Schon Hunderte von Jahren, bevor die ersten Kurgäste in Scharen zu den heißen Quellen von Hot Springs strömten, nutzten die Ureinwohner Amerikas die Thermalquellen als Zufluchtsort.
Die ersten Badehäuser waren kaum mehr als Holz- und Blockhütten, die über in den Felsen gehauenen Aushöhlungen errichtet wurden, um das heiße Wasser aus den Quellen aufzunehmen.
1832, noch bevor es überhaupt das Konzept des National Parks gab, wurde das Gebiet vom US-Kongress unter dem Namen “Hot-Springs-Reservat” geschützt, um es für künftige Erholungszwecke zu erhalten, womit Hot Springs das erste Gebiet in der amerikanischen Geschichte überhaupt ist, dass von der Bundesregierung unter Schutz gestellt wurde.
Nach dem staatlichen Schutz entwickelte sich die Stadt in den nächsten Jahren schnell zu einem erfolgreichen Kurort und wurde bekannt als “The American Spa”, doch es dauerte noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts, bis die eleganten Badehäuser, wie sie heute noch entlang der Bathhouse Row besichtigt werden können, entstanden.
Während des “goldenen Zeitalters des Badens” strömten insbesondere gut betuchte Amerikaner und Promis nach Hot Springs, um hier die Badehäuser zu besuchen, die sich damals neben den reinen Wellnessbehandlungen insbesondere mit der Behandlung von Krankheiten und Rehabilitation von Verletzungen beschäftigten.
In den 1960er Jahren ersetzten dann allerdings der Fortschritt in Medizin und Medikamente viele der Anwendungszwecke der heilenden Quellen und das Badegewerbe ging stark zurück, so dass die Badehäuser nach und nach ihre Pforten schlossen.
Heute sind die Gebäude, die wie aus der Zeit gefallen wirken, restauriert und und werden überwiegend für andere Zwecke genutzt, lediglich das Buckstaff und das Quapaw Bathhouse bieten noch die Möglichkeit wie in alten Zeiten in dem 4.500 Jahre alten Thermalwasser zu baden.
Soaking in the Springs
Heute sollten wir unseren letzten neuen Nationalpark der Reise besuchen, der in Hot Springs im Bundesstaat Arkansas liegt. Um dorthin zu gelangen, mussten wir jedoch erst einmal über fünf Stunden bzw. 530 Kilometer Autofahrt hinter uns bringen.
In Deutschland sind solche langen Strecken für uns immer super anstrengend gewesen, aber hier in den USA finden wir die langen Fahrten meist ganz entspannt. Dies liegt insbesondere daran, dass auf den Highways meist wenig Verkehr ist und die Straßen viel geradeaus gehen, so dass wir oft gemütlich mit Tempomaten und Spurhalteassistent fahren können, so auch heute.
Interessant war, dass wir für die Strecke – trotz der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 105 bis 120 km/h – weniger Zeit gebraucht haben, als in Deutschland für die etwa gleichlange Strecke von Hannover zu meinen Eltern, obwohl wir dort eigentlich deutlich schneller fahren dürfen.
Davon abgesehen passierte während der Zeit nicht viel, abgesehen davon, dass Yasmin und ich uns intensiv über die Zeit nach der Reise unterhielten und dass der Benzinpreis an den Tankstellen kontinuierlich sank, je weiter wir in den Süden kamen. Der Höhe- bzw. Tiefpunkt lag bei 2,69 Dollar pro Gallone, was bei dem aktuellen Umrechnungskurs rund 68 Cent pro Liter entspricht, verrückt!
In Hot Springs angekommen parkten wir Rosy direkt in der Innenstadt in einem kostenlosen Parkhaus und spazierten ein kurzes Stück durch die Stadt zum Visitor Center.
Hier wurden wir von einem motivierten Mitarbeiter über die Sehenswürdigkeiten der Stadt aufgeklärt, die sich mehr oder weniger auf die acht “historischen” Badehäuser in der sogenannten Bathhouse Row, die – wie der Name schon vermuten lässt – hier seinerzeit wegen der heißen Thermalquellen errichtet wurden, beschränkt.
Die zwischen 1892 und 1923 errichteten Badehäuser werden durch den National Park geschützt und in zwei von ihnen ist es auch heute noch möglich in dem 4.500 Jahre alten Thermalwasser, das direkt in die Bäder gepumpt wird, zu baden.
