Vom South Rim führen zwei Trails in das Herz des Grand Canyons und zum Colorado River – der South Kaibab Trail und der Bright Angel Trail.
Auf dem South Kaibab Trail sind es vom Rim bis zur Black Suspension Bridge, die den Colorado überspannt, 10,8 Kilometer bei einem Höhenunterschied von 1.420 Metern. Wollt Ihr von dort dann noch weiter auf eine Limo zur Phantom Ranch, dem Camp auf dem Grund des Grand Canyons, gibt Euch das 2,4 Kilometer zusätzlich bei einem Höhenunterschied von insgesamt 1.457 Metern.
Auf dem Bright Angel Trail sind es bis zur Phantom Ranch sogar 15,9 Kilometer bei 1.317 Höhenmeter.
Verbunden sind die beiden Trails über den Tonto oder den River Trail.
Die Junction zum 6,6,Kilometer langen Tonto Trail erreicht Ihr auf dem Bright Angel Trail nach 7,7 Kilometer in Höhe des Campgrounds Indian Garden bzw. nach 7,4 Kilometern in Höhe des Tipoff auf dem South Kaibab Trail.
Zur Junction des 2,7 Kilometer langen River Trails müsst Ihr noch ein wenig weiter wandern. Auf diese trefft Ihr nach 12,9 Kilometer in Höhe des River Resthouse auf dem Bright Angel Trail oder nach 10,8 Kilometer in Höhe der Black Suspension Bridge auf dem South Kaibab Trail.
Als letzte Alternative bleibt Euch natürlich auch der Schlenker über die Phantom Ranch.
Alles Infos zu den Backcountry Trails findet Ihr auf der Seite des National Park Service.
– Aktualisiert Juli 2021 –
Inhalt
Before you go
Alle Varianten sind unglaublich anstrengend und es wird vom National Park Service eindringlich davon abgeraten eine Tour zum Colorado und zurück als Tagestrip zu gestalten. Was natürlich viele – unter anderem auch uns – nicht davon abhält es trotzdem zu tun.
Doch bedenkt bitte: Wenn Ihr eine solche Tour plant, braucht Ihr nicht nur eine überdurchschnittliche Kondition, sondern Ihr müsst auch richtig vorbereitet sein. Genügend Wasser, Energie gebende Verpflegung, ein Kopfschutz, Sonnencreme und ggf. Wanderstöcke sind auf jeden Fall Pflicht. Außerdem müsst Ihr beachten, dass es im Inneren des Canyons ab Mittags bis zu 15 Grad wärmer wird, als es oben am Rim bereits ist. Dies kann an heißen Tagen den Aufstieg zusätzlich erschweren.
Varianten
Wollt Ihr nun trotzdem noch in den Inner Canyon wandern, gibt es mehrere Möglichkeiten:
Zum einen könnt Ihr den South Kaibab runter und wieder hoch wandern. Der Vorteil ist, dass dies die kürzeste Strecke ist, allerdings ist der Trail gerade für den Aufstieg sehr steil. Außerdem gibt es keine Wasserquellen auf dem Weg und insbesondere auf dem Rückweg bietet der Trail nahezu keinen Schatten.
Alternativ könnt Ihr natürlich auch den Bright Angel runter und wieder hoch wandern. Der Vorteil ist, dass es drei Wasserquellen auf dem Weg gibt und der Trail auf dem Rückweg immer wieder schattige Abschnitte bietet. Allerdings ist die Distanz mit über 30 Kilometern sehr lang.
Die beste Variante für geübte Hiker ist daher über den South Kaibab hinunter und über den Bright Angel wieder hoch zu wandern. Zwar braucht Ihr dann für den Aufstieg länger, aber die Steigung ist nicht so stark und Ihr könnt Euer Wasser auf dem Weg auffüllen. Je nach Temperatur ist auch der Schatten nicht zu verachten. Kurz vor dem Canyonboden könnt Ihr dann an der Black Suspension Bridge über den River Trail auf den Bright Angel wechseln.
Wir würden Euch allerdings empfehlen, dass – wenn Ihr schon einmal Boden des Grand Canyons erreicht habt – auch noch die letzten Kilometer bis ganz an den Colorado und zur Phantom Ranch zu geht. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass Ihr Euch noch fit fühlt!
