Am Fuße des aktiven Vulkans Tungurahua liegt auf einer Höhe von 1.800 Metern Ecuadors Adrenalin-Hauptstadt Baños de Agua Santa („Bäder des heiligen Wassers“).
Egal, ob Zip-Lining, Rafting, Canyoneering, Klettern, Bungeejumping oder Paragliding, es gibt wenig Aktivitäten, die es hier nicht gibt. Dazu kommen außerdem diverse Wander- und Mountainbiketouren und natürlich die namensgebenden heißen Quellen.
Dementsprechend geht es in Baños ziemlich touristisch zu, was noch dadurch verstärkt wird, dass die Stadt einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Ecuadors ist, insbesondere weil der Jungfrau von Agua Santa, der Schutzpatronin der Stadt, diverse Wunderheilungen nachgesagt werden.
Obwohl wir in und rund um Baños nicht so viel gesehen haben, wie eigentlich geplant, hat uns das kleine Städtchen, insbesondere aufgrund der Lage inmitten der grünen Berghänge, sehr gut gefallen und wir können uns sehr gut vorstellen hier irgendwann nochmal vorbeizuschauen.
Raus aus der Stadt
Nach einer Woche City-Life war es heute Zeit wieder in ruhigere Gefilde weiterzuziehen und so machten wir uns gegen 09.00 Uhr mit einem Uber auf dem Weg zum dem rund 40 Minuten entfernten Busterminal im Süden Quitos.
Dort angekommen, brauchten wir nicht mehr allzu lange warten und saßen schon bald in dem Bus, der uns nach Baños de Agua Santa, eine kleine Stadt am Fuße des aktiven Vulkans Tungurahua, bringen sollte.
Die Fahrt starte pünktlich und schon bald hatten wir Quito verlassen und befanden uns auf dem direkten Weg nach Süden. Zunächst war die Aussicht auf die umliegenden, grünen Berge, die uns irgendwie an Alpen-Almen erinnerten und den Cotopaxi noch unglaublich gut, im weiteren Verlauf der Fahrt wolkte es dann aber leider immer mehr zu, so dass der Vulkan nur noch zur Hälfte zu sehen war.
Wir erreichten die Stadt Ambato, die den „Kurswechsel“ markierte, denn ab hier ging es nun weiter nach Osten, genauer gesagt hinein in die Schlucht des Río Pastaz.
Es war zwar immer noch sehr bewölkt, aber die Aussichten auf die umliegenden Bergen und den Fluss, der erst noch tief unter uns lag und nach und nach immer näher kam, war unglaublich schön und wir freuten uns nun wieder Mitten in den Anden angekommen zu sein.
Gegen halb drei erreichten wir schließlich Baños, wo wir uns in der Nähe unseres Hotels von dem Busfahrer rausschmeißen ließen. So brauchten wir nämlich statt 15 Minuten bergauf nur eine Minuten mit unseren schweren Rucksäcke laufen, total perfekt.
Im Hotel angekommen, bekamen wir netterweise eine kostenloses Zimmerupgrade auf einen größere Raum und – wichtig – ein größeres Bett, was für ein Glück.
Nachdem wir uns ein wenig entspannt hatten, machten wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum, wobei wir ziemlich schnell Gefallen an Baños fanden. Das Städtchen präsentierte sich lebhaft, aber aufgeräumt und mit vielen süßen Cafés und Restaurants, dazu Unmengen von Souvenirshops und Agenturen für Ausflüge.
Am Ende wirkte zwar alles ein wenig arg touristisch, aber der absolut authentische Fruchtmarkt, der mit Einheimischen bevölkerte Parque Central und die Kirche Nuestra Señora del Rosario de Agua Santa, die Pilger aus dem ganzen Land anzieht, machte das dann wieder wett.
Nachdem wir ein wenig durch die Straßen geschlendert waren, fielen wir bei einem Mexikaner ein und gönnten uns eine riesige Portion Nachos mit allen möglichen Fettigkeiten darauf als Vorspeise. Diese waren, wie der Jamaica, den wir schmerzlich vermissten, absolut großartig, was dafür entschädigte, dass die Tacos, welche die Hauptspeise stellten, nur medium gut waren.
