Heute Nacht wurden wir mal wieder von merkwürdigen Geräuschen wach gehalten: Zunächst dachte ich, dass die Türen der Bärenboxen auf den anderen Campsites mal wieder geölt werden müssten. Als sich die Geräusche dann aber bewegten war klar, dass es sich um Tiere handeln musste, die diese Nacht näher an unserem Zelt waren, als die Nächte davor.
Allerdings waren wir uns erst nicht sicher, welche Tiere solche verstörenden Geräusche machen können. Ihr könnt ja auch mal raten:
Nach einiger Zeit haben wir per Ausschlussverfahren richtig fest gestellt, dass es sich um die, hier andauernd herumlaufenden, Wapitits handeln muss, die in den USA “Elk” genannt werden (nicht zu verwechseln mit dem Elch, der “Moose” heißt).
Noch lange konnten wir in der Nacht ihr schrilles Kreischen hören, dass uns immer wieder aus dem Schlaf riss.
Da für heute Regen angesagt war, hatten wir unsere Pläne, wie bereits geschrieben, geändert. Anstelle eines weiteren Hikes im Rocky Mountain National Park haben wir uns für den Roxborough State Park entschieden. Die zweistündige Fahrt ging schnell vorbei und bei schwül-warmen Wetter kamen wir an.
Zuvor aber noch zwei Dinge, die uns immer wieder in den USA auffallen: Zunächst muss man in belebteren Gebieten nie Sorge haben, dass man verhungert: Die Restaurant-Dichte hier ist nicht mit der in Deutschland zu vergleichen. Es gibt eine schier unendliche Auswahl an Restaurants, die verschiedenstes Essen anbieten. Andauernd sieht man bekannte und unbekannte Fast-Food-Ketten am Straßenrand.
Wir fragen uns immer, ob sich das bei dieser Anzahl rentieren kann, allerdings sind die Drive-Ins ständig beschäftigt, wenn wir dort etwas essen. Auch wenn man auf der Interstate entlang fährt, sieht man sehr regelmäßig Food-Exit-Schilder, die einen auf die vorhandenen Essensmöglichkeiten hinweisen, wobei “sehr regelmäßig” im Zweifel jede halbe Meile heißt.
Das Schlimmste daran ist aber eigentlich: Selbst wenn man keinen Hunger hat, hat man durchgängig Lust auf einen kleinen Snack.
Außerdem fällt einem im Vergleich zu Deutschland auf, wie nahe Häuser am Highway oder der Interstate gebaut sind. Bei erlaubten Geschwindigkeiten von 70 bis 80 Meilen, also circa 110 bis 125 km/h muss das ganz schön laut sein. Vor allem auch bei der amerikanischen Vorliebe für Holzhäuser, die wahrscheinlich keine große Lärmdämmung besitzen. Lärmschutzwälle gibt es hier übrigens nicht.
Roxborough State Park
Das Erste, was uns im Roxborough State Park auffällt, ist, dass die Landschaft hier – wie so häufig im Westen – so aussieht, als ob jemand wahllos Gesteinslagen schief in den Boden gerammt hat. Und weil das alleine noch nicht ansprechend genug ist, wurden zusätzlich noch hübsche rote Felsen dafür verwendet, ein kleiner Vorgeschmack auf Utah.
Der Trail, den wir uns ausgesucht haben, war nur 4.5 Kilometer lang und führte mitten durch die eindrucksvollen Felsformationen, die uns aus jeder Perspektive neu beeindruckten. Natürlich gab es deswegen auch mal wieder Fotos über Fotos…
Aber dies war noch nicht alles. Die Formationen an sich wären zwar schon cool genug gewesen, aber es wurde noch besser, denn nach circa der Hälfte des Trails sahen wir plötzlich zwei schwarze Punkte in einem Baum, die sich bewegten.
Der Zoom der Kamera offenbarte, dass es sich um zwei Schwarzbären handelte, die sich für den Winter fett fraßen. Die kleinen, dicken Pummelfeen…
Genau so möchte man Bären übrigens sehen. Sie sollen nicht plötzlich vor einem stehen, wenn man nachts aus dem Zelt krabbelt, um auf Toilette zu gehen, sondern sich in angemessen weiter Entfernung aufhalten, so dass man sie in Ruhe anschauen und fotografieren kann.
Nach einer Viertelstunde etwa gingen wir weiter und beendeten den Loop. Im Anschluss fuhren wir ins Motel und genossen den Abend und eine richtige Dusche.
Garden of the Gods
Am nächsten Morgen hatten wir ein wenig Zeit, daher trödeln wir morgens ewig im Motel rum. Am Ende war es so schön dass wir schließlich fast 30 Minuten später losfuhren, als geplant…
Um 09.30 Uhr sitzen wir dann – ein wenig gestresst – im Auto und machen uns auf den Weg in das eine Stunde entfernte Colorado Springs, wo wir uns den Garden of the Gods State Park anschauen wollen. Glücklicherweise ist der Verkehr in den Ausläufern von Denver nicht zu schlimm und wir kommen gut durch.
