Gleich zweimal wurde Huaraz im 20. Jahrhundert nahezu komplett zerstört. Das erste Mal 1941, als ein schwerer Eissturm einen Bruch in einem Moränenwall verursachte. Dieser wiederum löste anschließend eine schwere Schlammlawine aus, die weite Teile der Stadt zerstörte und zwischen 5.000 bis 7.000 Menschen tötete.
Im Mai 1971 wurde Huaraz dann von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Dabei kamen nicht nur um die 10.000 Menschen ums Leben, sondern die Stadt wurde auch bis fast auf die Grundmauern zerstört.
Beim Wiederaufbau habe man angeblich stark den Tourismus mit einbezogen und viel Wert auf Unterkünfte, Restaurants und andere Annehmlichkeiten gelegte, aber – gerade im Vergleich zu Cusco – fanden wir Huaraz doch noch sehr einfach.
Trotzdem waren auch unsere weiteren Tage hier ganz nett, wobei wir uns vielleicht ein kleines bisschen zu sehr kaputt gespielt haben und am Ende einen Tag mehr Pause brauchten, als ursprünglich geplant.
Nevado Mateo
2,6 km, 352 m, 352 m, 04:47 Std.Nachdem es mit dem Pico Austria in Bolivien nicht geklappt hatte, war heute der Tag, wo wir endlich einen der hohen Gipfel erklimmen sollten. Der Pico Mateo ist mit seinen 5.150 Metern zwar knapp zweihundert Meter niedriger als der Pico Austria, für uns wäre es trotzdem mit Abstand der höchste Berg, auf dem wir je gewesen sein würden.
Im Reisebüro wurde uns dazu versichert, dass der Gipfel anfängerfreundlich und einfach zu begehen sei. Oben müsse man zwar mit Grödeln über einen Gletscher laufen, aber das sei alles kein Problem und sehr einfach…
Da wir – wie es sich für eine Gipfelbesteigung gehört – bereits sehr früh, um 03.30 Uhr, abgeholt wurden, klingelte der Wecker bereits um 02.00 Uhr in der Nacht. Geschlafen hatten wir beide bis hierhin nicht besonders gut, dementsprechend waren wir noch sehr, sehr müde.
Nach einer Fahrt im Dunkeln kamen wir gegen 05.30 Uhr am Parkplatz unterhalb des Pico Mateos an. Neben unserem Minibus, in dem sich um die 16-18 Personen befanden, standen hier bereits drei weitere Busse und noch einige PKWs. Es war also viel voller, als wir uns das vorgestellt hatten.
Bevor es nun losging, bekamen wir zunächst unsere Ausrüstung: Klettergurt, dicke Handschuhe, Grödel, Eisaxt und die Wanderstiefel, die wir gestern anprobiert hatten. Die Grödel verschwanden zunächst im Rucksack und die Axt wurde außen befestigt, denn beides würden wir erst kurz unterhalb des Gipfels benötigen.
Zudem wurden wir in kleinere Gruppen eingeteilt, so dass wir uns schließlich mit drei anderen Gipfelstürmern uns zwei Guides auf den Weg machten.
Schon nach ziemlich kurzer Zeit erreichten wir die Stelle, wo auf einem ziemlich steilen und staubigen Weg der Aufstieg begann. Schon hier waren wir ein wenig überrascht, denn uns kam der Weg bereits hier nicht besonders anfängerfreundlich vor und so war es auch. Schon nach wenigen Minuten hatten wir das Pärchen und einen der Guides hinter uns gelassen.
Etwas später war der “normale” Weg zu Ende und es ging leicht kletternd über Felsen weiter nach oben. An einer etwas ausgesetzteren Stelle wurde Yasmin sogar vom Guide angebunden, da er vermutete, dass sie Probleme haben würde. Diese hatte dann aber nicht sie, sondern der Brasilianer, der noch mit uns unterwegs war und der nur sehr langsam hinterher kletterte. Dementsprechend war er anschließend derjenige, der mit dem Seil angebunden war und vom Guide geführt wurde.
Nach etwa anderthalb Stunden Anstieg über Felsen erreichten wir schließlich die Schneegrenze, wo wir die Grödel an die Stiefel schnallten und alle vom Guide angeseilt wurden. An vorderster Position ging der Guide, dann der Brasilianer, gefolgt von Yasmin und mir als Schlusslicht.
