Ursprünglich sollte sich unser Aufenthalt in England eigentlich auf das Housesitting beschränken, allerdings passte der Zeitraum dann nicht genau mit den Tagen der günstigen Flüge überein.
Aus diesem Grund beschlossen wir als erstes, noch ein paar Tage in London zu verbringen und als dann immer noch ein Tag Luft war, noch einen Punkt auf Yasmins Bucket List abzuarbeiten und in Stonehenge vorbeizufahren.
Da wir kein Auto haben, war dies zwar ein wenig anstrengend, aber am Ende waren wir froh, dass wir es gemacht haben. Auch, wenn viele Leute sagen, dass es einfach nur ein paar alte Steine sind, sind diese Steine immerhin knapp 4.600 Jahre alt und außerdem noch richtig hübsch aufgestellt 🙂
Fahrt nach Salisbury
Mit dem Zug ging es von London nach Salisbury, wobei die Fahrt komplett unspektakulär und glücklicherweise auch ohne Verspätung verlief. Selbst das Wetter blieb einigermaßen stabil, d.h. trotz der grauen Wolken regnete es nur einmal kurz.
In Salisbury angekommen, steuerten wir als erstes unser Hotel an, das etwa 15 Minuten vom Bahnhof entfernt lag und merkten dabei wieder einmal, dass das Schleppen der Rucksäcke nichts ist, dem wir nachtrauern werden.
Im Zimmer angekommen, waren wir etwas überrascht, da sich das gebuchte Kingsize-Bett als ziemlich schmal herausstellt. An der Rezeption lernten wir dann, dass die Bezeichnung “King Size” in Großbritannien für Betten verwendet wird, die 150 cm breit und nicht wie sonst 180 cm plus sind… Das extrabreite Bett, auf das wir uns gefreut hatten sollte also nicht sein, aber es war ja nur für eine Nacht.
Wir tranken einen Kaffee und drehten uns zweimal im Kreis, dann gingen wir den kurzen Weg zur hiesigen Kathedrale, für die wir vorab bereits Tickets für 15.30 Uhr gekauft hatten.
Das 800 Jahre alte Gebäude war damals die erste englische Kathedrale, die im neuen gotischen Stil errichtet wurde und bereits von außen eindrucksvoll anzuschauen.
Leider fand im Innen gerade eine Hochzeit statt, so dass das halbe Gebäude abgesperrt war, was wir nicht so gut fanden. Dafür durften wir aber ziemlich lauten, aber überraschend guten Chorgesang genießen.
Glücklicherweise war die Zeremonie aber schon ziemlich weit fortgeschritten und etwa zwanzig Minuten später, passend zum Beginn der kostenlosen Tour, dann auch vorbei.
Die Besichtigung wurde von einer netten, älteren Dame geleitet, die uns durch die uns durch die Kathedrale führte und uns dabei allerlei historische Fakten zu dem Gebäude erzählte.
Interessant fanden wir dabei beispielsweise, dass diese Kathedrale bereits die zweite war, die in der Umgebung gebaut wurde. Die erste befand sich in der einige Kilometer entfernten Siedlung Old Sarum, die heute eine Ruine ist und die wir morgen noch besuchen werden und wurde vermutlich aufgrund von Streitigkeiten zwischen Kirche und König hierhin versetzt.
Fast ein Jahrhundert nach dem Bau wurde der eher schmucklose Kirchturm durch den hochragenden Vierungsturm ersetzt, welcher mit 123 Metern der höchste Kirchturm Großbritanniens ist. Nach dem Bau stellte sich dann jedoch heraus, dass dieser war viel zu schwer für die damaligen Stützsäulen war, so dass sich diese sichtbar verbogen und neue Säulen und Querbalken installiert werden mussten.
Trotz dieser Maßnahmen besteht – laut Wikipedia – aber weiterhin die Möglichkeit, dass der Turm noch einstürzt, denn Messungen haben ergeben, dass sich die Spitze im Laufe der Jahrhunderte einen dreiviertel Meter von ihrer ursprünglichen Position entfernt hat.
