Er ist das Wahrzeichen des Yosemite National Parks – der 2.693 Meter hohe Half Dome. Zusammen mit El Capitan stellt der markante Granitfelsen eines der meist meistfotografierten Motive des National Parks dar.
Trotz eines Berichts von 1865, in dem es hieß, der Gipfel sei „vollkommen unzugänglich und wahrscheinlich der einzige der herausragenden Punkte über dem Valley, der nie von Menschenhand betreten wurde und wird“, erreichte George Anderson 1875 den Gipfel und legte dabei die Vorläufer der heutigen Cables.
Heute ist der Trail zum Gipfel zwar gut ausgebaut, trotzdem bleibt es eine der anspruchsvollsten und denkwürdigsten Wanderungen in Yosemite, wenn nicht gar im ganzen National Park System. Der Trail überwindet auf fast 23 Kilometern nahezu 1.600 Höhenmeter, aber die Aussicht vom Gipfel die Mühe wert ist.
Doch der Trail bietet nicht nur die Gipfelaussicht, sondern auch unvergessliche Ausblicke auf zwei der berühmtesten Wasserfälle des Parks, die Vernal und Nevada Falls.
– Aktualisiert April 2021 –
Inhalt
Permits
Da sich viele Leute der Herausforderung stellen wollen, ist der Hike zum Half Dome schon seit langem eine der begehrteste Wanderungen im Park. Aus diesem Grund braucht Ihr sowohl für den Sub Dome, als auch für die Cables seit 2010 ein Permit, die jeweils im März für das ganze Jahr per Online-Lotterie verlost werden.
Pro Tag werden maximal 300 Genehmigungen erteilt, davon 225 für Tageswanderer und 75 für Backpacker. Zusätzlich werden jeweils zwei Tage vor dem Wandertermin um die 50 Tickets verlost, die aufgrund Unterauslastung oder Annullierung übrig geblieben sind.
Für die Anmeldung zur Lotterie zahlt Ihr pro Anmeldung (nicht pro Person) 10 $, die Ihr auch nicht zurück erhaltet, wenn Ihr keine Permits gewinnt. Solltet Ihr zu den Glücklichen gehören, die ein Permit bekommen, so werden weitere 10 $ fällig. Diese sind im Falle einer Stornierung jedoch erstattungsfähig.
Seid Ihr in der Lotterie erfolgreich gewesen, erhaltet Ihr Euer Permit per Mail. Dieses müsst Ihr am Wandertag entweder elektronisch (Achtung: Mobiles Internet funktioniert nicht immer) oder als Ausdruck bei Euch haben und am Fuße des Sub Domes beim Ranger vorzeigen.
Mehr Infos zur Lotterie, sowie den Link zur Anmeldeseite findet Ihr auf der Seite des National Park Service.
Beachtet bitte, dass die Cables aufgrund des Wetters nur von Ende Mai bis Anfang Oktober aufgebaut sind, in den anderen Monaten könnt Ihr nicht auf den Gipfel des Half Domes hiken. Auch bei starkem Regen oder Unwetter solltet Ihr auf den Aufstieg unbedingt verzichten.
Trail Facts
- Lage: Yosemite National Park
- Start: Happy Isles Trailhead (Shuttle Stop #16)
- Traillänge: 27 Kilometer (Hin- und Rückweg über Mist Trail)
- Höhenunterschied: 1.600 Meter
- Dauer: 10 Stunden
- Besonderheit: Vernal & Nevada Falls, Little Yosemite Valley, Liberty Cap, Sub Dome, Cables, Top of Half Dome
- Mehr Infos: National Park Service
Es gibt diverse Möglichkeiten den Gipfel des Half Domes zu erreichen. Die meisten Wanderer wählen für den Hinweg den Mist Trail und für den Rückweg den längeren, aber nicht so steilen John Muir Trail.
