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22.09.2022: Million Dollar Highway und Black Canyon of the Gunnison National Park

Gestern Abend beim Einchecken hatten wir die Frau im Laden des Campingplatzes gefragt, wie kalt es nachts ungefähr werden würde, immerhin waren wir ja auf etwa 3.300 Metern Höhe. Lapidar fragte sie Alexa, die sagte, es werde 43 Grad Fahrenheit, also circa 6 Grad Celsius. Zufrieden legten wir uns schlafen, da wir heute Nacht nicht frieren würden.

Während der Nacht wurden wir jedoch eines besseren belehrt: Es wurde richtig kalt. Yasmin fror ab 03.00 Uhr, ich ab 05.00 Uhr. Der morgens zugefrorenen Windschutzscheibe unseres Wagens nach zu urteilen hatten wir wohl mindestens 0 Grad.

Nachdem allerdings das Tuch, dass ich zum Abtrocknen des Morgentaus am Zelt nutzte, bereits nach wenigen Minuten mit kleinen Eiskristallen übersät war, vermute ich, dass es auch noch ein paar Grad darunter waren…

Trotz der Kälte war das Wetter am Morgen sowie der Sonnenaufgang wundervoll. Die Landschaft wurde nach und nach golden eingefärbt und als uns die Sonne dann endlich erreichte, wurde es auch etwas wärmer. Wir halfen mit Kaffee und Oats nach und packten anschließend schnell alles ein, um die Heizung im Wagen zu genießen.

Million Dollar Highway

Heute ging es für uns zunächst auf dem sog. “Million Dollar Highway” von Silverton nach Ouray. Dies soll eine der schönsten und zugleich aufregendsten Straßen der USA sein. Schön wegen der Aussichten auf die San Juan Mountains, aufregend wegen der steilen Abhänge, die direkt am Straßenrand auf den unachtsamen Autofahrer warteten. Wir haben übrigens mittlerweile bereits mindestens fünf Straßen in den USA befahren, die jeweils die schönste und aufregendste des Landes war. Mit Superlativen ist man hier einfach etwas freizügiger 😀

Die Landschaften waren aber tatsächlich wunderschön und wurden durch die bereits herbstlich gefärbten Espen noch eindrucksvoller. Im Sonnenschein waren die Gelb- und Orangetöne sehr knallig und absolut einmalig und dabei haben noch gar nicht so viele Bäume ihre Farbe geändert. Wären wir ein oder zwei Wochen später gefahren, wäre es noch viel besser gewesen.

Aufregend war die Straße übrigens nicht, sie war zwar kurvig, aber asphaltiert und ausreichend breit, damit zwei Fahrzeuge aneinander vorbei fahren können. Da haben wir ignoranten Europäer in Slowenien oder den Kanaren schon viel Übleres befahren.

In dem kleinen Städtchen Ouray machten wir eine kurze Pause, um uns den Box Canyon Fall anzusehen. Das ist ein Wasserfall, der innerhalb einer engen Klamm hinabstürzt, was prinzipiell sehr eindrucksvoll und hübsch ist. Das Problem: Die Schlucht hier ist so eng, dass man den Wasserfall als Besucher fast nicht sehen kann.

Als kleinen Zusatz nehmen wir noch den kurzen Weg, der uns ein Stück weiter nach oben auf eine Brück bringt. Auch dort sehen wir nicht besonders viel, allerdings haben wir einen schönen Ausblick auf Ouray und die dahinter liegenden rötlichen Berge. Ouray vermarktet sich übrigens als “Switzerland of America”. Würde ich so nicht unterschreiben, aber hübsch war es trotzdem.

San Juan Skyway

Da das Wetter so langsam umschlug, entschieden wir uns, den weiteren Tag im Auto zu verbringen und nach Telluride, ein weiteres kleines Städtchen in den Bergen, zu fahren. Hier gibt es eine kostenlose Gondel, mit der man auf einen nahegelegenen Skiberg fahren und die Aussichten genießen kann.

Die Strecke dahin nennt sich San Juan Skyway und gefiel uns sehr gut. In Telluride angekommen waren wir überrascht, wie voll es war und welche Massen von Autos sich durch die übersichtlich große Siedlung schoben.

Nachdem wir etwa 20 Minuten im Kreis gefahren und gerade aufgeben und zurück fahren wollten, fanden wir überraschend doch noch einen Parkplatz. Die Gondelfahrt war dann ganz witzig, vor allem weil wir einfach nur dasitzen konnten und uns nicht bewegen mussten. Perfekt 🙂

Black Canyon of the Gunnison National Park

Anschließend fuhren wir zu unserem heuten Etappenziel nach Montrose. Hier in der Nähe liegt der Black Canyon of the Gunnison National Park, unsere Nummer 42 und der letzte neue National Park auf unserer Reise.