Während wir aßen fing es draußen tatsächlich an zu regnen, aber als wir aufbrachen hatte es sich zunächst wieder beruhig. Trotzdem war uns die Lust auf die Fortsetzung des Stadtbummels vergangen, so dass wir uns direkt auf den Heimweg machten.
Wir schafften es nicht ganz und wurden kurz vor dem Hotel noch schön nass geregnet, da es aber nicht fürchterlich kalt war, war das ok. Im Hotel gab es eine schöne heiße Dusche, sogar mit Wasserdruck, danach gingen wir bald ins Bett.
Ruta de las Cascadas
Heute Nacht hatten wir nicht ganz so gut geschlafen, denn nachdem es die letzten Monate immer nur Kai getroffen hatte, war ich nun zur Abwechslung mal mit Magenschmerzen/ Übelkeit dran. Glücklicherweise führte diese „nur“ dazu, dass ich – und deswegen Kai ebenfalls – einige Zeit wach war, trotzdem hätte das auf den letzten Drücker nun auch nicht mehr sein müssen.
Das einzig Gute war, dass wir uns gestern gegen die Besteigung des Chimborazo und für die Fahrradtour entlang der sog. Ruta de las Cascadas entschieden hatten. So war es nicht so schlimm, dass wir noch unglaublich müde waren, als der Wecker uns um 07.00 Uhr aus dem Schlaf riss.
Nachdem wir gefrühstückt und uns fertig gemacht hatten, spazierten wir ins Stadtzentrum, wo wir uns zwei Fahrräder für den Tag ausliehen und uns – frisch ausgerüstet – auf den Weg machten.
Als die Ruta de las Cascada wird die knapp 18 Kilometer lange Strecke von Baños in Richtung Puyo bezeichnet, an der viele Wasserfälle, aber auch Zip Lines, Swings und ähnliches liegen. Zwar folgt die Route überwiegend der Hauptstraße, dafür ist die Strecke aber auch komplett asphaltiert und – das beste – führt nahezu vollständig nur bergab.
Die erste Herausforderung war von der Stadt auf die Hauptstraße zu kommen, aber dank Google schafften wir dies ohne Probleme. Nur der ein oder andere liebesbedürftige Hund verzögerte unser Vorankommen ein wenig.
Schon bald hatten wir Baños hinter uns gelassen und erreichten als erstes ein riesiges Wasserkraftwerk, wo wir einen ersten Stopp einlegten. Hier stellten wir dann auch fest, das die Drohne mal wieder zu ihrem nervigen Softwarefehler zurückgekehrt und daher nicht nutzbar war. Wird echt Zeit das wir heimkommen und das Ding endlich reklamieren können…
Schon kurze Zeit nach dem Wasserkraftwerk trafen wir dann auf den ersten Wasserfall, die Cascada de Agoyán. Diese waren – trotz Trockenzeit – wirklich hübsch anzuschauen und wir genossen die Aussicht auf das herabstürzende Wasser und das grüne Tal des Rio Pastaza.
Wir durchquerten einen ersten Tunnel und vermieden einen zweiten, indem wir diesen rechts auf einer schmalen, vermutlich älteren Straße passierten und immer weiter dem Fluss folgten. Hier gab es diverse Zip Line-Möglichkeiten, auf die wir aufgrund ihres leicht desolaten Aussehens verzichteten, aber Action gab es auch genug, als ein Wasserfall mitten auf die Straße stürzte 😉
Danach erreichten wir Mega Adventure Park, wo erneut diverse Adrenalin-Aktivitäten angeboten wurden. Einzig interessant fanden wir persönlich die unglaublich lange Hängebrücke über die Schlucht, die passenderweise den Name Puente Tibetano trug. Für die $15 pro Person waren wir dann aber doch zu geizig, insbesondere weil wir auf dem Annapurna Circuit diverser solcher Brücke ganz für umsonst überquert hatten.
Wieder auf der Hauptstraße erreichten wir dann schon bald den Tarabita Pedacito de Cielo, von wo wir einen tollen Blick auf den, ebenfalls sehr hübschen, Wasserfall Cascada Manto de la Novia hatten, der sich hier über den üppig-grünen Berghang in den Rio Pastaza ergießt.