2015 sind wir von den Vernal Fall über den John Muir Trail wieder abgestiegen, er konnte uns jedoch nicht so richtig überzeugen. Zum einen ist er landschaftlich längst nicht so schön wie der Mist Trail und zum anderen ist der Weg auch sehr geröllig, was das Laufen – trotz der geringen Steigung – nicht gerade angenehm gemacht hat.
Wir sind daher beim Half Dome Hike über den Mist Falls Trail auf- und abgestiegen.
Der Hike
Vernal Fall Footbridge
Lange haben wir uns vorgestellt, wie es wäre den Gipfel des Wahrzeichens zu besteigen, kurz vor Ende unseres Urlaubes ist es dann endlich soweit. Morgens um 06.00 Uhr erreichen wir den Happy Isles Trailhead, wo der Hike zum Half Dome startet. Die Sonne ist zwar noch nicht richtig aufgegangen, aber es ist jetzt schon erkennbar, dass es ein sonniger, wunderschöner Tag wird.
Da so früh noch kein Shuttle Bus fährt, sind wir mit dem Auto unterwegs. Der nächst gelegene Parkplatz ist das Yosemite Valley Trailhead Parking, direkt hinter dem Half Dome Village. Von hier geht es dann rund 800 Meter über eine Zufahrtsstraße bis zur Happy Isles Bridge, wo der Trail beginnt.
Der erste Abschnitt des Mist Trails führt über einen asphaltierten Weg, der für die frühen Morgenstunden teilweise schon ziemlich stark an Höhe gewinnt. Bis zur Vernal Fall Footbridge, von der Ihr einen ersten Blick auf den gigantischen Wasserfall werfen könnt, sind es 1,3 Kilometer bei einem Höhenunterschied von 120 Metern.
Hier gibt es übrigens auch den letzten Trinkwasserbrunnen, danach müsst Ihr mit Eurem mitgebrachten Wasser auskommen.
Top of Vernal Fall
Circa 300 Metern hinter der Brücke kommt Ihr zunächst an der Abzweigung zum John Muir Trail vorbei, dass heißt wenn Ihr diesen für den späteren Abstieg benutzt, würdet Ihr hier wieder auf den Mist Trail stoßen.
Direkt nach der Kreuzung beginnt dann der Aufstieg zu dem eindrucksvollen Vernal Fall. Hier werdet Ihr nun feststellen, warum der Mist Trail seinen Namen trägt. Entlang des Merced Rivers und des Wasserfalls schlängelt sich eine lange, steile und vom Gischt rutschige Granittreppe den Berg hinauf. Bis zum Gipfel des Wasserfalls überwindet Ihr auf knapp 800 Metern über 600 Treppen und einen Höhenunterschied von 200 Metern.
Hinzu kommt, dass Euch die Gischt einmal richtig durchnässen wird, was bei warmen Temperaturen sehr angenehme ist, in den frühen Morgenstunden aber noch ein wenig kühl sein kann. Es lohnt sich daher eventuell eine Regenjacke oder ähnliches mitzubringen.
Dafür sind die Ausblicke auf den fast 100 Meter hohen Wasserfall einfach grandios.
Seid Ihr dann endlich oben angekommen, bietet sich außerdem ein unglaublicher Blick auf die umliegende Umgebung und den Merced River.
Wenn Ihr in Yosemite nicht so viel Zeit habt oder lieber einen kurzen Trail hiken wollt, dann ist dies eine gute Alternative. Am Gipfel des Wasserfalles könnt Ihr dann einfach umdrehen und denselben Weg zurücknehmen. Alternativ kehrt Ihr über den John Muir Trail zurück.
Dies haben wir im Jahr 2015 so gemacht, als wir aufgrund des gesperrten Tioga Passes keine Zeit mehr hatten, siehe unser Beitrag Yosemite National Park – Top of Vernal Fall (Mist Trail)
Top of Nevada Fall
Danach verläuft der Weg zunächst für kurze Zeit relativ eben, bevor es nach der Brücke, die Euch über den Fluss bringt, wieder steil bergauf in Richtung des Gipfels des 180 Meter hohen Nevada Fall geht. Hier schlängelt sich der Trail durch schattige Wälder über Serpentinen und weitere Treppen aus Fels und Geröll den Berg hinauf.
