Wie bereits im letzten Beitrag geschrieben, sollte die Nacht kalt werden und wir wurden nicht enttäuscht, sie war richtig kalt. Während ich in meinem Schlafsack abgesehen von kalten Füßen einigermaßen gut klar kam, hatte Yasmin bereits ihre Thermounterwäsche an und fröstelte trotzdem.
Darüber hinaus hatten wir rücksichtsvolle Nachbarn, die bereits um 03.30 Uhr aufstanden und dies durch laute Gespräche allen auf dem Campground mitteilten. So war ich schon früh wach und nutzte die Zeit um ein paar Sternenfotos zu machen.
Als wir um 06.30 Uhr Utah-Zeit und damit 05.30 Uhr in Arizona und am Grand Canyon – aufstanden, tummelten sich die Temperaturen noch immer fröhlich um den Gefrierpunkt. Mit T-Shirt, Pulli, Merinojacke und Puffy begegneten wir diesem Zustand, am meisten half jedoch der heiße Kaffee. Im Anschluss verstauten wir Zelt und Kegel im Wagen und fuhren zum Grand Canyon.
Inhalt
Grand Canyon National Park North Rim
Die Landschaft auf dem Weg wirkte im Gegensatz zu gestern wie ausgewechselt: Die grünen Wiesen und Bäume waren einer Eiswüste gewichen, die von frostigen Nebelschwaden durchzogen wurde. Erst mit den ersten Sonnenstrahlen taute das Gras auf und die Espen fingen wieder an zu leuchten.
Aufgrund des anstrengenden Tages in den Coyote Buttes South hatten wir uns diesmal – im Gegensatz zu 2017, wo wir an einem Tag vom South Rim zum Colorado und wieder zurück gewandert sind – gegen eine Wanderung in den Grand Canyon hinein entschieden. Dies lag insbesondere daran, dass der einzige Zugang vom North Rim über den North Kaibab Trail führt, der gerade zu Beginn sehr steil ist. Bereits die ersten neun Kilometer hinunter zu den Roaring Springs haben einen Höhenunterschied von fast 1.100 Metern.
Als Alternative fuhren wir lieber die Cape Royal Road, den örtlichen Scenic Drive, entlang, welcher uns uns am Vortag im Visitor Center auch glühend empfohlen wurde.
Am ersten Aussichtspunkt – dem Imperial Point – angelangt fiel uns auf, dass wir die Weite des Canyons eher erahnen, als sehen konnten. Dies lag daran, dass wir nach Süden und Südosten blickten und uns die Sonne von schräg oben mehr oder weniger direkt ins Gesicht schien. Was zu der frühen Uhrzeit am ersten Aussichtspunkt noch einen schönen Silhouetten-Effekt produzierte, sorgte bei den weiteren Punkten dann dafür, dass alles in der Ferne blass und überbelichtet wirkte.
Pflichtbewusst fuhren wir trotzdem die weiteren Viewpoints an, wann ist man denn schon mal am Grand Canyon?!? Da es jedoch in der Natur eines jeden Nordrandes einer Schlucht liegt, dass man von dort gen Süden schaut, wurde es nicht besser.
Einzig am letzten Aussichtspunkt, am Cape Royal, hatten wir dann endlich die Farben und die Weitsicht, die den Canyon und das Grand Canyon Gefühl unserer Meinung nach ausmachen und die man vom Süden, aufgrund der Lichtverhältnisse, einfach besser sieht.
Im Anschluss fuhren wir noch einmal zum Bright Angel Point am Visitor Center und liefen von dort den Transcept-Trail, der uns jedoch auch nicht richtig begeisterte, weswegen wir die erste Abzweigung zurück zum Parkplatz nahmen.
Insgesamt war das North-Rim-Erlebnis leider unspektakulärer, als wir uns das ausgemalt hatten, was aber vielleicht auch daran lag, dass wir ein wenig kaputt und müde waren. Leicht enttäuscht fuhren wir zurück nach Kanab.
Während der Fahrt lauerten wir dann immer wieder auf Momente mit Internet-Empfang, denn wir hatten uns um Permits für die Subway im Zion National Park beworben und die Entscheidung fiel am heutigen Tag. Der letzte uns bekannte Stand von vor zwei Tagen war, dass sich etwas über 30 Leute für die 20 Plätze beworben hatten, also standen unsere Chancen ganz gut.
Als bei mir dann endlich die Mail durchkam, war es jedoch keine gute Nachricht. Ich war in der Lotterie nicht gezogen worden und Yasmins Mails konnten wir dann nicht mehr abrufen. Nach 10 weiteren bangen Minuten kam die Erlösung und unsere Laune besserte sich schlagartig: Yasmin hatten tatsächlich zwei Permits gewonnen.
Am Montag dürfen wir nun also etwa sechs Stunden bei leichter Sturzflutgefahr durch einen Fluss waten… Hört sich großartig an, oder?
Zion National Park
Am nächsten Morgen hieß es dann mal wieder früh aufstehen, denn wir mussten unsere Subway-Permits im Zion Visitor Center abholen. Unser Übernachtungsort Kanab lag dafür nicht 100% perfekt, denn von hier ist es in den Park knapp eine Stunde zu fahren, aber wir wollten die Permits ja unbedingt…
Also cancelten wir unseren eigentlichen Pläne (wir wollte vom Wire Pass in den Buckskin Gulch, den längsten Slot Canyon der USA, wandern) und machten uns stattdessen auf den Weg nach Zion.
