Laut den Chilenen wimmelt es in der 200.000 Einwohnerstadt Iquique, die westlich der Atacama zwischen dem Pazifischen Ozean und den Kordilleren liegt, nur so von bösen Menschen. Maßgeblich meinen sie damit in der Regel die Venezolaner, auf die die Chilenen, neben den Kolumbianer und den Bolivianer, am schlechtesten zu sprechen sind.
Chilenen sind Rassisten und Migranten mögen sie kein bisschen. Das sagen nicht wir, sondern das sagen sie selbst und zwar meist bereits ungefragt nach wenigen Minuten.
Uns haute Iquique zwar nicht vom Hocker, dies lag aber weniger an den Migranten, denn unsicher gefühlt haben wir uns hier – trotz aller Warnungen – nicht. Es war eher, weil es einfach eine nicht besonders hübsche südamerikanische Stadt war, da half auch die Meerlage nicht weiter.
Der Grund für unsere Reise hierher war jedoch glücklicherweise nicht die Stadt, sondern es zog uns erneut in den Altiplano. Diesmal in den Parque Nacional Volcán Isluga, der seinen Namen dem gleichnamigen Vulkan verdankt, der mit 5.550 Metern der höchste Berg der Region ist.
Doch das ist natürlich noch nicht alles. Wie zumeist im Altiplano gab es hier – neben den unglaublichen Berg-/ Vulkanpanoramen – auch diverse Lagunen, Tälern und Salzessen und es wimmelt nur so von Flamingos, Lamas, Vizcachas und Vicuñas.
Auf nach Iquique
Die letzte Nacht schliefen wir wie tot. Aufgrund der anstrengenden letzten Tage und da wir viel zu spät ins Bett gegangen waren, waren wir immer noch sehr müde, als der Wecker um kurz vor sieben klingelte.
Gemächlich machten wir uns fertig und verabschiedeten uns von der Hostalbesitzerin Gladys. Diese verabschiedete sich typisch chilenisch, indem sie uns sicherheitshalber noch vor den bösen Venezolanern warnte, die am Busbahnhof von Iquique herum lungern und gerne Touristen ausrauben würden. Wir sollten also vorsichtig sein.
Mit dieser Warnung im Ohr gingen wir zum nahegelegenen Busbahnhof und kauften dort Tickets für den Bus nach Calama, welcher nur wenige Minuten später ankam.
Immer noch sehr müde durchstanden wir die anderthalb Stunden lange Fahrt. In Calama angekommen, waren wir wohl immer noch nicht ganz wach, denn wir verpassten unsere Haltestelle und durften daher erst einmal etwa einen halben Kilometer zurück zum Busterminal laufen.
Mit jeweils zwei Rucksäcken war das nicht angenehm, aber zum Glück hatten wir ausreichend Zeit, denn der nächste Bus sollteverst um 11.00 Uhr fahren.
Eine knappe halbe Stunde später saßen wir dann auch schon im luxuriösesten Überlandbus, den wir bisher erlebt hatten. Extrabreite Ledersitze, super viel Beinfreiheit und eine Rückenlehne, die sich um 155 Grad nach hinten klappen ließ. So ließ es sich aushalten.
Dazu hatten wir online die vordersten Sitze in der oberen Etage gebucht, so dass wir währen der Fahrt auch noch eine exzellente Aussicht, auf die vorbeiziehende Landschaft hatten.
Wir machten es uns also fünf Stunden lang gemütlich, während draußen die trostlose Einöde an uns vorbeizog. Yasmin und ich hörten Musik, Hörbücher und zwischendurch schaute ich immer wieder “Top Gun: Maverick”, der ohne Ton mit spanischen Untertiteln auf dem Bordfernseher lief.
Pünktlich kamen wir in Iquique an und waren überrascht, dass der Busbahnhof weder besonders gefährlich wirkte und wir auch nicht von marodierende Horden von Venezolanern überfallen wurden. Wieder mal Glück gehabt 😉
Nach dieser positiven Erfahrung war es dann auch kein Problem mit unserem Gepäck den Kilometer zu unserem AirBnB zu Fuß zu gehen. Die Stadt wirkte nicht besonders hübsch, weswegen es auch nicht schlimm war, dass das Wetter bewölkt und leicht gräulich war.
