Viele kennen von der Reykjanes Halbinsel nur die Schnellstraße, die vom Flughafen Keflavík bis nach Reykjavík führt. Diese gibt zwar bereits einen ersten guten Eindruck von der beeindruckenden Lavalandschaft, doch daneben gibt es auf Reykjanes noch so viel mehr zu sehen.
Die “rauchende Landzunge” befindet sich direkt über der Bruchzone der amerikanischen und der europäischen Kontinentalplatten, die sich quer durch Island ziehen. Aufgrund der Plattenverschiebung, die rund 2 cm pro Jahr beträgt, wird die Halbinsel oft von kleinen Erdbeben erschüttert, daneben ist das Gebiet eine Zone von aktivem Vulkanismus.
Daher findet Ihr auf Reykjanes nicht nur diverse Hochtemperaturgebiete und – wenn Ihr Glück habt – aktive Vulkane, sondern auch den heißesten Ort Islands: 1.000 Meter unter dem Zentralvulkan Gunnuhver wurde eine Temperatur von 300° Grad gemessen.
Krýsuvík/ Seltún
Von Reykjavík kommend trefft Ihr auf der Halbinsel als erstes auf das Vulkansystem Krýsuvík, in dem unter anderem das Solfatarengebiet Seltún liegt.
Über Holzstege könnt Ihr hier zwischen heißen Quellen, blubbernden Schlammtöpfen und zischenden Fumarolen herumspazieren und ganz nebenbei noch den wunderbaren Schwefelgeruch genießen.
Ein Rundgang dauert zwischen 20 und 30 Minuten.
Direkt gegenüber des Gebietes findet Ihr außerdem noch den See Kleifarvatn, der bis zu 97 Meter tief war. Nach einem Erdbeben im Jahr 2000 haben sich dann unter der Wasseroberfläche jedoch vermutlich Spalten geöffnet, so dass er teilweise versickerte. Seitdem steigt die Wasserfläche jedoch wieder kontinuierlich an.
Vulkanausbruch am Fagradalsfjall
Seit dem 19.03.2021 hat Island mit dem Vulkanausbruch am Südhang des Bergmassives Fagradalsfall im Krýsuvík-Vulkansystem eine neue (temporäre) Touristenattraktion. Und dies liegt nicht nur an dem Ausbruch an sich, sondern auch daran, dass es auf der Halbinsel seit nahezu 800 Jahren keinen Vulkanausbruch mehr gegeben
Dadurch, dass die Eruption abgeschlossen in einem Tal stattfand und durch den Ausbruch keine bewohnten Gebiete gefährdet waren, entwickelte sich der Vulkanausbruch schnell zu DER Attraktion und zog zahlreiche Besucher an.
Leider wurde die Erhebung mit der besten Sicht auf den Krater im Juni vollständig von Lava eingeschlossen und ist nicht mehr begehbar, glücklicherweise gibt es in der Gegend jedoch noch ausreichend weitere Hügel. Diese sind zwar mehr als doppelt so weit vom Krater entfernt, dies schmälert das Naturschauspiel jedoch kein Stück. Alleine die Masse an erkalteter Lava ist mehr als beeindruckend.
Mittlerweile hat die isländische Regierung rund um das Eruptionsgebiet diverse Wanderwege angelegt, die allen Besuchern ein sicheres Vulkanerlebnis garantieren. Auch Parkplätze sind mittlerweile vorhanden, allerdings werden für das Parken 1.000 ISK fällig, die Ihr nur über die APP “Parka” bezahlen könnt.
Auf safetravel.is findet Ihr alle Infos zu Routen und Parkplätze, sowie die entsprechenden GPS-Tracks. Außerdem könnt Ihr dort über eine Live-Kamera auch feststellen, ob der Vulkan gerade aktiv ist, denn obwohl der Ausbruch der längste Vulkanausbruch auf Island seit mehr als 50 Jahren ist, macht der Fagradalsfall ab und an mal eine Pause. Wir selbst brauchten ebenfalls zwei Anläufe.
Infos zur aktuellen Aktivität findet Ihr auch auf volcanowether.is. Hier solltet Ihr Euch vorab ohnehin nach den aktuellen Konditionen, wie z.B. allgemeine Sichtbarkeit oder Gasverschmutzung, schauen.
Wir selbst sind vom Parkplatz P3 über die Route C erst zum – mittlerweile erkalteten – Lavafluss gewandert und anschließend auf den Hügel zum Aussichtspunkt. Der Weg ist insgesamt rund 7,5 Kilometer lang und hat einen Höhenunterschied von 270 Höhenmeter.
Der Zeitbedarf – nur für den Weg – liegt bei rund 1 ¾ Stunden.
Der Weg auf den Hügel ist zwar ziemlich steil und an einigen Stellen auch sehr geröllig, aber es lohnt sich! Der Vulkanausbruch war für uns eines der großen Highlights während unserer Reise.
