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Havanna – Schönheit zwischen Verfall und Wiederaufbau

2,1 Millionen Menschen und damit jeder fünfte Kubaner leben in Havanna, der Hauptstadt Kubas. Die Stadt, deren vollständiger Name „Villa de San Cristóbal de la Habana“ ist, ist damit nicht nur die größte Stadt der Insel, sondern nach Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, auch die zweitgrößte Metropole der Karibik.

Trotz alledem ist Havanna ganz anders, als jede andere Hauptstadt. Große Werbeplakate, riesige Bürogebäude oder funkelnde Fassaden von Geschäften sucht Ihr hier in der Regel vergeblich, vielmehr besticht die Stadt durch ihre Authentizität und ihre Lebendigkeit, aber auch durch ihre Gegensätze. Während einige Gebäude und Häuser wunderschön restauriert sind, scheint beim Nachbarhaus der Kampf gegen den Verfall bereits verloren.

Aber auch der Unterschied zwischen Konsum und Mangel wird in Havanna deutlicher, als überall anders auf Kuba: Während Touristen mit ihren Devisen quasi alles bekommen, was ihr Herz begehrt, stehen eine Straße weiter Kubaner mit ihrer Nationalwährung für rationierte Waren an.

Trotzdem steht Havanna bei den meisten Besuchern ganz oben auf der Liste, über eine Million Menschen besuchen die Stadt jährlich. Und das auch zu Recht, denn Havanna strotz nur so vor Geschichte und Sehenswürdigkeiten und ist gerade aufgrund des Gegensatzes zwischen Verfall und Wiederaufbau auch abseits der Hauptstraßen und Highlights eine echte Schönheit.

In Havanna könnt Ihr aufgrund der ganzen Sehenswürdigkeiten sehr viel Zeit verbringen und am Ende werdet Ihr trotzdem immer wieder etwas Neues entdecken.

Sofern Ihr (wie wir) leider nicht ganz so viel Zeit habt, zeigen wir Euch im Folgenden wie Ihr zumindest die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in knapp 1 1/2 Tagen sehen könnt.

Tag 1: Havanna Vieja / Centro de Habana

Bereits seit 1982 ist La Habana Vieja, die Altstadt Havannas, UNESCO-Welterbe.

Alleine hier findet Ihr ausreichend Sehenswürdigkeiten für mehrere Tage. Über 150 Gebäude stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und beim Spazieren durch die Straße werdet Ihr vielfach das Gefühl haben eine Zeitreise zu machen.

Die Tour am ersten Tag führt Euch durch die Altstadt und das Zentrum von Havanna vom Revolutionsmuseum bis zur Plaza de Armas. Die Strecke ist rund 4 – 4,5 Kilometer lang und dauert 4 – 5 Stunden.

Havanna Vieja

Die Tour startet am Museo de la Revolución, dem ehemaligen Präsidentenpalast. Hier findet Ihr die größte und abwechslungsreichste Ausstellung über die kubanische Revolution, die Ihr chronologisch von oben nach unten begehen könnt.

Dafür müsst Ihr jedoch ausreichend Zeit (mindestens 3 Stunden) einplanen. Wir selbst haben aus Zeitgründen auf die Ausstellung verzichtet.

Von dem Museo de la Revolución macht Ihr Euch dann auf den Weg zur Plaza de la Cathedral und könnt währenddessen schnell erkennen, was Havanna eigentlich ausmacht.

Seit Ihr letztendlich an der Plaza de la Cathedral angekommen, findet Ihr hier nicht nur La Catedral de la Virgen María de la Concepción Inmaculada de La Habana, eine eindrucksvolle Kathedrale aus dem Jahre 1787, sondern auch das Museo des Artes Colonial und den Palacio del Marqués de Arcos, der im 19. Jahrhundert eine Poststation beherbergte.

Nur wenige Meter neben der Plaza de la Cathedral findet Ihr außerdem die berühmte Bar La Bodeguita del Medio, in der einst schon Ernst Hemmingway seinen Rum getrunken haben soll.

Auf den Außenwänden und im Inneren findet Ihr tausende Unterschriften von Gästen, unter anderem natürlich von Ernest Hemmingway, aber z.B auch von Marlene Dietrich und Humphrey Bogart.

Danach geht es für Euch weiter zur Plaza de Armas, wobei Ihr Euch auf dem Weg auf jeden Fall den nördlichen Abschnitt der Calle Mercaderes anschauen solltet, wo ein riesiges Wandgemälde 67 bedeutende Personen der kubanischen Geschichte zeigt.

Die Plaza de Armas, die Ihr anschließend erreicht, ist der älteste Platz der Altstadt und quasi die Wiege der Stadt, denn hier wurde 1519 die Gründungsmesse für San Cristóbal de la Habana durchgeführt.

