Die knapp eine Millionen Einwohner große Stadt Arequipa liegt nur rund 130 Kilometer vom Pazifischen Ozean entfernt, von Strandfeeling ist hier allerdings noch gar nichts zu merken.
Vielmehr fühlten wir uns hier am Fuße der Cordillera Volcánia hinter der sich anschließend der weitläufige Altiplano ausbreitet, noch so richtig mitten in den Anden, was uns als Bergbegeisterte natürlich kein Stück störte.
Das Einzige, was ein wenig schade war, war das der zweitätige Aufstieg auf den 5.822 Meter hohen Vulkan Misti aufgrund der Fäden in Yasmins Gesicht selbst dann nicht in Betracht gekommen wäre, wenn wir Lust dazu gehabt hätten. Dies bleibt dann also wohl für ein nächstes Mal
So hatten wir dafür mehr Zeit Arequipa zu erkunden. Das historische Stadtzentrum stammt noch aus der Kolonialzeit und so gibt es hier auch heute noch zahlreiche historische, teils aus Sillar, einem weißen Vulkangestein, bestehende Gebäude, die besichtigt werden können.
Inhalt
Mit dem Touristenbus zurück nach Arequipa
Gestern hatten wir uns dafür entschieden, nicht mit dem normalen, sondern dem “Touristenbus” zurück nach Arequipa zu fahren. Der Grund dafür war, dass ich gerne noch an ein paar der Miradores auf dem Weg anhalten wollte, was dieser Bus tun würde. Leider hatte ich dafür die weiteren “Features” der Fahrt ausgeblendet, doch dazu später mehr.
Da uns der Bus zwischen 09.00 und 09.30 Uhr abholen sollten, konnten wir ausschlafen und recht gemütlich um 08.00 Uhr frühstücken. Danach packten wir noch schnell unsere letzten Sachen in die Rucksäcke und waren etwa um zehn vor neun abholbereit.
Das war natürlich ein Fehler, denn wie so oft war der Bus nicht wirklich zur vereinbarten Zeit da. Spöttische Menschen würden uns vorwerfen, dass wir nicht lernfähig sind, aber wir sind eben optimistisch und glauben an die Pünktlichkeit im Perunaer.
Letztlich war der Bus “nur” 20 Minuten zu spät, so dass wir uns um kurz vor neun Uhr auf den Weg machten. Anders als erwartet, handelte es sich allerdings nicht um einen klassischen Touristenbus, sondern um eine geführte Tour, die gerade auf dem Rückweg nach Arequipa war und die offensichtlich einfach noch Platz im Bus hatte.
Wobei Platz auch übertrieben war, denn als wir zustiegen, waren der Minibus bis auf zwei Sitzplätze, die nicht einmal nebeneinander lagen, schon komplett belegt. Am Ende durfte Yasmin sich ganz vorne zwischen Fahrer und Guide quetschen, während ich hinten einen Einzelplatz bekam.
Nach rund einer Stunde Fahrt erreichten wir unseren ersten Stopp, heiße Quellen und hier wurde mir die Fehlentscheidung für den Touristenbus zum ersten Mal bewusst. Da uns bekanntermaßen das gemeinsame Plantschen mit Fremden in warmen Pools, deren Wasser in unbekannten Abständen (nicht) gewechselt wird, nicht begeistert, mussten wir eine Stunde vor der Anlage warten bis die Gruppe mit dem Badespaß fertig war…
Als es dann endlich weiter ging, fuhren wir nur eine knappe halbe Stunde, bevor wir an einem Restaurant anhielten, wo es Mittagessen gab. Da wir eher selten zu Mittag essen und zudem die Preise mit fast 80 Soles für uns beide viel zu hoch fanden, verzichteten wir. Das hieß jedoch, dass wir nun erneut eine Stunde mit Nichtstun verbringen mussten.
Die restliche Fahrt ist nun schnell erzählt: Wir hielten noch an dem Mirador de los Andes, wo sich mit knapp 5.000 Metern der höchste Punkt der Strecke befindet und von dem wir mehrere Vulkane sehen konnten, der aber ansonsten nicht besonders spektakulär war.
Anschließend machten wir noch einen kurzen Halt, um Alpakas und Lamas hinter einem Zaum zu beobachten. Von diesen waren wir jedoch weit weniger begeistert als unsere Mitfahrer, denn Alpakas (ohne Zaun) haben wir mittlerweile schon mehr häufig genug gesehen (und gegessen).
