Wir sind zurück von unserem ersten Backpacking-/ Campingtrip in der Wind River Range. 3 Tage und 2 Nächte haben wir für den 40 km langen Loop Cirque of the Towers gebraucht.
Bevor es los ging, hieß es aber erstmal Rucksäcke packen und vor allem Essen kalkulieren, denn die Wind River Range ist Backcountry, dass heißt keine Campgrounds, keinerlei Sanitärlangen und dementsprechend natürlich auch weder Restaurants noch sonstige Läden.
Zudem mussten wir vorab im Outdoorshop noch den verpflichtenden Bärenkanister und Bärenspray leihen.
Inhalt
Best Of Video
Hier ein kurzes Video mit den schönsten Momenten aus unserer Zeit in der Wind River Range.
Big Sandy Trailhead to Lonesome Lake
14,52 km, 628 m, 228 m, 5:35 Std.Der erste Tag startete dann am Big Sandy Trailhead und schon die Fahrt war nicht ohne. 18 Meilen Dirt Road, davon 10 so steinig, dass wir nur selten mehr als 20 Meilen die Stunde fahren könnten. Und das ganze immer mit dem netten Klebi auf der Beifahrerseite: „Dirt road = no insurance/ full liability“.
Vom Trailhead ging es dann zunächst immer am Fluss entlang durch den Wald, bis wir schnell unseren eigentlich ersten Campspot, den Big Sandy Lake, erreichten.
Da es aber noch so früh war, entschlossen wir uns uns doch noch weiter zum Lonesome Lake zu wandern, zum Glück, wie wir am nächsten Tag feststellen sollten.
Auch dieser Weg war gut zu laufen, allerdings mussten wir – nachdem wir den North Lake und den Arrowhead Lake passiert hatten, den ersten Pass der Tour, den Jackass Pass mit 3.277 Metern, überqueren. Eigentlich kein Problem, aber mit dem immer noch nicht ganz abgeklungen Jetlag und den ungewohnt schweren Rucksäcken echt anstrengend.
Am Ende waren wir froh, als wir gegen 16.30 Uhr endlich am Lonesome Lake angekommen waren.
Glücklicherweise fanden wir auch super schnell einen Campspot. Das ist nämlich gar nicht so einfach: Der Platz muss groß genug, eben und ohne Steine oder ähnliches sein. Außerdem sind gewisse Mindestabstände zum Trail und zu Gewässern einzuhalten.
Der restliche Abend verging mit Zelt aufbauen und Equipment einrichten, Klamotten auslüften, Wasser holen und filtern, Essen zubereiten und anschließend alles wieder säubern und verstauen. Und schließlich dann noch den Bärenkanister weit genug von der Schlafstelle weg deponieren.
Schnell war Schlafenszeit und wir huschten ins Zelt, das war auch gut so, denn draußen war es schnell bitterkalt geworden und die Moskitos waren auch aktiv, was wir am nächsten Tag gut an den diversen Stichen erkennen.
Lonesome Lake to Dad’s Lake
16,29 km, 470 m, 635 m, 06:41 Std.Die Nacht war nicht optimal: In meinen Schlafsack war es zu warm, draußen zu kalt und Yasmin wechselte zwischen schwitzen und frieren. Der Schlaf kam zu spät und war zu früh vorbei, denn gegen 05.30 Uhr fing es erst an zu tröpfeln und dann etwas später richtig stark zu regnen an.
Außerdem war das Wetter heimtückisch: Als der Regen gegen 07.30 aufhörte und die Sonne rauskam, gingen wir raus und begannen die morgendlichen Tätigkeiten: Kaffee, Frühstück, Zelt abtrocknen usw. Kaum waren wir aber dabei, fing es erneut an zu regnen. Dieses „witzige“ Spiel ging dann noch mehrere Male so, bis wir es endlich geschafft hatten, alles zu erledigen, uns anzuziehen und unser Zeugs einzupacken.
