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26.02.2023: Glacier Country und Hokitika

Auf der Westseite der Südlichen Alpen im Westland National Park liegen im sogenannten Glacier Country zwei der größten und bekanntesten Gletscher Neuseelands, der Fox und der Franz Josef Gletscher.

Die Gletscher sind insbesondere aufgrund ihrer Nähe zum Meer und der tiefen Höhenlage, in welcher sie sich befinden interessant. Beide liegen nur knapp 400 Meter über Meereshöhe, womit sie zu den am niedrigsten gelegenen Gletscher in den mittleren Breiten gehören. Zudem bewegen sie sich aufgrund ihrer Lagen und der klimatischen Bedingungen fast 10-mal schneller als die meisten anderen Talgletscher.

Obwohl es deswegen normal ist, dass sie in Länge und Masse über die Jahre ab-, dann aber auch wieder zunehmen, teilen sie am Ende leider das Schicksal nahezu aller anderen Gletscher auf der Welt: Sie schmelzen und ziehen sich deutlich mehr zurück, als sie wachsen.

Der Tourismusindustrie tut dies jedoch keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Da die beiden Gletscher aufgrund der Gletscherschmelze soweit zurückgegangen sind, dass sie von den “normalen” Viewpoints aus nur noch aus der Distanz an den Bergsätteln zu erkennen sind, werden nur noch mehr Helikopter- und Scenic-Flüge gebucht.

Quasi nonstop ist hier tagsüber der Helikopterlärm zu hören, so dass wir teilweise eher das Gefühl hatten im einem Militärsperrgebiet, statt in einem Nationalpark zu sein. Aber kein Wunder, bei knapp $600 pro Person sind die Flüge ein lukratives Geschäft, gut für die Gletscher sind sie aber natürlich nicht.

Wenn wir aber die Massen an uralten Campern – unseren eingeschlossen – betrachten, die hier tagtäglich Unmengen an Benzin verbrauchen, sind die Helikopter wohl aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Lake Matheson und Fox Glacier

Nach einer ruhigen, aber zu kurzen Nacht fuhren wir am morgen von Haast weiter in Richtung des Fox Glaciers.

Auf der Fahrt hielten wir kurz an der Bruce Bay an, wo die Inhaberin eine Coffee-Trucks scheinbar das Geschäft ihres Lebens machte, da eine lange Schlange von Menschen morgens um 10.00 Uhr ein großes Interesse an Kaffee mit Hotdogs am Straßenrand mitten im Nirgendwo hatten. Kluge Geschäftsidee…

Es roch gut, aber wir widerstanden der Versuchung und beließen es bei einem Foto der Möwe, die das merkwürdige Treiben skeptisch beobachtete.

Nach knapp 1 ½ Stunden erreichten wir schließlich den kleinen Ort unterhalb des Fox Glaciers, wobei wir von hier direkt weiter zu dem ganz in der Nähe liegenden Lake Matheson fuhren, von dem man bei windstillen Tagen schöne Reflektionen der dahinter liegenden Berge sehen kann. Viel Wind ging nicht, darum rechneten wir uns gute Chancen dafür aus.

Zudem freuten wir uns auf einen entfernten Blick auf den Fox Glacier, denn die Viewpoints entlang des Trails sind eine der wenigen Möglichkeiten den mittlerweile stark zurückgezogenen Gletscher auch ohne teuren Heli-Flug zu sehen.

Der Weg selbst ging – mal wieder – durch Wald und war gelinde gesagt nicht besonders aufregend. Beim ersten Viewpoint angekommen, bemerkten wir an der gekräuselten Seeoberfläche, dass es offensichtlich leider doch nicht komplett windstill war.

Leicht enttäuscht gingen wir weiter um den See herum zu den weiteren Aussichtspunkten. An der – sehr zurückhaltend bezeichneten – “View of Views” war der Blick auf den See mit dem Mt. Cook, dem Mt. Tasman und dem Fox Glacier im Hintergrund zwar schön, aber das Bergmassiv spiegelten sich leider nicht im Wasser.

Unsere letzte Chance war der “Reflection Island”-Viewpoint, wo es nur ein wenig besser war, wir aber mit Stativ und längerer Belichtung trotzdem ein passables Foto machen konnten.