Ansonsten fuhr der Fahrer sehr rasant, so dass wir tatsächlich noch um Punkt 17.30 Uhr und damit nur 30 Minuten später als uns versprochen wurde, in Arequipa ankamen. Das Résumé der Fahrt mit dem Touristenbus war also, dass wir für zwei eher langweilige Stopps zwei Stunden Wartezeit in Kauf genommen hatten, was sich absolut nicht gelohnt hat.
Mit einem Uber fuhren wir zu unserem Hotel, was – irgendwie überraschend – sowohl von innen als auch von außen sehr nett war. Da wir sehr hungrig waren, warfen wir nur kurz unsere Sachen in unser Zimmer und gingen anschließend etwas essen.
Danach kehrten wir ins Hotel zurück, genossen die heiße Dusche und gingen anschließend fast direkt ins Bett.
Ein geschäftiger Tag in Arequipa
Die Nacht hatten wir sehr gut geschlafen, so dass wir schon gegen 06.30 Uhr wieder wach waren. Viel länger wäre es auch nicht gegangen, denn eine rücksichtsvolle Familie ließ bereits um diese Zeit ihr laut kreischendes Kind über den Flur rennen…
Nach dem Frühstück machten wir uns gegen 09.00 Uhr auf den Weg zu einem Krankenhaus, wo Yasmin einen Termin für das Ziehen der Fäden für morgen ausmachen wollte. Da unser Hotel leicht außerhalb des Stadtzentrum lag, durften wir dafür erstmal knapp 15 Minuten durch das sich bereits aufheizende, morgendliche Arequipa laufen.
Im Krankenhaus angekommen, brachten wir an der Information unser Anliegen vor. Nach etwas hin und her wurden wir überraschenderweise von einer Schwester direkt in den vierten Stock zur Praxis des Chirurgen geführt, wo wir nach nur zehn Minuten Wartezeit und vor allen anderen wartenden Patienten aufgerufen wurden.
Der – schon ziemlich in die Jahre gekommene – Chirurg betrachtete die Naht, stellte ein paar Fragen zum Hergang und meinte dann, dass er die Fäden jetzt gleich ziehen würde! Wir waren sehr überrascht, dass das so schnell gehen sollte, denn in Deutschland hätten wir wohl nicht spontan einen Termin bei einem Facharzt bekommen.
Der Arzt machte sich sogleich ans Werk und zwanzig Minuten und einige schmerzhafte Ausrufe später – es war noch ziemlich viel Schorf an der Wunde, der zunächst abgezogen werden musste – war es vollbracht.
Mit der Arbeit seines Kollegen war er nicht besonders zufrieden und er erklärte uns wortreich, was dieser alles falsch gemacht habe, jedoch meinten Yasmins Schwester und ihr Ehemann, die beide im medizinischen Bereich arbeiten, dass die Narbe eigentlich sehr gut aussähe.
Die nächste Überraschung folgte, als es ans Bezahlen ging, denn nach etwas Unklarheit, ob wir beim Krankenhaus etwa 40,- EUR oder direkt beim Arzt etwa 25,- EUR zahlen sollten, wurde uns gesagt, dass wir einfach gehen könnten und es nichts kosten würde… Wir waren leicht verwirrt, verließen dann aber recht zügig das Krankenhaus 😉
Nachdem wir noch etwas Bargeld abgehoben hatten, gingen wir anschließend direkt zurück zum Hotel, wo Yasmin mit ihrer Mutter und ich mit Oliver und Philipp telefonierte.
Im Anschluss buchten wir diverse Flüge, Busfahrten und Hotels für die kommenden Monate in Kolumbien und Ecuador und mussten auch sonst wieder einiges an organisatorischer Arbeit erledigen.
Zum Abendessen gab es leicht unterdurchschnittliche Pizza, danach waren wir in unserem Zimmer wieder fleißig.
Stadtbesichtigung
Heute Nacht hatte ich nicht so gut geschlafen, so dass wir etwas später als gestern beim Frühstück waren. Leider waren unsere Mitgäste bereits seit einiger Zeit zu Gange, so dass das Buffet bereits stark dezimiert und nicht einmal mehr Teller vorhanden waren.
