Der drittgrößte National Park der USA außerhalb von Alaska bedeckt mit über 6.000 km² nahezu die gesamte Südspitze Floridas. Die schier endlose Naturlandschaft aus Sumpfwiesen mit dschungelartigen Bauminseln, den sogenannten Hammocks, und Mangrovensümpfen wird auch Grasfluss genannt. Denn tatsächlich sind die Everglades kein Sumpf, sondern ein langsam fließender Fluss, dessen Strömung für das Auge kaum wahrnehmbar ist.
Das liegt daran, dass der bis zu 60 Meter breite Wasserlauf oft nur einige Zentimeter tief ist, so dass nahezu die gesamte Fläche mit Gras bewachsen ist. Trotzdem fließt das Wasser mit rund einem Meter die Stunde stetig von dem etwa 100 Kilometer nördlichen liegenden Lake Okeechobee in Richtung Süden zur Florida Bay. Der höchste natürliche Punkt im National Park liegt nur 2,4 Meter über dem Meeresspiegel.
Geschützt durch den National Park ist lediglich der südliche Teil der Everglades und damit lediglich rund 20% der Fläche der ursprünglichen Feuchtgebiete. Der restliche Teil wird landwirtschaftlich genutzt, zudem wird das Wasser zum Teil zur Trinkwassergewinnung für die angrenzenden Städte, wie zum Beispiel Miami, verwendet.
Die zunehmende Umweltverschmutzung und die Eingriffe in den Wasserhaushalt bedrohen die Everglades und entziehen ihm die lebensnotwendige Grundlage, so dass der Park, der auch als UNESCO-Welterbe geschützt ist, seit 2010 (erneut) auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes steht.
– Aktualisiert Juni 2021 –
Inhalt
Park Facts
- Gegründet: 6. Dezember 1947
- Größe: 6.242 km²
- Höhenlagen: Bis 6,1 Meter
- Lage: Nahe Miami, Florida
- Öffnungszeiten: Ganzjährig
- Eingang: (1) Main Entrance: Von Homestead am Ernest F. Coe Visitor Center über die State Road 9336 (2) Shark Valley Entrance: Von Miami oder Naples über U.S. 41 (3) Everglades City/Gulf Coast: Von Miami oder Naples über U.S. 41
- Eintritt: 30 $ pro Wagen und Woche oder America The Beautiful Annual Pass
- Besucher: Über 1,1 Million jährlich (Rank 25/63)
- Mehr Infos: National Park Service Everglades
Bereiche
Der Everglades National Park teilt sich in verschiedene Bereiche, von denen die Gegend rund um Flamingo und Pine Island als (touristische) Zentrum des Parks gilt, insbesondere da Ihr hier die einzige Straßenverbindung in den Park findet. Auch die wenigen Trails des Parks, unter anderem auch den bekannten Anhinga Trail, findet Ihr nur hier.
Das ultimative Alligatoren-Erlebnis findet Ihr aber nicht auf dem Anhinga Trail, sondern im Shark Valley. Hier könnt Ihr den faszinierenden Tieren am nächsten kommen. Wenn Ihr mehr dazu wissen möchtet, dann schaut in unserem Beitrag Everglades National Park – Gulf Coast und Shark Valley vorbei.
Die besten (umweltfreundlichen) Bootstouren, zum Beispiel zu den 10.000 Islands, findet Ihr an der Gulf Coast, es gibt jedoch auch von Flamingo aus zwei Touren.
Airboat-Touren dürfen im Schutzgebiet des National Park nicht stattfinden, da sie der Umwelt und den Tieren schaden. Zudem werdet Ihr aufgrund des Lärms, den die Luftkissenboote verursachen in der Regel keine Chance haben Tiere, wie zum Beispiel Alligatoren, zu Gesicht zu bekommen.
Sofern Ihr also gerne weiter in den Sumpfgebiete vordringen möchtet, wählt bitte eine der tier- und umweltfreundlichen Bootstouren des National Parks oder werdet im Rahmen einer (geführten) Kanu- oder Kajaktour selbst aktiv.