In der Mitte de Platzes befindet sich ein kleiner Park und die Marmorstatue von Carlos Manuel de Céspedes, außerdem findet hier jeden Tag, außer montags, der größte Büchermarkt Havannas statt.

An der Nordostseite der Plaza de Armas trefft Ihr dann auf El Templete, einen kleiner Tempel im griechisch-römischen Stil, an dessen Stelle die Stadt San Cristóbal de La Habana gegründet worden sein soll.

Das Innere von El Templete könnt Ihr grundsätzlich besichtigen, allerdings sind zum Zeitpunkt unseres Besuches die Restaurierungsarbeiten im vollen Gange, so dass uns nur der Blick von außen bleibt.

Direkt hinter El Templete beginnt übrigens Él Malecón, die rund fünf Kilometer lange Uferstraße Havannas, die bis in den Stadtteil Vedado führt. Hier stehen viele Kubaner und bieten Stadtrundfahrten in wunderschön restaurierten Oldtimer an.

Zudem findet Ihr quasi neben El Templete auch noch das Castillo de la Real Fuerza, den ältesten noch existierenden Militärbau Havannas. Die Burg sollte die Stadt vor Piratenangriffen schützen, war jedoch wegen ihrer strategisch ungünstigen Lage tief in der Bucht wenig geeignet. Im Inneren befindet sich mittlerweile ein Schifffahrtsmuseum.

Das Museum selbst fanden wir nicht besonders interessant, allerdings habt Ihr von den Festungsmauern aus einen tollen Ausblick auf den Malecón und die Plaza de Armas.

Von der Plaza de Armas bringt Euch die Calle Oficios direkt weiter zur Plaza de San Francisco.

Wenn Ihr vorab allerdings noch einen kleinen Schlenker auf die Calle Obispo macht, kommt Ihr noch an dem Hotel Ambos vorbei, in dem Hemmingway seinen Roman „Wenn die Stunde schlägt“ schrieb.

Sein Zimmer im fünften Stock wurde im Originalzustand belassen und kann besichtigt werden.

Die Plaza de San Francisco wird dominiert von dem ehemaligen Handelshaus der Lonja del Comercio und der Convento de San Francisco, eine Kirche, die dem heiligen Franz von Assisi geweihten wurde und die Ihr für 2 CUC pro Person besichtigen könnt.

Dies lohnt sich insbesondere, weil Ihr dann auch den 42 Meter hohen Turm besteigen könnt, von dem Ihr einen wundervollen Blick auf die Altstadt Havannas und die Plaza de San Francisco, mit dem Brunnen Fuente de los Leones, habt.

Die Treppe nach oben könnte allerdings ein wenig besser in Schuss sein.

Im Anschluss geht es weiter zur Plaza Vieja, die wiederum nur einige Gehminuten entfernt ist. Der ehemalige Markt- und Handelsplatz wurde bereits 1559 errichtet und ist heute einer der am schönsten sanierten Plätze Havannas.

Eigentlich könnt Ihr hier von dem 35 Meter hohen Turm der Edificio Gómez Villa einen wundervollen Ausblick auf Havanna genießen, allerdings ist der Turm bei unserem Besuch aus unbekannten Gründen leider geschlossen.

Dafür konnte wir aber die gerade stattfindende Ausstellung von bunten, fröhlichen Hundestaturen bewundern.

Centro Habana

Von der Plaza Vieja sind es rund 15 Gehminuten zum Capitolio bzw. zu dem daneben liegenden Parque Central, wobei Ihr Euch nun stadtteilmäßig nicht mehr in Havanna Vieja, sondern in schon im Centro Habana befindet.

Und wie immer gibt es auf dem Weg viel Schönes, aber auch Verfallenes zu entdecken.

Das 1932 erbaute Capitolio ist eine originalgetreue Kopie des Kapitols in Washington und sollte damals die Verbundenheit mit den Vereinigten Staaten symbolisieren.

Bis 1959 tagte im dem Gebäude der Senat und das Parlament, im Anschluss bis 2012 dann die Akademie für Wissenschaften und ihre Nationalbibliothek. 2018 soll nunmehr das Parlament wieder in das Gebäude einziehen.

Seit 2014 finden aufwendigen Restaurierungsarbeiten statt, die bei unserem Besuch noch nicht abgeschlossen waren. Daher war es uns leider nicht möglich, dass Capitolio von innen zu besichtigen.

Direkt neben dem Capitolio liegt der Parque Central, dessen Bild von dem 1915 erbauten Gran Teatro García Lorca dominiert wird. Mit 2.000 Plätzen gehört es zu den weltgrößten Theatern überhaupt und ist Bühne für die Staatsoper und das Nationalballett.

Für uns noch sehenswerter waren jedoch die traumhaft restaurierten, bunten Oldtimer, die überall um den Platz herum parken und mit denen Ihr – wie am Malecón auch – eine Stadtrundfahrt machen könnt.