Wunderschön war auch das Taufbecken, welches erst 2008 installiert wurde und in dessen großer, ruhiger Wasseroberfläche sich die Decke der Kathedrale spiegelte.
Die Tour endete in einem kleinen Gebäude, in dem sich eines der vier verbleibenden Originale der Magna Carta aus dem Jahr 1215 befindet, die als Grundlage der englischen Verfassung und der Menschenrechte gilt.
Mittlerweile war es schon fast 17.00 Uhr, darum besichtigten wir nur noch schnell den Innenhof und gingen anschließend zum Abendessen in die Stadt.
Unsere Wahl fiel auf Nando’s, eine südafrikanischen Restaurantkette, wo es scharf gewürzte Hähnchen gibt und in der ich während meines Studiums in England häufig mit Freunden gegessen habe. Leider war die Erinnerung besser als die Realität, denn obwohl das Essen gar nicht schlecht war, hat es mich nicht mehr so begeistert wie damals.
Im Anschluss gingen wir wieder ins Hotel zurück, wo wir – dank des Jetlags – mal wieder nicht besonders einschlafen konnten. Yasmin schaffte es letzten Endes gegen 23.00 Uhr, ich lag jedoch noch ein paar Stunden wach, wobei es auch nicht half, dass unsere Zimmernachbarn zwischen 01.00 und 02.30 Uhr alle zehn Minuten ihre Tür ins Schloss fallen ließen…
Stonehenge
Nachdem der erste Bus nach Stonehenge erst um etwa 10.00 Uhr fuhr, hatten wir heute morgen ausreichend Zeit noch etwas Schlaf von der kurzen Nacht nachzuholen und trotzdem pünktlich um 08.00 Uhr beim Frühstück zu sein.
Dies war dann aber leider anders als erwartet, denn diesmal fanden wir tatsächlich das Full English Breakkfast und damit Leckereien wie Würstchen, Kartoffelpuffer, Baked Beans, Blutwurst und Bacon vor. Wir probierten jeweils ein wenig, das überaus fettige Essen am frühen Morgen war für unseren Magen dann aber doch etwas zu viel, so dass wir uns eher an Toast und Cornflakes hielten, was glücklicherweise auch angeboten wurden.
Danach wir verbrachten noch etwas Zeit auf unserem Zimmer, dann deponierten wir unsere Rucksäcke in der Lobby, checkten aus und machten uns auf den Weg zur Bushaltestelle.
Der Bus, der um 10.12 Uhr ankommen sollte, hatte dann satte fünfzehn Minuten Verspätung und war zudem auch fast komplett voll. Wir hatten zwar Glück und bekamen gerade noch so einen Platz, aber es gab einige Personen, die tatsächlich auf den nächsten Bus warten mussten, der erst in einer Stunde kommen würde.
Beim Einsteigen verstanden wir dann auch sofort, warum der Bus zu spät war, denn obwohl die von uns bereits vorab gekauften Tickets einen Barcode hatten, musste der Fahrer die Ticketnummern alle händisch in ein Formular eintragen.
Dafür, dass es sich um den offiziellen Stonehenge Tourbus gehandelt hat, wirkte das auf uns alles nicht sonderlich professionell, aber nun gut…
Nach etwa zwanzig Minuten Fahrt erreichten wir schließlich Stonehenge, wo wir auf dem Parkplatz rausgelassen wurden und uns direkt in die Schlange für den Shuttlebus, der uns die kurze Strecke bis zu den Steinen brachte, einreihten.
Zu unserem Glück war das Wetter perfekt und wir hatten, anstelle des erwarteten Nieselregens, herrlichen Sonnenschein. Das einzige Blöde war, dass wir so ein Wetter überhaupt nicht erwartet hatten, so dass wir unsere alten und total abgenutzten Sonnenbrillen bereits am letzten Tag in den USA weggeworfen hatten.
Obwohl das Gelände erst seit rund einer Stunde geöffnet war, trafen wir auf dem Rundweg bereits auf eine beachtliche Summe von anderen Besuchern. Obwohl wir vorab bereits vermutet hatten, dass die Kombination aus gutem Wetter, Wochenende und beginnenden Schulferien für Andrang sorgen würde, waren wir über die tatsächlich Menge dann doch überrascht.