Da es daneben hier nicht besonders viel zu tun gibt, wollten wir heute eins der Badehäuser besuchen und uns ein paar Stunden Entspannung gönnen.
Unsere Wahl fiel auf das Quapaw Bathhouse, wo wir für etwas über 25 Dollar pro Person zeitlich unbegrenzt die Thermen nutzen durften, zudem waren Handtücher, Badelatschen, Wasser und Shampoo in den Duschen im Preis inbegriffen. In Deutschland undenkbar!
Das Bathhouse selbst ist sonst eher übersichtlich und besteht aus vier Pools, deren Wassertemperatur zwischen 35 und 40 Grad liegt. Während für mich die beiden heißesten Pools ein wenig zu warm waren, genoss Yasmin sie in vollen Zügen und kam nur ab und zu zu mir in das “kalte” Wasser…
Interessanterweise merkten wir am Abend, dass Yasmins Sonnenallergie, die sie die letzten Tage recht stark geplagt hatte, fast verschwunden war. Eventuell hat das Internet recht und das Wasser ist gut für die Haut?
Nach fast drei Stunden hatten wir ausreichend Zeit mit Baden und Lesen verbracht und waren zudem auch ziemlich hungrig, so dass wir das Badehaus verließen.
Mit dem Auto machten wir uns auf den Weg und fanden nach zwei erfolglosen Versuchen ein Restaurant, dass uns gefiel und zudem geöffnet war. Nachdem wir die letzte Woche fast ausschließlich Burger gegessen hatten, landeten wir heute wieder bei einem Mexikaner, wo das Essen vorzüglich war.
Positiv war auch, dass die Essensmengen wirklich sehr großzügig waren, so maß mein “Burrito Gigante” etwa 40 mal 20 Zentimeter und war mit Steak, Hühnchen, Avocado, Tomaten, Gewürzen und Reis gefüllt und mit einer Käsesauce übergossen! Vermutlich ist es gut, dass wir schon bald wieder nach Hause kommen, denn sonst würden wir hier richtig fett werden ;D
Anschließend ging es für uns in unser Motel, dass eine absolut positive Überraschung war. Das Zimmer war sehr groß und frisch renoviert und das Bett bequem und riesig. Hier verbrachten wir den restlichen Abend mit Blogpflege und sonstigem.
Hot Springs National Park
Daran, dass wir heute keinen Wecker gestellt hatten und auch die kommenden Tage – abgesehen von der Rückfahrt nach Atlanta – nur wenig Programm enthalten, merkten wir, dass die Höhepunkte unseres USA-Aufenthalts nun zu Ende sind.
Trotzdem hieß “kein Wecker” leider nicht, dass wir ewig schliefen, denn pünktlich um kurz nach sechs Uhr waren wir beide wach. Im Gegensatz zu Yasmin gab ich den Versuch weiterzuschlafen gleich auf und las “heimlich” auf meinem Kindle. Als sie das merkte, war sie leicht empört, da sie dachte, dass ich noch schlafen würde und nur deswegen still liegen geblieben war 🙂
Wir blieben noch etwas im Motelzimmer und gingen anschließend zu dem in der Übernachtung enthaltenen Frühstück.
Auch hier bemerkten wir, dass es gar nicht so schlecht ist, dass wir demnächst aus den USA abreisen, denn das extrasüße Frühstück, dass wir immer in den Motels bekommen, können wir so langsam nicht mehr ertragen. Selbst ich, der süßen Dingen sonst nicht abgeneigt – was sehr zurückhaltend ausgedrückt ist – ist, freue mich darauf, wenn ich nicht mehr die für eine Woche empfohlene Menge an Zucker jeden Morgen zu mir nehme…
Im Anschluss an das Frühstück packten wir unsere Sachen zusammen, checkten aus und reservierten telefonisch noch Plätze für eine Höhlentour, die wir am Sonntag machen wollen.
Anschließend stellten wir Rosy wieder im selben Parkhaus wie gestern ab und schlenderten die Bathhouse Row, auf der sich die historischen Badehäuser aufreihen, entlang.
Hier betraten wir zunächst das Fordyce Bathhouse, in dem zum einen das Visitor Center und zum anderen eine Museum über die Badehäuser der damaligen Zeit untergebracht ist. Entgegen unserer Annahme war das Museum ziemlich interessant, da die Häuser damals nicht nur Spa-Behandlungen wie in heutigen Wellness-Centern anboten, sondern sich auch mit der Behandlung von Krankheiten und Rehabilitation von Verletzungen beschäftigten.