Schließlich im State Park angekommen, müssen wir uns im Visitor Center beraten lassen, denn wir haben es tatsächlich geschafft so gar nichts zu planen und noch weniger zu wissen.
Aber das ist kein Problem, denn Frau Zimmermann, eine rüstige, ältere Dame, die als Katholikin vor einigen Jahren an ihrem Geburtstag im Kölner Dom war und heute noch hin und weg davon ist, hilft uns gerne weiter. Nach rund 20 Minuten kennen wir den Loop mit den besten Aussichten, die Parkplätze, an denen wir gut fotografieren können und dürfen uns dann noch von ihrem Deutsch (“Essen ist fertig”) beeindrucken lassen 🙂
Wir sind immer noch spät dran und machen uns daher schnell auf den Weg zum Main Parking, ahnen jedoch Böses, als wir die Schlange von Autos vor uns sehen. Als wir gerade diskutieren, was wir ohne Parkplatz jetzt tun können, winkt uns ein Mann zu. Was für ein Glück, die fünf Autos vor uns sind gerade an ihm vorbei gefahren, aber wir sind genau zu richtigen Zeit am richtigen Ort/ Parkplatz.
Nachdem Ron, dem wir – weil er ein alter Stinker ist – übrigens einen Duftbaum spendiert haben und er nun riecht, als hätte ein 16-jähriger seine komplette AXE-Packung verduscht, sicher steht machen wir uns auf den Weg.
Auf dem Palmer Trail genießen wir fast ganz alleine zunächst die grandiosen Aussichten aus der Ferne, bevor wir an den Siamese Twins, durch deren Öffnung man den Pikes Peak (4.301 Meter) sehen kann, plötzlich Schlange stehen, um DAS Foto machen zu können. Das Wetter ist übrigens eine Mischung aus sonnig und bewölkt, eher schwierig für Fotos.
Aufgrund unserer größeren Kamera und weil wir keine Fotos von uns, sondern von der Felsformation machen, wird Kai für ein professionellen Fotografen gehalten und darf in Folge dessen mehrere Pärchen vor der Öffnung ablichten.
Danach geht es über den Scotsman Trail in Richtung Zentrum des Parks und zu den Formationen, denen wir dann auf dem Upper Loop Trail und im Central Garden of the Gods richtig nahe kommen. Wir lieben rote Steine und dementsprechend sind wir begeistert von den riesigen Felsformationen, trotzdem heißt es bald Abschied nehmen.
Da wir den knapp 5 Kilometer langen Trail relativ schnell geschafft haben, sind wir mittlerweile nur noch 15 Minuten im Zeitverzug und so machen wir – mit einem kurzen Stopp am Food Exit beim Taco Bell zum Mittagessen – auf den Weg zu unserem nächsten Ziel.
Great Sand Dunes National Park
Gegen 16:30 Uhr erreichen wir den Great Sand Dunes National Park, der die zwischen der Sangre de CristoRange und den San Juan Mountains liegenden großen Sanddünen schützt. Diese sind mit einer Höhe von bis zu 230 Metern die höchsten Dünen in Nordamerika.
Tagsüber sind die Temperaturen hier meist viel zu hoch und der Sand viel zu heiß, jetzt – am frühen Abend – ist es aber sehr angenehm und die Dünen werden wunderbar angeleuchtet.
In Great Sand Dunes haben wir Backcountry-Permits ergattert, die uns erlauben inmitten des riesigen Dünenfeldes zu übernachten, aber bevor wir losziehen, genießen wir erstmal in einer Picknick-Area unser Abendessen.
Danach machen wir uns auf den Weg und merken bereits nach wenigen Metern, was man immer schnell vergisst: Im Sand laufen – gerade bergauf – ist ätzend und mit einem Rucksack voller Campingequipment wird es nicht besser.
Aber es hilft nicht, wir müssen uns weiter die Dünen hochquälen, denn Voraussetzung für das Camping ist, dass wir es hinter die erste Ridge schaffen, damit das Zelt vom Parkplatz her nicht mehr sichtbar ist. Rund eine Stunden lang ächzten wir daher die Dünen hoch und sind froh, dass wir uns auf dem Weg wenigstens am Sonnenuntergang erfreuen können.