Flamingo
Ranger Kanu Tour
Unser Tag beginnt sehr früh, denn wir wollen an einer geführten Ranger-Kanu-Tour teilnehmen, die – wir bis dahin noch denken – um 09.00 Uhr am Nine Mile Pond beginnen soll. Die Tour wird von National Park angeboten und ist kostenlos, Ihr müsst Euch – da es nur 10 Plätze gibt – lediglich eine Woche vorher telefonisch unter 239-695-2945 oder im Flamingo Visitor Center anmelden.
Als wir pünktlich am Treffpunkt angekommen, ist dieser – mit Ausnahme einiger Geier, die sich teilweise auf den drei abgestellten Autos niedergelassen haben und Milliarden von Moskitos – aber komplett verwaist.
Wir warten rund 20 Minuten bis kurz nach neun, dann geben wir ratlos auf und machen uns auf den Weg nach Flamingo, wo die Fahrt – zumindest mit dem Auto – endet.
Im Visitor Center holen wir uns Tipps zu den diversen Trails, die in und um Flamingo starten, die Rangerin rät uns jedoch dringend davon ab einen dieser Wege zu laufen, da die Moskitoplage heute sehr, sehr schlimm sei und wir quasi am lebendigen Leibe aufgefressen werden würden.
Auf dem Wasser oder auf den höher gelegenen Trails bei Pine Island sei es jedoch nicht so schlimm.
Jetzt erfahren wir übrigens auch, dass die Ranger-Tour zwar stattgefunden hat, wir jedoch die falsche Uhrzeit notiert hatten. Das Treffen war bereits um 07.45 Uhr, so dass wir eine Stunde zu spät waren. Sehr ärgerlich, aber jetzt können wir da auch nichts mehr dran ändern.
Backcountry Boattour
Da wir unsere Pläne nun komplett umwerfen müssen, entscheiden wir uns eine der zwei in Flamingo angebotenen Bootstouren zu buchen.
Diese werden von einem externen Dienstleister angeboten und können entweder vor Ort oder online gebucht werden. In Flamingo gibt es zwei Touren: Die Backcountry Tour und die Florida Bay Tour. Beide kosten 40$ pro Person.
Wir entscheiden uns für die Backcountry Tour um 10.00 Uhr und haben Glück. Mit uns ist lediglich noch ein Ehepaar auf dem Boot, so dass wir quasi eine Privattour bekommen.
Den ersten Wow-Effekt gibt es dann bereits im Hafen. Hier leben nämlich drei Krokodile, die der Captain als erstes ansteuert, damit wir die Tiere aus der Nähe betrachten können.
Danach geht es zunächst entlang des künstlich angelegten Flamingo Kanals in die verwinkelten Kanäle des National Parks über die Coot Bay bis zur Whitewater Bay, einem riesigen, offenen Gewässer.
Auf dem Weg dorthin gibt es viel zu sehen, so könnt Ihr zum Beispiel entlang des Ufers immer wieder Alligatoren entdecken, aber auch die Fahrt entlang der Mangroven ist sehr eindrucksvoll.
Während der ganzen Fahrt erklärt der Guide außerdem nahezu alles über die heimische Flora und Fauna und gibt einen guten Einblick in das empfindliche Ökosystem der Everglades.
Fast am Ende der knapp zwei Stunden langen Fahrt haben wir dann nochmal besonders Glück, denn wir entdecken entlang des Ufers tatsächlich ein Manatee, dass sich an den Mangroven genüsslich tut, was wirklich ein ganz besonderer Moment ist.
Pine Island
Mahogany Hammock Trail
Wieder am Hafen angekommen, machen wir uns auf den Weg zu den auf dem Hinweg ausgelassenen Stopps und halten zuerst am Mahogany Hammock Trail.
