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13.07.2022: Rückkehr vom Stubaier Höhenweg

Gestern sind wir ein wenig kaputt, aber wohlbehalten vom Stubaier Höhenweg, der als eine der schönsten Mehrtagestouren der österreichischen Alpen gilt, zurück in das Tal abgestiegen.

8 Wandertage mit insgesamt 87 km, 4.213 Höhenmeter im Anstieg und 5.391 Höhenmeter im Abstieg liegen hinter uns und wir können uns nun wohl endgültig als “trittsicher, schwindelfrei, mit guter Grundkondition und alpiner Erfahrung” (Klassifizierung schwarzer Bergwanderweg) bezeichnen 😉

Der Weg selbst war insgesamt zwar schon anspruchsvoll, aber für das Erlebnis, die Aussichten und vor allem für die vielen netten Begegnungen hat es sich mehr als gelohnt.

Während der Tage haben wir ein wenig Tagebuch geschrieben, insoweit bekommt Ihr hier nun das komplette Abenteuer in der Zusammenfassung.

Aber Achtung, es kommt echt viel Text und noch mehr Fotos…

Best Of Video

Falls Ihr keine Lust habt, den ganzen Artikel zu lesen, hier in 3 Minuten die High- und Lowlights des Weges.

Tag 1: Warten auf Wasser
7,84 km, 1.223 m, 0 m, 4:20 Std.

Der erste Tag auf dem Stubaier Höhenweg ist geschafft. Nachdem wir unsere total nette Unterkunft verlassen und unseren Wagen im Zentrum von Neustift abgestellt haben, ging es los.

Wie es sich für einen ersten guten Hüttentour-Tag gehört, stand heute erst einmal der längste und steilste Aufstieg an. Es galt fast 1.300 Höhenmeter auf rund 13 Kilometern zu überwinden, was sich in den Beinen auch bemerkbar machte.

Erst auf Straßen und Forstwegen, dann durch den Wald und anschließend wieder über Forstwege quälten wir uns mit unseren Rucksäcken den Berg hinauf.

Dafür war das Wetter aber perfekt, meist sonnig und nicht zu warm. Außerdem waren die Aussichten wirklich wundervoll, so dass wir uns gefreut haben, dass auf dem Weg noch eine kleine Hütte lag, an der wir eine ausgedehnte Pause machen könnten.

Endlich am Ziel an der Starkenburger Hütte angekommen, hatten wir uns schon ausgemalt, wie schön die Dusche und die sauberen Klamotten werden, allerdings wurde daraus nichts. Auf der Hütte gab es ein Wasserproblem, so dass es überhaupt kein Wasser gab. Keine Dusche, kein Waschbecken und auch keine Toiletten…. Allerdings wurde uns Wasser für 19.00 Uhr in Aussicht gestellt. Ein wunderbarer Anfang 😉

Klebrig haben wir die Zeit mit sonnen und kniffeln verbracht und dann sogar noch einen Ausflug zum Bach gemacht, um wenigsten ein bisschen Wasser zum Hände waschen und trinken zu haben.

Nach dem Abendessen war es dann aber soweit: Die Hüttenwirte haben gemeinsam mit der Feuerwehr immerhin die Toiletten und ein Waschbecken zum Laufen bekommen, so dass wir uns zumindest waschen konnten, wenn auch nur mit kaltem Wasser.

Nun ist es für uns auch langsam schon Zeit zum Schlafen, wobei wir immerhin ein Vierbettzimmer für uns zu Zweit haben. So oder so freuen wir uns jetzt schon auf die warme Dusche morgen und hoffen, dass wir in der nächsten Hütte vor dem angesagten Regen ankommen.

Tag 2: Durch den Nebel
15,35 km, 551 m, 652 m, 5:56 Std.

Der zweite Tag begann sonnig, aber wir wussten schon, dass dies nicht lange anhalten wird. Tatsächlich zog es dann auch relativ schnell zu und leider ging es dann fast den ganzen Tage nur im mehr oder weniger dichten Nebel weiter.

