Ebenfalls im Hauptkaffeeanbaugebiet liegt die knapp 500.000 Einwohner große Universitätsstadt Manizales, die komplett von einem schönen, grünen Bergpanorama eingefasst ist.
Obwohl schon im Jahr 1849 gegründet gibt es hier heute kaum noch Sehenswürdigkeiten von historischem Interesse, war insbesondere daran liegt, dass die Stadt in ihrer Geschichte von zwei größeren Erdbeben und drei Feuern heimgesucht wurde, die die meisten Gebäude zerstörten.
Sofern sich Touristen überhaupt hierher verirren, kommen sie – wie wir – meist um Touren in den nahegelegenen Parque Nacional Los Nevados zu buchen. Da allerdings Wochenende war, war die Auswahl ziemlich begrenzt und am Ende verzichten wir auf den Ausflug.
Dies war aber am Ende gar nicht schlimm, denn auch wenn nicht viel passierte, hatten wir trotzdem einen netten Tag und können (fast) erholt in unsere stressigen Tage in Medellín starten.
Wir sind wieder unterwegs
Nachdem wir bereits gegen 05.30 Uhr das erste Mal von unseren rücksichtsvollen Nachbarn geweckt wurden, döste wir noch bis etwa 06.30 Uhr vor uns hin, aber an richtig schlafen war aufgrund der frühmorgendlichen Gespräche nicht mehr zu denken.
Nach dem kolumbianischen Frühstück – Rührei, Minicroissant und fad schmeckendem Maisfladen – packten wir unsere Sachen zusammen und zahlten für das Zimmer. Dabei bot uns Fernando, der überaus freundliche und sympathische Besitzer, bei dem wir aber leider nur Hälfte von dem, was er uns erzählte verstanden, an, dass er uns zum Mini-Busbahnhof fahren würde.
Das Angebot nahmen wir mehr als dankend an, denn da Salento ziemlich hügelig ist, wäre der Fußweg mit unseren schweren Rucksäcke nicht besonders schön geworden.
Nach der Fahrt und einem herzlichen Abschied kauften wir uns die Tickets für den 09.00 Uhr Bus nach Pereira und warteten auf einem Bänkchen im Schatten.
Als der Bus bereits zehn Minuten vor der Abfahrtszeit ankam, waren wir zwar etwas verwirrt, beschwerten uns aber nicht. Zudem fuhr der vollbesetzte Bus fast pünktlich auf die Minute ab, in Peru undenkbar 😉 Das einzige Manko war, dass der Bus aber kein Reise-, sondern ein kleiner Mini-Bus war, so dass die Sitzabstände sehr mager ausfielen: Ich musste sogar schräg sitzen, da meine Oberschenkel zu lang waren… Für die Stunde Fahrt war das aber absolut in Ordnung.
Gegen zehn Uhr kamen wir in Pereira an, wo wir, um nach Manizales zu kommen, den Bus wechseln mussten. Hier wurden wir wieder überrascht, denn ein für uns passender Bus fuhr bereits zehn Minuten später ab. Wir hatten also nur noch Zeit für einen hastigen Toilettenbesuch, dann ging es schon weiter.
Dieser Bus war nur zu einem Viertel besetzt und die Sitzabstände waren wieder “mitteleuropäergerechter”, so dass wir die draußen vorbeifliegende, sehr schöne, hügelige Landschaft bewundert konnte.
Vorbeifliegend übrigens auch deshalb, weil unser Fahrer zu der Sorte südamerikanischer Busfahrer gehörte, die auf einer Rennstrecke besser aufgehoben wären, denn wir überholten der linken Spur fast alle anderen Verkehrsteilnehmer und kamen dementsprechend auch pünktlich im Manizales an.
Da der dortige Busbahnhof im Tal liegt, fuhren wir als erstes mit der Seilbahn auf den Berg, von wo wir uns dann ein Taxi gönnten, um die knapp 2.5 Kilometer zum Hotel nicht mit den schweren Rucksäcken gehen zu müssen. Der Taxifahrer entpuppte sich als geschwätziger Kolumbianer, der uns ein paar Tipps für die Stadt gab und davon abgesehen unseren positiven Eindruck der Menschen hier verstärkte.
Aufgrund eines kostenloses Booking-Upgrades bekamen wir im Hotel dann eines der besten Zimmer, das sich im siebten Stock befand und einen tollen Ausblick auf die Stadt hatte. Wir duschten uns den Reisedreck ab und gingen im Anschluss direkt wieder in die Stadt, um uns ein Reisebüro für eine Tour in den in der Nähe liegenden Los Nevados Nationalpark zu suchen.
Da wir Samstag Nachmittag hatten, waren viele der Agenturen geschlossen, wir fanden jedoch schließlich eine, die offen und bei Google gut bewertet war. Leider verstanden wir das Spanisch der Dame nur sehr schlecht, so dass wir etwa 20 Minuten mit frustriertem Herumraten verbrachten, was genau sie uns zu vermitteln versuchte.
Nachdem wir den Umfang der einzigen Tour, die morgen stattfinden würde, verstanden hatten, waren wir jedoch nicht besonders begeistert, da wir um 04.00 Uhr abgeholt würden, die Stationen sich nicht so spannend anhörten und es wieder einen Abstecher zu heißen Quellen gab. Letztlich entschieden wir uns gegen die Tour und für einen entspannteren Sonntag, den wir in Manizales verbringen wollten.
Auf dem weiteren Weg besuchten wir noch die “Basilica Menor de la Inmaculada Concepción”, die uns bereits auf der Taxifahrt zum Hotel aufgefallen war. Innen bestand diese komplett aus Holz, was richtig gut aussah und uns sehr gut gefiel.