Zurück am Parkplatz gab es ein (fast) trauriges Mittagessen, da wir unseren Kühlschrank mittlerweile fast komplett leer gegessen hatten und der Belag für die Wraps daher nicht mehr so üppig wie gewohnt war.

Frisch gestärkt fuhren wir anschließend weiter in das etwa 30 Minuten entfernte Franz Josef Village, welches der Ausgangspunkt für alle Aktivitäten rund um den Franz Josef Gletscher ist. Dort machten wir noch die relativ kurze Wanderung zur Callery Gorge, wo es einen türkisblauen Gletscherfluss inmitten einer granitenen Klamm geben sollte.

Nach rund zweieinhalb Kilometern stellten wir allerdings fest, dass das Gletscherwasser heute eher milchig-grau war, was ein Zeichen von viel Gletschermehl im Wasser ist. Die Klamm sah trotzdem recht hübsch aus, wobei wir nicht sicher waren, ob sie die halbe Stunde Weg tatsächlich wert war. Aber immerhin war zumindest das Wetter noch ganz fabelhaft.

Nach etwa einer Viertelstunde gingen wir auf demselben Weg zurück, tankten das fette, grüne Monster – FGM – auf und fuhren fünf Minuten weiter zum Campingplatz, welcher ein großes Farnlabyrinth war.

Hier widmeten wir uns, wie fast jeden Abend, den organisatorischen Grundsätzlichkeiten der weiteren Reise und genossen das warme Wetter.

Auf dem Roberts Point Track zum Franz Josef Gletscher

Um in Franz Josef tatsächlich auch noch einen richtigen Trail zu machen und vor allem auch, um einen Blick auf den Gletscher zu werfen, ging es für uns heute auf den Roberts Point Track, der 10 Kilometer lang ist und 540 Meter Höhenunterschied hat, leichte Kost also.

Den Wecker hatten wir trotz des eher kurzen Hikes trotzdem wieder auf 06.30 Uhr gestellt, da wir anschließend noch nach Hokitika weiterfahren wollten, was mit unserem FGM noch einmal rund zwei Stunden Fahrt bedeutete.

Am Ende kamen wir trotz des frühen Aufstehens irgendwie nicht richtig voran, so dass wir trotzdem erst um 08.45 Uhr am Trailhead standen.

Wie bereits im Internet gelesen, führte der Trail über Wurzeln, Steine und kleine Bäche und war in dieser Hinsicht sehr abwechslungsreich und spannend. Darüber hinaus ging es mehrfach über lange, sehr wackelige Hängebrücken, die wir witzigerweise weniger vertrauenserweckend fanden, als die in Nepal.

Leider wurde im Internet nicht erwähnt, dass der Trail eigentlich – mal wieder – nur im Wald verlief und Aussichten, die weiter als bis zum nächsten Baum gingen, rar gesät waren. Nur wenige Male konnten wir das Gletschertal hinab blicken, das mit jeder Aussicht ein wenig tiefer unter uns lag.

Bezeichnend für die “Aussichtslosigkeit” war diesbezüglich auch, dass der Viewpoint am Ende des Trail, von dem wir den Gletscher sehen konnten, tatsächlich eine erhobene Holzkonstruktion war, ohne die man nicht über die umliegenden Bäume hätte sehen können…

Hier oben genossen wir unser Mittagessen, dass aus noch armseligeren Wraps, als gestern bestand, es gab nämlich als Füllung nur noch Hummus, ein wenig Gurke und noch weniger Salat. Netterweise konnten wir dafür aber unsere Pause fast die ganze Zeit alleine genießen, was unsere Stimmung dann doch wieder hob.

Der Weg zurück war dann sehr witzig, da es bergab gefühlt viel schneller und einfacher ging und wir manche Passagen sogar im leichten Trab – trailrunnend – hinter uns brachten, am Ende waren wir aber trotzdem nicht viel schneller als beim Aufstieg.

Insgesamt brauchten wir für den Trail mit Pause allerdings trotzdem nur 3 ¾ Stunden, eine Zeit, mit der wir wieder sehr zufrieden waren.

Wieder am FGM angekommen, machten wir uns quasi sofort auf den Weg nach Hokitika. Die Fahrt war, wie eigentlich alle Strecken hier, wirklich hübsch und landschaftlich sehr schön anzuschauen, so dass die Zeit recht schnell verging.