Das war einerseits zwar sehr schade, da die Aussichten mit guter Sicht sicherlich spektakulär gewesen wären, andererseits waren dafür dann aber auch schon nach rund 6 Stunden, statt den angesagten 7-8 Stunden, an der zweiten Hütte.

Und das war am Ende auch gut so, denn nachdem es schon während wir unterwegs waren immer mal wieder regnete, wurde das Wetter später am Nachmittag noch deutlich schlimmer. 

Glücklicherweise war der Weg ansonsten ok und stellte uns auch mit dem Regen vor keine Herausforderungen.

Am Ende des Tages waren wir dann aber einfach nur froh über eine warme Dusche, fließend Wasser und WLAN. Da war es auch nicht schlimm, dass wir nur noch ein Zimmer im Bettenlager bekommen haben, vor allem weil es in der Franz-Senn Hütte das wahrscheinlich netteste Bettenlager der Alpen gibt.

Nun freuen wir uns erstmal auf das Abendessen und sind guter Dinge für morgen. Das Wetter soll zumindest besser werden.

Tag 3: Felsen und Schafe
9,33 km, 606 m, 467 m, 6:00 Std.

Heute sollte ein wundervoller Tag werden: Es war eine nur eine relativ kurze Strecke mit trockenem, leicht bewölktem Wetter angesagt und im Gegensatz zu gestern war der Weg auch nicht als schwarzer, sondern nur als roter Bergwanderweg, also fast als einfach, gekennzeichnet.

Fast alle diese Annahmen waren falsch, nur trocken ist es geblieben.

Bei leicht verhangenem Wetter starteten wir auf einem angenehmen zu gehenden Weg mit tollen Aussichten, die uns gestern verwehrt blieben. Leider war es auch recht kalt, weswegen wir mit mehr Lagen unterwegs waren, als uns lieb waren.

Nach dem schönen Anfangsstück, dass nur wenig Steigung hatte, wurde es zunehmend steiler. Wo vorher noch ein Weg war, mussten wir nun über großes Blockwerk gehen und klettern.

Als wir uns einen zur Seite abfallenden, schmalen und geschotterten Pfad hinaufkämpften, kam ein zusätzlich noch ein eiskalter Wind auf, so dass wir zusätzlich zu Pullover noch Windjacke, Buff und Handschuhe anziehen mussten.

Auf der anderen Seite des Sattels wurde es kurz besser, als der Wind eine Pause einlegte, die währte aber nur eine kurze Zeit.

Der Höhepunkt des Tages war jedoch ein Schaf, dass mit seinem Jungen auf dem Pfad stand und auch offensichtlich dort bleiben wollte. Jedes Mal, wenn wir uns näherten, kam es angriffslustig auf uns zu, um ihr Junges zu beschützen. Uns blieb also keine Wahl als nachzugeben und den steilen Hang zum nächsten Wegstück hinunter zu schlittern.

Zur Belohnung war es am Schluss jedoch sehr sonnig, so dass wir, als wir endlich an der Hütte angekommen waren, uns noch lange auf der Terrasse sonnen konnten, vermutlich inklusive Sonnenbrand.

Tag 4: Über den Grawagrubennieder
14,34 km, 942 m, 896 m, 7:40 Std.

Heute stand für uns die vermeintliche schwierigste Etappe des Höhenweges an, denn es galt den höchsten Punkt auf über 2.881 Meter zu überqueren.

Zu Beginn ging es allerdings erst einmal über eine wunderschöne Moorwiese und da der Tag ausnahmsweise mal sonnig und warm begann, ließen wir uns direkt zu Beginn zu einem Abstecher an den Falbesonner See hinreißen.

Danach erfolgt der lange Anstieg zum Sattel. Dieser beinhaltete sich an einem Seil den steilen Hang hinauf zu ziehen, dann drahtseilgesichert über große Felsen weiter noch oben zu steigen und anschließend noch eine leichte Kletterei zu überwinden.