Um eines der 15 Wilderness-Permit für unsere morgige Wanderung in den Canyon zu ergattern, fuhren wir auch gleich noch in den Park hinein und waren – trotz des eher verhangenen Wetters – unglaublich beindruckt. Die beiden Schluchtenränder sind an manchen Punkten nur 335 Meter voneinander entfernt, der Canyon ist jedoch teilweise über 800 Meter tief. Einfach nur wow.

Da es morgen den ganzen Tag sehr stark regnen soll, werden wir von der Rangerin ausdrücklich über die Gefahren des Abstieges belehrt. Wir füllen das Permit trotzdem aus, denn wenn wir eins haben, dann können wir morgen je nach Wetters entscheiden, ob wir runter gehen oder nicht. Wenn wir kein Permit haben, dann können wir auf keinen Fall runtergehen. Ganz einfach, oder?!?

Mit dem Permit in der Tasche fahren wir noch einen weiteren Viewpoint an und anschließend zurück nach Montrose. Dort gibt es leckeres Essen bei unserer neuen mexikanischen Lieblingskette Mi Mexico und anschließend administrative Abendzeit.

Inner Canyon u. South Rim

Als am nächsten Morgen um 06.00 Uhr der Wecker klingelt, ist es draußen trocken. Auch nachts scheint es nicht mehr viel geregnet zu haben, also entscheiden wir uns den Abstieg in den Canyon zu wagen. Ohne viel zu Trödeln machen wir uns auf den Weg und stehen bereits um 07.45 Uhr am Trailhead.

Auf der sogenannten “Gunnison Route”, die wir uns für den Abstieg in den Canyon ausgesucht haben, ist der Weg in den Canyon und zum Gunnison River gerade mal 1,6 Kilometer one-way. Auf dieser übersichtlichen Strecke ist jedoch ein Höhenunterschied von 550 Metern zu überwinden.

Die ersten Meter legen wir noch auf einem – für alle Besucher zugänglichen und dementsprechend gut gepflegten – Trail zurück, dann passieren wir das Schild “Wilderness Permit Required”.

Ab hier wird der Weg vom National Park Service weder gepflegt noch markiert, vielmehr geht es auf Trampelpfaden, die non-stop aus Schotter, losen Steinen und Geröllfeldern bestehen, den Canyon hinab zum Fluss. Dabei ist der Weg oft so steil, dass selbst Kai nur noch auf dem Po rutschend weiter kommt.

Lediglich an einer Stelle hat sich der Park Service erbarmt und eine Kette gespannt, wahrscheinlich die beste Stelle des Abstiegs.

Wir sind aus den Alpen echt einiges gewohnt, aber der Abstieg bringt mich schon ziemlich an meine Grenzen. An einer Stelle bin ich 15 Minuten ziemlich sicher, dass ich nie unten ankommen, am Ende schaffe ich es mit der Hilfe von Kai aber doch und nach knapp 2 Stunden stehen wir endlich an Gunnison River.

Immer noch den drohenden “heavy rain” im Nacken, wollen wir unser – bisher trockenes – Glück nicht überstrapazieren und halten uns nicht allzu lange am Fluss auf. Nach rund 20 Minuten machen wir uns bereits auf den Rückweg.

Der Weg ist zwar während unser Pause weder besser noch weniger steil geworden, bergauf gehen ist allerdings unsere Stärke. Während wir bergab länger gebraucht haben, als angesetzt, sind wir bergauf deutlich schneller. In rund 1.15 Stunden stehen wir – absolut durchgeschwitzt und fertig, aber auch unglaublich zufriedenen – gegen 11.30 Uhr wieder an unserem Ausgangspunkt.

Nachdem wir uns ein wenig akklimatisiert haben, ist es immer noch trocken und so fahren wir noch die verschiedenen Aussichtspunkte an, von denen uns jeder mit einer neuen Aussicht auf und in den Canyon überrascht.

Egal, wie oft und von welcher Stelle wir in den Canyon hinab schauen, wir sind jedes Mal auf ein neues tief beeindruckt und irgendwann hören wir auf zu zählen, wie oft wir das Wort “krass” benutzt haben. Am Ende ist unser Witz des Tages der Satz: “Krass! Habe ich heute schon krass gesagt?!”

Am Ende schaffen wir es tatsächlich sogar noch einigermaßen trocken zu picknicken und den knapp 2 Kilometer langen Warner Trail zu wandern. Leider sind die Aussichten auf diesem Weg nicht ganz so gut, nur am Ende hat man vom Warner Point wieder eine großartige Aussicht in den Canyon. Da es ab und an leicht nieselt, machen wir uns aber schnell wieder auf den Rückweg.

Genau, als wir wieder am Wagen ankommen, fängt es schließlich doch an zu regnen. Erst verhalten, dann immer stärker. Am Ende schaffen wir von den insgesamt 12 Overlooks 10, die letzten beiden lassen wir aufgrund des Regens und der dadurch stark eingeschränkten Sicht aus.