Insoweit nutzt die Chance, wenn Ihr auf Island seid und der Vulkan noch/ gerade aktiv ist.
Blaue Lagune
Die Blaue Lagune ist ein Thermalfreibad und – neben dem Golden Circle – sicherlich eine der meistbesuchten Attraktionen Islands. Dies liegt nicht nur an der blau-weißen Farbe des Wassers, sondern auch daran dass dieses anerkanntermaßen Hautkrankheiten lindern kann.
Das Interessante daran ist, dass die Lagune/ der See gar nicht natürlich entstanden ist, sondern durch das überschüssigen Wasser eines nahegelegenen Geothermalwerks befüllt wird. Trotzdem enthält das Wasser keinerlei Chemikalien, sondern nur natürliche Mineralien und ist damit absolut sauber.
Mittlerweile ist die Blaue Lagune so beliebt, dass Ihr einen Besuch hier sehr frühzeitig planen und online reservieren solltet, wobei ein Besuch hier kein Schnäppchen ist. Alleine für das kleinste Paket werden 44,- EUR p.P. fällig.
Wir selbst haben auf einen Besuch verzichtet und uns auf ein Drohnenfoto beschränkt.
Brimketill
An der Küste des kalten Nordatlantiks findet Ihr den Brimketill, einen durch die Brandung geschaffenen Pool, der – wie Ihr Euch sicherlich denken könnt – jedoch nicht mit warmen Wasser gefüllt ist, sondern vom kalten Meereswasser gespeist wird.
Am Brimketill gibt es einen Parkplatz, von dort führt Euch ein kurzer Weg zu einer Aussichtsplattform, eine deutlich bessere Sicht habt Ihr jedoch, wenn Ihr noch ein Stück über die Lava an den Rand der Klippen lauft. Idealerweise kommt Ihr dann zusätzlich auch noch bei Ebbe und ruhigem Meer.
Ein netter, kurzer Stopp und – wenn Ihr Euch traut und das Meer ruhig ist – könnt Ihr sogar in dem Pool baden. Isländer tun das offensichtlich, zumindest konnten wir bei unserem Besuch eine hartgesottene, isländische Familie dabei beobachten.
Der Zeitbedarf liegt ohne Bad bei circa 15 Minuten.
Gunnuhver
Gunnuhver ist das das zentrale Hochtemperaturgebiet des Vulkansystems Reykjanes und mit Temperaturen von über 300° Grad unter den Quellen, einer der heißesten Orte auf Island. Zudem findet Ihr hier das größte Schlammquellengebiet der Insel, dass Ihr – zumindest teilweise – über einen Holzpfad erkunden könnt.
Von der Straße 425 sind es rund 1,5 Kilometer über eine holprige, enge Schotterpiste, bis Ihr den Parkplatz erreicht. Der Zeitbedarf für den kurzen Rundweg liegt bei allenfalls 30 Minuten.
Reykjanesviti
In einem kleinen Bogen geht es weiter in Richtung des Leuchtturms Reykjanesviti.
Fahrt Ihr an diesem vorbei, findet Ihr am Ende der Straße, die – zumindest im Sommer – oft von ziemlich aggressiven Vögeln blockiert wird – direkt an der Küste einen riesigen Parkplatz. Hier werden zunächst einmal 750 ISK für das Parken fällig, die Ihr auch diesmal nur mit der APP “Parka” bezahlen könnt.
Von hier auf könnt Ihr mit Blick auf den Felsen Karl und die Vogelinsel Eldey, auf der eine der größten Basttöpelkolonien der Welt nistet, einen Spaziergang hoch über der tosenden Küste genießen.
Vorher oder danach könnt Ihr auch noch eine Wanderung zum Leuchtturm unternehmen, allerdings wird hierfür eine zusätzliche Parkgebühr fällig.
Der Zeitbedarf für einen kurzen Spaziergang entlang Küste liegt bei rund 30 Minuten.
Brú milli heimsálfa/ Miðlína
Am letzten Stopp auf dem Weg nach Keflavík könnt Ihr nochmal von Europa nach Nordamerika “hoppen”, denn die Brücke zwischen den Kontinenten spannt sich über einen Graben, der die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte voneinander trennt.
Spektakulär fanden wir es nicht, aber dafür braucht der Stopp im Zweifel auch allenfalls 15 Minuten.
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Die Halbinsel Reykjanes hat einige nette Stopps und mit dem Vulkanausbruch auch eines der derzeitigen größten Highlights der Insel zu bieten, aber sofern Ihr zeitlich eher knapp seid, könnt Ihr – vom Vulkan mal abgesehen – auf Reykjanes unseres Erachtens notfalls auch verzichten.
Neben Reykjanes gibt es auf Island nämlich noch so viele andere Highlights zu sehen.
Eine Übersicht über unsere Route findet Ihr in unserem Beitrag 12 Tage in Island – Ein Routenbeispiel, von dort kommt Ihr auch in die weitere Beiträge.
Viel Spaß beim Stöbern.
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