Endlich angekommen, warfen wir unsere Sachen direkt in die Ecke und gingen gleich wieder los, um Abendessen und Frühstück einzukaufen. Anschließend wuschen wir unsere Wäsche, welche wegen des offenen Feuers im gestrigen Restaurant wie ein Sack Kohle stank.
Danach aßen wir zu Abend und buchten Tickets für Machu Picchu, den wir in etwa einen Monat besuchen wollen. Recht bald danach gingen wir ins Bett, schauten uns die letzten 20 Minuten von “14 Gipfel” an und schliefen anschließend sofort ein.
Ein Tag voller Planung
Effektiv war heute nicht besonders viel passiert, das subjektiv Wichtigste war, dass wir endlich mal wieder ausschlafen konnten, da heute keine Aktivität anstand.
Nach dem Frühstück gingen wir los, um uns einen Anbieter für unsere morgige Altiplano-Tour auszusuchen. Positiv war, dass dies sehr gut klappte, negativ war jedoch, das wir zwischen 05.30 und 06.00 Uhr abgeholt und erst gegen 20.30 Uhr wieder bei unserer Wohnung abgesetzt werden. Der Tag wird also richtig eklig lange werden…
Dann verbrachten wir viel Zeit damit, die nächsten Tage in Arica und Putre zu verplanen bzw. dort Touren zu organisieren. Das erwies sich als äußerst schwierig und langwierig, da man vieles online nicht erfuhr, so dass wir – mal wieder – bei diversen Menschen anrufen durften. Das die Gesprächspartner Chilenen waren, die von Hause aus nicht besonders verständlich Spanisch sprachen, machte die Sache nicht besser…
Stand 19.50 Uhr waren wir aber der Meinung, dass wir unsere Aktivitäten und Unterkünfte bis nächsten Donnerstag in trockenen Tüchern hatten, wir sind also vorsichtig optimistisch, dass alles klappen wird.
Nachdem wir morgen wieder nicht ausschlafen dürfen, gingen wir wieder einigermaßen früh ins Bett.
Parque Nacional Volcán Isluga
Heute wachten wir – weckerbedingt – bereits um 04.30 Uhr auf, da der frühstmögliche Abholtermin für unsere heutige Tour schon um 05.30 Uhr war. Da wir bereits alles am Vorabend vorbereitet hatten, mussten wir innerhalb der Stunde nur Kaffee trinken, duschen und uns anziehen. Es hört sich so an, als ob die Zeit dafür gut reichen würde, wir trödelten jedoch so lange rum, dass es am Ende mal wieder fast knapp wurde…
Pünktlich um 05.25 Uhr waren wir bereit, nur um dann – wie bisher bei jeder Tour – als Letzte abgeholt zu werden, yay :/
Erst 06.00 Uhr saßen wir mit unseren neun Mitreisenden im Bus unseres Touranbieters und fuhren endlich los. In zügigem Chilenen-Spanisch erklärte uns Suzanna, die Leiterin, grob den Tagesplan und anschließend, das die Anfahrt zum ersten Stopp knapp drei Stunden dauern würde! Wir fragten leicht ungläubig nach, aber wir hatten uns nicht verhört…
Über drei Stunden später waren wir endlich im Valle de la Felizidad, wobei uns der Kaffee mittlerweile schon fast aus den Augen herauskam. Nachdem wir kurz hinter den Felsen verschwunden waren, konnten wir dann aber auch endlich die Landschaft genießen.
Unser Haltepunkt an der Straße gab zwar leider nicht besonders viel her, jedoch hatten wir während der Fahrt schöne Ausblicke auf das Tal, in dem es schöne Felsnadeln und -formationen gibt.
Der nächste Stopp war in einem kleiner Dorf, wo wir in einem Restaurant endlich Frühstück bekamen. Dieses bestand aus Sopapillas – einer Art Siedegebäck – die aus Quinoateig hergestellt waren. Dies war kein bisschen ungewöhnlich, denn – wie wir bereits während der Tour nach Uyuni gerlernt hatten – wird in dieser Region traditional viel Quinoa angebaut und alles möglich daraus erzeugt. Der Brotersatz war auf jeden Fall sehr lecker und es gab ausreichend davon, wodurch wir uns mehr als satt essen konnten.