Insofern waren sie eine Mischung aus Wellness-Tempel, Krankenhaus und Krankengymnastik-Praxis, wobei manche der angewandten Methoden, wie zum Beispiel die Stromschock-Badewanne, heutzutage wahrscheinlich nur noch selten Verwendung findet 😉
Wir lernten auch, dass hier die vermutlich ersten Fitness-Geräte der Welt verwendet wurden, welche der immigrierte schwedische Arzt Dr. Zander vor über 150 Jahren erfand, um die körperliche Gesundheit durch Kräftigung der Muskulatur zu verbessern.
Nicht begeistert waren wir allerdings von der Innentemperatur des Hauses, die bei gefühlten 10 Grad lag, was uns trotz Jacke viel zu kalt war…
Anschließend gingen wir die restliche Straße entlang und betrachteten die übrigen Badehäuser, von denen die meisten schon seit Jahrzehnten nicht mehr als solche genutzt werden. Heute finden sich hier neben den beiden verbliebenen Bädern und dem Visitor Center unter anderem ein Hotel, eine Craftbier-Brauerei und ein Souvenirshop.
Das Ende der Straße wurde schließlich von dem Arlington Hotel markiert, das 1875 als erstes Luxus-Hotel in der Gegend eröffnet wurde und auch heute noch geöffnet ist, wobei alleine die Eingangshalle uns sofort in eine andere Zeit zurückversetzte.
Danach brachte uns die Grand Promenade, die leicht erhöht hinter den Badehäusern verläuft, zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Hier fanden wir auch einen der in der Stadt verteilten Brunnen, an denen das Thermalwasser getrunken werden kann, wobei dieser eine der heißen Quellen, an denen das Wasser im Schnitt mit 55 Grad aus der Erde sprudelt, war. Für ein paar Schlucke okay, aber ansonsten viel zu heiß zum Trinken 🙂
Später fanden wir jedoch auch noch eine kalte Quelle, wo wir uns – zusammen mit diversen Einheimischen – unsere eigene Gallone Hot-Springs-Wasser abfüllten.
Wieder am Anfang der Bathhouse Row besuchten wir noch den Gift Shop, wo wir uns den obligatorischen Erinnerungsmagneten für den National Park besorgten.
Dies war auch der letzte Stopp im historischen Kern von Hot Springs, nun gingen wir zurück zu Rosy und fuhren mit ihr die zwei kurzen Scenic Drives des Parks entlang, wobei “scenic” hier wirklich stark im Auge des Betrachters liegt. Beide Strecken führten nämlich über bewaldete Hügel, die bis auf zwei Stellen – abgesehen natürlich von Bäumen – keinerlei Aussicht boten.
Danach endete unsere Zeit im Hot Springs National Park und wir fuhren, bis auf einen kurzen Stopp bei Walmart, auf direktem Weg zu unserem Übernachtungsort Wynne, der zweieinhalb Stunden entfernt lag.
Zum Abendessen gab es dieses Mal Pizza, die wir mangels Sitzgelegenheit in der “Pizzeria” in unserem Motelzimmer aßen. Danach war der Abend auch schon mehr oder weniger vorbei und wir schliefen mal wieder zeitig ein.
Dismals Canyon
Nach einer erholsamen Nacht machten wir uns heute morgen gegen 08.00 Uhr auf die dreieinhalbstündige Fahrt zum Dismals Canyon, wobei während der gesamten Fahrtzeit tatsächlich nichts erwähnenswertes passierte und das Spannendste die sich je nach Bundesstaat verändernden Benzinpreise waren.
Gegen 11.30 Uhr erreichten wir den Parkplatz und verputzten erstmal die Reste der gestrigen Pizza als Mittagessen.
Danach gingen wir für die erforderliche Registrierung in das Office, wo wir von einer freudig erregten Angestellten als erstes darauf hingewiesen wurde, dass gerade die Sonnenfinsternis statt fand und wir sie von der Terrasse aus sehen könnten.
Mangels Brillen hatten wir leider Schwierigkeiten, sie direkt zu beobachten, aber mit der Kamera konnte ich immerhin ein “Beweisfoto” der partiellen Verdunkelung schießen. Um die vollständige Sonnenfinsternis zu sehen, hätten wir übrigens etwa dreizehn Stunden weiter in Richtung Südwesten bis nach San Antonio fahren müssen…
Anschließend bezahlten wir den Eintritt und betraten den Canyon, dessen eigentliches Highlight eigentlich die hier lebenden Glühwürmchen sind, welche bei geführten Nacht-Touren beobachtet werden können. Diese gleichen denen, die in Neuseeland und Australien vorkommen und sind anders als die Leuchtkäfer, die man sonst in der restlichen Welt sehen kann.