Interessanterweise ist Stonehenge trotzdem wohl eine der wenigen Attraktionen, die (bisher) nicht zu ihren Prä-Covid-Besucherzahlen zurückgekehrt ist: Kamen 2019 noch über 1,6 Millionen, waren es 2022 “nur” etwas unter eine Millionen.
Wir umkreisten gemächlich den Steinkreis, wobei eine Absperrung verhinderte, dass man sich ihm weiter als 15 bis 20 Meter näherte. Einerseits hätten wir das Monument natürlich gerne von Nahem betrachtet, aber andererseits konnten wir so schöne Fotos machen, ohne dass ständig Menschen auf den Steinen rumturnten.
Die Anlage an sich war schon irgendwie eindrucksvoll, wobei es Yasmin besser gefiel als mir. Woran das genau lag, kann ich gar nicht sagen, eventuell war es aber auch einfach nur zu voll.
Es besteht übrigens auch die Möglichkeit Stonehenge zu sehen, ohne den Eintritt von etwa 26,- Euro zu bezahlen, denn hinter dem Zaun, der das gesamte Areal umgibt, befindet sich auf der nördlichen Seite ein Feldweg, der frei zugänglich ist und von dem man nur weniger Meter weiter entfernt ist, als die zahlenden Besucher.
Was im Internet als toller Spartipp gegen die überhöhten Preise präsentiert wird, hat unseres Erachtens in Wirklichkeit jedoch ein paar entschiedene Nachteile: Zum einen hat man bei gutem Wetter das Problem, dass man aus Norden schauend die Sonne fast immer im Gesicht hat und so nicht besonders gut sehen kann und zum anderen stehen auch immer die Besucher vor einem, so dass man so gut wie nie einen freien Blick auf die Steine hat.
Nachdem wir den Kreis schließlich umrundet hatten und wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen waren, machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einigen Grabhügel in der Nähe, wobei wir diese nicht aufregender fanden, als jeden anderen grasbewachsenen Hügel…
Interessant war es jedoch, dabei zuzuschauen, wie – zumeist asiatische – Touristen ausgiebig Selfies mit den Kühen auf der sich davor befindenden Weide machten und dafür auch nicht davor zurückscheuten sich mitten in das – mit Kuhfladen gespickte – Gras zu legen. Als abgestumpfte Europäer konnten wir mit diesem authentischen Naturerlebnis nicht besonders viel anfangen 😉
Danach fuhren wir mit dem Shuttlebus zurück zum Visitor Center, wo wir uns den obligatorischen Magneten besorgten, dann ging es mit dem – erneut verspäteten – Stonehenge Tourbus wieder zurück in Richtung Salisbury, wobei wir kurz davor noch an der Ruine von Old Sarum ausstiegen.
Die Siedlung, die eine der ältesten Englands ist, war seinerzeit von zwei Wällen umgeben, wobei der erste vermutlich bereits vor fast 2.500 Jahren gebaut wurde. Unter und nach den Römern wurde das Gelände dann zur Festung ausgebaut und Ende des 11. Jahrhunderts stand hier eine der prächtigsten Burgen Englands.
Nachdem allerdings die Kathedrale in das Gebiet des heutigen Salisburys “umzog”, verlor die Festung nach und nach an Bedeutung und wurde im Laufe des 14. Jahrhunderts immer weniger genutzt, bis sie schließlich ganz verlassen war und zerfiel.
Dementsprechend gab es für uns hier auch nicht mehr besonders viel zu sehen, insbesondere da die Steine über die Jahre von den Bewohnern Salisburys abgetragen und für den Bau von Häusern verwendet wurden.
Nett anzusehen war aber das freigelegte Fundament der alten Kathedrale, auf das wir von dem Hügel aus eine schöne Sicht hatten.
Außerdem konnten wir von hier auch die neue Kathedrale mit ihrem imposanten Turm sehen, die aus der Stadt hervorstach.