Entlang des rund 700 Meter langen Loops könnt Ihr viele der einheimischen Pflanzen kennen lernen und zusätzlich auch den größten lebenden Mahagonibaum der USA bestaunen.
Der Trail ist hübsch angelegt und einfach zu laufen. Nach circa 30 Minuten solltet Ihr inkl. Fotostopps wieder an Eurem Wagen stehen.
Pa-hay-okee Overlook
Unser nächster Halt ist der Pa-hay-okee Overlook. Entlang von wunderschönen Zwergzypressen führt hier ein Brettersteg zu einer Aussichtsplattform von der Ihr auf ein endloses Meer aus Gras blicken könnt.
Der Loop ist lediglich 250 Meter lang und dauert inklusive Fotos circa 15 Minuten.
Pine Island Trail
Weiter geht es mit dem Pine Island Trail. Hier durchquert Ihr auf einem rund 6oo Meter langen Loop den Lebensraum der Everglades-Kiefer, die einst nahezu ganz Südostflorida bedecken, für den Städtebau jedoch überwiegend vernichtet wurden. Diese sogenannten Pinelands bestehen aus einem offenen Kiefernwald, in dessen unteren Stockwerken aber auch viele tropische Pflanzen leben. Sie sind damit der vielfältigste Lebensraum der Everglades.
Für den gepflasterten Rundweg braucht Ihr ungefähr 20 Minuten.
Anhinga Trail
Als nächstes kommen wir zu dem bekanntesten Trail in den Everglades – dem Anhinga Trail. Er befindet sich direkt am Royal Palm Visitor Center kurz hinter der Entrance Station und ist hin und zurück rund 1,2 Kilometer lang.
Der Trail ist deswegen so beliebt, weil er – erst asphaltiert, dann auf breiten Holzstegen – entlang und über den Sumpf verläuft, so dass hier die Chance besteht Alligatoren, diverse Vögel, Schildkröten, Fische und noch viel mehr zu entdecken.
Der Trail endet an einer Aussichtsplattform. Wer von Euch bis hierhin keine Alligatoren am Wegesrand entdecken konnte, sollte nun fündig werden, denn spätestens jetzt kommt Ihr um die Alligatoren nicht mehr herum. Unzählig viele suhlen sich hier im seichten, warmen Sumpfwasser.
Beachten solltest Ihr, dass es hier nahezu keinen Schatten gibt und die Sonne wirklich erbarmungslos auf Euch herunter brennen kann. Deswegen solltet Ihr auch jeden Fall eine Kopfbedeckung, ausreichend Wasser und Sonnencreme dabei haben. Wir waren nach 1,2 Kilometer durch die pralle Sonne und ohne Wind auf jeden Fall ziemlich erledigt und froh, als wir das Visitor Center wieder im Blick hatten.
Gumbo Limbo Trail
Nun steht der letzte Trail des Tages an.
Der schattige Gumbo Limbo Trail beginnt direkt neben dem Anhinga Trail und führt auf einem circa 700 Meter langen Rundweg durch einen dschungelartigen Hartholz-Hammock, in dem Ihr unter anderem Gumbo Limbos, Königspalmen, Farne oder Würgefeigen entdecken könnt, bevor Ihr rund 20 Minuten später wieder auf dem Parkplatz steht.
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Heute sind wir zwar nur kurze Trails gelaufen, aber wegen der hohen Temperaturen und der prallen Sonne, sind wir jetzt trotzdem total kaputt. Deswegen schmeißen wir die Klimaanlage im Wagen an und machen uns auf den Rückweg nach Homestead zu unser Airbnb-Unterkunft.
Abends gibt es dann bei Shiver’s BBQ noch Rippchen und Burger und dann geht es ab ins Bett. Morgen steht dann ein Besuch im Biscayne National Park an, bevor wir am Tag danach nochmal einen Ausflug in die Everglades, diesmal an die Gulf Coast und in das Shark Valley machen. Und auch den dritten National Park Floridas haben wir bereits besucht. Alles über Dry Tortugas gibt es hier.
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