Nun sind auch schon unsere letzten “freien” Tage auf Phú Quốc vorbei und wir machen uns mit dem Flieger auf den Weg zum vietnamesischen Festland, wo unser erster Stopp Hanoi sein sein.
Am Ende haben wir uns mit der Insel und ihren Bewohnern zwar arrangiert, aber so richtig warm sind wir mit dem Land und vor allem dem Essen bisher immer noch nicht geworden. Trotzdem konnten wir uns – wie geplant – ein wenig erholen und zu Atem kommen.
Wir hoffen nun, dass uns das Festland besser gefallen wird und das wir dort eventuell mal etwas zu essen finden, dass nicht irgendeine Art von Nudelsuppe ist…
Neue Freiheit
Nachdem das Wetter heute morgen gar nicht mal so schlecht aussah, entschieden wir uns dazu unseren gestrigen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Nach dem Frühstück mieteten wir uns also einen Roller, um – ganz vietnamesisch – ein wenig durch die Gegend zu cruisen.
10 Minuten nachdem wir unseren Wunsch geäußert hatten, stand dann schon unser kleines, blaues Gefährt vor der Tür. Noch eine kurze Einweisung und schon konnte es losgehen. Ich bin noch nie Roller oder ähnliches selbst gefahren, aber Kai hat immerhin einen Motorradführerschein. Er hat ihn nur ewig nicht mehr genutzt.
Diesem Roller ist das alles egal, er fährt quasi von selbst und kann damit auch von jedem Touristen problemlos bedient werden. Die ersten paar Meter fuhr Kai noch ein wenig unsicher unsere Straße hinunter, nachdem wir aber auf die Hauptstraße abgebogen waren, gab es kein Halten mehr. Mit rund 50 km/h “bretterten” wir – zwar mit Helm, sonst aber in kurzen Sachen und Flip Flops – die Straße hinunter.
Nach über 9 Jahren im Kfz-(Personen-)Schadenbereich müsste ich es besser wissen. Zweiradfahren sollte man besser lassen und kurze Sachen gehen sowieso eigentlich gar nicht. Bilder aus meiner Arbeitszeit von riesigen, eiternden Schürfwunden, offenen Knochenbrüchen und amputierten Gliedmaßen zogen an meinen Augen vorbei…
… und vergingen während der Fahrt. Ich traute mich zwar (noch) nicht auch selbst zu fahren, aber als wir nach knapp 45 Minuten am Gefängnis von Phu Quoc ankamen, hatte ich zumindest noch keine Panikattacke.
Das Gefängnis von Phu Quoc wurde 1949/50 von französischen Kolonialisten gebaut, um vietnamesische Opponenten zu inhaftieren, in der Zeit des Vietnamkrieges wurde es dann allerdings als “Foltergefängnis” genutzt.
Das Gefängnis ist noch im gleichen Zustand wie damals und zeigt mit lebensgroßen Figuren ziemlich eindrücklich die grausamen Foltermethoden, welche die Gegner der von den USA unterstützten Süd-Vietnamesen damals über sich ergehen lassen mussten.
Nach den Informationstafeln, die tatsächlich auch auf Englisch sind, fanden hier in der Zeit von 1967 bis 1973 über 4.000 Menschen den Tod. Vielen der Überreste, die man später hier fand, hatten Nägel in ihren Köpfen, Füßen oder Beinen.
Zu den rund 45 Foltertechniken, die im Gefängnis angewendet wurden, zählten unter anderem brutale Schläge, Elektroschocks, schwere Verbrennungen und die sog. Tigerkäfige (sehr kleine mit Stacheldraht umgebene Boxen, in denen die Gefangen oft weder liegen noch stehen konnte).
Rund 30 Minuten verbrachten wir in den verschiedenen “Ausstellungsräumen” und fragten uns – mal wieder – wie es eigentlich möglich ist, dass Menschen sich gegenseitig so fürchterliche Dinge antun.
Am Ende gelangten wir durch einen Tunnel, der neben einem echten Fluchttunnel verläuft, wieder in die Freiheit und mussten uns erst mal ein wenig schütteln.
Nachdem wir uns wieder gefangen hatte, stiegen wir auf unser Gefährt und fuhren die wenigen Minuten weiter zum Sao Beach, dem angeblich schönsten Strand der Insel. Dieser ist zwar immer noch weit davon entfernt ein karibischer Traumstand zu sein, ist aber ansonsten wirklich sehr nett.
Der Sand ist weiß, das Meer hellblau und das warme Wasser ist meterweit gerade mal kniehoch. Dazu noch einige Palmen und schon ist die Strandatmosphäre (fast) perfekt. Wie überall gibt es zwar auch hier hinter der “Intragram-Traumkulisse – nicht unerheblich viel Müll, aber Nepal hat uns diesbezüglich ziemlich abgehärtet.