Kaum waren wir los, fing es schon wieder an, wir waren jedoch in voller Regenmontur gewappnet und froh, auch die Regenhosen mitgenommen zu haben. Keine 20 Minuten später wurden die schwarzen Wolken dann aber von Sonnenstrahlen durchdrungen und nur kurz danach war es plötzlich warm und sonnig, so dass wir wieder in kurze Hose und T-Shirts wechselten konnten.
Das war super, nicht nur, weil Wandern bei Sonne deutlich mehr Spaß macht, sondern auch, weil der See und die Granitberge rundherum wundervoll angestrahlt wurden und grandios aussahen.
Hinter dem See begann dann der Anstieg zum 3.489 Meter hohen Texas Pass, der einen Großteil der Höhenmeter der gesamten Wanderung ausmacht. Glücklicherweise war der Weg soweit gut zu gehen, nur leider kein Stück gekennzeichnet. Dank des GPS war dies aber kein Problem.
Nach circa der Hälfte des Anstieges gönnten wir uns erstmal eine ausgiebig Pause und ließen unsere vom Regen am Morgen noch nassen Klamotten und das Zelt erstmal in der Sonne trocknen. Dabei konnten wir auch wunderbar die tolle Aussicht genießen.
Anschließend nahmen wir den restlichen Anstieg auf den Pass – inklusive kleine Schneefeldquerung – in Angriff.
Oben angekommen, wartete dann direkt der Abstieg auf uns, der uns zu diversen wunderschönen Seen und eindrucksvollen Bergen auf der anderen Seite brachte.
Zu diesem Zeitpunkt bemerkten wir auch, dass es sehr gut war, dass wir an vorherigen Tag noch bis zum Lonesome Lake gewandert waren, denn irgendwie hatten wir uns ein wenig mit der (Gesamt-)strecke verkalkuliert.
Insgesamt mussten wir heute deutlich weiter gehen, als zunächst gedacht und da wir morgens aufgrund der Regens, der Trockenpause und der Passüberquerung nicht besonders viel Strecke geschafft hatten, lag noch viel Weg vor uns, obwohl es im Verhältnis schon relativ spät am Tag war.
Aber wir hatten Glück, denn der weitere Weg war nicht nur sehr schön, sondern auch nahezu eben bzw. leicht abfallend, so dass wir sehr schnell voran kamen.
Außerdem ist noch etwas weiteres wundervolles passiert: Ohne das wir zuvor es wussten, sind wir ein Stück des Continental Divide Trails gegangen. Da wir zuvor schon (sehr kleine) Teile des Appalachian Trails und des Pacific Crest Trails bewandert haben, sind wir nun Section Hike Triple Crowner 😉 Die restlichen 11.780 km für die richtige Triple Crown müssen wir dann noch machen, aber jeder fängt klein an.
Nachdem war dann endlich am heutigen Etappenziel, dem Dad’s Lake, angekommen waren, fand Yasmin nach kurzer Suche einen wunderbaren, uneinsehbaren Campspot, an dem wir sogar die mitgebrachte Pocket Shower ausprobieren konnten. Selbst Moskitos gab es keine, wundervoll.
Dad’s Lake to Big Sandy Trailhead
9,29 km, 83 m, 291 m, 2:36 Std.Nun war schon wieder der letzte Tag auf dem Trail gekommen. Nachts war es diesmal nicht so kalt geworden und glücklicherweise hatten es zwar ziemlich stark gewindet, aber nicht geregnet. Dementsprechend fiel uns das Aufstehen ein wenig leichter, auch wenn es draußen trotzdem ziemlich kühl (wahrscheinlich so um die 5 Grad) war.
Nach der morgendlichen Routine, die heute dank des besseren Wetters deutlich schneller vonstatten ging, machten wir uns gegen 08.30 Uhr auf den Weg zurück zum Trailhead. Der Weg war meist eben und wunderbar zu laufen und obwohl die grandiosen Bergpanoramen nun schon der Vergangenheit angehörten, waren die Ausblicke sehr, sehr schön!
Ohne viel Anstrengung kamen wir gegen 11.30 Uhr am Parkplatz an und machten uns über die grausige Hoppelstrecke auf den Weg zurück zu unserem Motel, in dem wir schon vor dem Campingtrip übernachtet hatten.