Direkt am Parque Central beginnt dann auch die rund einen Kilometer lange Calle Obispo, die den Parque Central mit der Plaza de Armas verbindet. Die liebevoll restaurierte Straße ist eine der bedeutendsten Einkaufsstraßen in Havanna, in der sich Läden, Bars und Restaurants dicht an dicht reihen.

Außerdem findet Ihr – vom Parque Central aus gesehen – direkt am Anfang der Calle Obispo die Bar El Floridita. Die 1817 eröffnete Bar galt lange Zeit als eine der besten der Welt und war – neben der Bodeguita de Medio – nicht nur die zweite Lieblingsbar Hemmingways, sondern angeblich wurde hier auch der Daiquiri erfunden.

Tag 2: Havanna Vedado

Der zweite Tag Eurer Stadttour führt Euch nach Havanna Vedado, das moderne, wirtschaftliche und finanzielle Zentrum von Havanna, das im Norden über den Malecón mit Havanna Vieja verbunden ist.

Die Tour startet am Hotel Nacional, das am Malecón liegt und endet an der Plaza de la Revolución. Für die rund 4 Kilometer lange Strecke solltet Ihr zwischen drei und vier Stunden einplanen.

Wenn Ihr aus der Altstadt bzw. aus dem Zentrum kommt, könnt Ihr übrigens für insgesamt 6 CUC mit dem Cocotaxi von der Plaza de Armas auf dem Malecón am Meer entlang zum Hotel Nacional in Vedado düsen.

Das 1930 auf einem Hügel errichtete Hotel Nacional ist eines der teuersten Hotels Kubas, in dem über die Jahre diverse Prominente logierten.

Direkt gegenüber liegt die ewig lange Uferpromenade Malecón, auf der ganz Havanna spazieren zu gehen scheint. Hier könnt Ihr von der Brüstung aus wunderbar die Meeresbrandung und das lebendige Treiben beobachten. In Höhe des Hotel Nacional habt Ihr außerdem eine fantastischen Blick auf die Stadt.

Am Malecón neben dem Hotel Nacional beginnt dann die Calle 23, die hier im nördlichen Abschnitt La Rampa genannt wird. Hier findet Ihr nicht nur viele Bars, Restaurants und Nachtclubs, sondern auch einige der bekanntesten Treffpunkte Havannas, wie z.B. das Hotel Habana Libre, dass mit seinen 25 Stockwerken das höchste Gebäude der Stadt ist oder die berühmte Eisdiele Coppelia.

Und auch in den Nebenstraße der Calle 23 zeigt sich wieder, dass die Stadt selbst die größte Sehenswürdigkeit ist.

Nur 5 Minuten zu Fuß vom Habana Libre entfernt, trefft Ihr dann auf die 1728 gegründete Universität von Havanna, die Ihr insbesondere aufgrund des monumentalen Treppenaufganges und der Bronzestatue Alma Mater (Mutter der Weisheit) nicht verpassen solltet. Heute studieren hier rund 30.000 Kubaner Natur- und Sozialwissenschaften.

Rund einen Kilometer weiter erreicht Ihr dann die Avenida de los Presidentes, die mit Monumenten und Statuen vielen wichtigen Personen der lateinamerikanischen Geschichte zollt. Das wohl pompöseste Monument befindet sich im Südosten und erinnert an José Miguel Gómez, den zweiten Präsidenten Kubas.

Schließlich erreicht Ihr die sehr kahl wirkende Plaza de la Revolución, die 1952 als Kundgebungsplatz errichtet wurde und heute das politische Zentrum und ein Symbol der Revolution ist. Zu den politischen Aufmärschen am 01. Mai und 26. Juli strömen mehr als eine Millionen Kubaner auf den Platz.

In der Mitte befindet sich das gigantische Memorial José Martí, welches im Inneren mit einem Museum Kubas Nationalhelden verehrt. Davor steht die mit 17 Metern größte Martí-Statue des Landes.

Gegenüber findet Ihr dann noch das Innenministerium, auf dem sich ein riesiger Ché Guevara Kopf findet, während das benachbarte Gebäude von dem Kopf von Camilo Cienfuegos geziert wird.

Wenn Ihr jetzt noch Zeit und Lust habt oder – wie wir – ohnehin in die Richtung müsst, dann könnt Ihr im Anschluss noch den sich rund zwei Kilometer westlich von der Revolutionsplaza befindenden Cementerio de Colón besuchen, welcher der größte Friedhof Amerikas und den drittgrößten der Welt ist.

Die rund eine Millionen Gräber und Mausoleen sind auf 56 Hektar wie eine kleine Stadt angelegt und zeigen mit Obelisken, Statuen, griechisch-römischen Tempeln, Schlössern und Pyramiden die Kreativität der Künstler.

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