Wir umfuhren einen dritten Tunnel und erreichten schließlich die kleine Ortschaft Rio Verde, wo sich der berühmte Wasserfall Pailon del Diablo befindet. Dieser kann über zwei Zugänge erreicht werden, wobei wir zunächst den neueren und kürzeren Weg wählten.
Vorbei an einem ersten kleineren Wasserfall ging es über zwei ziemlich interessant gebaute Brücke und anschließend diverse Stufen ziemlich nah an den Wasserfall heran und zwischendurch sogar fast unter ihm hindurch.
Egal aus welcher Perspektive, die Aussicht auf den knapp 80 Meter hohen Pailon del Diablo, der als einer der größten, in einem Stück hinabstürzenden Wasserfälle Ecuadors gilt und in die vom Wasser ausgeschliffene Schlucht hinein, war wirklich imposant und wir verbrachten einige Zeit auf den verschiedenen Aussichtsplattformen.
Irgendwann war es dann jedoch an der Zeit Abschied zu nehmen und sich auf den Weg zum zweiten Eingang zu machen, der nur knapp 5 Minuten entfernt liegt. Hier war der Weg bis zu der Cascade deutlich länger, aber auf dem Hinweg noch deutlich angenehmer, da es nur bergab ging.
Von der Brücke an einem Restaurant aus hatten wir nochmal eine schöne Sicht in die Schlucht, danach stiegen wir diverse Treppen an der Talwand hinauf und zu den weiteren Aussichtsplattformen wieder hinab. Zwar hatte uns der Ausblick auf der anderen Seite ein klein wenig besser gefallen, schön war aber, dass wir hier auf dieser Seite ein wenig näher an den Fluss herankamen und so den Aufprall des Wassers nochmal besser sehen konnten.
Zudem gab es auf dieser Seite die Möglichkeit durch den Grieta al Cielo – Riss zum Himmel – durch einen schmalen und sehr, sehr niedrigen Tunnel bis unter den Wasserfall zu kriechen. Kai nahm sich der Herausforderung gerne an, ich verzichtete jedoch und wartete solange an der Hauptaussichtsplattform.
Danach war es Zeit für den Rückweg, der – da es nun immer steil bergauf ging – nicht mehr so nett war, wie noch der Hinweg, wir schafften es aber trotzdem ohne größeres Leiden.
Wieder oben am Parkplatz angekommen, schnappten wir uns unsere Fahrräder und steuerten einen kleinen Lastwagen an, denn nun kam der beste Teil des Ausfluges: Die 18 Kilometer bergauf zurück nach Baños muss man nämlich nicht selbst zurückfahren, sondern für $3 pro Person kann man sich – inklusive der Fahrräder – fahren lassen.
Mit uns waren dann auch schon ausreichend Personen vorhanden und so wurden die Fahrräder und wir fix auf der Ladefläche verstaut und bereits 10 Minuten später waren wir auf dem Rückweg nach Baños. Sehr komfortabel und unkompliziert.
Dies ist tatsächlich auch etwas, das uns an Südamerika gefällt, hier funktioniert wirklich vieles sehr unkompliziert und ohne große Planung. Alleine die Fahrt in dem klapprigen LKW, wo wir auf losen Bänken auf der Ladefläche hockten, wäre in Deutschland undenkbar gewesen.
Nach 20 Minuten Fahrt standen wir dann bereits wieder in der Stadt, wo wir die Fahrräder zurückgaben und uns zum Mittagessen eine richtig leckere Portion Pommes mit Käse, Würstchen und Unmengen von Sauce gönnten.
Danach gingen wir noch kurz am Busbahnhof vorbei, um die Verbindung für morgen zu checken, anschließend machten wir uns auf den Rückweg ins Hotel. Nach einer schönen warmen Dusche und einem Kaffee, entspannten wir den restlichen Nachmittag in unserem Zimmer, bevor wir uns zum Abendessen nochmal auf den Weg in die Stadt machten.
Heute gab es indisch, was – nachdem wir bereits gestern zur mexikanischen Küche geflohen waren -, eine nette Abwechslung zu dem südamerikanischen Klassiker Hähnchen mit Reis war. Das ist das Gute an diesen touristischen Städten, denn man bekommt auch mal wohlschmeckende Alternative zu Essen 🙂
Danach war es dann auch spät geworden und nach der unterbrochenen Nacht und der langen Fahrradtour gingen gingen früh zu Bett.