Als wir endlich einen geeigneten Campspot finden und alles Aufbauen wollen, bemerken wir jedoch, dass wir ein Problem haben: Unser Zelt ist Ultralight, weswegen es kein Gestell hat, sondern mit Trekkingstöcken aufgebaut wird. Nur sind die leider im Auto…
Da Zurückgehen keine Option ist und es warm bleiben soll, entscheiden wir uns fürs sogenannte “Cowboy-Camping”, also Isomatte auf den Boden und gut ist. Leider stellen wir schnell fest, dass es leider doch nicht ganz so warm ist und da ich – wahrscheinlich auch wegen meiner Erkältung – ziemlich dolle friere, schafft es Kai irgendwie mit dem Stativ das Außenzelt so aufzubauen, dass zumindest ich darin schlafen kann. Außerdem hat Sand eine schlechte Angewohnheit: Er ist einfach überall, auch da, wo er nicht hin gehört.
Am Ende ist uns beiden diese Nacht nicht viel Schlaf vergönnt. Ich friere trotzdem und Kai kann nicht schlafen, weil “ohne alles schlafen” ungewohnt ist.
Aber: Der Sternenhimmel ist der Schönste den wir je gesehen haben. Great Sand Dunes ist von der International Dark Sky Association als International Dark Sky Park zertifiziert und es ist einfach unglaublich, was wir hier – ohne Lichtverschmutzung – alles sehen können. Aufgrund der hell leuchtenden Milchstraße und den Tausenden Sternen, ist es fast so, als wäre es hell. Später wird es noch besser ausgeleuchtet, als der Mond aufgeht. Wie als hätte jemand eine Lampe angeknipst, werden die Dünen angeleuchtet. Dies geht solange, bis irgendwann in der Nacht Wolken aufziehen.
Am nächsten Morgen erwartet uns eine weitere Überraschung, es hat getaut. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern so richtig. Zelt und Schlafsäcke und teilweise auch unsere Rucksäcke sind komplett nass. Also heißt es warten, dass die Sonne aufgeht und alles trocknet, währenddessen genießen wir den Sonnenaufgang, einen Kaffee und Oats und machen noch mehr Fotos.
Als um kurz nach neun endlich alles getrocknet und verpackt ist, machen wir uns auch den Rückweg, der – fieserweise – gerade mal 20 Minuten dauert. Dünen runterschlittern geht eben einfach schneller.
Nachdem wir Tonnen an Sand aus unseren Schuhen geschüttelt haben, machen wir uns auf den Weg in unser knapp 4 Stunden entfernte Motel in Bloomfield, nur um festzustellen, dass unser Reiseadapter wohl im letzten Motel liegen geblieben ist.
Nachdem wir also unser Zeug abschließend endsandet haben, macht Kai sich auf den Weg in die nächste Ortschaft zum Walmart und ich schreibe diesen Bericht. Es kann also heute nur noch besser werden.
Die wichtigste Frage, die wir heute wahrscheinlich noch klären müssen, ist diejenige, in welche Kategorie wir das Camping in den Sanddünen einsortieren: Kategorie 1: Hat einfach nur Spaß gemacht, Kategorie 2: Hat keinen Spaß gemacht, lässt sich mit der Zeit aber verklären, Kategorie 3: Hat keinen Spaß gemacht, könnte aber eine gute Geschichte werden, Kategorie 4: Einfach zum Vergessen.
Wir sind noch nicht sicher, was meint Ihr? Nach welcher Kategorie hört es sich an?
Hallo Ihr beiden, bei den Wapitis haben wir erstmal an Jurasic Parc denken müssen 🙂
Liebe Grüße
Dirk, Verena, Patricia und Laura
Ja, das passt auch sehr gut. Daran haben wir nicht gedacht 🙂
Ich bin klar für Nr. 3.
Als ich die Hörprobe gehört habe, habe ich gleich an Edgar Wallace gedacht. Ich hätte nie gedacht, dass Tiere solche gespenstigen Geräusche abgeben können.
Weiterhin viele spannende “Ausflüge”.
Nachdem wahrscheinlich noch jahrelang Sand aus meinem Zeug rieselt, bin ich gerade auch eher bei 3 😛
Mal schauen, wie sich das entwickelt.
Und ja, die Elks waren wie Gremlins: Tagsüber süß und flauschig, aber nachts…
Ich würde sagen, Kategorie 1, dass Ihr so vergesslich seid, dafür können die Dünen nichts
und die Fotos sind außergewöhnlich.
Naja, es gab Hoch- und Tiefpunkte währenddessen, insofern sind wir noch nicht sicher, ob es 2 oder 3 wird. Für mich eher 2, für Yasmin eher 3 😀
Ich tippe auf 1 bis 2. 🙂
Die 1 können wir auf jeden Fall schon ausschließen, da ja auch einige Dinge passiert sind, die nicht so gut waren. Aber davon abgesehen waren die Dünen am Abend und am Morgen einfach unglaublich und die Sterne wunderschön 🙂
Als alter Camper ganz klar: Es hat Spaß gemacht
Das mit den Schwarzbären war auch cool
Hahaha…das hab ich mir gedacht, dich hätte der Sand nicht klein bekommen 🙂