Als wir das South Rim des Black Canyons verlassen, sind wir trotzdem zufrieden. Wir konnten ohne Regen in den Canyon hinab wandern und meisten Aussichtspunkten sehen, was deutlich mehr war, als wir mit der Wettervorhersage von gestern erwartet hatten.

Die 1 ½-stündige Fahrt nach Crawford ist dann zwar verregnet, aber ansonsten unspektakulär und wir kommen zeitig in unserem Hotel an. Nachdem wir eingecheckt haben, haben wir noch ein “interessantes” Gespräch mit drei Texaner, die hier mit Pfeil und Bogen Wapitis jagen und davon erzählen, wie sie früher Rodeo geritten sind.

Nach der Dusche fahren wir dann noch 15 Minuten in den nächsten Ort, denn Crawford ist so klein, dass es hier kein Restaurant gibt. Nach einem guten Burger liegen wir jetzt müde im Bett und hoffen, dass der Wetterbericht für morgen ebenfalls zu pessimistisch war.

North Rim

Heute hatten wir nicht so viel vor, also wollten wir eigentlich ausschlafen. Nachdem uns gestern der Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen hatten, freuten wir uns da richtig drauf. Bis wir um 05.30 Uhr beide wach waren… Soviel zum Ausschlafen. Wahrscheinlich weil das Bett einfach zu weich war.

Dieser Morgen war komplett das Gegenteil vom gestrigen, denn als wir nach dem ersten Kaffee aus dem Fenster sahen, goss es wie aus Eimern. Laut Wetterbericht war zunächst keine Besserung in Sicht. Es blieb uns also nur Abwarten und so verbrachten wir den Morgen mit administrativen Arbeiten im Bett.

Um 09.30 Uhr machten wir uns – immer noch bei strömenden Regen – auf dem Weg zum Black Canyon, diesmal an das North Rim. Wir befürchteten schon das Schlimmste, aber als wir nach knapp 40 Minuten am ersten Overlook ankamen, war der Regen (fast) vorbei.

Bei zwar immer noch sehr vergangenem Himmel, dafür aber die meisten Zeit trocken bzw. nur leicht nieselnd konnten wir uns so in aller Ruhe die Viewpoints auf dieser Seite des Canyons anfahren. Heute sahen wir auch, weswegen er Black Canyon genannt wird, da der nasse Stein bei der verhaltenen Beleuchtung sehr dunkel war.

Auch diese waren allesamt grandios und der Canyon bleibt einfach faszinierend, egal wie oft und von wo wir ihn herabschauen. Während wir gestern am South Rim auf das steilere North Rim geschaut haben, ist es heute andersherum. Wir blicken auf das nicht ganz so steile South Rim, dafür geht es unter uns richtig steil runter. Es verschlägt uns jedes Mal wieder die Sprache, wenn wir über das Geländer schauen. Sch…. ist das tief! Oder auch: “Krass! Habe ich heute schon krass gesagt?!

Aufgrund des Wetters lassen wir einen der geplanten Trails ausfallen und machen nur einen kurzen Loop, der zu noch mehr Overlooks führt. Am Horizont sehen wir bereits, wie ein kleines Loch in den Wolken aufreißt, aber leider haben wir nicht mehr ausreichend Zeit, um auf das bessere Wetter zu warten. Und für Ron kommt sowieso jede Hilfe zu spät: Aufgrund der Gravel-Roads sieht er aus wie eine Pottsau.

Wir machen uns also auf die Weiterreise. Leider! Der Black Canyon hat uns tief beeindruckt und ist schon jetzt eines der absoluten Highlights auf unserer Reise. Eins wissen wir sicher: Hier waren wir nicht zum letzten Mal. Diesen Canyon müssen wir bei Sonnenschein sehen.

Vom North Rim geht es – bei langsam besser werdenden Wetter – nach Delta. Hier stoppen wir kurz für einen Snack bei Taco Bell und zum Einkaufen bei Walmart. Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Grand Junction, wo wir heute übernachten werden.

Morgen startet dann die nächste Etappe unserer USA-Rundreise, denn nach fast zwei Wochen heißt es Abschied von Colorado zu nehmen. Das macht uns ein wenig traurig, zum einen, weil die Zeit hier auf einmal so schnell vergeht, zum anderen weil wir Colorado sehr abwechslungsreich fanden. Hier kann man eben noch auf über 4.000 Meter hohe Berge blicken und schon kurze Zeit später in der Wüste stehen.

Trotzdem freuen wir uns auch auf das was noch kommt, morgen werden wir die Grenze nach Utah – unserem absoluten Lieblingsbundesstaat – überqueren.

Kleiner Teaser: Es wird rot!

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