Anschließend marschierten wir los, wobei der Weg unserer Meinung nach immer noch nicht besonders anfängerfreundlich war, denn als absolute Grödel-Anfänger mussten wir eine 45 bis 55 Grad steile Eisfläche nach oben steigen, was wir ziemlich gruselig fanden. Erst nach einiger Zeit, als wir verstanden hatten, dass die Grödel auf dem Eis ziemlich gut hafteten, wurde es zwar besser, aber richtig angenehm fanden wir es trotzdem nicht.
Nach etwa 45 Minuten erreichten wir endlich den Gipfel, auf dem sich bereits mehrere andere Gruppen aufhielten und den vorhandenen Platz stark beschränkten.
Die Aussicht war ziemlich spektakulär, wurde jedoch vom Gedanken getrübt, dass wir gleich denselben, steilen Weg wieder hinabgehen würden.
Auf Sicherheitsgründen blieben wir als Vierergruppe angeseilt, was die Bewegungsfreiheit und Fotomöglichkeiten etwas einschränkte. Nachdem unser Guide – ziemlich miese – Gipfelfotos von uns gemacht hatte, setzten wir uns für ein paar Minuten hin und aßen eine Kleinigkeit.
Im Anschluss ging es wieder den Berg hinab, wobei die Reihenfolge dieselbe wie beim Aufstieg war, so dass ich nun an vorderster Stelle war. Da ich noch immer an einer gewissen Höhenangst leide, war ich darauf natürlich besonders scharf…
Nicht besser wurde es, als Yasmin aufgrund der ungewohnten Stiefel Probleme beim Abstieg bekam und daraufhin vom Guide auf die vorletzte Position unserer Seilschaft umgebunden wurde. Dies dauerte etwa zehn Minuten, während der ich freudig in den mehrere tausend Meter tiefen Abgrund kurz vor mir blicken durfte.
Als alles fertig war, gingen wir in sehr gemächlicher Geschwindigkeit bergab und hielten mehrfach an, damit Yasmin oder dem Brasilianer bei schwereren Stellen geholfen werden konnte. Zudem rutschte an einer Stelle einer der Teilnehmer einer anderen Gruppe aus und schlitterte die Eisfläche hinab, bis er durch das das Seil seiner Gruppe aufgehalten wurde…
Jedem von uns fiel ein gewaltiger Stein vom Herz, als wir endlich wieder an der Schneegrenze angekommen waren und nicht mehr auf die Grödel angewiesen waren. Nachdem wir das gesamte Schneeequipment ausgezogen und wieder in bzw. an unseren Rucksäcken verstaut hatten, gingen wir den felsigen Weg hinab zu unserem Minibus.
Von den ungewohnten und offensichtlich nicht besonders gut passenden Stiefeln taten Yasmins Füße und Schienbeine mittlerweile jedoch so weh, dass wir – gefühlt – nur noch in Schneckentempo vorankamen und ich ihr häufig bei steileren Sektionen helfen musste. In Verbindung mit unserem Schlafmangel war dies für uns beide sehr anstrengend, so dass wir unglaublich froh waren, als wir nach etwa 1.5 Stunden wieder zurück am Bus waren.
Witzigerweise waren wir trotz unserer atemberaubenden Gemächlichkeit beim Abstieg die erste Gruppe aus unserem Bus, die den Parkplatz erreichte. Dies hieß war, dass wir offensichtlich doch nicht so langsam gewesen waren, es war aber trotzdem keine gute Sache, dann dadurch durften wir mal wieder 1.5 Stunden warten, bis auch die letzte Gruppe wieder zurück war. Bezeichnenderweise war dies das Pärchen, dass am Morgen mit uns gestartet war.
Um 13.00 Uhr waren wir endlich wieder vollständig und fuhren zurück nach Huaraz. Wir waren zufrieden, denn es war noch so früh, dass wir noch den halben Tag Zeit haben würden, aber leider hatten wir nicht mehr mit der peruanischen Angewohnheit der optionalen Essensangebote gerechnet.
Demnach hielten wir nach knapp 50 Minuten Fahrt an einem leicht ranzigen Restaurant am Straßenrand an, damit alle Reisenden zu absolut überhöhten Preisen noch ein Mittagessen verdrücken konnten. Wir waren mal wieder nicht ganz zufrieden mit der Situation, denn – wie es sich für lange Wanderungen gehört – hatten wir uns vorab ausreichend Proviant besorgt, insbesondere nachdem wir in dem Reisebüro darauf hingewiesen wurden, dass es nichts zu Essen gäbe. Zudem waren wir der Meinung, dass es jedem zumutbar gewesen wäre, die restlichen 45 Minuten Fahrt nach Huaraz auch noch ohne Essen auszuharren.