Zurück nach Norden
Bevor wir heute um die Mittagszeit herum BañosBañosBañosBaños verlassen wollten, wollten wir noch einen Abstecher zur Casa de Árbol machen. Hier befindet sich das Baumhaus, dessen „Schaukel am Ende der Welt“ überwiegend durch Instagram berühmt geworden ist und wo man für $1 über den Dächern der Stadt schaukeln kann.
Dorthin gelangt man entweder zu Fuß, per Taxi oder mit einem Bus, wobei wir weder Zeit noch Lust auf Wandern hatten und uns das Taxi für 20$ nur für ein Foto dann doch zu teuer war.
Daher packten wir nach dem Frühstück unsere Rucksäcke, räumten das Zimmer und machten uns auf den Weg in die Stadt, um einen Transfer bei einem der Reiseagenturen zu organisieren, der nur 5$ pro Person kosten sollte.
Dort erfuhren wir allerdings, dass der nächste Shuttle-Bus erst um 12.00 Uhr fahren würde, was für uns zu spät war. Insoweit fiel die Schaukel also aus, da es aber vermutlich ohnehin ein etwas überhyptes Instagram-Ding ist, waren wir aber auch nicht sonderlich traurig. Außerdem bleibt so noch Programm für unsere nächste Ecuador-Reise übrig 😉
Da wir nun noch ein wenig Zeit hatten, taten wir etwas für uns ziemlich verrücktes, wir setzten uns in ein Café, betrieben ein wenig People Watching und genossen die Aussicht auf den kleinen Park und die dahinter liegenden grünen Berge.
Danach ging es ins Hotel zurück, wo wir unsere Rucksäcke einsammelten und uns von einem Taxi zum Busbahnhof bringen ließen. Dort angekommen, durften wir dann erst einmal feststellen, dass die an den Büros angeschriebenen Abfahrtszeiten offensichtlich eher Empfehlungen waren, denn weder der Bus um 11.15 Uhr noch um 11.30 Uhr fuhr, so dass wir nun also eine Stunde bis 12.00 Uhr warten mussten.
Dies war aber gar nicht schlimm, denn schon nach wenigen Minuten trafen wir auf ein holländisches Pärchen, das wir im Amazonas kurz kennengerlernt hatten. Um ehrlich zu sein, wir erkannten die beiden nicht sofort, was uns ein wenig unangenehm war, da wir eigentlich ein sehr gutes Personengedächtnis haben.
Sie nahmen es uns aber glücklicherweise auch nicht übel und so waren wir bald in ein nettes Gespräch vertieft, das die Wartezeit schnell vergehen ließ.
Die Busfahrt nach Latacunga war dann ereignisfrei und führte uns mit schönen Aussichten aus dem Tal wieder hinaus. Nach rund zwei Stunden wurden wir an einer Straßenkreuzung rausgeschmissen, da es von Baños aus keine direkten Busse nach Latacunga gibt. Die restlichen sechs Kilometer fuhren wir mit einem der Taxis, welche geschäftstüchtig bereits an der Kreuzung auf uns gewartet hatten.
Für den restlichen Tag in Latacunga blieben wir im Hotelzimmer, da wir hier nichts tun wollten und nur einmal übernachten, um morgen die Quilotoa Lagune zu besuchen. Das hatten wir letzte Woche von Quito aus nicht mehr geschafft und möchten dies morgen gerne nachholen.
Lediglich zum Abendessen gingen wir nochmal für die Tür und statteten in diesem Zuge wenigstens dem Parque Vicente León mit der großen, weißen Catedral de Latacunga einen Besuch ab. In der Pizzeria entdeckten wir dann, dass die Stadt noch diverse weitere Kirchen beherbergt, aber auch dies bleibt wohl für die nächste Ecuador-Reise über.
Das mit eurem Magengrimmen ist ja ein Ding. Wird aber in den USA besser.
Gute Weiterreise in die Staaten und liebe Grüße
Sie sind ja meistens innerhalb von einem Tag wieder vorüber, insofern könnte das schlimmer sein. Wir haben Reisende getroffen, die über eine Woche flach lagen und nichts tun konnten, insofern haben wir richtig viel Glück 🙂