Nach einer knappen Stunde gingen wir zurück zu der Bushaltestelle, wo wir gerade noch einen Bus wegfahren sahen. Zu unserem Pech mussten wir dann auch feststellen, dass der nächste Bus erst in etwa 30 Minuten kommen würde. Zum Glück hatten wir schönes Wetter und so setzten wir uns auf den Bordstein, Bänke gab es nämlich keine.
Allzulange mussten wir dann aber doch nicht warten, denn nach wenigen Minuten hielt ein nettes, älteres Ehepaar an und nahm uns in die Stadt mit, vermutlich weil wir so niedergeschlagen ausgesehen hatten 😉
Die so gewonnene Zeit nutzten wir, um das zu tun, was man in England an einem Sonntag so tut: Wir setzten uns in ein Pub und tranken ein Bier 😀
Danach gingen wir zurück zum Hotel, schleppten unsere Rucksäcke zum Bahnhof und nahmen den pünktlich abfahrenden Zug nach Crewkerne.
Warum es hier nun ruhiger wird
Mit dem Besuch von Stonehenge gehen nun auch unsere letzten “richtigen” Reisetage zu Ende. Die nächsten zwei Wochen werden wir in Ilminster mit Housesitting verbringen und dort schon einiges für unsere Rückkehr vorbereiten. Große Abendteuer wird es dort daher nicht mehr geben.
Danach machen wir nur noch einen kurzen Abstecher nach Wien, den wir allerdings überwiegend dazu nutzen um Theresa und Stefan, mit denen wir vor fast genau einem Jahr große Teile des Annapurna Circuit gewandert sind, wiederzusehen.
Anschließend ist unsere Reise nach 501 Tagen dann vorbei und wir kehren nach Deutschland zurück. Wir werden dann bis Anfang des nächsten Jahres noch ab und an berichten, wie die “Wiedereingliederung” so läuft, dann aber das Logbuch auch zeitnah einstellen.
Sicherlich wird es irgendwann dann auch noch einen richtigen Abschiedsbeitrag geben, aber wir möchten Euch jetzt bereits einmal dafür danken, dass Ihr dabei gewesen seid! Wir hoffen, unsere Beiträge und Fotos haben Euch gefallen 🙂
Ich werde eure Berichte vermissen. Immer schöne Bilder und super geschrieben!
LG Kerstin
Liebe Kerstin.
So toll, dass du uns bis zum Ende begleitet hast! Vielen Dank!
Ich hoffe nun, dass wir uns bald auch persönlich mal wieder sehen 🙂
Auch wenn die Reise sich dem Ende nähert war es doch eine super tolle Zeit für euch mit extrem vielen Erfahrungen und Erlebnissen an die ihr euch immer erinnert. So eine Weltreise macht man ha nicht oft im Leben.
Ist vllt auch ein bisschen Wehmut dabei da 501 Tage ohne berufliche Verpflichtungen und Stress zu Ende gehen. Wir werden eure Berichte vermissen sind aber gleichzeitig sehr froh darüber, dass due Reise so reibungslos und ohne große Probleme und Wewehchen von statten ging. Auch dass Yasmins Verletzung sich gut entwickelt hat. Und natürlich sind wir sehr froh darüber, dass wir eich wieder in erreichbarer Nähe haben
Liebe Grüße aus der Heimat
Das hast du schön aufgezählt und bei allem können wir Dir zustimmen. Vor allem freuen wir uns aber auch darüber, dass wir nun wieder etwas präsenter sind, anderthalb Jahre sind ziemlich lange 🙂
Die Reiseberichte werden mir fehlen.
Wir könnten ja alle sammeln, damit Ihr nach den Besuchen in der Heimat wieder losziehen könnt und wir mit tollen Bildern und Berichten versorgt werden (:
Das kann ich mir vorstellen, aber wir sind auch froh darüber, dass wir nun nicht mehr jeden Tag Fotos aussuchen und Blog schreiben müssen. Bezüglich der “Spendensammlung” befürchte ich, dass wir das selbst mit Hilfe neuer Arbeitgeber angehen müssen 😉