Am Ende waren wir dann erst gegen 15.45 Uhr zurück in unserem Hotel, wo wir duschten, uns zweimal im Kreis drehten und anschließend direkt wieder los zum Abendessen gingen. Als wir anschließend sehr erschöpft ins Hotel zurück kamen, fielen wir fast gleich darauf ins Bett und schliefen ein.
Glaciar Pastoruri
4,08 km, 150 m, 150 m, 01:43 Std.Nach dem sehr anstrengenden Tag gestern schliefen wir sehr gut und genossen es, dass es heute etwas entspannter sein würde. Vor allem würde die Tour nicht vor 08.30 Uhr beginnen, so dass uns der Wecker “erst” um 06.30 Uhr weckte. Langzeitreisen ist so herrlich…
Nach dem gewohnt kargen peruanischen Frühstück waren wir rechtzeitig um 08.20 Uhr beim Reisebüro. Überraschenderweise wurden wir auch um 08.30 Uhr zu einem Bus geführt, dort passierte dann aber mal wieder eine ganze Weile gar nichts.
Kurz vor neun Uhr stand unser Bus immer noch auf dem Parkplatz, da offensichtlich noch einige Teilnehmer fehlten. Warum auch immer wurden wir dann allerdings von einem Mitarbeiter des Reisebüros abgeholt und zu einem anderen Bus geführt. Natürlich war dieser – ein Sprinter – bereits propevoll, so dass wir vorne neben dem Fahrer sitzen durften. Für mich war das noch okay, aber Yasmin hatte in der Mitte (mal wieder) nicht besonders viel Beinfreiheit. Immerhin fuhren wir dafür zumindest halbwegs pünktlich ab.
Wie leider bei fast allen Touren hier in Peru war der erste Stopp dann ein Restaurant, wo wir 45 Minuten darauf warteten, dass die anderen Tourgäste – abgesehen von uns – zur Vermeidung der Höhenkrankheit Coca-Tee tranken.
Nachdem dies endlich erledigt war, fuhren wir circa eine weitere dreiviertel Stunde zu dem ersten richtigen Stopp der Tour. Der eigentliche Grund des Haltes – eine blubbernde Quelle aus giftigem Wasser – war nicht besonders eindrucksvoll, jedoch konnte uns der Blick über das Tal, an dessen Ende der über 5.500 Meter hohe Raria thront, überzeugen.
Nur wenige Minuten später hielten wir erneut und konnten dieses Mal eine Ansammlung von Puya Raimondii – auch Riesenbromelien genannt – bewundern. Die Pflanzen können bis zu 12 Meter hoch werden und stehen im Guiness-Buch der Rekorde für den längsten Blütenstand der Welt, der bis zu acht Metern betragen kann.
Anschließend fuhren wir weiter und erreichten gegen halb eins endlich den – sehr vollen – Parkplatz am Fuße des Pastoruri Gletschers. Auf einem gut ausgebauten und gepflasterten Weg gingen wir von hier etwa anderthalb Kilometer und 150 Höhenmeter, wobei wir an Massen von Menschen vorbei kamen, von denen manche aufgrund der Höhe von knapp 5.000 Metern nicht mehr besonders glücklich aussahen.
Wie wir bereits erwartet hatten, war es auch oben vor dem Gletscher ziemlich voll. Besonders begeistert waren wir von den Menschen, die trotz großer Schilder und Seile über die Absperrungen kletterten, um einen Selfie von sich und einem großen Stück Eis zu machen…
Die anwesenden Guides sagten dazu nichts, bis sie von Yasmin und einer anderen Dame mehrfach darauf hingewiesen wurden, dass sich ihre Gruppenmitglieder daneben benahmen.
Obwohl der Gletscher aufgrund seiner Dimensionen – er ist etwa 4 Kilometer lang – schon beeindruckend ist, waren wir nicht besonders begeistert, wobei wir nicht sicher waren, woran das lag. Vielleicht an den ganzen Menschen, von denen sich ungefähr die Hälfte nicht benehmen konnten, unserem Schlafmangel, der Erschöpfung vom Tag davor oder der Aussicht, dass sich mit Sicherheit die Hälfte unser Mitreisenden nicht an die vereinbarte Rückkehrzeit halten würde.
Nach einigen Minuten ließen wir uns etwas abseits des Trubels nieder und aßen unseren Proviant. Kurze Zeit später machten wir uns dann langsam an den Rückweg, denn um 14.40 Uhr sollte sich die gesamte Gruppe wieder am Bus einfinden und wir wollten – typisch deutsch – natürlich rechtzeitig zurück sein.