Diese Ausgangssituation verschaffte uns, nach unserem Krankenhausbesuch in Cusco, erneut die Gelegenheit, eine Angewohnheit mancher Peruaner zu erleben, auf die wir eigentlich gut verzichten können: Wir mussten separat auf jede Speise, die leergegessen und wieder aufgefüllt werden sollte, hinweisen. Das gleiche galt für Teller, Schüsseln, Besteck, Kaffee und Milch…
Außerdem führten die – zu Beginn noch freundlichen – Nachfragen auch häufig zu keiner nennenswerten Aktion, was uns jedoch nicht entmutigte, sondern eher weiter motivierte solche Extravaganzen wie Löffel oder Kaffee einzufordern… Auf die Rühreier warteten wir nach über einer Stunde allerdings immer noch vergeblich.
Vermutlich liegt es daran, dass wir mittlerweile schon mehrere Wochen in Südamerika sind, aber wir merken, dass wir mittlerweile immer weniger Geduld bei solchen Situationen haben.
Aufgrund der Verzögerungen beim Frühstück waren wir dann auch etwas spät zu unserem Telefonat mit Micha und Annett, was die beiden uns jedoch großzügig verziehen.
Im Anschluss machten wir uns auf zur Stadtbesichtigung, denn von dem historischen Zentrum Arequipas, das von Papst Johannes Paul II. “als das Rom Amerikas” bezeichnet wurde, hatten wir bisher noch nichts gesehen.
Wir starteten bei dem Monasterio de Santa Catalina, einem im 16. Jahrhundert gegründeten Frauenkloster, welches sich über eine Fläche von mehr als 20.000 m² erstreckt. Die Dimensionen waren schon beeindruckend, wir vermuten aber, dass das Kloster nicht (nur) deswegen so bekannt ist, sondern eher weil die Wände in sehr knalligen Rot-, Gelb- und Blautönen gestrichen sind. Dies sieht nicht nur sehr ungewöhnlich aus, sondern macht sich auch auf Fotos ziemlich gut.
Nachdem es in der Sonne bereits sehr warm geworden war und Yasmin aufgrund eines massiven Ausschlags, den sie dem Antibiotika zu verdanken hat, eine lange Leggins trug, waren wir froh, dass es hier insgesamt eher kühl war und es viele schattige Plätzchen gab.
Im Anschluss besuchten wir die ganz in der Nähe liegende Iglesia de San Agustín vorbei, wo jedoch gerade ein Gottesdienst stattfand, so dass wir nicht lange blieben. Interessant fanden wir, dass hier – laut einer Infotafel – täglich fünf (!) Messen stattfinden.
Unser Weg führte uns weiter zur Plaza de Armas, wo wir als nächstes die Basilica besichtigen wollten. Dort fanden wir jedoch heraus, dass diese jedoch nur von 07.00 Uhr bis 10.00 Uhr frei besichtigt werden kann. Ansonsten führt der Weg durch das anliegende Museum, welches jedoch nur mit Guide besucht werde darf. Darauf hatten wir keine Lust, so dass wir – oder ich – es morgen früh noch einmal versuchen werden.
Nach dem Nichtbesuch der Basilika mussten wir uns einem der dringlichsten Probleme der letzten Tage und Wochen widmen, denn es galt mal wieder einen Frisörsalon zu finden, wo uns spontan und ohne Termin die Haare geschnitten werden. Anders als in Spanien, hatten wir diesmal allerdings direkt beim ersten Salon Glück und konnten beide direkt auf den Stühlen Platz nehmen..
Zwanzig Minuten später standen wir frisch frisiert wieder auf der Straße und machten uns an den nächsten Punkt auf der Liste, nämlich unser mobiles Internet für unsere restliche Zeit in Peru zu verlängern. Auch hier hatten wir Glück und fanden schnell einen passenden Laden, wo wir auch in kürzester Zeit bedient wurden.
Weil wir noch etwas Proviant für den morgigen Flug brauchten, statten wir dem hiesigen Markt einen Besuch ab. Gleich vor der Türe wurden wir jedoch abgelenkt, da vor einem kleinem Imbiss viele Menschen standen, die Papitas Rellenas, kleine Bällchen, die wie frittierte Kartoffeln aussahen, in sich hineinstopften.
Wir waren neugierig und versuchten auch welche und sie waren – Überraschung – ziemlich lecker. Später fanden wir heraus, dass diese aus Kartoffelpüree hergestellt und verschieden gefüllt werden.