Dort angekommen, konnte von Entspannung jedoch keine Rede sein. Nach der mehr als verdienten (und notwendigen) Dusche, ging es direkt in den Nachbarort Wäsche waschen, Bärenkanister und -spray abgeben, tanken und einkaufen.
Witzig wurde es, als wir das Bärenspray abgaben: Die beiden Angestellten sahen die Dose verwirrt an und fragten uns, ob wir diese bereits ohne Sicherung erhalten hatten, was wir bejahten. Dann meinte einer, dass das Spray so nicht wieder verliehen werden könne und gratulierte uns, dass wir es vorsichtig genug behandelt haben, dass es zwischendurch nicht aus Versehen losgegangen sei…
Wieder im Motel war dann Wäsche aufhängen, Rucksäcke aus- und umpacken und Equipmentsäuberung angesagt. Dann war endlich Abendessenszeit und nach drei Tagen Campingessen gönnten wir uns dort riesige Burger.
Nun müssen nur noch die Fotos gesichert, dieser Beitrag geschrieben und diverse andere administrative Tätigkeiten erledigt werden und das alles bei einer echt mäßigen WLAN-Verbindung. Kai sitzt teilweise im Auto, weil das WLAN dort besser funktioniert, als im Zimmer…
Morgen geht es für uns weiter in den Grand Teton National Park, wo wir am Sonntag unsere nächste Backpackingtour, den Teton Crest Trail, starten. Diesmal werden wir vier Tage unterwegs und auch ohne Internet sein.
Bis danach 🙂
Es macht Spaß eure Berichte zu lesen! Trotz Bärentonne keine Bären gesehen oder? Bin gespannt, wie es weiter geht
Danke! Nee, zum Glück nicht. Beim Campen muss das nicht sein. Es gab nur Rehe, Murmeltiere und andere nette, kleine Tierchen. Ab morgen haben wir allerdings nochmal vier Tage die Chance…
Toller Bericht. Frage an euch. Was ist denn ein Bärenkanister? Was ist da drin,
Weiterhin viel Spaß und liebe Grüße
Danke, wir hatten auch viel Spass
Den Bärenkanister sieht man auf dem ersten Bild auf der linken Seite. Es ist ein zylindrischer Container aus hartem Plastik, der von Bären nicht geöffnet werden kann. Rein kommt alles, was essbar ist oder sonst stärker riecht, wie zB Deo, Cremes und Kosmetikprodukte insgesamt. Nachts wird er etwas entfernt vom Zelt gestellt.
Der Sinn davon ist einerseits, dass am nächsten Morgen die ganzen Sachen nicht von Bären gegessen, angekaut und durchgesabbert sind. Andererseits aber auch, dass Bären Menschen nicht als potentielle Essensquelle sehen und angreifen.
Oh ihr Wahnsinnigen. Schön, dass es euch gut geht. Ich wünsch euch 4 angenehmer Tage bei der kommenden Tour und freu mich auf den nächsten Bericht.
Passt gut auf euch auf.
Danke! Haben alles gut überstanden und sind mittlerweile auch wieder sauber 😉
hab gerade die Fortsetzung gelesen. Packt das nächste mal mehr Essen ein. Nicht, dass nur dein Skelett zurückkommt.
Bei dem ganzen Zucker hier dürfte das sehr unwahrscheinlich sein…Brauchst dir also keine Sorgen machen 😀
Es macht so viel Freude zu lesen und Bilder zu bestaunen.
Eine pragmatische Frage: Jetlag und Höhe, was sagt der Körper?
Sonnige Grüße aus Langenhagen Silke
Das freut uns 🙂 Die ersten Tage waren überdurchschnittlich anstrengend, aber wahrscheinlich eher wegen des Jetlags. Die Alpen waren von der Höhe ja ungefähr ähnlich. Mittlerweile haben wir uns aber in alle Richtungen gut akklimatisiert 🙂 Liebe Grüße