Tribüne um zum Auto zurück zu kehren.
An der Seite der Boardwalks waren jedoch noch Lichter angebracht, so dass wir auf dem Rückweg noch einige Pinguine sehen konnten, entweder Erwachsene, die zurück watschelten oder Kleine, die auf ihre Eltern warteten und auf Fütterung hofften.
Da es zum Schutz der Tiere nicht erlaubt war Fotos zu machen, setzen wir zwei offizielle ein, die für eine solche Verwendung bereitgestellt wurden. Die Helligkeit täuscht hier jedoch stark, so gut konnten wir die Kleinen am Strand nicht sehen.
Insgesamt war die Parade schon nett und hat uns ganz gut gefallen, aber aufgrund der Bilder im Internet hatten wir deutlich mehr erwartet. Sicherlich sind an dem Abend mehrere Hundert Pinguine angelandet, jedoch konnten wir das nur erahnen und über die halbe Stunde gestreckt sind das eben auch nur alle paar Minuten eine Gruppe.
Die Eintrittsgelder gehen jedoch zu 100 Prozent in die Arbeit zum Schutz der hiesigen Tiere auf Phillip Island, insofern war das dann in der Gesamtschau auch okay.
Im Anschluss fuhren wir nach Hause, wo wir noch die salzige Seeluft abduschten und anschließend um 23.00 Uhr – also viel zu spät – ins Bett gingen.
Schreibe einen Kommentar