Im Anschluss besorgten wir uns auf dem Markt eine neue Portion Nussmix, holten auf dem Rückweg ins Hotel unsere Wäsche ab und tranken dort angekommen erstmal einen Kaffee.
Der restliche Tag verging dann ohne viel weitere Aufregung mit Blogpflege, der weiteren Reiseplanung und wirklich leckeren Chicken-Wings zum Abendessen.
Wir fliegen nach Lima
Nach einer gut durchschlafenen Nacht schlugen wir bereits um 06.30 Uhr die Augen auf, gerade noch früh genug um einigermaßen wach zu werden und rechtzeitig um kurz vor sieben beim Frühstück zu sein.
Trotz dieser Überpünktlichkeit waren bereits Teile der deutschen Reisegruppe schon in Richtung Frühstück unterwegs. Im Frühstücksraum schafften wir es gerade noch so, uns jeweils einen Kaffee, das letzte Besteck, die letzten Reste Rührei und Brötchen inklusive Belag zu ergattern, dann war das Buffet auch schon wieder leergeräumt.
Anders als gestern hatten wir damit erstmal ausreichend zu essen und überließen es der Reiseleiterin, die Angestellten auf Trab zu bringen. Obwohl sie dabei sehr viel direkter zur Sache ging als wir gestern, hatte sie auch nicht viel mehr Erfolg. Nur der neue Kaffee kam diesmal bereits nach rund 30 Minuten 😉
Nach dem Frühstück gingen wir wieder auf unser Zimmer, bereiteten dort alles für den kommenden Flug vor und vertrödelten die restliche Zeit, bis wir von einem Uber zum Flughafen gefahren wurden.
Dort stellten wir uns gleich zur Gepäckaufgabe an und mussten, obwohl die Schlange recht übersichtlich war, fast eine Stunde warten. Ansonsten lief alles so ab, wie man es vor einem Abflug erwarten würde: Sicherheitskontrolle, Warten am Gate, Flugzeug besteigen und Abflug.
Etwa anderthalb Stunde später landeten wir auch schon in Lima, der mit über 10 Millionen Einwohnern molochartigen Haupstadt Perus. Viel von der Stadt sahen wir jedoch nicht, denn wir wurden von einem Uber mehr oder weniger direkt in das Hostel gebracht, wo wir die Nacht verbringen sollten.
Mangels Auswahl hatten wir uns für eine günstige, aber auch weniger hochwertige Unterkunft entschieden, die mit den vollgekritzelten Wänden wie ein archetypisches Hostel für ein gerade eben volljährig gewordenes Klientel aussah. Das Zimmer war winzig klein mit einem Fenster auf einen Gemeinschaftsraum und insgesamt ziemlich deprimierend.
Es war schon recht spät und wir lustlos, weswegen wir bei Pizza Hut online Essen bestellten. Als die Lieferung per SMS angekündigt wurde, ging ich vor der Türe um auf sie zu warten. Typisch peruanisch verspätete sie sich und nach einiger Zeit kam der Rezeptionist heraus und bat mich, drinnen zu warten, weil es dort sicherer wäre…
Als die Pizzen letzten Endes doch noch geliefert wurden, traute ich mich todesverachtend erneut vor die Türe und konnte mich gerade noch so unverletzt in das Hostel retten 😉
Nach dem Essen hatte ich Bauchschmerzen, schob dies jedoch auf die Menge an Essen, die ich verdrückt hatte. Leider war das nicht korrekt, denn gegen 22.00 Uhr bekam ich leichten Durchfall und würgte anschließend die letzten Reste des Abendessens in den Porzellanthron.
Aufgrund der über achtstündige Busfahrt nach Huaraz morgen war dies natürlich der beste Zeitpunkt für eine erneute Lebensmittelvergiftung – Nummer zwei in Südamerika und Nummer drei insgesamt, aber noch blieb die Hoffnung, dass es sich bis morgen früh wieder beruhigen würde.
Das mit der Übelkeit ist schon schwierig wenn man wie ihr, dauernd unterwegs ist und keine Toiletten in der Nähe sind.
Man sieht ja leider nicht in die Küchen und die hygienischen Verhältnisse dort.
Das stimmt, weswegen wir aber immer wieder froh sind, dass wir nicht Hostels übernachten müssen. Denn so können wir – oder ich – uns, wenn es notwendig ist, immer in unser eigenes Bad zurückziehen, wo die hygienischen Verhältnisse geklärt und nicht fragwürdig sind 🙂