Da heute Sonntag ist und es in Zion seit einigen Jahren zugeht wie in Disneyland, wussten wir, dass wir nur eine Chance auf einen Parkplatz am Visitor Center haben, wenn wir wirklich früh losfahren. Also packten wir uns beim Motel-Frühstück zwei Tassen Kaffee, zwei Waffeln und vier kleine Muffins ein und fuhren um kurz nach 07.00 Uhr los.
Als wir uns dem Visitor Center nährten und der Verkehr immer dichter wurde, machten wir uns schon Sorgen, dass 08.00 Uhr für Disneyland vielleicht doch schon zu spät war, aber wir hatten Glück. Der Parkplatz war zwar schon fast komplett voll, aber in der letzten Reihe gab es noch einige ausgesuchte Plätze und einer reichte uns ja.
Emerald Pools Trail
Eigentlich hatten wir nicht geplant während dieser Reise in den Hauptcanyon hineinzufahren. Da wir nun aber schon mal hier waren, wollten wir direkt einen weiteren Trail abhaken, den wir – ähnlich zur Mossy Cave – bisher immer wieder verschoben hatten: Den Emerald Pools Trail.
Also sprangen wir in den nächsten Shuttle und ließen uns zum Trailhead chauffieren. Dort angekommen, stellten wir erfreut fest, dass noch nicht so viele Leute unterwegs waren, wie wir befürchtet hatten und so machten wir uns frohen Mutes auf den Weg.
Der Trail führte uns zunächst auf kurzem Weg eher leicht bergauf zum Lower Emerald Pool. Hier fanden wir auch die ganzen Leute, die wir bei unserem Start vermisst hatten, inklusive diverser quengelnder Kinder wieder.
Die Alkove, von der aufgrund der Saison nur ein kleines Rinnsaal tropfte, war zwar ganz nett anzuschauen, wir hielten uns allerdings trotzdem nicht lange auf und machten uns an den Aufstieg zum Upper Emerald Pool.
Der Weg war nun zwar ganz gut gefüllt, aber immer noch erträglich und als wir am Upper Emerald Pool ankamen, waren wir tatsächlich auch einige Minuten ganz alleine. Der Pool war sehr hübsch, insbesondere weil sich die imposanten roten Felsen eindrucksvoll in ihm spiegelten.
Als uns die Gruppen erreichten, die wir auf dem Weg überholt hatten, zogen wir weiter und machten noch einen kleinen Stopp am Middle Emerald Pool, der aber eher unspektakulär war.
Deutlich besser waren die Aussichten, die wir während des Rückwegs hatten. Hier, auf dem hinteren Teil des Loops, waren auch kaum andere Leute unterwegs und – während wir die rot-weißen Canyonwände betrachtet, die langsam nach und nach von der Sonne beleuchtet wurden, merkten wir wieder was Zion so magisch macht.
In dem ganzen Besuchertrubel, der in den letzten Jahren wirklich schlimm geworden ist, vergisst man es manchmal, aber heute, als wir alleine auf einem der vollsten Trails des Parks standen, war das Gefühl wieder da. Darum kommen wir immer wieder hierher!
Zufrieden, dass wir das Gefühl zurück hatten, machten wir uns dann an den Rückweg, der überwiegend bergab ging und schnell erledigt war.
Wieder am Trailhead angekommen, kam dann direkt auch der Shuttlebus, der um diese Uhrzeit in diese Richtung noch komplett leer war und uns zum Visitor Center zurückbrachte.
Hier ging es für uns dann noch kurz zum Wilderness Desk, wo wir nach einiger Wartezeit und nach Bestätigen der üblichen Wilderness Regeln unsere Permits in Empfang nehmen konnten.
Danach hatten wir genug von Disneyland und machten uns wieder auf den Rückweg, wobei wir zwei Personen unglaublich glücklich machten, als wir unseren Parkplatz genau in dem Moment freigaben, als sie an uns vorbei fuhren (und nicht eins der anderen 20 im Kreis fahrenden Autos).
Kanab Sand Caves
Als wir Zion verlassen, ist es gerade mal 11.00 Uhr, aber wir waren immer noch so müde, dass wir beschlossen uns den Sonntags-Trubel im Coral Pink Sand Dunes State Park zu sparen und nur noch an den Kanab Sand Caves zu halten.
Der Weg zu den Sandhöhlen, die von Menschenhand geschaffen wurden und eigentlich die Überreste einer Sandmine aus den 1970er Jahren sind, ist kurz und eben. Nur die letzten Meter müssen wir über eine Sandsteinwand nach oben kraxeln.
Im Gegensatz zu diversen anderen Personen, die auf dem sandigen Felsen mit Turnschuhen ziemlich rutschen, haben wir mit unseren Trailrunnern jedoch keinerlei Probleme.
Schnell sind wir an den Höhlen angekommen und machen ein paar Fotos, bevor es zurück zum Wagen geht.
Danach passiert nicht mehr besonders viel. Wir schreiben in Ruhe die Beiträge zu Ende und schaffen es am Ende sogar noch unsere Traveller Arrival Forms für Nepal auszufüllen und unsere Passdaten für den Flug nach Kathmandu zu ergänzen.
Nur das Abendessen macht uns dann einen Strich durch die Rechnung. Da Sonntag ist, sind – mit Ausnahme von Escobars, wo die Wartezeit über 30 Minuten beträgt – die meisten Restaurants geschlossen. Da wir keine Lust haben für relativ teures, aber nicht besonders gutes Essen so lange zu warten, fahren wir zu Wendys und gönnen und zwei große Fastfood-Menüs. Danach gibt es dann noch einen Apple Pie aus der Mikrowelle.
Abends geht es dann zeitig ins Bett, denn morgen ist Subway-Tag 🙂
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