Vom Vernal Fall zum Nevada Fall sind es weitere 2,4 Kilometer mit einem Höhenunterschied von rund 300 Metern. Wenn Ihr oben angekommen seid, befindet Ihr Euch ungefähr 610 Meter über dem Boden des Yosemite Valleys und habt nochmal 850 Höhenmeter bis zum Gipfel des Half Domes vor Euch.
Auch von hier könnt Ihr entweder auf demselben Weg oder über den John Muir Trail zum Happy Isles Trailhead zurückkehren, wobei der Weg über den John Muir Trail rund 2,5 Kilometer länger ist, als der Rückweg über den Mist Trail.
Little Yosemite Valley
Nach dem Nevada Fall wird der Trail endlich – zumindest für ein kurzes Stück – ein wenig ebener, das solltet Ihr genießen, der nächste Anstieg kommt schneller als Euch lieb ist.
Zunächst passiert Ihr jedoch den Campground Little Yosemite Valley, erst danach beginnt der Weg stetig durch den Wald aufzusteigen. Auf diesem Abschnitt des Trails gibt es die meiste Zeit nicht wirklich viel zu sehen, nur ganz gelegentlich lichten sich die Bäume ein wenig und Ihr könnt einen Blick auf den Half Dome, das Liberty Cap und die Umgebung werfen.
Sub Dome
Schließlich endet der Weg durch den Wald mit einem letzten, sehr steilen Anstieg, dann seid Ihr am Fuße des Sub Domes, wo auch Eure Permits kontrolliert werden. Nun steht Euch der wirklich schlimmste Teil des Trails bevor, denn der Aufstieg auf den Sub Dome ist wirklich extrem anstrengend.
Auf 560 Metern überwindet Ihr über Serpentinen und riesige, unebene Felsstufen eine sehr beachtliche Anzahl von Höhenmeter. Die Schritte, die Ihr machen müsst sind riesig und meist ist man bereits nach ein bis zwei Stufen total aus der Puste. Es geht daher hier nur sehr langsam voran, aber wenn Ihr es endlich geschafft habt, dann erwartet Euch nicht nur der letzte Teil des Trails, sondern auch eine Aussicht, die Ihr nie wieder vergessen werdet.
Half Dome Cables
400 Meter trennen Euch nun noch bis zum Gipfel des Half Domes, aber diese gibt es ebenfalls nicht geschenkt. Von der Kuppel des Sub Domes könnt Ihr einen ersten Blick auf das werfen, was Euch nun erwartet: Die Cables.
Und das schockiert uns dann schon ein wenig, denn der letzte Anstieg sieht deutlich steiler aus, als wir uns das vorgestellt haben. Quasi so, als ginge es jetzt mehr oder weniger senkrecht nach oben. Da hilft am besten nicht zu lange zu überlegen und einfach anzufangen.
Bei einer Steigung von 49 Grad sind die letzten 120 Meter bis zum Gipfel nur mit Hilfe von zwei Metallkabeln, die als Haltegriffe dienen, möglich. Zusätzlich gibt es einige Holzbalken auf denen Ihr stehen bleiben könnt, um Luft zu holen und Eure Arme zu entlasten, denn die Granitoberfläche des mittleren Teils ist tatsächlich so glatt, dass Ihr Euch hier mit reiner Oberkörperkraft hochziehen müsst.
Wir waren zwar auf eine steile Steigung und glatte Oberflächen vorbereitet, es hat uns dann aber doch überrascht, wie anstrengend der Aufstieg dann wirklich war. Grundsätzlich ist er zwar für die meisten Leute irgendwie machbar, allerdings solltet Ihr ihn auch nicht unterschätzen. Gute, rutschfeste Handschuhe und Schuhe sind hier übrigens Gold wert.