Wieder draußen konnten wir nicht widerstehen und deckten uns mit diversen Leckereien von verschiedenen Straßen-Ständen ein: Gegrillte Bananen mit geschmolzenem Käse, eine Tüte voller Minipfirsiche und eine Art frittiertes Kartoffelbällchen, alles recht günstig und sehr lecker 🙂
Wieder im Hotel waren wir dann – wie so häufig – mit Planung und Organisation beschäftigt und verbrachten so den restlichen Tag.
Kurz bevor wir Essen gehen wollten, öffnete ich das Kopffach meines Reiserucksackes und bemerkte, dass in dem Drybag, den ich für allerlei Kleinkrams nutze, wieder einmal etwas ausgelaufen war. In den vorherigen Malen war das ein ökologisches Waschmittel für unsere Campingtouren gewesen, dieses Mal jedoch unser Spezialinsektenschutzmittel, dass zu 100% aus DEET besteht…
Zum Glück war fast alles in dem Beutel noch einmal separat verpackt, jedoch hat es eines unserer Kartenspiele nicht überlebt und zusätzlich war die wasserdichte Beschichtung des Drybags auch stark angegriffen. Nachdem es schon recht spät war, verschoben wir die Reinigung jedoch auf die Zeit nach dem Essen.
Zum Abendessen gingen wir in ein direkt vor unserem Hotel liegendes Grillrestaurant, wo wir exzellentes Fleisch serviert bekamen und ich mich von der Bedienung zu einem Kokosshake überreden ließ, der ebenfalls sehr lecker war, aber geschmacklich zu 80 Prozent aus Zucker zu bestehen schien.
Während des Essens bemerkten wir dann, dass sich an der Stelle an Yasmins Hand, wo im Krankenhaus die Infusion gelegt wurde, eine Verhärtung gebildet hatte, die auch leicht dunkel verfärbt war. Die Google-Suche war – wie immer in solchen Fällen – nicht hilfreich, so dass wir nach einiger Diskussion in das Nahe gelegene Unikrankenhaus fuhren, um jemanden mit medizinischem Hintergrund zu dem Thema zu befragen.
In der Notaufnahme mussten wir nicht lange warten und der Arzt sprach sogar Englisch, großartig. Seiner Meinung nach müssten wir uns keine Sorgen machen, denn es handele sich um eine (weitere) Reaktion auf die Antibiotika, die in ein paar Tagen wieder vorbei sein sollten.
Die Nachricht beruhigte unsere etwas hypochondrische Ader, so dass wir in Erwartung einer ruhigen Nacht wieder ins Hotel fuhren. Dort verbrachten wir die nächste halbe Stunde damit, die mit Insektenschutzmittel verschmutzten Teile zu reinigen oder wegzuwerfen und gingen danach ins Bett.
Ein kurzer Tag in Manizales
Auch in diesem Hotel hatten wir wieder ein paar Nachbarn, die sowohl die Funktionsweise von Türklinken offensichtlich nicht verstanden hatten, als auch mitten in der Nacht laut redend durch den Hotelflur liefen. Trotzdem schliefen wir sehr gut, wobei Yasmin wie so häufig schon einiges vor mir wach war.
Nach dem Frühstück machten wir uns gemächlich auf den Weg zur Kathedrale von Manizales, welche mit 115 Metern die höchste Kathedrale Kolumbiens ist. Wir waren etwas zu früh für die Tour, so dass wir nach einem kurzen Blick hinein noch etwas Zeit auf der davor liegenden Plaza de Bolívar verbrachten.
Hier erinnert eine Statue – künstlerisch sehr frei – an den Unabhängigkeiteskämpfer Simón Bolívar, der maßgeblich an den Unabhängigkeitsbestrebungen vieler lateinamerikanischer Länder beteiligt war und nach dem Bolivien benannt ist.
Gegen 10.30 Uhr startete dann unsere Tour in der Kathedrale. Dort wurden wir zunächst mit einem Aufzug in den zweiten Stock gebracht, von wo wir einen guten Blick auf das Innere der Kathedrale und die sehr schönen Kirchenfenster von Nahem hatten.
Nach einem kurzen Film zur Historie der Kathedrale gingen wir über Treppen in die Kuppel, die sich 60 Meter über dem Kirchenschiff befindet. Hier konnten wir als Besuchergag eine Plexiglasscheibe betreten, durch die wir auf die tief unter uns stattfindende Messe hinab blicken konnten, was aufgrund der Höhe leicht gruselig, aber auch witzig war.
Nach ein paar Fotos stiegen wir anschließend über eine Wendeltreppe den Hauptturm hinauf, bis wir nur wenige Meter unterhalb der Spitze auf eine Aussichtsterrasse heraustraten.
Leider war das Wetter heute etwas bewölkt und verdiest, trotzdem war der Blick auf die unter uns liegende Stadt und die umliegende Umgebung ziemlich eindrucksvoll.
Nach einigen Minuten war der Spaß dann schon vorbei und wir stiegen über denselben Weg hinab. Nach knapp 1 ¼ Stunden standen wir dann wieder am Eingang der Kathedrale, wo die Tour endete.
Danach hatten wir eigentlich noch geplant einen Aussichtspunkt zu besuchen, aufgrund der eher mittelmäßigen Sicht verzichteten wir jedoch auf den rund 30 Minuten langen Aufstieg und gingen direkt zurück ins Hotel.
Dort tranken wir erstmal einen Kaffee, außerdem hatten wir immer noch einiges an Planung zu erledigen. Zum Abendessen gab es wirklich leckere Hamburger mit Pommes, anschließend verbrachten wir den restlichen Abend im Hotel.
Morgen geht es für uns dann weiter nach Medellín, wo auch wahrscheinlich ein wenig mehr passieren wird.
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