Wir erreichten den Parkplatz circa 10 Minuten vor der vereinbarten Abfahrtszeit, aber außer uns und dem Busfahrer war noch niemand weiter zu sehen. Nach und nach trafen dann aber doch die restlichen Mitreisenden ein, nur eine Familie ließ sich – absolut unerwartet – viel Zeit und kam 20 Minuten zu spät, leider mal wieder ein typisch peruanisches Erlebnis.
Auf der Rückfahrt konnten wir noch einmal das sehr schöne Tal bewundern, dass von eindrucksvollen Bergen eingefasst war und das tatsächlich eines der schönsten war, das wir bisher in Peru haben erleben dürfen.
Wir um 16.30 Uhr wieder bei dem – im Übrigen nicht besonders gut bewerteten – Restaurant, wo nun das “Mittagessen” eingenommen wurde. Wir verzichteten allerdings erneut, einerseits weil wir noch keinen Hunger hatten und andererseits weil die Preise eine Touri-Abzocke par excellence waren.
Wenigstens ging es einigermaßen schnell, so dass wir bereits nach 45 Minuten den letzten Teil der Rückfahrt beginnen konnten.
Um kurz nach sechs waren wir dann endlich wieder in Huaraz angekommen, wobei wir wieder sehr kaputt waren. Da wir keine Lust hatten Ewigkeiten in einem Restaurant auf unser Essen zu warten, fielen wir auf dem Heimweg erneut in die Polleria ein, wo wir – wie schon vor zwei Tagen – Grillhähnchen und Pommes bestellten, dieses Mal aber eine kleinere Portion.
Anschließend gingen wir direkt ins Hotel, duschten uns noch kurz und fielen danach quasi sofort ins Bett.
Erholungstag
Nach vier Tagen mit Ausflügen wollten wir es heute ein wenig langsamer angehen lassen und verbrachten fast den gesamten Tag in unserem Hotelzimmer. Während dieser Zeit telefonierten Yasmin mit Kim und ich mit meinem Vater, wir planten unsere Zeit in Kolumbien, brachten unsere Wäsche in die Wäscherei und schrieben den aktuellen Blogartikel, für den letzten Tagen nur wenig Zeit geblieben war.
Um die Mittagszeit herum schlenderten wir zur Plaza de Armas, dem Hauptplatz der Stadt, wo wir uns Papas Rellenas als kleinen Mittagssnack gönnten, ansonsten aber nicht besonders viel Zeit verbrachten. Die Umgebung hier ist wunderschön, aber Huaraz als Stadt kann uns leider nicht sonderlich begeistern.
Zum Abendessen gab es dieses Mal Pizza, die sogar einigermaßen ordentlich schmeckte 😉 Abends schauten wir uns dann den dritten Teil von Guardians of the Galaxy an, wobei Yasmin hoch anzurechnen war, dass sie währenddessen ausnahmsweise mal nicht einschlief und bis zum Ende – immerhin kurz nach 22.00 Uhr – durchhielt 😀
Orgatag
Auch heute hatten wir nichts vor, denn einerseits wollten wir uns vor der langen Fahrt nach Lima morgen nicht kaputt spielen und andererseits hatten wir auch keine Lust mehr auf die hiesigen Touren, da wir auf diesen immer sehr viel Zeit mit Warten verbracht hatten.
Um 09.00 Uhr hiesiger Zeit telefonierten wir zunächst mit Derek und Sue aus England, auf deren Hunde wir im Oktober aufpassen werden und anschließend ich mit meiner Mutter und Yasmin mit ihrer Schwester.
Der restlichen Tag verging mit Blogpflege und Reiseplanung.
Bei geführten Ausflügen im Urlaub wurde auch immer ein “Einkaufsstop” gemacht. Eigentlich das Gleiche auf peruanisch!
Ich wünsche Euch, dass das in Kolumbien anders ist.
Liebe Grüße aus Heimsheim l
Ja, wir hoffen auch, dass Kolumbien in der Hinsicht besser wird. Bei den Einkaufsstopps konnte man sich sowas ja auch immer denken, dass der Besuch des Teppichladens nicht ausschließlich dazu da war, um das Kunsthandwerk zu bewundern. Aber in Peru hatten wir eine Tour, wo wir ausdrücklich darauf hingewiesen wurden, dass es nichts zu Essen geben würde. Und dann wurde trotzdem ein Verpflegungsstopp eingelegt…