Bis zu den Cables waren wir vier Stunden unterwegs, der letzte Aufstieg hat dann nochmal um die 20 – 30 Minuten gedauert. Wir hatten hier auch wirklich Glück: Dadurch das wir relativ früh gestartet sind, blieb bei uns der typische Stau, der entsteht weil die meisten Wanderer die Cables zu gleichen Zeit erreichen, aus und wir konnten ungehindert und in unserem Tempo aufsteigen.
Es ist wirklich ein irres Gefühl dann endlich den Gipfel erreicht zu haben. Wir haben es geschafft und sind wirklich stolz auf unsere Leistung.
Nun können wir erstmal die Aussicht genießen und wieder zu Kräften kommen.
Top of Half Dome
Der Gipfel selbst ist eine riesige, nahezu ebene Fläche mit einem fantastischen Rundblick über Yosemite und das Valley. Hier könnt Ihr wirklich viel Zeit damit verbringen, das 360 Grad Panorama zu genießen.
Back to Yosemite Valley
Wir selbst rasten und fotografieren rund eine Stunde auf dem Gipfel, danach machen wir uns auf den langen Weg zurück ins Tal. Während wir auf dem Gipfel waren, haben viele weitere Wanderer die Cables erreicht und oft müssen wir auf den Holzbalken anhalten und die Leute vorbeilassen. Trotzdem gelingt auch der Abstieg problemlos und halbwegs zügig.
Danach geht es auf dem bekannten Weg zurück zum Happy Isles Trailhead. Da wir den John Muir Trail, den wir 2015 für den Abstieg vom Vernal Fall gewählt haben, als langweilig und geröllig in Erinnerung haben, steigen wir auch über den Mist Trail wieder ab. Das Schöne ist, dass wir nun alle Highlights des Trails noch einmal im Sonnenschein zu sehen bekommen, nachdem es bei unserem Start ja noch zu früh dafür war.
Als wir dann um 16.00 Uhr unser Auto erreichen, sind wir allerdings mehr als froh und freuen uns auf eine Dusche und etwas Ungesundes zu essen. Insgesamt waren wir 10 Stunden unterwegs, davon haben wir für Auf- und Abstieg jeweils 4 1/2 Stunden gebraucht und eine Stunde auf dem Gipfel des Half Domes verbracht – eine Leistung mit der wir sehr zufrieden sind.
Sofern Ihr zu den Glücklichen gehört, die es schaffen ein Permit zu gewinnen, können wir Euch den Hike zum Half Dome nur empfehlen. Es ist zwar super anstrengend und der Muskelkater für die nächsten Tage ist vorprogrammiert, aber – mit Ausnahme des eher unspektakulären Waldabschnittes – ist der Trail einfach nur grandios und die Aussichten sind unbeschreiblich. Dazu kommt, dass Ihr unglaublich stolz darauf sein werdet es geschafft zu haben.
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Yosemite hat natürlich aber auch noch viel, viel mehr tolle Trails und Aussichten zu bieten. Mehr allgemeine Infos zum Park findet Ihr in unserem Beitrag Yosemite National Park – Das Wunder in der Sierra Nevada.
Für Wahnsinns-Ausblicke ganz ohne Anstrengung können wir Euch Washburne und Glacier Point oder Tunnel View und Bridalveil Fall empfehlen.
Kürzer und nicht zu anstrengend sind die Trails zum Sentinal Dome/ Taft Point, zum Mirror Lake, zum Lower Yosemite Fall oder durch den Mariposa Grove. Und auch beim Upper Yosemite Fall muss es nicht immer gleich die Abbruchkante sein.
Nicht zu vergessen außerdem die Tioga Road, an der nicht nur unglaublich tolle Panoramen, sondern auch der wunderschöne North Dome Trail liegen.
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