Weiter ging es in den Bosque de Cactus Cardón, einen Kaktuswald, in dem Jahrhunderte alte Riesenkakteen stehen, die bis zu zehn Meter hoch sind. Wir merkten mal wieder, dass wir große Kakteen einfach toll finden und hatten sehr viel Spaß zwischen den stacheligen Giganten hindurch zu streifen.
Zudem war es hier richtig schön ruhig und friedlich, was zusammen mit dem schönen Wetter eine sehr idyllische Atmosphäre erzeugte.
Nach fast einer halben Stunde Aufenthalt fuhren wir zurück zur Salar de Coipasa, an dem wir zuvor bereits vorbei gekommen waren. Diesmal hielten wir jedoch an und machten eine kurze Pause.
Eigentlich sind die Ausmaße des Salzsee mit einer Fläche von über 2.000 qm mehr als beeindruckend, jedoch befindet sich der allergrößtea Teil davon in Bolivien. Der eher kleine chilenische Teil haute uns jetzt nicht sonderlich vom Hocker, nichtsdestotrotz konnten wir ein paar nette Fotos machen.
Auf dem weiteren Weg kamen wir – wie eigentlich immer im Altiplano – an einer großen Gruppe Lamas vorbei. Auch wenn wir mittlerweile schon viele gesehen hatten, faszinierend uns diese leicht unbeholfen wirkenden Riesenschafe noch immer. Außerdem wurden wir bisher noch von keinen Tieren so penetrant angeglotzt, wie von Lamas.
Ziemlich unspektakulär fiel der nächste Halt in einem verlassen wirkenden Dorf aus, in dem eine alte Kirche stand. Abgesehen davon, dass sie relativ alt sein sollte, wirkte sie auf uns nur leicht ranzig und nicht besonders beeindruckend.
Wenigstens gab die Umgebung mit ihren großen Vulkanbergen etwas her.
Eine Tour im Altiplano wäre nicht komplett, wenn wir nicht an irgendeiner Lagune mit Flamingos vorbeikommen würden. Diese Rolle fiel heute der Laguna Arabilla zu, die pittoresk in ein Bergpanorama eingebettet, eine Gruppe der hübschen Vögel beheimatete.
Auch Flamingos haben wir hier in Chile bereits sehr viele beobachten können, trotzdem können wir uns an ihnen einfach nicht satt sehen.
Der letzte Halt vor dem Mittagessen war die Terma de Enquelga, wobei das Wort Therme vollkommen falsche Assoziationen vermittelt. Es handelte sich hier um einen Hotpool aus Beton, der durch einen offen sichtbaren Schlauch heißes Wasser zugeführt bekam.
Anders als unsere Mitreisende fanden wir dies wenig einladend, so dass wir uns nicht für das kostenpflichtige Bad erwärmen – höhö – konnten. Wir warteten auf einem kleinen Mäuerchen, genossen die wärmende Sonne und dösten leicht vor uns hin.
Danach ging es zum Mittagessen wieder in dasselbe Lokal, in dem wir bereits gefrühstückt hatten. Hier wurde uns neben Quinoa und Tomatenscheiben jeweils ein Stück gebratenes Lamafleisch serviert. Obwohl Lamas absolut niedlich sind und sie alleine deshalb schon nicht gegessen werden sollten, waren wir neugierig, denn mittlerweile hatten wir bereits mehr als einmal gehört, dass ihr Fleisch unglaublich lecker sein soll. Wir knickten also ein und probierten… und müssen leider sagen, dass alle recht hatten.
Mittlerweile war es schon 17.30 Uhr und wir machten uns auf den langen Heimweg. Bereits kurze Zeit später fing es an zu dämmern, was mich irritierte, denn eigentlich sollte auf der Tour auch noch der “Riese von Atacama” besucht werden. Dieser ist die größte Geoglyphe der Welt, quasi ein über 100 Meter großes, historisches Strichmännchen, das aus Steinen erbaut wurde.