Für uns hat sich das aber leider zeitlich nicht angeboten, wobei wir zum Glück sowas ja bereits in Neuseeland gesehen.
Wir begnügten uns daher also mit den anderen Nettigkeiten, die der Canyon so zu bieten hat und trafen gleich zu Beginn auf die Rainbow Falls, die ganz hübsch anzuschauen waren.
Im weiteren Verlauf kamen wir dann an diversen Sandsteinwänden und Felsen vorbei, die verschiedene Farben hatten und schön mit Moos bewachsen waren.
Vor einigen Jahrhunderten war die Region inklusive des Canyons noch die Heimat einiger amerikanischer Ureinwohner des Chickasaw-Stammes, diese wurden jedoch in das heutige Oklahoma umgesiedelt, als durch die immer größere Menge an europäischen Siedlern mehr Farmland benötigt wurde.
Nach etwa einer Stunde hatten wir den Canyon dann durchwandert und machten uns auf den Weg nach Muscle Shoals, wo wir heute übernachten würden.
Da es noch etwas zu früh zum Einchecken war, machten wir einen kleinen Umweg zu einem Aussichtspunkt, von dem wir den auf den Wilson Damm blicken konnten, der den Tennessee River aufstaut und in einem Wasserkraftwerk Strom erzeugt.
Das war weniger spektakulär als erwartet, interessant waren jedoch die Auswirkungen, die der Damm und weitere seiner Art seinerzeit auf die Lebensqualität der Siedler im Tennesseetal hatte. Durch sie wurden die regelmäßigen Überflutungen des Tales, durch die Häuser zerstört, fruchtbare Erde abgetragen und Malaria übertragende Mücken vermehrt wurden, verhindert, was dem Tal einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung bescherte. Großer Damm, große Wirkung 😉
Auf dem Weg zurück zum Motel kamen wir noch an einem Memorial Garden vorbei, wo anstelle von Grabsteinen bunte Blumengestecke für die dort Begrabenen stehen, was sehr hübsch aussah.
Anschließend kamen wir in unserem Hotel an, dass trotz guter Bewertung leider mal wieder nicht ganz unseren Vorstellungen entsprach. Nachdem im ersten Zimmer die Tür mit der Karte nur jedes zehnte Mal funktionierte, war im zweiten Zimmer der Boden aufgrund der Shampoonierung noch leicht feucht, der Bettbezug fleckig und das Bett sehr weich. Wir wollten nicht noch ein drittes Mal umziehen, insofern behielten wir das Zimmer leicht zähneknirschend, aber zufrieden waren wir natürlich nicht.
Zum Abendessen gingen wir zu einem der hiesigen mexikanischen Restaurants, in denen wir uns angewöhnt haben, auf Spanisch mit den Bedienungen zu sprechen. Das “Weiße” Spanisch sprechen, ruft hier witzigerweise bisher regelmäßig Erstaunen hervor, heute war es aber besonders und auch etwas merkwürdig.
Nachdem ich zwei Wasser bestellt hatte, sprach der Kellner nur noch mit mir und würdigte Yasmin keines Blickes mehr. Er kam aber regelmäßig wieder vorbei, um kleine Aufmerksamkeiten, wie Soße oder Schokolade zu bringen und uns diverse Fragen zu stellen, z.B. ob wir hier in der Gegend wohnen würden, wo wir Spanisch gelernt hätten usw.
Am Ende zeigte er mir sogar noch ein Youtube-Video eines mexikanischen Sketches auf seinem Handy, wobei er das Handy so hielt, dass Yasmin das Video nicht sehen konnte… Sie trug es mit Fassung und rief ihm, auf seine Aussage, dass wir unbedingt wiederkommen müssten, wenn wir erneut in der Gegend sein, trotzdem ein fröhliches “por supuesto” hinterher 😉
Nach dem Essen gingen wir wieder ins Motel, wo wir den restlichen Abend verbrachten.
USA geht zu Ende und die Heimat ruft!
Schön dass ihr euch auch schon darauf freut. Wir auf alle Fälle.
Liebe Grüße aus der Heimat
Ja, wir freuen uns. Aber nicht unbedingt auf das Wetter 😉