Trail Facts
- Lage: Grand Canyon National Park South Rim, Arizona
- Start: Yaki Point (Shuttle Bus Stop South Kaibab Trailhead, Kaibab Rim Route – orange Route)
- Ende: Bright Angel Trailhead
- Traillänge: 29 Kilometer
- Höhenunterschied: 1.400 Meter im Auf- und Abstieg
- Dauer: 9 Stunden (3 1/2 Std. runter, 1/2 Std. Pause an der Phantom Ranch, 5 Std. mit diversen kleineren Pausen hoch)
- Besonderheit: Grandiose Panoramen, Colorado River, Phantom Ranch
- Mehr Infos: Gran Canyon National Park und Backcountry Trails
South Kaibab Trail (Abstieg)
Wenn Ihr wirklich an einem Tag vom Rim zum Colorado uns wieder zurück wandern wollt, dann sollte Euer Tag früh beginnen. Wir selbst sitzen im zweiten Shuttlebus des Tages und erreichen den Trailhead morgens um 04.50 Uhr, noch im Dunkeln.
Kurz nach unser Ankunft, beginnt es jedoch schon zu dämmern, so dass wir die vorsichtshalber eingepackte Taschenlampe nur auf der unbeleuchteten Toilette am Trailhead brauchen.
Und dann geht es auch schon los. Auf dem von Beginn an sehr steilen, aber gut ausgebauten South Kaibab Trail geht es Schritt für Schritt dem Colorado und – zu Beginn auch noch dem Sonnenaufgang – entgegen. Noch sind die Temperaturen angenehm, es ist sogar fast noch ein wenig kühl, doch wir können schon jetzt an der aufgehenden Sonne erkennen, dass es ein wunderschöner Tag wird.
Das erste, rund 1,5 Kilometer lange Teilstück des Trails bis zum Ooh Aah Point kennen wir bereits von unserem letzten Besuch, allerdings sind die Eindrücke diesmal bei schönem Wetter ganz anders als damals bei verhangenem Himmel. Außerdem taucht die aufgehende Sonne den Canyon in so ein fantastisches Licht…
Das nächste Teilstück des Trails führt Euch zur 2,4 Kilometer entfernten Cedar Ridge, wo sich auch die letzte Toilette vor der Phantom Ranch auf dem Trail befindet. Hier ist laut National Park Service ein guter Turn-a-round für diejenigen, die das erste Mal in den Canyon wandern und/ oder für Gelegenheitswanderer und Spätstarter.
In steilen Serpentinen geht es dann weiter zum Skeleton Point. Kommt Ihr hier an, seid Ihr bereits 5 Kilometer in den Canyon hinabgestiegen. Ab hier gibt es dann auch einen ersten Blick auf den sich noch weit in der Ferne befindenden Colorado, den Ihr vorher noch nicht sehen konntet.
Für Tageswanderungen sollt Ihr – ginge es nach dem National Park Service – hier spätestens umkehren, sofern Ihr Euch dieser Empfehlung jedoch widersetzt, erreicht Ihr nach 7,1 Kilometer den Tipoff, den Ihr an dem kleinen Häuschen erkennt.
Hier befindet sich auch die Junction zum Tonto Trail, der Euch auf 6,6 Kilometern über die Tonto Plattform – circa 1.200 Meter unterhalb des South Rim – zum Bright Angel Trail bringen würde. Für uns geht es jedoch immer weiter den Canyon hinunter.
Bald nach dem Tipoff könnt Ihr dann das Rauschen des Colorado bereits hören und auch die Black Suspension Bridge scheint zum Greifen nahe. Trotzdem sind bis dahin noch einige Switchbacks und Höhenmeter zu überwinden.
Irgendwann habt Ihr es dann aber geschafft. Ein kleiner Tunnel führt Euch auf die Brücke. Danach sind es noch knapp 1,6 (ebene) Kilometer zur Phanom Ranch.
Phantom Ranch
Die Phantom Ranch ist das „Base Camp“ im Grand Canyon. In ihrer Nähe, nämlich 0,8 Kilometer davor, liegt auch der einzige Campingplatz im Inner Canyon – der Bright Angel Campground.
Sowohl auf der Phantom Ranch, als auch auf dem Campground könntet Ihr übernachten, allerdings sind die ohnehin begrenzten Plätze – wie Ihr Euch vorstellen könnt – sehr begehrt. An einen Schlafplatz in der Phantom Ranch kommt Ihr (mit viel Glück) über ein ausgeklügeltes Online-Lotteriesystem, für den Campground hingegen müsst Ihr (wie auch für alle anderen Campgrounds im Canyon, z.B. Indian Gardens) ein Permit beantragen, doch auch diese sind immer lange Zeit im Voraus vergeben.
An der Phantom Ranch gibt es – neben den Schlafplätzen – auch eine Wasserquelle, Toiletten und ein kleines Restaurant, wo Ihr Essen und Trinken bestellen könnt. Besonders beliebt ist hier die „Phantom Ranch Lemonade“, angeblich die beste Limonade in ganz Arizona. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Ihr im Zweifel bereits echt lange in der Sonne gewandert seid, wenn Ihr einen Schluck von der kühlen Limo nehmt.