Nach knapp 3 Stunden standen wir dann aber „schon“ auf dem sog. Grawagrubennieder, dem höhsten Punkt des Stubaier Höhenweges.

Beim Abstieg, der glücklicherweise nicht so schlimm war wie befürchtet, zog mal wieder dichter Nebel auf und die nächsten Kilometer verliefen leider ohne weitere Aussicht, bis dann pünktlich zur Mittagszeit der Himmel aufriss und grandiose Blicke auf die Berge freigab.

Deswegen entschieden wir uns auch gemeinsam mit unserer “Trail Family” zu einem Abstecher an den Mutterberger See, um dort gemeinsam eine nette Mittagspause zu machen.

Danach waren es allerdings nochmal rund 2 Stunden bis zur Hütte und es stand uns noch ein langer Abstieg, ein richtig steiler Anstieg und ein letzter Abstieg bevor.

Am Ende sind wir müde und kaputt, aber im Ganzen zufrieden mit der Etappe an der Dresdner Hütte angekommen. Und nachdem wir fast den ganzen Tag nur über Pommes geredet haben, konnten wir unser Glück überhaupt nicht fassen, als es zum Abendessen Leberkäs mit Pommes gab. 

Was für ein Tag 🙂

Tag 5: Eisiger Wind auf der Doppeletappe
9,46 km, 865 m, 858 m, 5:05 Std.

Heute hieß es morgens als erstes Abschied von unseren neu gewonnen Freunden zu nehmen. Lisa und Johannes ging weiter als wir, Alex und Uwe kürzer und das Damen-Trio wurde von Knie- und Magenschmerzen ausgeknockt.

Für uns selbst stand eine Doppeletappe an, von der ein Teil als einer der schönsten Abschnitte des Höhenweges gilt.

Leider war das Wetter heute mehr als schlecht und wir wurden hinter der Eingangstür direkt mit einem richtig fiesen, garstigen Wind begrüßt. Dieser begleitet uns auch den ganzen ersten Aufstieg, so dass wir am Ende sogar Mütze, Buffs und Handschuh anhatten.

Nach dem ersten Anstieg nahm dann der Wind zwar nach und nach ab, der dichte Nebel blieb jedoch, so dass uns die Aussichten weiterhin meistens verwehrt blieben. Dies machte die Motivation für den zweiten Aufstieg dann auch nicht wirklich besser und für den letzten steilen Abstieg erst recht nicht.

Am Ende kamen wir ziemlich verfroren in der Nürnberger Hütte an, die sich dann auch noch als die bisher rustikalste Hütte des Weges herausstelle. Wenigstens fanden wir mit Anna und Pascal nochmal neue Bekanntschaften, die uns dann leider aber morgen schon wieder verlassen, da sie weiter laufen, als wir.

Jetzt hoffen wir, dass wir eine ruhige Nacht haben und das Wetter morgen endlich besser wird, damit wir dann – nach einer kürzeren Etappe – in der nächsten (hoffentlich) netteren Hütte ein wenig ausspannen können, bevor wir die letzte lange Etappe in Angriff nehmen.

Tag 6: Sonne im Paradies
6,53 km, 561 m, 433 m, 4:53 Std.

Endlich begrüßte uns ein Tag mit wunderschönem Wetter. Die Nacht war ruhig und die vor uns liegende Etappe eher kurz.

Von der Nürnberger Hütte ging es zunächst steil bergab, direkt im Anschluss startet dann der Weg/ die leichte Kletterpartie ins sog. Paradies.

Endlich am Hochmoor angekommen, wurden wir mit strahlendem Sonnenschein begrüßt, der zu einer längeren Pause einlud.

Der anschließende lange und kletterlastige Aufstieg zum Simmingjöchl (2.754 m) war dann aber trotzdem anstrengend genug. Endlich oben angekommen, waren die Aussichten grandios und wir legten erneut eine lange Pause ein.