Ich sprach unsere Tourleiterin darauf an, woraufhin sie meinte, dass wir zwar daran vorbei kämen, es aber wohl zu dunkel sei, um ihn zu sehen. Wir würden daher nicht anhalten Ich fragte sie, weswegen wir nicht etwas früher losgefahren seien bzw. die restliche Tour etwas gestrafft hätten, der Sonnenuntergang kam ja weiß Gott nicht überraschend, aber ihre Antwort darauf war unverständlich.
Ich war auf jeden Fall sehr verärgert und machte ihr das auch verständlich, woraufhin wir dann doch den kurzen Abstecher von der Straße aus machten. Natürlich sahen wir in der absoluten Dunkelheit, abgesehen von Sternen, nichts, so dass ich dann auch darauf hätte verzichten können.
Wieder in Iquique angekommen wurden wir als erstes an unserem Hotel rausgelassen, was wir sehr gut fanden, da es mittlerweile schon 20.30 Uhr war. Müde vom langen Tag machten wir uns bettfertig, schauten noch eine Serie und schliefen anschließend schnell ein.
Fahrt nach Arica
Heute war wieder ein Transfertag, an dem wir nichts Offizielles zu tun hatten, außer den Bus um 10.00 Uhr nach Arica zu bekommen und dort eine Nacht im Hotel zu verbringen.
Dementsprechend hätten wir unglaublich entspannt frühstücken können, jedoch hatten wir es am Vorabend aufgrund der langen Tour verpasst Brötchen zu kaufen. Heute war Sonntag und Bäckereien und Supermärkte waren daher entweder ganz geschlossen oder machten erst um 09.00 Uhr auf. Für uns zu spät.
Während ich draußen etwas umherstreifte, um – erfolglos – eine offene Bäckerei zu finden, schnitt Yasmin unsere Avocado, Gurke und Tomate in Scheiben, so dass wir, zusammen mit jeweils einer Banane ein sehr vegetarisches Frühstück hatten.
Im Anschluss packten wir unser restliches Zeugs zusammen und gingen zu Fuß zum Nahe gelegenen Busbahnhof, von wo wir pünktlich um 10.00 Uhr losfuhren.
Zwar war der Bus heute nicht ganz so luxuriös, wie der letzte, aber die Sitze waren immer noch sehr bequem und luden während der vierstündigen Fahrt zum Dösen ein.
Leider wurden wir nach einiger Zeit dann aber stark von der Landschaft abgelenkt, denn wir fuhren zuerst an dem Cañón de Chiza und danach am Gran Cañón del Río Camarones entlang. Beides sind fast 700 Meter tiefe Schluchten, die jeweils von einem Fluss in die Erde gefräst wurden.
In Arica angekommen, besorgten wir uns zunächst Tickets für unsere Fahrt nach La Paz am nächsten Freitag. Die Fahrt wird um die acht Stunden dauern und wir freuen uns schon sehr darauf… :/
Anschließend nahmen wir ein Uber zu unserem Hotel, wo wir um kurz vor 16.00 Uhr ankamen. Auch hier waren fast alle Geschäfte und Restaurants aufgrund des langen Wochenendes geschlossen. Aus diesem Grund war unsere Essenswahl heute sehr einfach, denn direkt gegenüber von unserem Hotel, hatte das einzige Restaurant weit und breit offen.
Das peruanische Essen dort war unglaublich lecker, so dass wir uns schon auf unsere Zeit in Peru freuen durften. Nach dem Essen gingen wir noch einkaufen und danach wieder zurück ins Hotel, wo wir uns um organisatorische Dinge kümmerten.
Oh nein, ihr habt die süßen Lamas gegessen. Hoffentlich probiert ihr nicht noch Meerschweinchenfleisch oder ein Omlett aus Flamingoeiern. Wenn doch, will ich es nicht wissen.
Gute Weiterreise.
LG Mama
Wir haben uns auch wirklich schlecht dabei gefühlt…
Versuchen nun aber uns von niedlichen Tieren fern zu halten, zumindest, wenn sie auf dem Teller liegen.
:*