Bright Angel Trail (Aufstieg)
Nach einer ausgedehnten Pause lässt sich der Aufstieg dann nicht weiter hinauszögern. Über die Silver Brigde gelangt Ihr wieder auf die andere Seite des Colorados und zunächst auf den River Trail, der Euch zum Bright Angel Trail bringt.
Der erste Teilabschnitt bis zum Campground Indian Garden ist mit 8,2 Kilometer der längste, aber – trotz des Aufstieg – ist das Gefühl mitten im Grand Canyon zu stehen bzw. zu wandern einfach magisch und die Aussichten sind einfach grandios.
Schön ist, dass der Trail auf diesem Abschnitt erst am Colorado und dann die meiste Zeit am Garden Creek entlang läuft (einige Mal müsst Ihr das Flüsschen sogar überqueren), so dass auch in der Hitze das kühle Nass zumindest immer in Sichtweite ist.
Der Campground Indian Garden liegt an der Quelle des Garden Greek, so dass Ihr hier inmitten der sonst eher kargen Wüstenlandschaft plötzlich in einer grünen Oase steht. Hier findet sich für jeden ein nettes, schattiges Plätzchen und da Ihr hier schon einiges an Aufstieg geschafft habt, bietet sich Indian Garden auch hervorragend für eine Pause an. Außerdem könnt Ihr an der Wasserquelle auch Eure Trinkvorräte aufstocken.
Wenn Ihr hier übernachten möchtet, dann braucht Ihr wie beim Bright Angel Campground auch ein Permit des National Park Service.
Von Indian Garden führt übrigens ein fast ebener, etwas 2,5 Kilometer (one-way) langer Weg, zum Aussichtspunkt Plateau Point, von wo Ihr in die Tiefe des Canyons und auf den Colorado River sehen könnt. Für diejenigen, die den Weg bis ganz in den Inner Canyon scheuen, ist dies eine nette, aber ebenfalls sehr anstrengende Alternative.
Für uns geht es allerdings weiter den Canyon hinauf. Dabei bieten sich immer wieder atemberaubende Aussichten und – da Ihr nun langsam den touristischen Teil des Trail erreicht habt – auch immer wieder Gelegenheiten für ein kleinen Plausch mit Mitwanderern.
An zwei weiteren Stellen, nämlich am 3 Mile und am 1 1/2 Mile Resthouse, gibt es außerdem weitere Wasserquellen und Toiletten.
Und dann ist es tatsächlich irgendwann geschafft und der Rim des Canyons erreicht. Jetzt gibt es nur noch drei Bedürfnisse: Duschen, Essen, Schlafen.
Je nachdem wo Ihr übernachtet bzw. Ihr Euren Wagen abgestellt habt, könnt Ihr ganz in der Nähe des Trailhead in einen der kostenlosen Shuttlebusse steigen und Euch zur Feier des Tages ein wenig chauffieren lassen.
Empfehlung?!
Zum Abschluss lässt sich dann eigentlich nur noch eins sagen: Eine Wanderung in den Grand Canyon und wieder hoch ist ein einmaliges Erlebnis mit atemberaubenden Aussichten und magischen Momenten.
Es ist allerdings auch eine der härtesten Tageswanderungen, die Ihr so machen könnt. Deswegen seid bitte sicher, dass Ihr gesundheitlich und konditionstechnisch auch in der Lage dazu seid. Ist dies jedoch der Fall, so werdet Ihr bei diesem Trail wundervolle Momente erleben und hinter her natürlich auch stolz sein, dass Ihr es geschafft habt.
Und wer von Euch sich den kompletten Abstieg nicht zutraut oder es zeitlich nicht schafft: Auf beiden Trails könnt Ihr auch jeweils nur Teilschnitte wandern. 2015 sind wir z.B. aufgrund von Zeit und Wetter auf dem South Kaibab nur bis zum Ooh Aah Point gewandert. Auch hier bekommt Ihr einen guten Eindruck von dem „in-den-Canyon-hineinwandern-Gefühl“, dass Ihr Euch – und wenn auch nur im Kleinen – nicht entgehen lassen solltet.
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Wer von Euch nur grandiose Aussichten ohne Strapazen mag, dem sei übrigens der am Rim entlang führende Desert View Drive oder der nahezu ebene Rim Trail zu empfehlen.
Hey,
hört sich nach einer tollen Route an. Wir würden diese auch gerne wandern. Habt ihr dazu dir GPX Datei für unsere Laufuhr als Navi?
Liebe Grüße und Danke
Hi Corinna,
ja, der Trail ist zwar lang, aber es lohnt sich auf jeden Fall!
Die GPX-Datei habe ich dir per Mail geschickt.
Viel Spaß bei der Tour 🙂
LG Yasmin