Anschließend stand dann der lange und eigentlich zu steile Abstieg zur Bremer Hütte an. Am vorletzten Tag bescherte dieser Yasmin dann tatsächlich noch ein schmerzendes Knie und eine Blase am Zeh…

Morgen steht die letzte „echte“ Etappe an, die zum einen sehr lang und zum anderen sehr anspruchsvoll sein soll. Wir sind gespannt und werden uns für diese Aufgabe gleich mit einem Schnitzel stärken

Leider gab es allerdings noch keine neuen Bekanntschaften, so dass wir einen Abend zu zweit verbringen…

Tag 7: Die letzte Runde
10,62 km, 664 m, 697 m, 7:13 Std.

Die heutige Etappe hatte es in sich: Für eine Strecke von etwas über 10 km werden auf einschlägigen Seiten im Internet sieben bis acht Stunden veranschlagt und die Etappe als eine der anspruchsvollsten des gesamten Weges bezeichnet.

Dabei ist der zu überwindende Höhenunterschied mit etwa 700 Metern hoch und runter nicht besonders groß. Es muss also an der Wegbeschaffenheit liegen.

Wie üblich ging es früh los und wir entschieden uns – total wagemutig – für die “Klettersteig“-Alternative für geübte Wanderer.

Letztendlich entpuppte sich der “Klettersteig” als kurzer versicherter Abstieg, durch den wir nicht nur an einem schönen Bergsee vorbei kamen, sondern uns sogar noch einiges Höhenmetern sparten. Alles richtig gemacht.

Nachdem wir wieder auf dem Hauptweg waren, ging es immer steiler werdend bergauf, die letzten 100 Höhenmeter fast auf allen Vieren. Das Gemeine: Endlich oben angekommen, ging es den ganzen Aufstieg einfach wieder nach unten.

Der nächste Anstieg wartete an der sog. Wasenwand auf uns. Hier ging es anstrengend lange, sehr ausgesetzt und meist seilversichert zur Pramarnspitze hinauf.

Doch obwohl vor dem Abschnitt überall gewarnt wird, der Weg von Gedenktafeln gesäumt war und erst letzte Woche dort jemand im Abstieg tödlich verunglückte, bereitete der Weg uns glücklicherweise keine Schwierigkeiten.

Nachdem der nächste Aufstieg endlich gemeistert war, ging das Spiel von vorne los. Absteigen und anschließend den ganzen Weg wieder bergauf, zwar weiter eher anspruchsvoll, aber glücklicherweise nicht mehr ganz so steil.

Nachdem endlich auch die dritte Erhöhung erklettert war, ging es auf fast nettem Weg endlich zur Hütte, die wir schließlich nach knapp 7 ¼ Stunden erreichten.

Letzte Challenge nach dem durchaus knackigen Tag: Nicht mehr als 2,- EUR für die Dusche zu investieren, was bei 1,- EUR für 30 Sekunden schon eine Herausforderung war.

Morgen steht nun der Abstieg nach Neustift und die Fahrt nach Brixen an. Wir haben es also tatsächlich geschafft!

Tag 8: Der Abstieg
10,62 km, 24 m, 1.388 m, 3:17 Std.v

Alles hat ein Ende, deswegen stand heute nun der Abstieg zurück nach Neustift an. Da der Weg direkt zu Beginn super und nie zu steil war, kamen wir ausnahmsweise mal mehr als schnell voran und hatten die fast 14 km nach 3 ½ Stunden bereits erledigt.

Wieder am Auto angekommen, hieß es dann noch ein wenig einkaufen, bevor wir die zwei Stunden Fahrt zu unserem Hotel in Plose, in der Nähe von Brixen, mautfrei hinter uns gebracht haben.

Hier warten wir nun zwei Stunden auf das Öffnen der Rezeption und werden dann ein paar Tage entspannen.

Am 17.06. steht dann der nächste Höhenweg, die Alta Via 2 durch die Dolomiten an.  

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