Wir ließen uns auf den Liegen einer Beach Bar nieder und dösten rund zwei Stunden in der Sonne, bis der Himmel schließlich bedrohlich dunkel wurde. Schnell sprangen wir daher auf den Roller uns machten auf den Heimweg.
Wieder in der Nähe des Hotels angekommen, war es dann doch noch immer trocken und wir hielten für zwei Sandwiches an “unserem” Bánh mì-Stand und als es dann immer noch nicht zu regnen angefangen hatte, fuhren wir noch schnell nach Duong Dong, um uns dort den Dinh Cậu Tempel anzuschauen.
Dort angekommen stellten wir fest, dass die Anlage nur sehr klein ist und wir brauchten allenfalls 10 Minuten um sie uns anzuschauen. Dies war auch gut so, denn die hier gerade stattfindenden Bauarbeiten erzeugten so einen ohrenbetäubenden Lärm, dass wir es ohnehin nicht länger ausgehalten hätten.
Auf dem Rückweg zum Hotel hielten wir dann noch an einer französischen Bäckerei, die wir letztens auf unserem Weg zum Nachtmarkt gesehen hatten und kauften und zwei Schokobrötchen.
Während Kai die Wäsche in die Wäscherei fuhr und – wie ich später erfahre – an “unserem” Smoothie-Stand Smoothies besorgte, kochte ich Kaffee für die Brötchen. Die Smoothies waren wie immer grandios, allerdings hatten die Brötchen leider nichts mit einem französischen Schokobrötchen gemeinsam und schmeckten eher fad. Ein Versuch war es wert…
Abends kosteten wir nochmal unsere Roller-Freiheit aus und fuhren zum Essen. Es gab wieder Bún chả, diesmal für uns beide – jedoch in einem anderen “Restaurant”. Leider bestanden die Fleischbällchen diesmal eher aus Fett und Knorpel als aus Fleisch, was ziemlich ekelhaft war. Nachdem ich zwei probiert hatte, gab ich die Restlichen an Kai ab.
Weder satt noch zufrieden verließen wir das Lokal und bemerkten, dass es mittlerweile wie aus Eimern zu regnen angefangen hatte. Nachdem wir fünf Minuten im Eingangsbereich gewartet hatten, erbarmte sich die Besitzerin und gab uns zwei Regencapes. Damit ausgestattet fuhren wir die fünf Minuten zu unserem Hotel.
Dort mussten wir dann unser Gefährt dann wieder abgeben. Gekostet hat der Spaß inklusive Benzin für den ganzen Tag übrigens nicht mal 8,- EUR und wir haben schon einen der neuen, guten Roller genommen.
Morgen bricht dann tatsächlich schon unser letzter ganzer Tag auf Phu Quoc an, was wir auch gar nicht so traurig finden.
Ein (weiterer) Regentag
Schon heute beim Frühstück war klar: Das wird heute (mal wieder) nichts mit dem Wetter. Aber eigentlich fanden wir das auch gar nicht schlimm, wir hatten ohnehin nichts weiter geplant.
Also verschwanden wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück wieder in unserem Zimmer und kümmerten uns um die Dinge, die so getan werden müssen. Kai investierte seine Zeit größtenteils in das Video des Annapurna Circuit und ich kümmerte mich um unsere Pläne in Hanoi.
Als wir langsam wieder Hunger bekamen, machten wir uns – in einer regenfreien Minute – auf den Weg an die Straße und kehrte in eines der vielen Straßenrestaurants ein.
Wir bestellten vegetarische Nudeln. Wir bekamen Yum Yums mit Fleisch. Gut, dass wir keine echten Vegetarier sind, sondern nur gerne mal auf Fleisch verzichten…
Dafür zeigte uns die nette Besitzerin gleich noch wie wir das Essen richtig mit Chilisoße und Limette würzen mussten und gab uns dazu noch einen “so-isst-man-das-mit-Stäbchen-und-einem-Löffel” Tipp, dann waren wir mit unseren Nudeln alleine. Die schmeckten ausnahmsweise auch mal ok, aber auf den “Foodporn” warten wir hier in Vietnam weiter vergeblich.
Unser nächste Ziel war dann ein Massagesalon, wo wir es trotz Sprachbarriere schafften unsere einstündigen Ganzkörpermassagen günstiger zu bekommen. Das Geld – weniger als 10 EUR p.P. – war auf jeden Fall gut investiert, denn die Massage war wundervoll und wir hinterher gut durchgeknetet, wieder eingerenkt und entspannt. Da störte uns auch nicht, dass das regenfreie Fenster schon wieder vorbei war, als wir unsere Wäsche abholten und anschließend zurück spazierten.