Am Campground angekommen, packten wir Stühle und Tisch aus und waren gleich von der Atmosphäre des Ortes verzaubert: Der Campground liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Nervenheilanstalt, die wundervoll auf einem Hügel gelegen ist und das Meer überblickt.

Zwar wurde das Krankenhaus, dass überwiegend Patienten mit geistigen Behinderungen, psychiatrischen und psychogeriatrischen Erkrankungen und gebrechliche ältere Menschen betreute, 2009 geschlossen, aber viele der Gebäude, unter anderem die Schlaf- und Speisesäle stehen noch und dienen heute als Unterkünfte und Facilities für Backpacker und Camper.

Selbst die Möbel scheinen noch aus längst vergessenen Zeiten zu stammen und versprühten einen grandiosen 60er bis 70er Charme. Das war wirklich mal eine etwas andere Unterkunft 🙂

In Rezensionen zum Platz hatten wir gelesen, dass manche das gruselig fänden, wir waren aber total begeistert. Darüber hinaus waren hier – unverständlicherweise – nur wenige andere Camper und die Einrichtungen waren alle top in Schuss und sehr sauber.

Auf unseren Campingstühlen sitzend genossen wir die wärmende Sonne und hatten einfach eine schöne Zeit 🙂

Als es abends dunkel geworden war, machten wir noch einen kurzen Nachtspaziergang zu der örtlichen Glühwürmchenhöhle, wo wir tatsächlich echte Glühwürmchen sehen konnten. Sie saßen zu Hunderten an der Wand und es sah so aus, als ob jemand überall bläulich-weißte Lichterketten aufgehängt hat. Wer weiß, vielleicht war dem auch so 😉

Hokitika Gorge

Heute war mal wieder einer der dankbaren Tage, wo wir nicht zu viel zu tun hatten und dementsprechend auch ausschlafen konnten. Nach einem sehr langsamen Morgen fuhren wir dann zunächst an dem Schriftzug der Stadt, welcher aus Treibholz errichtet wurde, vorbei.

Erst um 10.30 Uhr kamen wir an der Hokitika Gorge an, wo wir strahlend türkises Gletscherwasser erwarteten. Deses Mal hatte das Internet nicht gelogen und wir wurden nicht enttäuscht: Das Wasser hatte eine unglaubliche Farbe, wir waren begeistert.

Wir hatten Zeit und so setzten wir uns ans Wasser, ich mit der Kamera und dem Stativ herum fummelnd und Yasmin die Sonne genießend.

Viele Menschen kamen und gingen und einige konnten der Versuchung, ins Wasser zu gehen, nicht widerstehen. Ebenso häufig hörten wir anschließend Aufschreie, dass das Wasser sehr kalt sei, was für eine Überraschung 😀

Der weitere Weg führte dann noch ein wenig am Fluss vorbei, bevor er uns durch den Wald schließlich wieder zum Parkplatz brachte. Dort wurden wir kurzzeitig von einer Weka beäugt, die vermutlich unser Bestes – in Form von Schokoriegeln – wollte, bei uns aber keinen Erfolg hatte. Nach hartnäckigen fünf Minuten ließ sie von uns ab und verschwand im Gebüsch, vermutlich um ihrem nächsten Opfer aufzulauern.

Für uns ging es weiter in Richtung Lake Kaniere, wo die Dorothy Falls direkt am Straßenrand auf uns warteten. Wir runzelten leicht die Stirn, als sich die Straße kurze Zeit später zu einer Dirtroad wandelte, aber diese war exzellent in Schuss, so dass wir uns nicht mit Schlaglöchern oder ähnlichem abplagen mussten.

Der Wasserfall selbst war sehr hübsch, insbesondere wie das Wasser über verschiedene Ebenen immer wieder seine Richtung wechselte und am Ende in den rostbraunen Tümpel landete.

Mittlerweile war es schon länger Zeit zum Mittagessen und wir hatten Hunger. Praktischerweise hatten die Neuseeländer nur zehn Minuten vom Wasserfall entfernt am Lake Kaniere ein Seebad mit Picknicktischen errichtet. Wir nahmen das Angebot dankbar an und aßen Joghurt mit Pfirsichen.

Nun war nichts mehr zu tun, außer zu unserem Campingplatz zu fahren, wo wir gegen 14.30 Uhr ankamen und den restlichen Tag genossen.

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