Anschließend verbrachten wir auch den restlichen Nachmittag im Hotel und verließen unser Zimmer erst zum Abendessen wieder. Wir versuchten es nochmal in dem Restaurant, wo Kai vor zwei Tagen die gute Bún chả hatte und versuchten unser Glück. Tatsächlich war die Bún chả hier deutlich besser, als gestern und das Fleisch essbar. Aber auch hier: Es war ok, aber kein echtes Highlight.
Danach passierte nicht mehr viel. Zurück im Hotel ließen wir den Abend mit ein paar Schokokeksen und dem Rest der (empfehlenswerten) Reportage “Die Recyclinglüge” ausklingen.
Nun freuen wir uns, dass wir morgen endlich auf das Festland fliegen, um dort hoffentlich einen besseren Eindruck von dem Land inklusive besserem Essens zu bekommen.
Anreise nach Hanoi
Heute war es dann soweit, wir machten uns von Phú Quốc auf den Weg nach Hanoi. Da unser eigentlicher Flug um 10.30 Uhr schon vor ein paar Tagen gecancelt und wir auf den Flug um 13.00 Uhr umgebucht wurden, hatten wir morgens ausreichend Zeit um in Ruhe zu frühstücken und unsere Sachen zusammen zu packen.
Das Frühstück war bisher immer etwas schwierig: Am ersten Tag war alles super, es gab frisches Gebäck und die Speisen waren lecker. Die Zusammenstellung änderte sich dann aber die gesamten Tage nicht mehr, außerdem sahen wir das Gebäck leider nie wieder. Etwas einseitig, aber okay.
Ab dem dritten Tag wurde das Buffet aber nicht mehr richtig nachgefüllt, unabhängig davon, ob man viel oder wenig gegessen hatte. Das gab dem Ganzen einen kompetitiven Charakter, da wir zeitig aufstehen mussten, um auch satt zu werden. Am letzten Tag gab es dann gar kein Buffet mehr, sondern wir durften/ mussten aus einer Liste bestellen. Die Portion war eher mäßig und wir waren froh, dass es unser letzter Tag war.
Danach fuhren wir mit einem Grab (asiatische Version von Uber) zum Flughafen. Dort ging zunächst alles ganz fix und ehe wir uns versahen, saßen wir schon am Gate und warteten auf das Boarding.
Kurz bevor es dann losgehen sollte, wurde mich richtig übel und ich dachte die ganze Zeit ich müsse mich übergeben. Ich hatte morgens schon gemerkt, dass ich mir wohl mal wieder den Magen verdorben hab, hatte aber gehofft, dass es schon passen wird.
Es ist echt verrückt, wir hatten auf unser gesamten Reise bisher keinerlei Probleme und hier jetzt schon mehrfach. Wahrscheinlich auch Karma…
Als sich das Boarding dann knapp 30 min verzögerte, war mir das gar nicht so unrecht, weil ich hoffte, dass sich mein Magen eventuell beruhigen würde, tat er aber nicht. Auch im Flieger wurde es erst nicht besser und ich war immer froh, wenn die Anschnallzeichen nicht an waren, da ich dann immerhin die Möglichkeit gehabt hätte, auf die Toilette zu rennen. So konnte ich nicht mal unsere schönen Exit Row genießen.
Am Ende ging alles gut und – wie so oft – half dann eine Buscopan, trotzdem war ich froh, als wir nach knapp anderthalb Stunden in Hanoi aus dem Flugzeug stiegen.
Auch in Hanoi ging es am Flughafen alles ziemlich schnell und ehe wir uns versahen, saßen wir bereits im einem Shuttle-Bus in die Stadt, wobei wir die Endstation nicht genau herausfinden konnten. Mit Hilfe von Google Maps wussten wir aber glücklicherweise immer wo wir gerade waren und so konnte wir letztendlich an einer für uns günstigen Stelle aus dem Bus springen.
Von dort war es noch circa ein Kilometer zu unserem Hotel und weil wir Sparfüchse und geübte Wanderer sind, bewältigten wir die Strecke mit unseren riesigen Rucksäcken (fast) problemlos zu Fuß. Glücklicherweise ist es hier in Hanoi zwar auch warm und schwül, aber kein Vergleich mit den letzten Tagen.
Unser Hotel ist einfach, aber immerhin sauber. Wir hatten bei den grandiosen Booking-Bewertungen (9,1) zwar deutlich mehr erwartet, aber wahrscheinlich müssen wir uns hier ein wenig anpassen…
Nachdem wir unsere Sachen abgeladen hatten, gingen wir noch in einer der diversen Garküchen und aßen eine Bún bò Nam Bộ (Nudelsalat mit Fleisch) zu abend. Abgesehen davon, dass wir danach – wie eigentlich immer – aufgrund der Portionsgröße noch hungrig waren, war dies wahrscheinlich unser bisher bestes Gericht in Vietnam.
Danach war es dann schon spät geworden, so dass wir im Hotel noch fern sahen und dann schlafen gingen
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